Alberto Franchetti (* 18. September 1860 in Turin; † 4. August 1942 in Viareggio) war ein italienisch-deutscher Komponist.
Alberto Franchetti um 1906. Aufnahme von Giovanni Artico (1868–1930)
Biografie
Alberto Franchettis Vater war der Großgrundbesitzer Baron Raimondo Franchetti, seine Mutter Sara Louise von Rothschild entstammte der Bankiersdynastie Rothschild. Der Vater lehnte zunächst Franchettis musikalische Studien ab. Doch er begann dennoch ein Musikstudium, zunächst in Turin, später in Venedig, wohin seine Familie übersiedelt war. Seine Lehrer waren Nicolò Coccon (1826–1903) in Harmonielehre und Fortunato Magi (1838–1882) in Kontrapunkt. Mit zwanzig Jahren ging er nach München. Hier studierte er bei Josef Rheinberger und anschließend in Dresden bei Felix Draeseke und Edmund Kretschmer. Seine Abschlussarbeit in Dresden war die viersätzige Symphonie e-Moll.[1] Er wirkte in verschiedenen oberitalienischen Städten als Musiklehrer und Komponist.[2] Im Jahr 1888 fand die Uraufführung seiner ersten Oper Asrael statt. Zur 400-Jahr-Feier der Entdeckung Amerikas erhielt Franchetti auf Empfehlung Giuseppe Verdis den Kompositionsauftrag für eine Kolumbus-Oper in Genua.[1] Nach Cristoforo Colombo (uraufgeführt 1892) entstanden noch Fior d'Alpe (1894), Il Signor di Pourceaugnac (1897), Germania (UA 11. März 1902 unter Arturo Toscanini), La Figlia di Jorio (Libretto: D'Annunzio) (1906), Notte di Leggenda (1915) und Glauco (1922). Zwischen 1926 und 1928 war er Direktor des Konservatoriums von Florenz.[1]
Franchetti gehörte zum Verehrerkreis von Richard Wagner und war – neben anderen Ehrenämtern – Vorsitzender der Wagner-Gesellschaft Bologna.
Er war zweimal verheiratet. 1888 heiratete er Margherita Levi, von der er 1897 wieder geschieden wurde.[1] Zu diesem Zweck war Franchetti für einige Jahre deutscher Staatsbürger geworden, weil in seinem Heimatland eine Scheidung nicht möglich war.
Seine Opern wurden auf der ganzen Welt gespielt. Im Dritten Reich erhielten seine Werke wegen Franchettis jüdischer Abstammung Aufführungsverbot. Auch in Italien verschlechterte sich seine Situation durch die Einführung der italienischen Rassengesetze ab 1938. So zog er sich 1934 aus der Öffentlichkeit nach Viareggio zurück, wo er 1942 vereinsamt starb.[1] Nach dem Krieg wurden seine ehemals so erfolgreichen Werke nur mehr selten aufgeführt. 1992 erschien in einer CD-Produktion des Hessischen Rundfunks eine Gesamtaufnahme der Oper Christoforo Colombo mit Renato Bruson in der Titelrolle, 2006 brachte die Deutsche Oper Berlin in einer Inszenierung der Intendantin Kirsten HarmsGermania heraus, eine Produktion, die auch auf DVD veröffentlicht wurde.
Germania. Dramma lirico in einem Prolog, zwei Bildern und einem Epilog. Libretto: Luigi Illica. Uraufführung 11. März 1902 Mailand (Scala), enthält die von Enrico Caruso eingesungenen Arien Studenti uditi und No, no chiuder gli occhi vaghi OCLC402704576 Die Deutsche Oper Berlin brachte am 15, Oktober 2006 das Werk erstmals seit 1908 in einer Inszenierung von Kirsten Harms auf eine deutsche Bühne. OCLC972534967
La figlia di Iorio. Tragedia pastorale in drei Akten. Libretto: Gabriele D’Annunzio nach seiner gleichnamigen Tragödie aus dem Jahr 1904. Uraufführung 1906 Mailand, Ricordi, Mailand OCLC839134094, enthält das Arioso Rinverdisca per noi di vita eterna
Notte di leggenda. Tragedia lirica in einem Akt. Libretto: Giovacchino Forzano. Uraufführung 14. Januar 1915 Mailand (Scala)
Giove a Pompei. Commedia musicale (Operette) in drei Akten (zusammen mit Umberto Giordano). Libretto: Luigi Illica und Ettore Romagnoli. Uraufführung 1921 Rom, Ricordi, Mailand OCLC23029751
Glauco. Oper in drei Akten. Libretto: Giovacchino Forzano nach Ercole Luigi Morselli. Uraufführung 8. April 1922 Neapel, Casa Musicale Sonzogno, Mailand OCLC846212549
Il finto paggio (Der falsche Page) (1924; nicht aufgeführt). Commedia musicale. Libretto: Giovacchino Forzano
Il gonfaloniere (Der Bannerträger) (1927, Fragment). Libretto: Giovacchino Forzano
Don Napoleone (Don Bonaparte). Opera comica (1941; nicht aufgeführt). Libretto: Giovacchino Forzano
Maria Egiziaca (Fragment, verschollen). Libretto: Cesare Hanau und Ettore Albini
Sonstige Werke
Idillio campestre, [Ländliches Idyll], 1878, unter dem Pseudonym Aldo veröffentlicht
Sinfonia e-Moll in vier Sätzen, 1884 als Abschlussarbeit komponiert, Uraufführung 1886, italienische Erstaufführung 1888 in Mailand unter der Leitung von Franco Faccio[1] OCLC633924179I Allegro un poco agitato II Larghetto III Intermezzo e trio IV Allegro vivace OCLC8051034766
Inno [Hymne] für Soli, Chor und Orchester, zur Achthundertjahrfeier der Universität Bologna, Uraufführung in Bologna, 1888
Nella foresta nera [Im Schwarzwald], sinfonische Impressionen, 1900 OCLC913858855
Fantasia drammatica, 1913
Ballata di Primavera [Ballade des Frühlings] für Tenor und Klavier, Text: Saverio Kambo (1878–1933)
Cinque romanze [Fünf Romanzen] für Gesang und Klavier, unter dem Pseudonym Tito veröffentlicht
Loreley, sinfonische Dichtung
Variazioni für Streichquartett
Chorwerke
Lieder
Literatur
Magazin der Deutschen Oper Berlin, Nr. 1, September 2006
Helmut Krausser: Zwei ungleiche Rivalen. Puccini und Franchetti, Edition Elke Heidenreich, C. Bertelsmann, München 2010 ISBN 978-3-570-58011-0
Richard Erkens: Alberto Franchetti – Werkstudien zur italienischen Oper der langen Jahrhundertwende, Verlag Peter Lang, Frankfurt am Main 2011. ISBN 978-3-631-61361-0
Johannes Streicher:Franchetti, Alberto. In: Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. 2. Auflage. Personenteil 6. Bärenreiter, Metzler, Kassel/Basel/London/New York/Prag/Stuttgart/Weimar 2001, ISBN 3-7618-1116-0, Sp.1575ff.
Alfred Baumgartner:Alberto Franchetti (1860–1942). In: Musik des 20. Jahrhunderts. Kiesel Verlag, 1985, ISBN 3-7023-4005-X, S.21f.
Eduard Bernsdorf: Asrael, in: Signale für die Musikalische Welt, Leipzig 1893, Jg. 51, S. 659.
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