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Amalie von Sachsen (* 10. August 1794 in Dresden; † 18. September 1870 in Pillnitz), vollständiger Name Maria Amalia Friederike Augusta Karolina Ludovica Josepha Aloysia Anna Nepomucena Philippina Vincentia Franziska de Paula Franziska de Chantal, war eine Prinzessin von Sachsen. Sie arbeitete unter dem Pseudonym A. Serena als Komponistin von Opern und Kantaten und war eine Schülerin Carl Maria von Webers. Unter dem Pseudonym Amalie Heiter verfasste sie zudem zahlreiche Theaterstücke und „beherrschte [in den 1830er und 1840er Jahren] das Lustspielrepertoire ihrer Zeit“.[1]

Prinzessin Amalie von Sachsen. Lithografie von Friedrich August Zimmermann
Prinzessin Amalie von Sachsen. Lithografie von Friedrich August Zimmermann

Leben



Kindheit


Jugendbildnis der Amalie von Sachsen
Jugendbildnis der Amalie von Sachsen

Prinzessin Amalie von Sachsen wurde als älteste Tochter des Prinzen Maximilian von Sachsen und der Prinzessin Caroline von Bourbon-Parma in Dresden geboren. Ihr Onkel war zu dem Zeitpunkt als Friedrich August III. Kurfürst von Sachsen und wurde im Jahr 1806 als Friedrich August I. der erste sächsische König. Ihre Brüder Friedrich August und Johann wurden 1836 bzw. 1854 Könige von Sachsen. Amalie und ihre sechs Geschwister waren die ersten Kinder, die in Dresden gegen die Pocken geimpft wurden. Heute noch erinnert ein Pavillon am Pillnitzer Schlossteich an die erfolgreiche Impfung.[2]

Amalies Mutter starb bereits 1804, sodass die Zehnjährige von ihrer Tante Maria Theresia von Sachsen unter strengster Hofetikette erzogen wurde. Im Zuge der Napoleonischen Besetzung war auch die königliche Familie bedroht. Amalie lebte daher mit ihrem Onkel Anton und ihrer Tante ab 1813 im Exil in Prag. Erst als König Friedrich August I. 1815 nach Sachsen zurückkehrte, begab sich auch Prinzessin Amalie wieder nach Dresden.


Die Komponistin A. Serena


Amalie von Sachsen 1825. Gemälde von Vicente López Portaña
Amalie von Sachsen 1825. Gemälde von Vicente López Portaña

Amalie von Sachsen erhielt eine sehr sorgfältige Erziehung. Sie nahm Musikstunden bei Kapellmeister Joseph Schuster und fing selbst früh an zu komponieren. Mit 16 Jahren schrieb sie ihre erste Oper mit italienischem Libretto, Una Donna, ab 1813 folgten regelmäßig neue Kompositionen von Opern, Kantaten und kleineren Gesangsstücken. Die Uraufführung von Una Donna erfolgte 1816 unter Beteiligung von Musikern der Dresdner Hofkapelle im kleinen Theater an der Brühlschen Terrasse vor Mitgliedern des Königshauses. Amalie hatte das Klavierspiel erlernt und war von Franz Anton Schubert in die Musiktheorie eingeführt worden. Ab 1817 absolvierte sie eine Gesangsausbildung bei den Dresdner Sängern Vincenzo Rastrelli und Johann Aloys Miksch. In den Jahren 1824 und 1825 erhielt Amalie zudem Kompositionsunterricht von Carl Maria von Weber.[3]

Amalie von Sachsen komponierte insgesamt zwölf Opern, zu denen sie auch die italienischen Libretti schrieb und die teilweise unter dem Pseudonym A. Serena veröffentlicht wurden. Des Weiteren komponierte sie Kammermusiken und auch Kirchenmusik, unter der vor allem ein Stabat mater von Sachkennern gerühmt wurde.[4] Ihre Werke wurden bis auf wenige Ausnahmen[5] nicht öffentlich gespielt, sondern kamen in Privatzirkeln der königlichen Familie zur Aufführung. Alle Opern der Prinzessin wurden dabei durch die Dresdner Hofkapelle, das damals europaweit angesehenste Orchester überhaupt, aufgeführt. Häufig diente die Sommerresidenz der Familie auf Schloss Pillnitz als Konzertort.


Die Autorin Amalie Heiter


Amalie von Sachsen um 1850
Amalie von Sachsen um 1850

Neben ihrer Liebe zur Musik war Amalie von Sachsen auch literarisch aktiv. Sie schrieb bereits im jugendlichen Alter mehrere Stücke. Im Jahr 1817 wurde ihr erstes Drama Die Abentheurer von Thornburg anonym am Hoftheater in Dresden uraufgeführt und von der Kritik verrissen. König Friedrich August I. sah zudem in der Betätigung als Schriftstellerin einen Bruch der Hofetikette, sodass bis zu seinem Tod keine weiteren Stücke Amalies öffentlich zur Aufführung kamen. Wie ihre Kompositionen wurden auch in den 1820er-Jahren viele dramatische Werke vor der königlichen Familie in Privatvorstellungen aufgeführt, so Der Krönungstag (1823) oder Mesru, König von Bactriana (1824 bzw. 1826), ein Theaterstück nach einem der Märchen aus 1001 Nacht. Die Stücke erschienen zu dem Zeitpunkt bereits unter ihrem Pseudonym A. Heiter bzw. Amalie Heiter.

Nach dem Tod Friedrich August I. 1827 wurde Mesru, König von Bactriana das erste Stück Amalie von Sachsens, das öffentlich am Hoftheater aufgeführt wurde. Im Jahr 1833 sandte sie ihre Komödie Lüge und Wahrheit anonym an das Berliner Hoftheater, wo es erfolgreich aufgeführt wurde und die Autorin über Nacht als Komödienautorin bekannt machte. Zwischen 1834 und 1845 entstanden rund 30 Stücke, die in ganz Deutschland erfolgreich aufgeführt wurden. Zahlreiche ihrer Werke wurden zu Repertoirestücken, die auch nach dem Tod der Autorin noch auf deutschen Bühnen zu erleben waren. Viele ihrer Komödien wurden zudem ins Französische, Ungarische, Russische und Italienische übersetzt, Anna Jameson übertrug sechs Lustspiele Amalie von Sachsens unter dem Sammeltitel Pictures of the Social Life of Germany, as represented in the dramas of the Princess Amelia of Saxony ins Englische. Das Buch erschien in zwei Bänden 1840 in London.


Alter und Tod


Trotz ihres Erfolgs als Schriftstellerin lebte Amalie von Sachsen äußerst bescheiden. Die Einkünfte ihrer Stücke spendete sie häufig für wohltätige Zwecke, so erschienen ab 1836 viele ihrer Lustspiele in der Reihe Original-Beiträge zur deutschen Schaubühne, deren Erlös dem Frauenverein in Dresden zugutekam. Für den Bau der ersten Semperoper spendete sie 80.000 Taler.

Prinzessin Amalie blieb zeitlebens unverheiratet. Sie lebte zurückgezogen und arbeitete an ihren musikalischen und schriftstellerischen Werken. Sie reiste gerne und hielt sich zeitweise in Italien (unter anderem 1819, 1829), Spanien (1825) und Wien auf. Kontakte zu wichtigen Persönlichkeiten ihrer Zeit waren für sie kaum von Bedeutung,[6] sie stand jedoch mit Karl Gottfried Theodor Winkler in freundschaftlichem Kontakt, der als Theodor Hell literarisch tätig war und der ihre Stücke redigierte.[7]

Im Jahr 1851 erkrankte Prinzessin Amalie am Grauen Star, eine Operation 1853 führte zu einer Erblindung. Bei einer erneuten Operation zwei Jahre später konnte ein Auge wiederhergestellt werden.

Amalie von Sachsen starb 1870 in Pillnitz bei Dresden. Sie wurde als Mitglied der Königsfamilie in der Gruft der Katholischen Hofkirche beigesetzt. Ihr Sarkophag befindet sich in der Großen Gruft an zweiter Stelle der rechten Reihe.


Bedeutung


Während Amalie von Sachsen vor allem in den 30er und 40er Jahren des 19. Jahrhunderts als eine der beliebtesten Komödienautorinnen Deutschlands galt, wurden ihre Stücke nach ihrem Tod eher als seicht oder überholt bewertet. Der Stil ihrer Werke galt als „zeitgebunden“[8] und orientierte sich zu Beginn an spätromantischen Werken, ohne jedoch an die Stücke der Romantik selbst heranreichen zu können. Aufführungen ihres Stücks Der Oheim in den Jahren 1871 und 1887 am Dresdner Hoftheater waren erfolglos, sodass Karl Goedeke davon ausging, dass „die Zeit Amalie Heiters dahin“ war.[9]

Amalie von Sachsen zu Ehren ist die Orchideengattung Amalia Rchb. benannt worden.[10]


Vorfahren


Ahnentafel von Amalie von Sachsen
Ururgroßeltern

König
August II. (1670–1733)
⚭ 1693
Christiane Eberhardine von Brandenburg-Bayreuth (1671–1727)

Kaiser
Joseph I. (1678–1711)
⚭ 1699
Wilhelmine Amalie von Braunschweig-Lüneburg (1673–1742)

Kurfürst
Maximilian II. Emanuel (1662–1726)
⚭ 1695
Therese Kunigunde von Polen (1676–1730)

Kaiser
Joseph I. (1678–1711)
⚭ 1699
Wilhelmine Amalie von Braunschweig-Lüneburg (1673–1742)

König
Philipp V. (1683–1746)
⚭ 1714
Elisabetta Farnese (1692–1766)

König
Ludwig XV. (1710–1774)
⚭ 1725
Maria Leszczyńska (1703–1768)

Herzog
Leopold Joseph von Lothringen (1679–1729)
⚭ 1698
Élisabeth Charlotte de Bourbon-Orléans (1676–1744)

Kaiser
Karl VI. (1685–1740)
⚭ 1708
Elisabeth Christine von Braunschweig-Wolfenbüttel (1691–1750)

Urgroßeltern

König August III. (1696–1763)
⚭ 1719
Maria Josepha von Österreich (1699–1757)

Kaiser Karl VII. (1697–1745)
⚭ 1722
Maria Amalia von Österreich (1701–1756)

Herzog Philipp von Parma (1720–1765)
⚭ 1738
Marie Louise Élisabeth de Bourbon (1727–1759)

Kaiser Franz I. Stephan (1708–1765)
⚭ 1736
Maria Theresia (1717–1780)

Großeltern

Kurfürst Friedrich Christian von Sachsen (1722–1763)
⚭ 1747
Maria Antonia von Bayern (1724–1780)

Herzog Ferdinand von Bourbon (1751–1802)
⚭ 1769
Maria Amalia von Österreich (1746–1804)

Eltern

Maximilian von Sachsen (1759–1838)
⚭ 1792
Caroline von Bourbon-Parma (1770–1804)

Amalie von Sachsen

Werke



Dramen


Amalie von Sachsen übersetzte zudem zahlreiche Werke von Eugène Scribe ins Deutsche.


Kompositionen mit Libretti


Die angegebenen Jahreszahlen beziehen sich auf das Datum der Uraufführung.


Libretti



Kompositionen



Literatur




Wikisource: Amalie von Sachsen – Quellen und Volltexte
Commons: Amalie von Sachsen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Karl Goedeke: Grundriß zur Geschichte der deutschen Dichtung aus den Quellen. Ehlermann, Dresden 1966, S. 211.
  2. Amalies Biografie auf frauenwiki-dresden.de.
  3. Kord gibt 1816 als Beginn einiger Kompositionsstunden bei von Weber an.
  4. Neuer Anzeiger für Bibliographie und Bibliothekwissenschaft. S. 2.
  5. Die Siegesfahne wurde auch im Dresdner Hoftheater aufgeführt.
  6. Ihre Tagebuchaufzeichnungen erwähnen am Rande Begegnungen unter anderem mit Johann Wolfgang von Goethe, Napoleon I. und Louis-Philippe I. Vgl. Kord, S. 243.
  7. Kord, S. 243.
  8. NDB, S. 239
  9. Karl Goedeke: Grundriß zur Geschichte der deutschen Dichtung aus den Quellen. Ehlermann, Dresden 1966, S. 212.
  10. Lotte Burkhardt: Verzeichnis eponymischer Pflanzennamen – Erweiterte Edition. Teil I und II. Botanic Garden and Botanical Museum Berlin, Freie Universität Berlin, Berlin 2018, ISBN 978-3-946292-26-5 doi:10.3372/epolist2018.
Personendaten
NAME Amalie von Sachsen
ALTERNATIVNAMEN Heiter, Amalie (Pseudonym); Serena, A. (Pseudonym); Maria Amalia Friederike Augusta Karolina Ludovica Josepha Aloysia Anna Nepomucena Philippina Vincentia Franziska de Paula Franziska de Chantal von Sachsen
KURZBESCHREIBUNG deutsche Schriftstellerin, Komponistin und Librettistin sowie Mitglied des sächsischen Königshauses
GEBURTSDATUM 10. August 1794
GEBURTSORT Dresden
STERBEDATUM 18. September 1870
STERBEORT Pillnitz

На других языках


- [de] Amalie von Sachsen (1794–1870)

[en] Princess Amalie of Saxony

Amalie Marie Friederike Auguste (10 August 1794 – 18 September 1870),[1] Princess of Saxony, full name Maria Amalia Friederike Augusta Karolina Ludovica Josepha Aloysia Anna Nepomucena Philippina Vincentia Franziska de Paula Franziska de Chantal, was a German composer writing under the pen name A. Serena, and a dramatist under the name Amalie Heiter. She was the daughter of Prince Maximilian of Saxony and Princess Carolina of Parma.

[ru] Амалия Мария Фридерика Августа Саксонская

Принцесса Амалия (Амелия) Саксонская (нем. Maria Amalia Friederike Augusta Karolina Ludovica Josepha Aloysia Anna Nepomucena Philippina Vincentia Franziska de Paula Franziska de Chantal; 1794–1870) — немецкая писательница и композитор XIX века, старшая дочь принца Саксонского королевства Максимилиана Саксонского из династии Веттинов и его первой жены Каролины Пармской.



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