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Johann André (* 28. März 1741 in Offenbach am Main; † 18. Juni 1799 ebenda) war ein deutscher Musiker, Komponist und Musikverleger.

Johann André
Johann André

Herkunft


Johann André entstammte einer 1699 von Saint-Gilles bei Nîmes nach Frankfurt am Main eingewanderten, evangelisch-reformierten Hugenottenfamilie. Gilles Andre (1673–1748) verlegte seinen Wohnsitz 1709 von der Freien Reichsstadt Frankfurt nach Offenbach, derzeit Hauptstadt des souveränen Fürstentums Isenburg-Birstein. Der derzeitige Regent, Graf Johann Philipp von Isenburg-Birstein förderte die Immigration französischer Hugenotten in seinen Herrschaftsbereich; unter seiner Protektion wurden 1699 eine französisch-reformierte Gemeinde und die Hugenottenstadt Neu-Isenburg gegründet. Gilles André brachte es als selbständiger Seidenweber zu Wohlstand. In der Offenbacher Herrnstraße 54 errichtete er ein geräumiges Wohnhaus, das er und seine Nachkommen bis 1784 bewohnten. Von den acht Kindern Gilles Andrés überlebte nur der 1705 geborene Marc André seinen Vater. Im Januar 1737 heiratete er in Offenbach Marie Juliane (Julienne) Pfaltz, die Tochter eines Tuchfabrikanten aus Mannheim. Aus dieser Ehe stammen alle späteren Mitglieder der Familie Andre.[1] Als Seidenfabrikant wurde auch Marc zu einem wohlhabenden Mann, der der französisch-reformierten Gemeinde ein großes Wohn- und Schulgebäude neben der Kirche in der Herrnstraße Nr. 25 finanzieren konnte. 1751, nur knapp drei Jahre nach seinem Vater, verstarb Marc André im Alter von erst 46 Jahren.[2]


Bildungsgang und Tätigkeit


Marc Andrés ältester Sohn Johann erlangte für Offenbach und die Musikwelt bleibende Bedeutung. Beim Tod des Vaters erst 10 Jahre alt, zeigte er schon früh eine außergewöhnliche musikalische Begabung. 1757, im Alter von 16 Jahren, trat er in das Geschäft der Familie ein, um „die Handlungen zu erlernen“. Die musikalische Ausbildung wurde parallel fortgesetzt. Doch schon bald schickte ihn seine Mutter nach Mannheim, damit er dort seine kaufmännische Ausbildung zum Abschluss bringen konnte. Mannheim war zu dieser Zeit die bedeutsamste Musikmetropole der Epoche und Europas. Im Alter von 20 Jahren kehrte Johann nach Offenbach zurück. Neben der Tätigkeit in der Seidenfabrik versuchte er sich bald mit eigenen Kompositionen und es entstanden kleine Lieder und eine Klaviersonate. Anlässlich der Aufführung von Opern und bei Konzertbesuchen, vor allem in Frankfurt am Main und Mannheim, hatte Johann Gelegenheit, seine musikalischen Kenntnisse auszuweiten. Am 17. August 1774 begründete Johann André in Offenbach einen der ersten vom Buchhandel unabhängigen Musikverlage Deutschlands mit angeschlossener Notendruckerei und heiratete Catharina Elisabeth Schmaltz (1739–1816), Tochter des Bankiers Philipp Lorenz Schmaltz (1694–1770) in Mannheim. Zu dieser Zeit zählte er zum Offenbacher Freundeskreis Johann Wolfgang von Goethes während dessen Verlobungszeit mit der 17-jährigen Bankierstochter Anna Elisabeth Schönemann („Lili“), die vor dem Offenbacher Hintergrund des Jahres 1775 im 17. Buch von Goethes Autobiografie Dichtung und Wahrheit geschildert wird. Sie wohnte bei ihren Verwandten, der Familie des Schnupftabaksfabrikanten Nicolaus Bernard in der Offenbacher Herrnstraße; Goethe quartierte sich im Haus gegenüber bei Johann André ein.

Im Herbst 1777 folgte Johann André einem Ruf von Karl Theophil Döbbelin als Musikdirektor des Döbbelinischen Orchesters am Theater der gleichnamigen Gesellschaft an der Behrenstraße in Berlin.[3] Er entfaltete eine umfangreiche Tätigkeit als Komponist von Singspielen und dirigierte eigene und fremde Werke. Unter anderem stand er in regem Austausch mit Kriegsrat Friedrich Wilhelm Marpurg.[4] Er hielt Kontakt zur „Notenfabrique“ in Offenbach; die Seidenfärberei übergab er jedoch seinem Onkel. Da der Offenbacher Verlag während seiner Abwesenheit mit Verlust arbeitete, und das Gesuch einer Verlegung seiner Firma nach Berlin abschlägig beschieden wurde, kehrte er 1784 nach Offenbach zurück. Im gleichen Jahr übersiedelte das Unternehmen von der Herrnstraße Nr. 54 in die Domstraße Nr. 21, wo in rückwärtigen Gebäuden Verlag und Druckerei eingerichtet wurden. 1797 listete der Verlagskatalog bereits 1052 Nummern, Opern, Konzerte und Sinfonien, Arien und Lieder. Anlässlich seines Weggangs von Berlin 1784 verlieh im Markgraf Friedrich Heinrich Prinz von Preußen, Markgraf von Brandenburg-Schwedt Titel und Rang eines Kapellmeisters, ohne dass Johann André wohl eine derartige Stelle in Schwedt angetreten hätte. Immerhin widmete er dem Markgrafen sein Schauspiel mit Gesang „Laura Rosetti“ von 1778.[5] Sein Singspiel Die Entführung aus dem Serail oder Belmonte und Constanze Première 1781 in Berlin – wurde unter anderem 1785 auch in Schwedt aufgeführt. Sein Nachfolger am Döbbelin’schen Theater wurde Johann Friedrich Frischmuth (1741–1790).[6]

Im Jahr 1798 erkrankte Johann André so schwer, dass sein Sohn Johann Anton André, der sich ebenfalls als Verleger, Komponist und Musiktheoretiker hervor tat, sein Studium in Jena abbrach und nach Offenbach zurückkehrte. Johann Anton André war Hauptverwalter des Nachlasses von Mozart. Das gesamte Verlags- und Druckereigeschäfte übernahm er nach dem Tod des Vaters, 1799. Johann Andrés Grab befindet sich auf dem Alten Friedhof Offenbach.

Grab von Johann André auf dem Alten Friedhof Offenbach
Grab von Johann André auf dem Alten Friedhof Offenbach

Das Musikhaus André und der Musikverlag Johann André mit seinem umfangreichen Musikarchiv sind bis heute in der Frankfurter Straße in der Offenbacher Innenstadt niedergelassen.


Werk (Auswahl)


Johann André schuf unzählige Musikstücke, darunter komische Opern und Operetten, Sing- und Lustspiele, Lieder, aber auch Stücke für Piano, Violine und Violoncello. Er schrieb Libretti und Liedtexte sowie Gedichte. Zu seinen Aufführungen bearbeitete er Stücke fremder Komponisten und übersetzte Texte aus dem Französischen. Des Weiteren edierte er in seiner Notendruckerei Werke internationaler Komponisten, Sammlungen, Lehrbücher für Klavier- und Gitarrenunterricht und vieles mehr.

ferner:

Vertonung von Liedersammlungen und Gedichttexten:

ferner eine „Kartoffelkantate“.

Kammermusik (Auswahl):

Editionen:

Übersetzung:


Bildnis



Literatur





Einzelnachweise


  1. eine Tochter, Elisabeth Antoinette André (1745–1815), heiratete 1837 den Maler Georg Oswald May, der u. a. ein Bildnis von Johann André lieferte
  2. offenbach.de
  3. Musikalischer Almanach für Deutschland auf das Jahr 1782. Schwickert, Leipzig 1782, S. 22: „Orchester der Döbbelinischen Schauspielergesellschaft in Berlin. Musikdirektor, Herr Andre. Concertmeister, Herr Friedr. Ludw. Benda. […]“
  4. Gustav Schilling (Bearb.): Encyclopädie, S. 195.
  5. Johann André. Abgerufen am 21. August 2019.
  6. Joseph Kürschner: Frischmuth, Johann Christian. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 8, Duncker & Humblot, Leipzig 1878, S. 104 f.
  7. Arnold Weber (Hrsg.): Literatur- und Theater-Zeitung des ersten Jahrganges Dritter Theil. Berlin 1778, Recension S. 599.
  8. dessen Libretto Mozart in Die Entführung aus dem Serail plagiierte
  9. alle nach: operone.de; teilweise ergänzt
  10. Scheunchen: Lexikon deutschbaltischer Musik. S. 27.
  11. Peter Motzfeld (Bearb.): Die Porträtsammlung der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel. Biographische und bibliographische Beschreibungen mit Künstlerregister. Band I: A–Bra. K.G. Saur, München 1996, S. 46, Inv.nr. 360.
Personendaten
NAME André, Johann
KURZBESCHREIBUNG deutscher Musiker, Komponist und Musikverleger
GEBURTSDATUM 28. März 1741
GEBURTSORT Offenbach am Main
STERBEDATUM 18. Juni 1799
STERBEORT Offenbach am Main

На других языках


- [de] Johann André

[en] Johann André

Johann André (28 March 1741 – 18 June 1799) was a German musician, composer and music publisher of the Classical period.[1] He was born and died in Offenbach am Main.

[ru] Андре, Иоганн

Иоганн Андре (нем. Johann André; 1741—1799) — немецкий музыкант, композитор и музыкальный издатель[1], отец Иоганна Антона Андре (1775—1842), который продолжил издательское дело отца и тоже стал известным германским композитором своего времени[2].



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