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Joachim Stutschewsky, eigentlich Yehoyachin Stutschewsky, (hebräisch יהויכין סטוצ'בסקי, russisch Иоахим Стучевский; * 26. Januarjul. / 7. Februar 1891greg. in Romny in der Oblast Poltawa, Russisches Reich; † 14. November 1982 in Tel Aviv) war ein russisch-israelischer Cellist, Komponist und Musikwissenschaftler.

Joachim Stutschewsky mit Alexander Schaichet
Joachim Stutschewsky mit Alexander Schaichet
Konzert in Zürich (1918)
Konzert in Zürich (1918)

Leben


Sein Vater, Kalmen-Leyb Stutschewsky, entstammte einer Familie jüdischer Spielleute (Klezmorim), war Klarinettist und leitete das Familienorchester im Poltawa-Distrikt in der Ukraine.[1] Schon im Kindesalter erhielt er Geigenunterricht, wechselte aber mit elf Jahren zum Cello. Schon ein Jahr später spielte er im Orchester der Stadt Nikolajew und trat auch solistisch auf. 1909 bis 1912 studierte er am Königlichen Konservatorium der Musik zu Leipzig bei Julius Klengel und wurde Mitglied des Jenaer Streichquartetts.

Danach lebte er von 1914 bis 1924 in Zürich und interessierte sich im Umfeld zionistischer Kreise[2] erstmals für jüdische Musik. Darunter wurde nicht die Musik der großen jüdischen Komponisten wie Meyerbeer, Mendelssohn, Halévy oder Mahler verstanden, sondern die Musik zur „[…] Erhaltung und Wahrung der jüdischen Besonderheiten im Kunstschaffen, um das Recht auf ein Gestalten der jüdischen Seinsart und um Respektierung des eigenen Schaffensbedürfnisses: Nicht um Musik von Juden, sondern um jüdische Musik.“[3] Grundlage dieser Neuen Jüdischen Schule in der Musik war die musikalische Tradition des Ostjudentums aus Alltag und Synagoge.

Stutschewsky erteilte Privatunterricht und gab in der Schweiz viele Konzerte, wo er neben zeitgenössischer Musik auch jüdische Musik für ein nichtjüdisches Publikum spielte. Ab 1924 war er in Wien (1928: Grosse Neugasse 2, 1934: Belvederegasse 10/11) ansässig und gründete mit Rudolf Kolisch, Fritz Rothschild (Geige) und Marcel Dick (Viola) das Wiener Streichquartett, und mit dem Pianisten Friedrich Wührer das Wiener Duo. Mit diesen Ensembles widmete er sich vor allem Kompositionen der Zweiten Wiener Schule.[4] Darüber hinaus setzte er sich nachhaltig für die jüdische Musik ein und arbeitete im Verein zur Förderung jüdischer Musik mit. Er organisierte in Wien und vielen europäischen Ländern Konzerte mit dieser Musik und war führend im Verein zur Förderung jüdischer Musik tätig. Er spannte ein umfangreiches Netzwerk jüdischer Musikorganisationen, womit er Wien zum internationalen Zentrum für jüdische Musikgesellschaften machte. Er veröffentlichte zahlreiche Abhandlungen über jüdische Musik und Musiker der Neuen Jüdischen Schule, die Beziehung zwischen jüdischer Musik und anderen Musikkulturen. 1936 erschien in Wien eine Sammlung von Aufsätzen unter dem Titel Mein Weg zur jüdischen Musik. So wurde er zum wichtigsten Theoretiker und Vermittler der Neuen Jüdischen Schule.

Sein in den 1930ern erschienenes vierbändiges Werk Das Violoncellspiel, von Casals und Feuermann hochgeschätzt, wurde an der Juilliard School in New York und am Curtis Institute of Music in Philadelphia wie auch in der Sowjetunion zum Standardlehrbuch.

Wenige Tage vor dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich 1938 floh Stutschewsky in die Schweiz, wo er auf die Unterstützung zahlreicher Förderer zählen konnte[5]. Von dort emigrierte er weiter nach Palästina. Er wurde Musikbeauftragter des jüdischen Nationalrats und organisierte Konzerte in Tel Aviv. Er bereiste fast das ganze Land und hielt Vorträge über jüdische und chassidische Musik, die er mit seinem Cellospiel untermalte. Darüber hinaus veröffentlichte er Abhandlungen zur Entwicklung der israelischen Musik und leistete eine umfangreiche Sammeltätigkeit auf dem Gebiet des chassidischen Liedgutes. Er betätigte sich wieder vermehrt als Komponist und verarbeitete in seiner zweiten Schaffensperiode nunmehr auch Volksmusik jemenitischer und sephardischer Juden.

Heute bildet sein Nachlass eine der größten Sammlungen des Archivs für Israelische Musik im Felicja Blumenthal Music Center in Tel Aviv.

Stutschewsky war zweimal verheiratet:
Regina (Rewekka, „Wecki“) Schein (Cellistin; 1908 Zürich – 1999 London)[6]
Julia Bliudz[5] (Sängerin, 25. Oktober 1908 Zarskoje Selo – ?).[7]


Auszeichnungen (Auswahl)



Werke (Auswahl)


Schriften

Kompositionen


Tonträger



Literatur



Dokumente


Briefe von Joachim Stutschewsky befinden sich im Bestand des Leipziger Musikverlages C.F.Peters im Staatsarchiv Leipzig.




Einzelnachweise


  1. Joel Rubin: hagalil.com, 15. Juni 2005
  2. Zionisterer Studentenverein "Hechawer"
    Quelle: J. Nemtovs, "Enzyklopädisches Findbuch zum Archiv der Neuen Jüdischen Schule", S. 339
  3. Joachim Stutschewsky: Zur Frage der jüdischen Musik. In: Die Neue Welt vom 4. Oktober 1929, S. 10.
  4. Das Quartett brachte z. B. am 8. Jänner 1927 Alban Bergs Lyrische Suite zur Uraufführung.
  5. Staatsarchiv Basel-Stadt Signatur: PD-REG 3a 19368 ()
  6. Einzelheiten zu Regina Schein (Memento vom 28. September 2007 im Internet Archive)
  7. Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration, a. a. s. Lit.
Personendaten
NAME Stutschewsky, Joachim
ALTERNATIVNAMEN Stutschewsky, Yehoyachin (wirklicher Name); יהויכין סטוצ'בסקי (hebräisch); Стучевский, Иоахим (russisch)
KURZBESCHREIBUNG russisch-israelischer Cellist, Komponist und Musikwissenschaftler
GEBURTSDATUM 7. Februar 1891
GEBURTSORT Romny, Oblast Poltawa, Russisches Reich
STERBEDATUM 14. November 1982
STERBEORT Tel Aviv

На других языках


- [de] Joachim Stutschewsky

[en] Joachim Stutschewsky

Joachim-Yehoyachin Stutschewsky, (Hebrew: יהויכין סטוצ'בסקי, Russian: Иоахим Стучевский, 7 February 1891 – 14 November 1982)[1][2] was a Ukraine-born Austrian and Israeli cellist, composer, musicologist.

[ru] Стучевский, Иоахим Калманович

Иоахим Калманович (Иехояхи́н, Иоахим Клементьевич) Стуче́вский (7 февраля 1891, Ромны, Полтавская губерния — 14 ноября 1982, Тель-Авив) — израильский композитор, виолончелист, музыковед и музыкально-общественный деятель.



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