Hans-Eckardt Wenzel (* 31. Juli 1955 in Kropstädt bei Wittenberg) ist ein deutscher Liedermacher, autodidaktischer Multiinstrumentalist, Autor, Regisseur und Komponist. Auf Plakaten, Alben und Konzertankündigungen verwendet er ausschließlich seinen Nachnamen Wenzel als seinen Künstlernamen.
Hans-Eckardt Wenzel 2009
Leben
Wenzel ist ein Sohn eines Kunsterziehers. Er wuchs mit vier Schwestern in Wittenberg auf, wo er das Melanchthon-Gymnasium besuchte und früh seinen musikalischen und literarischen Neigungen nachging.[1] Seine Schwester ist die Schauspielerin Claudia Wenzel. Er studierte von 1976 bis 1981 an der Humboldt-Universität zu Berlin Kulturwissenschaften und Ästhetik und gründete bereits 1976 das „Liedertheater Karls Enkel“, das 1985 aufgelöst wurde.
Seit 1981 arbeitet er freiberuflich als Autor, Sänger, Schauspieler und Regisseur. Von 1979 bis Ende der 1990er Jahre verband ihn eine enge Zusammenarbeit mit dem Schauspieler, Sänger und Autor Steffen Mensching, mit dem er zahlreiche Bühnenprogramme, meist hintergründig-philosophische Clownsstücke, zusammenstellte und aufführte, so 1982 das Liedtheater „Hammer=Rehwü“ (gemeinsam mit Karls Enkel, der Folkband Wacholder und Beckert & Schulz) die in einigen Regionen verboten war[2] oder die Vor- und Nach-Wendestücke „Neues aus der Da Da eR“ (1982), „Altes aus der Da Da eR“ (1989) und „Letztes aus der Da Da eR“ (als Letztes aus der Da Da eR 1990 auch verfilmt).
Wenzel war im September 1989 ein Hauptautor der Resolution von Rockmusikern und Liedermachern, mit der zahlreiche Musiker Veränderungen in der DDR forderten.[3]
Wenzel debütierte als Solist 1986 mit der LP Stirb mit mir ein Stück, die kurz darauf den DDR-Schallplattenpreis Goldene Amiga in der Kategorie Chanson bekam. Auf dieser LP und einigen folgenden Alben (vor allem Lied am Rand und Vier Uhr früh) sorgte er als Interpret von Liedern Theodor Kramers für Aufmerksamkeit. 2002 wurde ihm erneut der Deutsche Kleinkunstpreis für seine Übersetzungen und Interpretationen des Werks des Folksängers Woody Guthrie verliehen.[4] Er ist Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland.[5]
2003 lud die Tochter von Woody Guthrie, Nora Guthrie, Wenzel nach New York ein; auf ihren Wunsch hin übersetzte er Texte ihres Vaters ins Deutsche und vertonte unveröffentlichte Werke neu. Das Resultat heißt Ticky Tock – Wenzel singt Woody Guthrie. Im September 2006 ging Wenzel mit Arlo Guthrie auf eine Tournee durch Deutschland, 2011 trat er mit ihm bei Songs an einem Sommerabend auf.
Am 26. Oktober 2007 erschien Wenzels Studioalbum Glaubt nie, was ich singe. Im Jahr 2009 veröffentlichte Wenzel neben zwei weiteren Produktionen die CD Masken – Wenzel singt Christoph Hein und König von Honolulu. 2010 und 2011 gingen Wenzel und Arlo Guthrie erneut gemeinsam auf Tournee und präsentierten die 2010 erschienene CD Every 100 Years – Arlo Guthrie & Wenzel live auf der Wartburg. Das dreißigste Wenzel-Album Kamille und Mohn, mit dem Wenzel monatelang die Liederbestenliste anführte, wurde 2010 veröffentlicht. Zur Leipziger Buchmesse 2011 erschien Wenzels neuer Gedichtband Seit ich am Meer bin, im Juni 2011 das gleichnamige Hörbuch als Doppel-CD. Es folgten eine DVD-Produktion vom alljährlichen KAMP Open Air mit Wenzel & Band und Gästen sowie eine Live-CD WOODY100 aus Anlass des 100. Geburtstages von Woody Guthrie. Dabei wirkten unter anderem Tom Morello und Billy Bragg mit. Wenzel erhielt dafür den Jahrespreis der Liederbestenliste 2012 zugesprochen. Die CD Widersteh, so lang du’s kannst erschien am 15.Februar 2013. Auch mit dieser CD stand Wenzel mehrfach auf Platz 1 der Liederbestenliste und erhielt dafür erneut den Jahrespreis der Liederbestenliste 2013. Zusammen mit dem Schriftsteller Christoph Hein veröffentlichte Wenzel im März 2013 das Hörbuch Das erste Buch Homers – Korrekturen. Anfang 2014 erschien erstmals eine spanischsprachige CD, La guitarra al hombro, sowie die Sonderedition Kleine Insel, den Flüchtlingen dieser Welt gewidmet.
Im Februar 2014 war Wenzel mit seiner Band auf Tournee in Kuba und Nicaragua, u.a. beim Festival International de Poesía de Granada. Am 5.Dezember 2014 ist die zum Teil in Havanna aufgenommene CD Viva la poesía erschienen, die Lieder sind – anders als ihr Titel vermuten lässt, auf Deutsch.[6]
Sein Redetext für die 6. Kamenzer Rede, einer seit 2014 stattfindenden jährlichen Veranstaltung der Arbeitsstelle für Lessing-Rezeption in Kamenz, der Geburtsstadt Gotthold Ephraim Lessings, erschien ebenfalls 2019. Wenzel beklagt darin das "Zerfransen der Welt" in monologisierende "Akteure und Phänomene, Parteien, Lobbyisten, Bürger, Wutbürger, Reichsbürger und Bürgerwehren, Fangruppen und Impfgegner".[7]
In seinem zweiten Liederbuch mit Noten und Texten Hundertsieben Lieder (2020) sind die kompletten Texte/Noten der Alben Meine Masken, König von Honolulu, Kamille und Mohn, Seit ich am Meer bin, Widersteh, so lang du's kannst, Viva la poesía, Sterne glühn, Wenn wir warten, Acht Lieder und Wo liegt das Ende der Welt enthalten.[8]
Hans-Eckardt Wenzel lebt und arbeitet in Berlin und in seinem Rückzugshaus in Kamp in Vorpommern und hat vier Kinder.[9]
Auszeichnungen
1978 Johannes-R.-Becher-Preis
1987 Goldene Amiga (LP Stirb mit mir ein Stück)
1989/1990 Heinrich-Heine-Preis des Ministeriums für Kultur der DDR, zusammen mit Steffen Mensching
1991 Deutscher Kleinkunstpreis – Förderpreis der Stadt Mainz, zusammen mit Steffen Mensching
1994 Preis der deutschen Schallplattenkritik
1995 Deutscher Kabarettpreis: Hauptpreis, zusammen mit Steffen Mensching
2000 Preis der deutschen Schallplattenkritik für Schöner Lügen
2001 Preis der deutschen Schallplattenkritik für Hanswurst und andere arme Würste – eine Hanns-Eisler-Collage
2001 Deutscher Liederpreis für das Lied Klassentreffen
2002 Deutscher Kleinkunstpreis
2002 Preis der deutschen Schallplattenkritik für die CD Grünes Licht
2002 Ehrenantenne des Belgischen Rundfunks
2003 Preis der deutschen Schallplattenkritik für Ticky Tock Wenzel singt Woody Guthrie
2003 Deutsche Ruth, Weltmusikpreis des Rudolstadt-Festivals
2005 Preis der deutschen Schallplattenkritik für die CD Himmelfahrt
2005 Deutscher Liederpreis für das Lied Sie werden kommen (CD Himmelfahrt)
2006 Preis der deutschen Schallplattenkritik für die CD Vier Uhr Früh
2007 Preis der deutschen Schallplattenkritik für die CD Glaubt nie, was ich singe
2008 Deutscher Liederpreis für das Lied Tausend Tode (CD Glaubt nie, was ich singe)[10]
2013 Deutscher Liederpreis der Liederbestenliste
2014 CD des Jahres der Liederbestenliste
Diskographie/CD
1986 Stirb mit mir ein Stück – Liebeslieder (LP)
1988 Reisebilder (LP)
1992 Der Abschied der Matrosen vom Kommunismus (mit Steffen Mensching)
2010 Every 100 Years – Live auf der Wartburg (Wenzel & Arlo Guthrie) (Matrosenblau)
2010 Kamille und Mohn (inklusive eines neu vertonten Textes von Theodor Kramer)
2011 Seit ich am Meer bin (Doppel-CD) (Matrosenblau)
2011 Ins Paradies zurück (Matrosenblau)
2012 Woody 100 (Wenzel & Band mit Tom Morello und Billy Bragg anlässlich Woody Guthries 100. Geburtstag) (Matrosenblau)
2012 Kamp Open Air 2011 (DVD, Video vom Konzert) (Matrosenblau)
2013 Widersteh, so lang du's kannst (Matrosenblau)
2013 Das erste Buch Homers – Korrekturen (Doppel-CD) Hörbuch zusammen mit Christoph Hein
2014 Kleine Insel (Den Flüchtlingen dieser Welt gewidmet) (Matrosenblau)
2014 La Guitarra Al Hombro (spanischsprachige Nachdichtungen: Carlos Ampié Loría) (Matrosenblau & Editorial ANAMÁ Managua, Nicaragua)
2014 Viva la poesía (aufgenommen in Havanna, deutschsprachig) (Matrosenblau)
2015 Sterne glühn – Wenzel singt Johannes R. Becher (Matrosenblau)
2015 Selbstbildnis 1981 Bonusedition (Demo-Aufnahmen zur LP „Stirb mit mir ein Stück“ von 1984; inkl. vier Liedern, die nicht auf die LP kamen) (Matrosenblau)
2016 Jubiläumskonzert – Wenzel & Gäste live im Admiralspalast (CD, DVD und Buch) (Matrosenblau)
2016 Wenn wir warten (Matrosenblau)
2017 Ick sitze da und esse Klops, Kinderlieder (Matrosenblau)
2018 Wo liegt das Ende dieser Welt (Matrosenblau)[11]
2019 Lebensreise, Live-Doppel-CD (Matrosenblau)
2021 Das Allerschönste noch nicht gesehn (Matrosenblau)
Literarische Werke
Poesiealbum 193. Gedichte. Verlag Neues Leben, Berlin 1981.
Lied vom wilden Mohn. Gedichte. Mitteldeutscher Verlag, Leipzig 1982.
Antrag auf Verlängerung des Monats August. Gedichte. Mitteldeutscher Verlag, Leipzig 1987.
Wenzel & Mensching: Allerletztes aus der DaDaeR/ Hundekomödie. Mitteldeutscher Verlag, Leipzig 1991. (Textbücher der Bühnenstücke des Clownsduos Wenzel/Mensching)
Malinche. Legenden von Liebe und Verrat. Mitteldeutscher Verlag, Leipzig 1992.
Ich mag das lange Haar. Liederbuch. Buschfunk Verlag, Berlin 1998. (Erste Veröffentlichung der wichtigsten Lieder im handlichen Notenformat)
Der Abschied der Matrosen vom Kommunismus. Eulenspiegel Verlag, Berlin 1999. (Textbücher der Bühnenstücke des Clownsduos Wenzel/Mensching)
Hundert Lieder. Band I. Matrosenblau, Berlin 2009, ISBN 978-3-941155-06-0. (Erstes umfassendes Liederbuch von Wenzel. Komplett mit Noten und Texten von insgesamt 105 Liedern)
Seit ich am Meer bin. Gedichte. Matrosenblau Verlag, Berlin 2011, ISBN 978-3-941155-18-3.
He sacado mi esperanza a lucir Matrosenblau Verlag, Berlin 2014, ISBN 978-3-941155-40-4. (Deutsch-spanischer Gedichtband von Hans-Eckardt Wenzel, spanische Übersetzungen von Carlos Ampié Loría)
Hinter den Bildern die Welt. Die untergegangene Bundesrepublik in den Filmen von Rainer Werner Fassbinder – Ein Briefwechsel. Matrosenblau Verlag, Berlin 2015, ISBN 978-3-941155-44-2. (Briefwechsel zwischen Antje Vollmer und Hans-Eckardt Wenzel)
Hannes Scheffler (Hrsg.): Hundertsieben Lieder, Band II, Liederbuch mit Noten und Texten, Matrosenblau Verlag, Berlin 2020, ISBN 978-3-941155-56-5.
Literatur
Walther Killy: Literaturlexikon: Autoren und Werke deutscher Sprache. 15 Bände. Bertelsmann-Lexikon-Verl., Gütersloh, München 1988–1991 (CD-ROM Berlin 1998 ISBN 3-932544-13-7)
David Robb: Zwei Clowns im Lande des verlorenen Lachens. Das Liedertheater Wenzel & Mensching. Ch. Links Verlag, Berlin 1998, ISBN 978-3-86153-156-2.
Lutz Kirchenwitz:Wenzel, Hans-Eckardt. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band2. Ch.Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.
Michael Kleff, Hans-Eckardt Wenzel (Hrsg.): Kein Land in Sicht: Gespräche mit Liedermachern und Kabarettisten der DDR, Christoph Links Verlag, Berlin 2019, ISBN 978-3-96289-038-4.
Dokumentarfilme
Hans-Eckardt Wenzel – Sänger, Dichter, Weltentdecker, Filmdoku-Porträt über Hans-Eckardt Wenzel von Leonore Brandt, 30 Min., MDR 2015
Barbara Hammerschmidt, Bernd Lindner (Hrsg.):Rock! Jugend und Musik in Deutschland. Ch. Links Verlag, 2005, ISBN 3-86153-384-7, S.127 (eingeschränkte Vorschauin der Google-Buchsuche).
Dirk von Nayhauß:Ich bin ein Anlassdichter. Fragen an das Leben (163); Hans-Eckardt Wenzel über lyrische Psalme. In: chrismon. Nr.11, 2019, S.42–43 (evangelisch.de[PDF; 8,9MB; abgerufen am 28.Dezember 2019]).
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