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Alfred Schnittke (russisch Альфред Гарриевич Шнитке, wiss. Transliteration Al’fred Garrievič Šnitke, deutsche Transkription Alfred Garrijewitsch Schnitke; * 24. November 1934 in Engels, Autonome Sozialistische Sowjetrepublik der Wolgadeutschen, Sowjetunion; † 3. August 1998 in Hamburg) war ein russisch-deutscher Komponist und Pianist.

Alfred Schnittke (1989)
Alfred Schnittke (1989)
Alfred Schnittke, Porträt von Reginald Gray aus dem Jahr 1972
Alfred Schnittke, Porträt von Reginald Gray aus dem Jahr 1972

Leben


Wohnhaus von Alfred Schnittke in Hamburg von 1992 bis zu seinem Tod 1998
Wohnhaus von Alfred Schnittke in Hamburg von 1992 bis zu seinem Tod 1998
Gedenktafel für Alfred Schnittke
Gedenktafel für Alfred Schnittke
Musik Meile Wien
Musik Meile Wien
Reliefstein vor dem Grab
Reliefstein vor dem Grab

Schnittke war Sohn des jüdischen, aus Frankfurt am Main stammenden Journalisten Harry Schnittke und der wolgadeutschen Deutschlehrerin Marie Vogel. Er war der Bruder des Schriftstellers Viktor Schnittke. 1946 begann Alfred Schnittke in Wien, wo sein Vater bis zur Demobilisierung aus der Roten Armee 1948 als Kriegsberichterstatter bei der Österreichischen Zeitung tätig war, seine musikalische Ausbildung mit Privatstunden bei der österreichischen Klavierlehrerin Charlotte Ruber. Die Familie kehrte nach Moskau zurück, wo Alfred Schnittke von 1949 bis 1953 die Musikschule „Oktoberrevolution“ (Moskowskoje musykalnoje utschilischtsche imeni Oktjabrskoi rewoljuzii) besuchte und seine Ausbildung von 1953 bis 1958 am Moskauer Konservatorium bei Jewgeni Golubew und Nikolai Rakow fortsetzte. Am Konservatorium übernahm er 1961 bis 1972 eine Lehrtätigkeit. Ab 1973 widmete er sich nur noch der Komposition. Nach anfänglichen Versuchen mit Kompositionstechniken wie Aleatorik und Serialismus wandte sich Schnittke einer polystilistischen Kompositionsweise zu, die sich auf Charles Ives, Luciano Berio und Bernd Alois Zimmermann beruft. Erste Aufmerksamkeit im Westen erzielten seine Werke bei den Tagen für Neue Musik in Donaueschingen 1966. 1985 erlitt er einen Schlaganfall, infolge dessen er kurzzeitig klinisch tot war; dieser „setzte in ihm nochmals ungeheure Schaffenskräfte frei – gut die Hälfte seiner wichtigsten Werke entstand in den 13 ihm noch verbleibenden Jahren, in denen ihn noch drei weitere Schlaganfälle in den Jahren 1991 und 1994 immer wieder an der Arbeit hinderten“.[1] Auch nach seinem vierten Schlaganfall konnte er noch eine 9. Symphonie schreiben, ehe er dann im Jahre 1998 im Alter von 63 Jahren starb.[1]

1990 siedelte Schnittke, nachdem er über 40 Jahre in der Sowjetunion gelebt und gearbeitet hatte, mit seiner Familie nach Hamburg über, wo er an der Musikhochschule eine Professur für Komposition übernahm. Er wohnte von 1992 bis zu seinem Tod in Hamburg-Eppendorf, Beim Andreasbrunnen 5, wo heute eine Gedenktafel angebracht ist.

Schnittke konvertierte zum Christentum und sein mystischer Glaube beeinflusste seine Musik.[2]

Alfred Schnittke wurde auf dem Moskauer Nowodewitschi-Friedhof begraben.

Er hatte einen Sohn, Andrej Schnittke (1965–2020), der neben ihm begraben wurde. Dieser war ebenfalls Komponist und Rockmusiker sowie Fotograf und Fotodesigner. Dieser lieferte u. a. für Werke seines Vaters elektronische Musikteile, so z. B. für dessen Filmmusiken Der Meister und Margarita (Musik zum Spielfilm von Juri Kara nach dem Roman von Michail Bulgakow, 1993) sowie Die letzten Tage von St. Petersburg (Musik zum Stummfilm von Wsewolod Pudowkin, 1927), das musikalische Bühnenwerk HOMMAGE AN SCHIWAGO (musikalisches Gleichnis frei nach Motiven des Romans von Boris Pasternak) und Schnittkes letzte Oper Historia von D. Johann Fausten.


Auszeichnungen


1986 erhielt Schnittke den Staatspreis der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik, genannt Krupskaya-Preis. 1989 wurde er mit dem Filmpreis Nika geehrt und 1992 wurde er mit dem Praemium Imperiale und dem Bach-Preis der Freien und Hansestadt Hamburg ausgezeichnet.

1995 wurde Schnittke Preisträger des Staatspreises der Russischen Föderation. Im selben Jahr erhielt er das Österreichische Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst und wurde als Ehrenmitglied in die American Academy of Arts and Letters gewählt.[3]

Der Asteroid (30836) Schnittke wurde 2002 nach ihm benannt.


Erste Werke


Auf der Suche nach seiner kompositorischen Identität schrieb Schnittke anfänglich viel szenische Musik und Filmmusik. Die 2. Violinsonate von 1968 markiert den Beginn dieses neuen Kompositionsstiles, gleichzeitig begab sich Schnittke aber auch kompositorisch auf eine mit jedem Werk neu entstehende Reise nach Klängen und Konzepten. Gleich seine 1. Sinfonie (1972–74) betitelte er selbst als „Un-Sinfonie“; sie ist ein auskomponiertes Fragezeichen in gigantischen Ausmaßen und behandelt die Suche nach einer zeitgemäßen sinfonischen Form des 20. Jahrhunderts. Gestische und theatralische Elemente, ein weiteres wichtiges Merkmal von Schnittkes Musik, sind hier ebenso einbezogen wie traditionelle Formen und Stile, selbst Jazz wird als „Möglichkeit“ inszeniert, es ist eine sinfonische Apokalypse. John Neumeier verwendete diese Musik zu seinem Ballett Endstation Sehnsucht nach Tennessee Williams.


Filmmusik


Alfred Schnittke hat etwa 70 Filmmusiken komponiert. Seit etwa 2001 wird dies von einem zunehmend größeren Publikum wahrgenommen, was in erheblichem Maß das Verdienst des Dirigenten des Rundfunk-Sinfonie Orchesters Berlin, Frank Strobel, sein dürfte. Strobel hat seit dieser Zeit die Filmmusik zu unter anderem Agonia, Die Kommissarin, Clowns und Kinder, Der Meister und Margarita, Rikki-Tikki-Tavi und Sport, Sport, Sport aufgenommen. Dies war durchaus im Sinne von Alfred Schnittke, der seine Filmmusiken als gleichwertig neben den „ernsten“ Kompositionen sah. 2005 und 2006 wurde dies mit dem „Preis der deutschen Schallplattenkritik“ gewürdigt.


Werke



Opern



Ballette



Filmmusiken (Auswahl)



Chormusik



Sinfonische Musik



Konzertante Musik


  • Konzert Nr. 1 für Violine und Orchester (1957/63)
  • Konzert Nr. 2 für Violine und Kammerorchester (1966)
  • Konzert Nr. 3 für Violine und Kammerorchester (1978)
  • Konzert Nr. 4 für Violine und Orchester (1984)
  • Konzert für Viola und Orchester (1985), für Juri Abramowitsch Baschmet[5]
  • Konzert für Viola und Orchester (Nr. 2; 1998, Manuskript nach dem Tod des Komponisten aufgefunden)
  • Konzert Nr. 1 für Violoncello und Orchester (1985/86)
  • Konzert Nr. 2 für Violoncello und Orchester (1990)
  • Concerto grosso Nr. 1 für zwei Violinen, Cembalo, Präpariertes Klavier und Streicher (1977) (weitere Version, in der die beiden Soloviolinen durch Flöte und Oboe ersetzt werden, durch den Komponisten (1988))
  • Concerto grosso Nr. 2 für Violine, Cello und Orchester (1981–82)
  • Concerto grosso Nr. 3 für zwei Violinen und Kammerorchester (1985)
  • Concerto grosso Nr. 4. (= 5. Sinfonie) (1988)
  • Concerto grosso Nr. 5 für Violine und Orchester (1991)
  • Concerto grosso Nr. 6 für Klavier, Violine und Streicher (1993)
  • Poème für Klavier und Orchester (1953, verschollen)
  • Konzert für Klavier und Orchester (1960)
  • Musik für Klavier und Kammerorchester (1964)
  • Konzert für Klavier und Streicher (1979)
  • Konzert für Klavier vierhändig und Kammerorchester (1988)

Kammermusik



Schüler (Auswahl)



Literatur



Diskografie




Commons: Alfred Schnittke – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Programmheft. ensembleKONTRASTE, archiviert vom Original am 4. Mai 2006; abgerufen am 10. April 2012.
  2. В. Ю. Гаврилова «Пространство Альфреда Шнитке (к 80-летию со дня рождения)»
  3. Honorary Members: Alfred Schnittke. American Academy of Arts and Letters, abgerufen am 22. März 2019.
  4. „Faust“ in der Musik. Neuvertonungen und Klassiker. In: Sikorski. Nr. 2. Internationale Musikverlage, Hamburg 2012, S. 5 (sikorski.de [PDF; abgerufen am 10. April 2012]).
  5. Niklas Rudolph: Alfred Schnittke „Bratschenkonzert“. (mp3, 14,1 MB, 12:09 Minuten) WDR3-Sendung „Meisterstücke“, 10. Juni 2018, abgerufen am 11. Juni 2018.
Personendaten
NAME Schnittke, Alfred
ALTERNATIVNAMEN Schnittke, Alfred Garrijewitsch; Šnitke, Al'fred Garrievič; Шнитке, Альфред Гарриевич
KURZBESCHREIBUNG deutsch-russischer Komponist und Pianist
GEBURTSDATUM 24. November 1934
GEBURTSORT Engels, Autonome Sozialistische Sowjetrepublik der Wolgadeutschen, Sowjetunion
STERBEDATUM 3. August 1998
STERBEORT Hamburg

На других языках


- [de] Alfred Schnittke

[en] Alfred Schnittke

Alfred Garrievich Schnittke (Russian: Альфре́д Га́рриевич Шни́тке, Alfred Garriyevich Shnitke; 24 November 1934 – 3 August 1998) was a Soviet composer of Jewish-German descent.[1][n 1] Among the most performed and recorded composers of late 20th-century classical music,[1][6] he is described by musicologist Ivan Moody as a "composer who was concerned in his music to depict the moral and spiritual struggles of contemporary man in [...] depth and detail."[7]

[es] Alfred Schnittke

Alfred Gárievich Schnittke (ruso: Альфре́д Га́рриевич Шни́тке; Enguels, 24 de noviembre de 1934 - Hamburgo, 3 de agosto de 1998) fue un prolífico compositor soviético y alemán, que vivió sus últimos años en Alemania. Es considerado uno de los más importantes músicos tardosoviéticos.

[ru] Шнитке, Альфред Гарриевич

Альфре́д Га́рриевич Шни́тке (24 ноября 1934, Энгельс — 3 августа 1998, Гамбург) — советский и российский композитор, музыкальный педагог и музыковед .



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