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Johann Wilhelm Wilms (* in Witzhelden, getauft 30. März 1772; † 19. Juli 1847 in Amsterdam) war ein deutsch-niederländischer Komponist, Pianist, Organist und Flötist.

Johann Wilhelm Wilms (1772–1847)
Johann Wilhelm Wilms (1772–1847)

Leben


Ersten Musikunterricht erhielt Wilms vom Vater Johann, Lehrer und Organist in Witzhelden, dem älteren Bruder Peter Johann und dem Dorfpfarrer. Über Lüttringhausen und Elberfeld gelangte er 1791 nach Amsterdam. Ihm gelang es schnell, von den Konzertorchestern der Stadt als Flötist engagiert zu werden, und sich einen Ruf als Klaviervirtuose und Musikpädagoge zu erarbeiten.

Ab 1793 wurden seine Kompositionen gedruckt. Im Jahr 1796 gehörte er zu den Mitbegründern des Konzertvereines Eruditio Musica, der ersten ausschließlich von Berufsmusikern getragenen Amsterdamer Vereinigung dieser Art. Zunehmend wurden Wilms' Kompositionen über die Grenzen Hollands hinaus bekannt; 1798 wurde erstmals eines der Werke in der Leipziger Allgemeinen musikalischen Zeitung[1] rezensiert.

Den überregionalen Durchbruch im Konzertsaal erreichte er, nachdem der Leipziger Verleger Ambrosius Kühnel mit ihm Kontakt aufgenommen hatte und Interesse an seinen Symphonien und Konzerten bekundet hatte. Ab ca. 1806 wurden seine Orchesterwerke im Leipziger Gewandhaus, am Hof von Schwerin, in Breslau wie in Prag gespielt. Institutionelle Ehren folgten: 1808 wurde er zum Mitglied der vierten Klasse des niederländischen Königlichen Instituts für Wissenschaft, Literatur und Schöne Künste gewählt. Spätestens seit seiner Heirat mit Nicoletta Theodora, geb. Versteegh, der Tochter eines wohlhabenden Kunstsammlers, hatte er Anschluss an das Amsterdamer Patriziat gefunden. Zu nationalem Ruhm in den Niederlanden gelangte Wilms, als er nach der Befreiung der Niederlande von Napoleon zwei patriotische Gesänge komponierte, die preisgekrönt wurden. Einer von ihnen, Wien Neêrlands Bloed (1816), wurde im 19. Jahrhundert zur Nationalhymne der Niederlande.

Doch sein Stern war im Sinken begriffen. Zwar erhielt er noch 1820 für seine Symphonie Nr. 6 d-Moll op. 58 den ersten Preis in einem Kompositionswettbewerb der Akademie der Künste in Gent. Doch nach 1820 erschienen kaum mehr größere Werke von ihm im Druck. Er hatte mit Schicksalsschlägen zu kämpfen: Im Sommer 1821 hatte seine Frau ein totes Kind zur Welt gebracht, und wenige Wochen später verstarb sie. Im Jahr darauf verlor Wilms eine zweieinhalb Jahre alte Tochter und musste seinen Schwiegervater Dirk Versteegh zu Grabe tragen. Ab 1823 zog er sich zunehmend aus dem öffentlichen Musikleben zurück; stattdessen übernahm er die Stelle des Organisten in einer mennonitischen Gemeinde. Von 1829 bis 1841 ließ er sich als Gutachter für die niederländische Gesellschaft zur Beförderung der Tonkunst gewinnen. Seit Mitte der 1840er Jahre plagte ihn zunehmende Sehschwäche; im Organistenamt ließ er sich immer häufiger vertreten. 1846 wurde er von der Kirchengemeinde offiziell pensioniert.

Das Pianola Museum in Amsterdam besitzt unter anderem Notenrollen von J.W. Wilms.


Werke (Auswahl)


Der zahlenmäßig größte Teil von Wilms' Werk fällt in die zwei Jahrzehnte von 1800 bis 1820. Er kannte und verehrte Haydn, Mozart und den frühen Beethoven; im Kopfsatz seiner ersten im Druck erschienenen Sinfonie (C-Dur op. 9) ist das Modell von Haydns Sinfonie Es-Dur Hob. I:91 (1788) zu erkennen; der Beginn des dritten Satzes verweist auf das Minuetto von Beethovens erster Sinfonie. Gleichwohl war es dieses Werk, dem er den Durchbruch in Mitteleuropa verdankte. Die zeitgenössische Kritik fand darin „einen frischen jugendlichen Geist, nicht ohne Energie und gründliche harmonische Kenntnisse, noch weniger ohne Anmuth, Laune und treffliche Kunst der Instrumentirung.[2] Seine Kammermusik gemahnte die Zeitgenossen an Mozarts Vollkommenheit; die Sonate für Klavier und Violine B-Dur op. 29 z. B. riss einen Rezensenten zu der Feststellung hin: „Mag er [Wilms] nun Mozarten dabey im Auge gehabt haben oder nicht: im Herzen war er ihm ganz gewiss! denn in diesem Werke hat er ihn vollkommen erreicht, und jenes achtungswürdige Sonaten-Geschlecht mit einem ebenbürtigen Gliede vermehrt.[3] In seinen späteren Werken vermochte Wilms jedoch die Vorbilder abzustreifen; er entwickelte auf der Grundlage des klassischen Formenkanons einen ausgeprägten Individualstil, der sich durch thematische Dichte, ausdrucksstarke Harmonik und instrumentatorische Klangexperimente auszeichnet. In einer Rezension der Symphonie c-Moll op. 23 bescheinigt ihm E.T.A. Hoffmann „das Bestreben nach einer gewissen innern Gediegenheit, nach dem Höheren, Bedeutungsvollen“.[4] Wilms' späte Orchesterwerke, die 7. Symphonie etwa oder die fünf einzelnen Ouvertüren (von denen nur vermutet werden kann, dass sie ab Ende der 1820er Jahre entstanden sind), wurden kaum noch aufgeführt und fanden zu Lebzeiten des Komponisten keine Verleger mehr. Inwiefern diese Isolierung zu einer Radikalisierung seines Altersstils beitrug, wäre noch zu untersuchen.

Das Jahr der Entstehung ist in Klammern nach dem Werktitel angegeben; wenn dies nicht möglich war, wurde unter Hinzufügen von "ed." und ohne Klammer der Zeitpunkt des Erstdrucks angeführt.


Vokalmusik



Instrumentalmusik



Orchestermusik und Instrumentalkonzerte


Kammermusik


Klaviermusik

(für Klavier zu zwei Händen, wenn nicht anders angegeben)

Quelle:[5]


Diskografie



Sampler



Einzelnachweise


  1. Es handelt sich um die Variationen für Flöte und Klavier über „Mich fliehen alle Freuden [Nel cor più non mi sento]“, in: Allgemeine musikalische Zeitung I (1798/99), Sp. 106–107.
  2. Musik in Leipzig, in: Allgemeine musikalische Zeitung VIII (1805/1806), Sp. 433–448; Zitat Sp. 435.
  3. "Sonate pour le Pianoforte avec Violon obligé, comp. par J. W. Wilms. Oeuvr. 29 [...]", in: Allgemeine musikalische Zeitung XV (1813), Sp. 643–645; Zitat Sp. 644.
  4. E.T.A. Hoffmann, [Rez.:] [...] Symphonie à grand Orchestre, par J.W. Wilms. Oeuvre 23 [...], in: Allgemeine musikalische Zeitung XV (1813), Sp. 373–380; Zitat Sp. 376.
  5. Titel und Daten nach Klusen (1975) und Hagels (2007)

Literatur




Personendaten
NAME Wilms, Johann Wilhelm
ALTERNATIVNAMEN Wilms, Jan Willem
KURZBESCHREIBUNG deutsch-niederländischer Komponist, Pianist, Organist und Flötist
GEBURTSDATUM getauft 30. März 1772
GEBURTSORT Witzhelden
STERBEDATUM 19. Juli 1847
STERBEORT Amsterdam

На других языках


- [de] Johann Wilhelm Wilms

[en] Johann Wilhelm Wilms

Johann Wilhelm Wilms (March 30, 1772 (baptized) – July 19, 1847) was a Dutch-German composer, best known for setting the poem Wien Neêrlands Bloed to music,[1] which served as the Dutch national anthem from 1815 to 1932.

[ru] Вильмс, Иоганн Вильгельм

Иоганн Вильгельм Вильмс (нем. Johann Wilhelm Wilms; 30 марта 1772, Витцхельден (ныне в составе Лайхлингена), Германия — 19 июля 1847, Амстердам, Нидерланды) — нидерландский композитор немецкого происхождения. Представитель эпохи классицизма. Наиболее известен как автор песни «Те, в ком течёт нидерландская кровь» (нидерл. Wien Neêrlands Bloed), служившей Нидерландам национальным гимном с 1815 до 1932 года.



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