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Johann Wenzel Kalliwoda – auch Jan Křtitel Václav Kalivoda[1] (* 21. Februar 1801 in Prag; † 3. Dezember 1866 in Karlsruhe) war ein Komponist, Kapellmeister und Violinist.

Johann Wenzel Kalliwoda (von Gustav Schlick)
Johann Wenzel Kalliwoda (von Gustav Schlick)
Johann Wenzel Kalliwoda (von Gustav Schlick)

Leben


Denkmal, enthüllt am 3. August 1902, errichtet von Max Egon, Fürst zu Fürstenberg (1863–1941), Standort: Donaueschingen im Fürstlich Fürstenbergischen Park.
Denkmal, enthüllt am 3. August 1902, errichtet von Max Egon, Fürst zu Fürstenberg (1863–1941), Standort: Donaueschingen im Fürstlich Fürstenbergischen Park.

Kalliwoda ist ein typisches Kind des habsburgischen Vielvölkerstaates. Sein Vater Anton stammte aus Mähren, seine Mutter Theresia (geb. Kolni) aus Ungarn, beide offenbar zur deutschsprachigen Minderheit gehörig,[2] und geboren wurde er im böhmischen Prag. Im Jahre 1811 begann er ein Studium am Prager Konservatorium u. a. bei Friedrich Dionys Weber (Theorie und Komposition) und Friedrich Wilhelm Pixis (Violine). Fünf Jahre blieb er Zögling des Konservatoriums; wegen ausgezeichneter Leistungen war er einer von vier Schülern, die ein Stipendium von 50 Gulden für das letzte Studienjahr erhielten. In dieses letzte Lehrjahr fielen auch seine ersten öffentlichen Auftritte als Soloviolinist: Am 26. März 1816 trug er in einem Konzert der Konservatoriumszöglinge zwei Sätze eines Violinkonzerts von Pierre Rode vor.[3] Im Oktober 1816 verließ er das Konservatorium; und Direktor Friedrich Dionys Weber schrieb in sein Abschlusszeugnis, sein Violinspiel weise „nebst einer schönen mechanischen Fertigkeit auch Geist im Vortrag“ auf, doch offenbare er vor allem „ein entschiedenes Talent zur Instrumentalkomposition“, in der er sich „vor allen hervorgetan“[4] habe. Er fand sofort eine Anstellung als Geiger im Prager Theaterorchester, dem er bis Ende 1821 angehörte. Seit 1818 trat er mit Kompositionen an die Öffentlichkeit, anfangs mit Ouvertüren, ab 1820 auch mit orchesterbegleiteten Kompositionen für die Violine, die er selbst vortrug.[5]

Im Januar 1822 brach er zu einer Konzertreise durch Österreich und Süddeutschland auf, die ihn u. a. nach Linz, München und Donaueschingen führte, wo ihm Fürst Karl Egon II. die Stelle als Hofkapellmeister am Hoftheater Donaueschingen anbot, die bis zu seinem Weggang Conradin Kreutzer innegehabt hatte. Kalliwoda nahm an, kehrte jedoch zunächst nach Prag zurück, wo er im Oktober die Sängerin Therese Brunetti (1803–1892) heiratete. Ende 1822 trat er das Amt in Donaueschingen an, welches er bis 1866 innehatte.

Er komponierte, leitete die Hofoper, trat als Solist auf und unterrichtete die Kinder des Fürsten. Vier Jahrzehnte lang organisierte er ein reiches musikalisches Leben am Hof der Fürstenberger. Dabei kamen nicht nur zahlreiche eigene Kompositionen aus allen Gattungen zur Aufführung, sondern ebenso Werke anderer Komponisten. Er lud unter anderem Clara und Robert Schumann sowie Franz Liszt nach Donaueschingen ein. Während der Fürst seinem Kapellmeister nicht nur eine Stradivari schenkte, sondern ihm zudem großzügige Urlaube für Konzertreisen durch Europa gewährte, dankte dieser es seinem Dienstherrn, indem er verlockende Angebote aus Köln, Mannheim, Dessau, Leipzig und Prag ablehnte.

Die Tätigkeit Kalliwodas in Donaueschingen wurde durch die Deutsche Revolution 1848/49, die Auflösung der fürstlichen Hofkapelle und den Brand des aus dem 18. Jahrhundert stammenden Theaters 1850 unterbrochen. Er ging zu seinen Kindern nach Karlsruhe und wurde erst 1857 von Karl Egon III. an die kleine Residenz auf der Baar zurückgerufen, wo ihm der Wiederaufbau des Konzertbetriebes jedoch nicht mehr gelang.

BW

Im Jahre 1866 trat Kalliwoda in den Ruhestand und übersiedelte endgültig nach Karlsruhe, wo er noch in demselben Jahr an den Folgen eines Herzinfarktes starb. An seinem Sterbehaus in der Amalien­straße 39 befindet sich eine Gedenktafel, im Schlosspark von Donaueschingen ließ der Fürst von Fürstenberg ihm ein Denkmal errichten.

Johann Wenzel Kalliwoda war der Vater des Badischen Hofkapellmeisters Wilhelm Kalliwoda (1827–1893).


Werke (Auswahl)


Kalliwoda hat über 500 Werke hinterlassen, 243 davon sind mit Opuszahlen versehen. Sein Schaffen umfasst Opern, geistliche und weltliche Vokalwerke, Sinfonien, Ouvertüren, konzertante Werke, Kammermusik und Klavierkompositionen. Der umfangreiche musikalische Nachlass von Johann Wenzel Kalliwoda wird heute in der Badischen Landesbibliothek in Karlsruhe aufbewahrt.

Die unkommentierten Jahreszahlen in Klammern geben das Jahr des Kompositionsabschlusses an; ist dieses nicht bekannt, so wird mit vorgestelltem „ed.“ und ohne Klammern das Jahr des Erstdrucks angegeben. Werke mit Opuszahlen erschienen zu Lebzeiten Kalliwodas im Druck; als WoO (= Werk ohne Opuszahl) gezählte Werke blieben ungedruckt.[6]


Bühnenwerke



Opern


Vokalmusik



Geistlich


Weltlich


Instrumentalmusik



Orchesterwerke


Werke für ein oder mehrere Soloinstrument(e) mit Instrumentalbegleitung

Mit Orchester, wenn nicht anders angegeben.


Kammer- und Klaviermusik


Diskografie



Dokumente


Briefe von Johann Wenzel Kalliwoda befinden sich im Bestand des Leipziger Musikverlages C. F. Peters im Staatsarchiv Leipzig.


Literatur




Commons: Jan Kalivoda – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Namensform nach: Strauß-Németh (2003). Kalliwoda wurde als „Johann Wenzel“ getauft und er zeichnete zeit seines Lebens mit „Johann Wenzel Kalliwoda“. Nach Auskunft seiner Nachfahren sprach er kein Wort Tschechisch.
  2. Vgl. Strauß-Németh (2005), Bd. 1, S. 46.
  3. Vgl. Max Maria von Weber, Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild, 3 Bände; Leipzig 1864–1866, Bd. 3, S. 107.
  4. Zitate nach: Karl Strunz, „Kalliwoda“, (1904), S. 276; László Strauß-Németh (2005), Bd. 1, S. 49.
  5. Vgl. einen zurückblickenden Konzertbericht aus Prag, in: Allgemeine musikalische Zeitung 22 (1820), Sp. 288–294; insbes. Sp. 289.
  6. Nummerierung, Titel und Daten nach Strauß-Németh (2005), Bd. 2, passim; Daten, die von den Angaben Strauß-Némeths abweichen, sind einzeln nachgewiesen.
  7. Nach einem Korrespondenzbericht aus Mannheim in der Allgemeinen musikalischen Zeitung 26 (1824), Sp. 507, hat Kalliwoda seine f-Moll-Symphonie bereits in der ersten Jahreshälfte 1824 aufgeführt; sie ist also nicht erst im Dezember 1825 zur Uraufführung gelangt, wie vielfach behauptet. Das Werk dürfte im Verlauf von Kalliwodas erstem Dienstjahr (1823) in Donaueschingen komponiert worden sein und spätestens zu Anfang 1824 fertig vorgelegen haben.
  8. Bert Hagels: „Vorwort“; in: Johann Wenzel Kalliwoda, Sinfonie Nr. 2 Es-Dur op. 17, Berlin 2010, S. XIVff.
  9. Bert Hagels: „Vorwort“; in: Johann Wenzel Kalliwoda, Concertino für Violine und Orchester Nr. 5 a-Moll op. 133, Berlin 2010, S. III–VI.
Personendaten
NAME Kalliwoda, Johann Wenzel
ALTERNATIVNAMEN Kalliwoda, Johann Baptist Wenzel; Kalivoda, Jan Křtitel Václav; Kalivoda, Jan Václav
KURZBESCHREIBUNG deutscher Komponist, Kapellmeister und Violinist
GEBURTSDATUM 21. Februar 1801
GEBURTSORT Prag
STERBEDATUM 3. Dezember 1866
STERBEORT Karlsruhe

На других языках


- [de] Johann Wenzel Kalliwoda

[en] Jan Kalivoda

Jan Křtitel Václav Kalivodus (Johann Baptist Wenzel Kalliwoda in German) (February 21, 1801 – December 3, 1866) was a composer, conductor and violinist of Bohemian birth.

[es] Jan Kalivoda

Johannes Wenzeslaus Kalliwoda, más conocido como Jan Kalivoda (n. Praga, 21 de febrero de 1801 – f. Karlsruhe, Alemania, 3 de diciembre de 1866) fue un compositor, violinista y director de orquesta checo.

[ru] Каливода, Ян Вацлав

Ян Вацлав Каливо́да (чеш. Jan Václav Kalivoda; Иоганн Венцель Калливода, нем. Johann Wenzel Kalliwoda; 21 февраля 1801 (1801-02-21), Прага — 3 декабря 1866, Карлсруэ) — чешский композитор и скрипач. Отец Вильгельма Калливоды и брат Антона Калливоды.



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