music.wikisort.org - KomponistFranz Waxman, gebürtig und bis 1934 aktiv als Franz Wachsmann, (geboren 24. Dezember 1906 in Königshütte, Oberschlesien[1]; gestorben 24. Februar 1967 in Los Angeles, USA) war mit fast 200 Filmmusiken ein bedeutender in Deutschland geborener Filmkomponist, Dirigent und Arrangeur.
Franz Waxman als Filmkomponist
In Deutschland
Franz Waxman wurde 1906 als Sohn des jüdischen Kaufmanns Otto Wachsmann und dessen Ehefrau Rosalie geb. Perl geboren.[1] Bereits mit sechs Jahren, nach dem Umzug der Familie nach Oppeln, erhielt Franz Waxman Klavierunterricht. Er sollte nach dem Willen seines Vaters das Bankgeschäft erlernen. Er arbeitete zwei Jahre als Kassierer und verwendete sein Gehalt, um nebenbei weiter Klavier, Harmonielehre und Komposition zu erlernen. 1922 verließ er Oppeln und die Bank und zog nach Dresden und später nach Berlin, um Musik zu studieren.[2] Seinen Unterhalt verdiente er als Klavierspieler in Nachtclubs und arbeitete dann mit den Weintraub Syncopators zusammen, einer populären Jazzband der späten 1920er-Jahre, für die er auch Arrangements schrieb.[3] Daneben arbeitete er Ende der 1920er Jahre als Komponist (z. B. Musik zu All people on board von Kurt Tucholsky).[4] Seine Werke wurden teilweise auch im Rundfunk übertragen.
In dieser Zeit begann er, Arrangements für einige deutsche Musikfilme zu schreiben. Seine bekannteste frühe Arbeit war die Orchestrierung und Orchesterleitung für Josef von Sternbergs Der blaue Engel (1930) mit Marlene Dietrich. Durch den großen Erfolg des Films bekam er vom Leiter der UFA-Studios in Berlin Erich Pommer weitere Aufträge, darunter den, die Musik zu Fritz Langs Version von Liliom (1934) zu schreiben, der dann mit Charles Boyer in Paris verfilmt wurde. Als Jude musste Waxman nach der „Machtergreifung“ aus Nazideutschland fliehen. 1934 arbeitete er nur vorübergehend in Frankreich und siedelte wenig später in die Vereinigten Staaten von Amerika über.
In Amerika
Der nächste Auftrag von Erich Pommer, die Arrangements zum Film Music in the Air von Jerome Kern, führte Franz Waxman nach Amerika. Sein erster großer Erfolg als Komponist war die Vertonung des Horror-Klassikers Frankensteins Braut (1935) mit Boris Karloff.
Er arbeitete unter anderem für die Universal Studios und für Metro-Goldwyn-Mayer. Dabei entstanden zahlreiche Musiken für Filmklassiker, darunter Dr. Jekyll und Mr. Hyde (1941), Hitchcocks Rebecca (1940) und Verdacht (1941), Die Frau, von der man spricht (1942), Haben und Nichthaben (1944) mit Humphrey Bogart und Lauren Bacall, Hitchcocks Der Fall Paradin (1949) mit Gregory Peck, Boulevard der Dämmerung (Sunset Boulevard) (1950), Prinz Eisenherz (1954), Das Fenster zum Hof (1954), Der Hofnarr (1956) mit Danny Kaye, Geschichte einer Nonne mit Audrey Hepburn, Sayonara (1957) mit Marlon Brando oder auch Taras Bulba (1962) mit Yul Brynner und Tony Curtis.
Franz Waxman starb am 24. Februar 1967 in Los Angeles an den Folgen einer Krebs-Erkrankung.
Merkmale und Einflüsse
Franz Waxman war in den meisten seiner Filmmusiken nicht so sehr auf die Konzeption einer simplen und eingängigen Leitmelodie aus, sondern vielmehr auf die sinfonische Gesamtstruktur eines Werkes mit vielen Seitenthemen, langen Fortspinnungen und komplizierten Spielfiguren. Zwar kann man seine Werke klar in Themen gliedern, aber diese sind wohl eher als Leitmotive in der Tradition eines Richard Wagners zu verstehen. Zu Waxmans Stilmitteln gehören sowohl der Jazz in der Tradition George Gershwins und das Musical als auch epische, romantische Sinfonik im Stil von Richard Wagner und Gustav Mahler.
Frankensteins Braut gilt als eines der ersten großen Meisterwerke von Waxman und machte ihm in Hollywood einen Namen für viele weitere Filmmusiken. Alfred Hitchcock inszenierte mit Rebecca seinen ersten Film in Hollywood, nachdem er davor rund 20 Jahre in England gedreht hatte. Franz Waxman lieferte eine romantisch-dramatische Musik für großes Orchester, die er später als eine seiner besten Filmmusiken betrachtete und für die er auch eine Nominierung zum Oscar erhielt. Im Mittelpunkt steht das „Rebecca-Thema“, das die verstorbene Hausherrin voll Mystik symbolisiert. Zum Einsatz kommt hier ein so genanntes Novachord. Im Kontrast hierzu stehen das heitere Liebesthema und die locker-beschwingten Walzer, Ausdruck der naiven und unbeschwerten Liebe. In dramatischen Momenten wird der harmonisch-weiche Streicherklang härter und schroffer und Waxman verlagert das Gewicht auf die Blechbläser.
Im Kriegsfilm Der Held von Burma spielt Errol Flynn Captain Nelson, Anführer einer Einheit von 50 Fallschirmspringern, die 1944 den Auftrag bekommen eine japanische Radarstation zu zerstören. Die Mission gelingt, aber das Rettungsflugzeug wird aufgehalten und die Truppe muss sich allein durch den Dschungel kämpfen. Das im Mittelpunkt stehende pathetische Marschthema erklingt im Verlauf der Filmmusik immer wieder, je nach Stimmung verschieden orchestriert und variiert das kontrastierende, fremd anmutende „Burma-Motiv“.
Franz Waxmans Musik zu Billy Wilders Film Boulevard der Dämmerung vereint die Leitmotiv-Technik Richard Wagners mit unterhaltender Melodik wie Jazz sowie Elementen aus Richard Strauss’ Oper Salome. Er erhielt dafür einen Oscar. Das Hauptthema erinnert mit seiner Mischung aus Jazz und Tango an die Unterhaltungsmusik der 1920er-Jahre und somit an die Zeit der Hauptfigur. Joe und Norma werden jeweils Themen zugeordnet.
Neben der Originalmusik von Waxman wurden im makabren wie intelligenten Thriller Das Fenster zum Hof (1954) von Alfred Hitchcock folgende Themen verwendet:
Außerdem baute Waxman Teile seiner eigenen Filmscores Elefantenpfad und Ein Platz an der Sonne in die Filmmusik zu Das Fenster zum Hof ein. Durch die gesamte überwiegend im Jazz-Stil gehaltene Partitur zieht sich als Leitmotiv der von Waxman extra für diesen Film komponierte Song Lisa (der Name der weiblichen Hauptrolle, gespielt von Grace Kelly). Er wird teilweise nur angedeutet, erscheint in verschiedenen Lautstärken und Orchestrierungen und erklingt erst am Schluss des Films gesungen in voller Länge. Dieser Aufbau war teilweise nach den Vorstellungen Hitchcocks, der aber mit dem Endergebnis unzufrieden war. Die Partitur zu Das Fenster zum Hof gehört mit ihrer verrückt-verschrobenen Großstadt-Hinterhofstimmung zweifellos zu den besten von Franz Waxman.
Werke
Filmmusiken
|
- 1945: Der Engel mit der Trompete (The Horn Blows at Midnight)
- 1945: Jagd im Nebel (Confidential Agent)
- 1945: Pride of the Marines
- 1946: Humoreske (Humoresque)
- 1946: Nora Prentiss
- 1947: Die zwei Mrs. Carrolls (The Two Mrs. Carrolls)
- 1947: Hemmungslose Liebe (Possessed)
- 1947: Die schwarze Natter (Dark Passage)
- 1947: Der Unverdächtige (The Unsuspected)
- 1947: Der Fall Paradin (The Paradine Case)
- 1948: Du lebst noch 105 Minuten (Sorry, Wrong Number)
- 1948: Eine Frau zuviel (No Minor Vices)
- 1948: Whiplash
- 1949: Blutige Diamanten (Rope of Sand)
- 1949: Sturm über dem Pazifik (Task Force)
- 1949: Gestrandete Jugend (Johnny Holiday)
- 1950: Die Ratte von Soho (Night and the City)
- 1950: Boulevard der Dämmerung (Sunset Boulevard)
- 1950: Die Farm der Besessenen (The Furies)
- 1950: Stadt im Dunkel (Dark City)
- 1951: Die Hölle der roten Berge (Red Mountain)
- 1951: Ein Platz an der Sonne (A Place in the Sun)
- 1951: Das Herz einer Mutter (The Blue Veil)
- 1951: Bis zum letzten Atemzug (Only the Valiant)
- 1951: Entscheidung vor Morgengrauen (Decision Before Dawn)
- 1951: Steckbrief 7-73 (He Ran All the Way)
- 1951: Die Piratenkönigin (Anne of the Indies)
- 1952: Ein Fremder ruft an (Phone Call from a Stranger)
- 1952: Kehr zurück, kleine Sheba (Come Back, Little Sheba)
- 1952: Hat jemand meine Braut gesehen? (Has Anybody Seen My Gal)
- 1952: Die Hölle der roten Berge (Red Mountain)
- 1952: Meine Cousine Rachel (My Cousin Rachel)
- 1952: Lockruf der Wildnis (Lure of the Wilderness)
- 1953: Elefantenpfad (Elephant Walk)
- 1953: Ein Mann auf dem Drahtseil (Man on a Tightrope)
- 1953: Stalag 17
- 1953: Der Richter bin ich (I, the Jury)
- 1953: Das Schiff der Verurteilten (Botany Bay)
- 1954: Prinz Eisenherz (Prince Valiant)
- 1954: Der silberne Kelch (The Silver Chalice)
- 1954: Das Fenster zum Hof (Rear Window)
- 1954: Die Gladiatoren (Demetrius and the Gladiators)
- 1955: Zwischen zwei Feuern (The Indian Fighter)
- 1955: Die jungfräuliche Königin (The Virgin Queen)
- 1956: Lindbergh – Mein Flug über den Ozean (The Spirit of St. Louis)
- 1956: Entfesselte Jugend (Crime in the Streets)
- 1957: Sayonara (Sayonara)
- 1957: Glut unter der Asche (Peyton Place)
- 1958: U 23 – Tödliche Tiefen (Run Silent, Run Deep)
- 1959: Geschichte einer Nonne (The Nun’s Story)
- 1959: Alle meine Träume (The Best of Everything)
- 1960: Sunrise at Campobello
- 1960: Das Buch Ruth (The Story of Ruth)
- 1960: Cimarron
- 1961: Rückkehr nach Peyton Place (Return to Peyton Place)
- 1962: Meine Geisha
- 1962: Taras Bulba
- 1962: Hemingways Abenteuer eines jungen Mannes (Hemingway’s Adventures of a Young Man)
- 1966: Sie fürchten weder Tod noch Teufel (Lost Command)
|
Konzertante Werke
Waxman schrieb auch eine Reihe weniger bekannter und sehr persönlicher konzertanter Werke:
- Carmen-Fantasie (für Violine und Orchester)
- Tristan-und-Isolde-Fantasie (für Violine, Klavier und Orchester)
Diese beiden Fantasien komponierte Waxman ursprünglich für den Film Humoresque von 1946. John Garfield spielt einen jungen, aufstrebenden Violinisten, der diese Stücke „spielt“ (zu der Aufnahme von Isaac Stern). Auf die Anregung von Jascha Heifetz überarbeitete Waxman die Carmen-Fantasie und baute sie zum eigenständigen Konzertstück aus.[5]
- Athaneal the Trumpeter, Ouvertüre (1949)
- Sinfonietta for String Orchestra and Timpani (1955)
- Joshua, Oratorium (1959)
- The Song of Terezin, Liederzyklus (1966)
Auszeichnungen
Franz Waxman erhielt insgesamt 12 Oscar-Nominierungen und gewann den Academy Award zweimal.
Oscar-Nominierungen
Oscars
Waxman war der erste Komponist, der zwei Oscars in aufeinander folgenden Jahren gewann.
Golden Globe
- 1951 für Boulevard der Dämmerung
- 1962 für Taras Bulba (Nominierung)
Grammy
1959 für Geschichte einer Nonne (1959) (Nominierung)
Ehrungen
- Bundesverdienstkreuz für sein Lebenswerk
- Ehrenmitgliedschaft der Mahler-Gesellschaft
- Ehrendoktor des Columbia College
Sonstiges
- Franz Waxman komponierte die Metro-Goldwyn-Mayer-Fanfare, die jeden der Filme des Studios eröffnete.
- In den USA erschien eine 33¢-Briefmarke mit seinem Porträt.
Literatur
- Tony Thomas: Franz Waxman über Filmmusik und Die Filmmusiken von Franz Wachsmann. In Tony Thomas: Filmmusik. Die großen Filmkomponisten – ihre Kunst und ihre Technik (OT: Film Score). Heyne, München 1996, ISBN 3-453-09007-1, S. 41–55.
- Stefan Schmidl: Blaupausen für Hollywood. Zum 100. Geburtstag des Filmkomponisten Franz Waxman. In: ray Filmmagazin, Dezember 2006, S. 104–107.
- Stefan Schmidl: Franz Waxman. In: Hans-Christof Kraus (Hrsg.): Neue Deutsche Biographie, Band 27, Duncker & Humblot, Berlin 2020, ISBN 978-3-428-11208-1, S. 460–462.
- Herbert Martin, Robert Usaczyk: Franz Waxman – „Die Musik ist in seiner Seele geboren“ sowie Gegenwart und Zukunft der Filmmusik, Gespräch mit Waxman von Artur Holde aus Aufbau vom 10. Dezember 1943, in: Filmharmonische Blätter. Heft 8/Februar/März/April 1988, S. 8–21.
- Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 8: T – Z. David Tomlinson – Theo Zwierski. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 215 ff. als Franz Wachsmann.
- Kay Weniger: Zwischen Bühne und Baracke. Lexikon der verfolgten Theater-, Film- und Musikkünstler 1933 bis 1945. Mit einem Geleitwort von Paul Spiegel. Metropol, Berlin 2008, ISBN 978-3-938690-10-9, S. 361.
- Waxman, Franz, in: Werner Röder; Herbert A. Strauss (Hrsg.): International Biographical Dictionary of Central European Emigrés 1933–1945. Band 2,2. Saur, München 1983, ISBN 3-598-10089-2, S. 1211.
Weblinks
Einzelnachweise
- Standesamt Königshütte II: Geburtenregister. Nr. 1756/1906.
- Museum of the History of Polish Jews (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive)
- Radioprogramm. In: Reichspost, 30. August 1930, S. 12 (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/rpt 22.15 Uhr: Uebertragung aus der Eröffnungsvorstellung des Ronachertheaters
- All people on board, Text von Kurt Tucholsky, Musik von Franz Wachsmann. In: Radio Wien, 13. September 1929, S. 64 (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/raw Samstag, 21. September 1929 20.30 Uhr Königsberg Wellenlänge 276 m
- Programmtext zur Carmen-Fantasie (Memento vom 13. Februar 2013 im Internet Archive) bei: Franz Waxman homepage
На других языках
- [de] Franz Waxman
[en] Franz Waxman
Franz Waxman (né Wachsmann; December 24, 1906 – February 24, 1967) was a German-born composer and conductor of Jewish descent, known primarily for his work in the film music genre. His film scores include Bride of Frankenstein, Rebecca, Sunset Boulevard, A Place in the Sun, Stalag 17, Rear Window, Peyton Place, The Nun's Story, and Taras Bulba. He received twelve Academy Award nominations, and won two Oscars in consecutive years (for Sunset Boulevard and A Place in the Sun). He also received a Golden Globe Award for the former film. Bernard Herrmann said that the score for Taras Bulba was "the score of a lifetime."
[es] Franz Waxman
Franz Wachsmann o Franz Waxman (Königshütte, Alta Silesia; 24 de diciembre de 1906 Los Ángeles, de California; 24 de febrero de 1967) fue un compositor alemán nacionalizado estadounidense, conocido principalmente por sus trabajos para el género de música cinematográfica. Waxman fue el compositor de la música de películas tales como La novia de Frankenstein (1935), Rebecca (1940) y La ventana indiscreta (1954). También compuso obras de concierto, incluyendo el oratorio Joshua (1959) y La canción de Terezin (1965), una obra para orquesta, coro y coro de niños basada en poemas escritos por los niños del Campo de Concentración de Theresienstadt durante la Segunda Guerra Mundial. Waxman también fundó el Festival de Música de Los Ángeles en 1947 en el que dirigió un importante número de estrenos en la Costa Oeste tanto de compositores de cine compañeros suyos como de compositores de música para concierto.
[ru] Ваксман, Франц
Франц Ваксман (Franz Waxman, урожд. Wachsmann; 24 декабря 1906 года — 24 февраля 1967 года) — американский композитор. Известен как автор музыки к голливудским фильмам, в том числе «Невеста Франкенштейна», «Ребекка», «Сансет-Бульвар», «Место под солнцем», «Сталаг-17», «Окно во двор», «Пейтон-Плейс», «История монахини» и «Тарас Бульба». Удостоен премии «Оскар» за музыку к фильмам «Сансет-бульва» и «Место под солнцем». За фильм «Тарас Бульба» удостоен премии «Золотой глобус».
Текст в блоке "Читать" взят с сайта "Википедия" и доступен по лицензии Creative Commons Attribution-ShareAlike; в отдельных случаях могут действовать дополнительные условия.
Другой контент может иметь иную лицензию. Перед использованием материалов сайта WikiSort.org внимательно изучите правила лицензирования конкретных элементов наполнения сайта.
2019-2025
WikiSort.org - проект по пересортировке и дополнению контента Википедии