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Felix Wolfes (* 2. September 1892 in Hannover; † 28. März 1971 in Boston) war ein Komponist, Dirigent und Musikdozent.


Leben



Biographie bis 1933


Felix Wolfes stammte aus einer in Hannover ansässigen jüdischen Familie. Sein Vater war der Kaufmann Paul Wolfes († 1938), seine Mutter Grace Wolfes, geb. Hamm.[1] Er besuchte Schulen in Hannover und Berlin. Nach dem Abitur studierte er bis 1909 bei Georg Dohrn in Breslau. Von 1909 bis 1911 studierte er am Konservatorium in Leipzig bei Robert Teichmüller Klavier und bei Max Reger Komposition. Von dort wechselte er 1911/12 an das Straßburger Konservatorium zu Hans Pfitzner[2] und Richard Strauss, zu dessen engerem Schülerkreis er bald gehörte.

Danach wirkte er als Kapellmeister an verschiedenen Häusern, so am Stadttheater Straßburg (1912–1915), am Stadttheater Köln (1915/16), am Hoftheater Mannheim (1916/17), am Stadttheater Frankfurt am Main (1917/18). Im Jahr 1918 wurde er erster Kapellmeister am Stadttheater Elberfeld. Von 1919 bis 1923 hatte er selbige Position am Stadttheater Halle und 1923/24 am Stadttheater Breslau inne. 1924 ging er an das Stadttheater Essen. Er erarbeitete sich ein umfangreiches Opernrepertoire (Schwerpunkt: 19. Jahrhundert). In diesen Jahren erstellte Wolfes auch die Klavierauszüge von Pfitzners Werken Das dunkle Reich (1930) und Das Herz (1931), nachdem er schon während der Studienzeit Die Rose vom Liebesgarten und Palestrina für das Klavier bearbeitet hatte. 1925 veröffentlichte er eine Bearbeitung „für die deutsche Bühne“ von Tschaikowskis Eugen Onegin. Ergänzend zu einer Verpflichtung in Essen unterrichtete er an der Folkwangschule.

Von 1931 bis zum Frühjahr 1933 war Wolfes Direktor der Oper der Städtischen Bühnen in Dortmund. Seine Entlassung wurde unmittelbar nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten betrieben. Am 18. März 1933 forderte der Landesleiter Nord-West des Kampfbundes für deutsche Kultur, Paul Lagemann, von dem kommissarischen Preußischen Kultusminister, Bernhard Rust, „die Beseitigung des jüdischen Opernkapellmeisters Wolfes, wenn er auch mit Pfitzner eng befreundet ist“.[3] Dabei kam es zu dramatischen Ereignissen. Obwohl seit dem 15. März beurlaubt (an diesem Tag schrieb Pfitzner direkt an Hitler und bat ihn, die Entlassung rückgängig zu machen[4]) erhielt Wolfes überraschend die Aufforderung, die Puccini-Oper Tosca zu dirigieren. Dabei handelte es sich jedoch um eine Falle. Nachdem er im Theater eingetroffen war, umstellte die SA das Dortmunder Opernhaus, um seiner habhaft zu werden. Dies gelang nicht, denn Wolfes – wie auch vier weitere bedrohte Mitarbeiter – wurde gewarnt und konnte durch einen Notausgang entkommen. In seiner Bedrängnis fand er während mehrerer Wochen ein Unterkommen bei dem Ensemblemitglied Fritz Volkmann (in Marten).[5] Auch Richard Strauss unterstützte ihn durch den Auftrag, die Klavierbearbeitung der neuen Oper Arabella anzufertigen. Am 5. Juli 1933 erschien Wolfes auf Strauss’ persönliche Einladung zu deren Aufführung in der Dresdner Semperoper, ungeachtet des Protestes aus dem Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda.


Exil und Nachkriegszeit


Über Holland emigrierte Wolfes nach Neuilly bei Paris. Dort – isoliert und weitgehend mittellos – erarbeitete er im Auftrag von Strauss eine Klavierversion der Oper Die schweigsame Frau. Bis in das Jahr 1936 hielt er sich in Frankreich auf. Seinen Lebensunterhalt verdiente er mit privatem Unterricht. Öffentliches künstlerisches Wirken war ihm nicht gestattet. Von Februar 1936 bis November 1937 war er auf Einladung des Direktors Raoul Gunsbourg als Dirigent am Opernhaus in Monte Carlo tätig.

Zur Jahreswende 1937/38 siedelte er in die Vereinigten Staaten über. Hier fand er neuen beruflichen Erfolg. Von 1938 bis 1947 war er an der Metropolitan Opera in New York „Assistant Conductor“.[6] Außerdem unterrichtete und begleitete er einzelne Sänger.[7] Ein eigenes Orchester hat Wolfes seit 1933 nicht mehr geleitet. 1944 nahm er die amerikanische Staatsbürgerschaft an. 1948 wurde er als Professor für Komposition an das New England Conservatory of Music in Boston berufen. Dort sowie am Tanglewood Music Center in Lenox lehrte er zwei Jahrzehnte lang.[8]

Nach dem Krieg lehnte Wolfes es ab, sich auch nur besuchsweise in Deutschland aufzuhalten. Einladungen (die in größerer Zahl ergingen) nahm er nicht an. Selbst die Ernennung zum Ehrenmitglied der Hans-Pfitzner-Gesellschaft bewog ihn nicht, das Heimatland aufzusuchen. Doch bekannte er sich weiterhin zur deutschen Kultur, was besonders in der Auswahl von Texten für seine Kompositionen zum Ausdruck kommt.

Der Komponist und Dirigent Helmut Wolfes (1901–1971) ist ein Bruder von Felix Wolfes.[9][10]


Schaffen



Kompositionen


Als eigenständiger Komponist ist Wolfes mit Liedvertonungen hervorgetreten. Unter den verwendeten Dichtungen sind Werke von Hermann Hesse, Christian Morgenstern, Friedrich Nietzsche und Georg Trakl. In letzter Zeit gibt es, vor allem in den Vereinigten Staaten, aber auch in Deutschland, ein neues Interesse an seinen Werken. Eine eingehendere Beschäftigung mit Schaffen und Lebensweg steht noch aus.


Nachlass / Unveröffentlichte Werke


In der Houghton Library der Harvard University befindet sich seit 1978 der Gesamtnachlass von Felix Wolfes. Er umfasst vielfältige Materialien, Briefe (u. a. von Max Brod, Wilhelm Furtwängler, Alma Mahler-Werfel, Max Reger und Bruno Walter) und autobiographische Dokumente. Unter letzteren sind fünf „Durchschreibebücher“, in denen die Korrespondenz der Jahre 1932 bis 1937 vollständig aufgezeichnet ist, einschließlich der Briefe an Richard Strauss und den Verlag Fürstner in Berlin.

Außerdem liegen im Nachlass die Manuskripte zahlreicher bisher unveröffentlichter Liedkompositionen vor. Deren Publikation wird derzeit am Musikwissenschaftlichen Institut der Universität Mainz vorbereitet (vgl. den Zweijahresbericht 2007/08, S. 14).[11]


Werkverzeichnis



Ausgaben



Klavierauszüge und Bühnenbearbeitungen



Briefwechsel



Nachrufe



Literatur





Einzelnachweise


  1. International Biographical Dictionary of Central European Emigrés 1933–1945. Volume II / Part 2: L - Z. The Arts, Sciences, and Literature, München / New York / London / Paris: K.G. Saur, 1983, 1260.
  2. Zum Verhältnis zu ihm siehe Johann Peter Vogel: Pfitzner. Leben - Werke - Dokumente, Zürich / Mainz 1999. Dort, S. 95, findet sich auch eine Photographie, die Pfitzner im Kreise seiner Schüler Gava, Heinrich Boell, Helmut Coerper, Heinrich Jacobi und Wolfes zeigt.
  3. Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933–1945 [VEJ]. Hrsg. im Auftrag des Bundesarchivs. Bd. 1: Deutsches Reich 1933-1937. Bearbeitet von Wolf Gruner, München 2008, 86.
  4. Abgedruckt in Hans Pfitzner: Briefe. Hrsg. von Bernhard Adamy. Zwei Bände, Tutzing 1991, Band I, 621-623; vgl. Michael H. Kater: Hans Pfitzner, in: Ders.: Komponisten im Nationalsozialismus. Acht Porträts, Berlin 2004, 193-241. 428-441, hier: 211.
  5. Dies ergibt sich aus Unterlagen im Stadtarchiv Dortmund: StdtADO, Sammlung Widerstand und Verfolgung im Öffentlichen Dienst, Dossier F. Wolfes; vgl. Günther Högl: Das Dortmunder Theater während der NS-Zeit, in: Franz-Peter Kothes (Red.), 100 Jahre Theater Dortmund: Rückblick und Ausblick, Dortmund, Ed. Harenberg 2004, S. 121.
  6. Zur Zusammenarbeit mit Bruno Walter siehe John Briggs: Requiem for a yellow brick brewery. A history of the Metropolitan Opera, Boston 1969, S. 269.
  7. Vgl. die Schilderung, die die Sopranistin Marjorie Lawrence in ihrer Autobiographie gibt: Interrupted melody. The story of my life, New York 1949, S. 147–156.
  8. Zu den amerikanischen Stationen siehe David Josephson: The Exile of European Music. Documentation of Immigration in the "New York Times", in: Reinhold Brinkmann / Christoph Wolff (Ed.): Driven into Paradise. The Musical Migration from Nazi Germany to the United States, Berkeley, Calif.: University of California Press, 1999, 92-152, hier: S. 142 . (Josephson gibt weitere Artikel aus der Zeitung an, die Felix Wolfes erwähnen).
  9. Zu Helmut Wolfes vgl. den Artikel im Lexikon verfolgter Musiker und Musikerinnen der NS-Zeit.
  10. Helmut Wolfes hat hauptsächlich Filmmusik komponiert. Ein besonderes Verdienst kommt ihm um die Wiederentdeckung und Rekonstruktion von Rossinis Oper "Il turco in Italia" zu (siehe den Bericht in: Aufbau (New York). Vol. XIV. No. 34 vom 20. August 1948, S. 10)@1@2Vorlage:Toter Link/deposit.dnb.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. .
  11. Musikwissenschaftliches Institut der Universität Mainz, Jahresbericht 2007/2008, S. 14. (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive) (PDF; 1,0 MB)
Personendaten
NAME Wolfes, Felix
KURZBESCHREIBUNG deutscher Komponist, Dirigent und Musikdozent
GEBURTSDATUM 2. September 1892
GEBURTSORT Hannover
STERBEDATUM 28. März 1971
STERBEORT Boston

На других языках


- [de] Felix Wolfes

[en] Felix Wolfes

Felix Wolfes (September 2, 1892 in Hannover – March 28, 1971 in Boston) was an American educator, conductor and composer.[1]



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