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Irenäus Wolfgang Totzke OSB (* 8. August 1932 in Danzig als Wolfgang Totzke; † 14. Mai 2013 in Niederaltaich) war ein Musik- und Liturgiewissenschaftler, Komponist, Theologe; Mönch und Archimandrit der Benediktinerabtei Kloster Niederaltaich.


Leben


Aufgewachsen in Danzig-Langfuhr musste er 1945 mit 13 Jahren zusammen mit der Familie aus Danzig fliehen; sie fanden für zwei Jahre Aufnahme in Dänemark. Nach der Schulzeit und dem Abitur in Heidenheim/Württemberg ging er 1952 auf das Päpstliche Collegium Russicum nach Rom. Er studierte dort an der Gregorianischen Universität und der Orientalischen Hochschule und anschließend in Würzburg und München Philosophie, Theologie, Byzantinistik, Musikwissenschaft und Sprachen. 1957 trat er in die Abtei Niederaltaich ein und wurde Gründungsmitglied der neu errichteten Byzantinischen Gruppe, der späteren Byzantinischen Dekanie. 1960 in Rom zum Priester geweiht, wurde er nach Jahren als Liturgieverantwortlicher (Taxiarch) und als Chorleiter sowie intensiver ökumenischer Arbeit dann Leiter der ostkirchlichen Abteilung des Ökumenischen Instituts der Abtei. Aufgrund seiner großen Verdienste um die ostkirchliche Musik- und Liturgiewissenschaft erhielt er bereits 1976 den Ehrentitel eines Archimandriten durch den rumänischen Patriarchen Justinian I. und 1988 aus demselben Grund aus westlicher Sicht nochmals durch einen eigens aus Rom geschickten Kardinal. Archimandrit Irenäus war Mitglied der Bayerischen Benediktinerakademie und Mitglied der Kommission zur Herausgabe altslawischer Musikdokumente sowie Träger des Danziger Kulturpreises.


Wissenschaftliche und kompositorische Arbeit


Seine besondere Hinwendung galt der Theologie und Spiritualität der Orthodoxen Kirche. Er wurde der bedeutendste und wichtigste Kenner für orthodoxe Kirchenmusik- und Liturgiewissenschaft in Ost und West. Als Schüler von Thrasyboulos Georgiades und Ivan von Gardner steht er als Komponist in der Traditionsreihe der Moskauer Schule von Kastalskij, Kompanesjskij, Gretschaninow, Rachmaninow bis Gardner. Ursprünglich in slawischer Sprache komponierend, ging er 1960 mehr und mehr zur deutschen Sprache über und schuf mit seinen umfassenden Übersetzungen aus dem Kirchenslawischen und Griechischen so ein bedeutendes Zentrum der deutschen orthodoxen Kirchenmusik in Niederaltaich.

Neben zahlreichen Veröffentlichungen von wissenschaftlichen Texten in vielen Fachzeitschriften und Büchern sowie von Kompositionen in Partituren und Schallplatten war er auch als Referent und Gastdozent u. a. in Leningrad, Moskau, Minsk, Smolensk, Sofia und Bukarest wie auch an theologischen Fakultäten wie in Linz und Graz tätig.

In der abendländischen Musik galt sein besonderes Interesse der Wiener Klassik und der Romantik. Er galt als großer Haydn-Kenner.

Im nicht immer einfachen kirchenpolitischen Dialog zwischen Ost und West, sowohl vor als auch nach der Wende, war er ein bedeutender Vermittler und Erklärer.

Darüber hinaus beeindruckte Irenäus Totzke mit besonderem Charisma. Seine epochale Vielfachbegabung, seine universelle Bildung und sein phänomenales Wissen suchten seinesgleichen. Diese außerordentlichen Begabungen beschränkten sich nicht allein auf das Musikalische. Als Sprachengenie war er ebenso legendär (er beherrschte über ein Dutzend Sprachen) wie er als begnadeter Redner, Prediger und Referent brillierte. Er zeigte sich dabei in Literatur, Kunstgeschichte, Ikonographie und Theologie genauso bewandert wie in Politik und Geschichte bis hin zur Genealogie.

Als Universalgelehrter war er deshalb weit über sein eigentliches Spezialgebiet hinaus auf vielen weiteren Feldern aktiv und begleitete, kommentierte und kritisierte wissenschaftliche wie sonstige in sein weites Bildungsspektrum reichende Veröffentlichungen in Bild, Funk und Presse gefragt und ungefragt ebenso kommunikativ wie streitbar.

Mit zunehmendem Alter wandte er sich vermehrt auch seiner Geburtsstadt Danzig zu. In zahlreichen Aufsätzen und auf vielen Veranstaltungen referierte er über deren Geschichte und Kultur sowie über bekannte und vergessene Künstler dieses westpreußischen Kulturraums und mischte sich auch hier wortgewaltig in bestehende kulturpolitische Diskussionen ein.


Publikationen (Auswahl)



Kompositionen



CDs (Auswahl) mit Werken und unter Leitung von Irenäus Totzke





Einzelnachweise


  1. Irenäus Totzke.: Geburt in der Höhle : das Weihnachtsfest in der Überlieferung der Ostkirche. Herder Taschenbuch, 1989, ISBN 978-3-451-08662-5.
  2. Irenäus Totzke.: Dir singen wir : Beiträge zur Musik der Ostkirche. EOS-Verl, 1992, ISBN 978-3-88096-155-5.
  3. Jacobs, Paul, 1959–: Nikolaus : sein Leben in Bildern und Legenden. F. Bahn Verlag, 1996, ISBN 978-3-7615-4944-5.
  4. Wiederkehr der Heiligen : Analysen und Perspektiven. Eos-Verlag, 1999, ISBN 978-3-88096-769-4.
  5. Irenäus Totzke 1932–: Tür gen Osten Bd. 1. Auferstehung und Geistausgießung. EOS, 2012, ISBN 978-3-8306-7562-4.
  6. Irenäus Totzke, 1932–2013.: Leben aus gemeinsamer Wurzel. Eos-Verl, 2013, ISBN 978-3-8306-7599-0.
  7. Irenäus Totzke, 1932–2013.: Ostkirchliche Spiritualität. EOS, 2013, ISBN 978-3-8306-7615-7.
  8. Irenäus Totzke: Musik der Ostkirche. EOS Verlag, 2014, ISBN 978-3-8306-7683-6.
  9. EOS Verlag Erzabtei St. Ottilien: Glaube und Wissen. EOS Verlag, 2015, ISBN 978-3-8306-7721-5.
Personendaten
NAME Totzke, Irenäus Wolfgang
ALTERNATIVNAMEN Totzke, Wolfgang
KURZBESCHREIBUNG Musik- und Liturgiewissenschaftler, Komponist, Theologe, Mönch und Archimandrit der Benediktinerabtei Niederaltaich
GEBURTSDATUM 8. August 1932
GEBURTSORT Danzig
STERBEDATUM 14. Mai 2013
STERBEORT Niederaltaich



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