music.wikisort.org - Komponist

Search / Calendar

Johann Gottlieb Karl Spazier (* 20. April 1761 in Berlin; † 19. Januar 1805 in Leipzig; Pseudonym: Karl Pilger, auch Carl) war Sänger, Hofmeister und Lehrer am Philanthropin in Dessau, Professor, Hofrat, Lehrer an einer Handelsschule in Berlin, Autor, Liedkomponist und Publizist.


Leben


Karl Spazier wurde in Berlin aus einer zur mährischen Brüdergemeinde gehörigen Familie geboren und wuchs dort auf.[1] Er besuchte dort die Heckersche Realschule und das Berlinische Gymnasium zum Grauen Kloster. Er interessierte sich für Philosophie, Literatur und Musik.[2] Obwohl er keine tiefergehende musikalische Ausbildung erhalten hatte, wirkte er in seiner Jugend als Konzert- und Kirchensänger in Berlin (Diskantist). Später sang er am Hof von Prinz Heinrich in Rheinsberg französische Opern.[3]

In Halle studierte er Theologie und Philosophie. Ausgangspunkt seiner philosophischen Arbeiten war der zu dieser Zeit dominierende Wolffianismus, noch in Halle wandte er sich aber dem Sensualismus und dem Materialismus zu.[2] Von 1784 bis 1787 wurde Spazier Lehrer und Aufseher am Philanthropin in Dessau, seine Erfahrungen fasste er in der Schrift „Einige Bemerkungen über deutsche Schulen, besonders über das Erziehungsinstitut in Dessau“ zusammen.[4]

Er begleitete den Dessauer Zögling Baron von Mengden (Violinvirtuose) auf die Universität zu Halle und Göttingen. Dann wurde er Schriftsteller in Halle mit vorwiegend philosophischem Schwerpunkt. Er wurde 1787 in der Churfürstlich Mayntzischen Academie nützlicher Wissenschaften aufgenommen. Er nahm einen Ruf als Professor der Philosophie in Gießen an, den er jedoch nach Anfeindungen und auf Druck der Theologischen Fakultät wegen zu freimütiger Schriften vor Antritt wieder aufgeben musste. Darauf lebte er in der Grafschaft Mark in Westfalen und unternahm Reisen durch Deutschland, Dänemark, Holland, Schweiz und Teile Italiens[3] als Begleitung eines westfälischen Grafen.[5]

In Neuwied am Rhein wurde er um 1791 Professor und schließlich Hofrat des Fürsten von Neuwied. Nach dem Tod des Fürsten zog er nach Berlin und wurde Mitdirektor der Dr. Schulzschen Handelsakademie und lehrte Deutsche Sprache und Schöne Wissenschaften, musste dies nach zwei Jahren aus gesundheitlichen Gründen wieder aufgeben. 1793 gründete Spazier die Berlinisch musikalische Zeitung, die er bis 1794 herausgab.[6][5]

Im Jahr 1796 erhielt er von der philosophischen Fakultät Halle das Doktordiplom. Er zog einige Jahre später nach Dessau und wurde Mitdirektor der Olivierschen Erziehungsanstalt und begleitete vermutlich das 1797 neu errichtete Hofschauspiel. Im Jahr 1796 oder 1797 heiratete er Johanna Caroline Wilhelmine Mayer.[7] Er übernahm die Redaktion der Zeitung für die elegante Welt und zog deshalb im Oktober 1800 mit seiner Familie nach Leipzig. Im Jahr 1805 starb er nach kurzer Krankheit und hinterließ seine Witwe mit vier kleinen Kindern, darunter Richard Otto Spazier.[8] Gerber bezeichnete Karl Spazier als „einen der beliebtesten deutschen Schriftsteller“.[3]


Werke



Schriften



Herausgeberschaften



Musik


Ohne Jahresangabe

Weitere



Literatur





Einzelnachweise


  1. Gesellschaft für deutsche Erziehungs- und Schulgeschichte (Hrsg.): Monumenta Germaniae Paedagogica, BAND XXXV: Das Berliner Handelsschulwesen des 18. Jahrhunderts, A. Hofmann & Comp., Berlin 1906
  2. Werner Krauss, Manfred Naumann, Martin Fontius, Werner Bahner: Das wissenschaftliche Werk: Aufklärung III. Deutschland und Spanien. Walter de Gruyter, 1996, ISBN 3-11-014547-2
  3. Ernst Ludwig Gerber: Neues historisch-biographisches Lexikon der Tonkünstler: Bd. 4, S-Z., 1831, Seite 225. Volltext auf books.google.com
  4. Einige Bemerkungen…, Bestand der Martin-Opitz-Bibliothek, Herne
  5. Friedrich Brandes: Spazier, Karl. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 35, Duncker & Humblot, Leipzig 1893, S. 74 f.
  6. Nachweis der Berlinische musikalische Zeitung auf worldcat.org, Ankündigung im Journal des Luxus und der Moden
  7. Johanna Karoline Wilhelmine Spazier-Uthe * 10. Mai 1777 (nicht 1779 lt. ADB) in Berlin; † 11. März 1825 in Dresden; genannt Minna; Dichterin, Schriftstellerin und Herausgeberin des von Brockhaus verlegten Jahreskalenders Urania; älteste Tochter des geheimen Obertribunalrates und Professors der Medizin Dr. Johann Siegfried Wilhelm Mayer; 1797 Hochzeit mit Karl Spazier; nach dessen Tod verlobt mit Friedrich Arnold Brockhaus; in zweiter Ehe verheiratet mit dem königlichen Hoforgelbauer Johann Andreas Uthe; Quelle: Damen Conversations Lexikon, Band 9. [o. O.] 1837, S. 344–345 (Web-Ressource).
  8. Richard Otto Spazier, * 1803 in Leipzig; † 1854 in Leipzig; Schriftsteller; lebte 1825–1826 bei seinem Onkel Jean Paul; Quelle: ADB
  9. Anti-Phädon…, Online auf books.google.com
  10. Freymüthige Gedanken…, Bestand der Bielefeld Synodalbibliothek/ev. Landeskirchenamt
  11. Wanderungen…, Bestand der Lippischen Landesbibliothek. Online bei books.google.com. Darin im Notenanhang Nr. 4 eine der ersten bekannten Erwähnungen des Liedes Schwarzbraun ist die Haselnuss, Veröffentlichungen des Instituts für musikalische Volkskunde Köln, 74/2001
  12. Das Theater der Religionen…, Bestand St.Peter Salzburg Stiftsbibliothek
  13. Versuch einer…, Bestand Universitäts- und Stadtbibliothek Köln
  14. Entmannung aus Religionsschwärmerey..., Nachweis auf worldcat.org
  15. Ueber Kants Kritik…, Bestand Universitäts- und Stadtbibliothek Köln
  16. Denis Diderot’s Erzählungen, Bestand der Universitätsbibliothek Salzburg
  17. Berlinische Musikalische Zeitung im Bestand der LCCN
  18. Etwas über Gluckische Musik..., Angabe lt. ADB
  19. Das Theater der Religion…, Bestand Stadtbibliothek Trier, Weberbach
  20. Gretry's Versuche… lt. ADB und Bestand der Erzbischöflichen Diözesan- und Dombibliothek Köln
  21. Karl von Dittersdorfs…, Bestand Lippische Landesbibliothek, Detmold. Online auf books.google.com
  22. Lieder und Gesaenge…, Bestand der Universität der Künste, Berlin
  23. Groß ist Gott im Bestand Det Kongelige Bibliotek, Dänemark
  24. Zwanzig vierstimmige Chöre..., Nachweis auf worldcat.org
  25. Rosaliens Klagen..., Nachweis auf worldcat.org
  26. Sammlung erbaulicher Lieder..., Nachweis auf worldcat.org
  27. Einfache Clavierlieder, genannt in Hoffmann von Fallersleben: Unsere volksthümlichen Lieder, Wilhelm Engelmann, Leipzig 1859, Volltext auf books.google.com
  28. Der Direkteur…, Bestand Lippische Landesbibliothek, Detmold
  29. Lieder und andere Gesänge..., genannt in Hoffmann von Fallersleben: Unsere volksthümlichen Lieder, Wilhelm Engelmann, Leipzig 1859, Volltext auf books.google.com
  30. Zwey Lieder..., Nachweis auf worldcat.org
  31. Melodieen zu Hartungs Liedersammlung..., Nachweis auf worldcat.org
  32. Die Feier-am Grabe… im Bestand der LCCN
  33. Trommellied. In: Fr. K. von Erlach, Friedrich Karl Erlach, Freiherr von, Fr. K. Freiherr von Erlach: Die Volkslieder der Deutschen: Eine vollständige Sammlung der vorzüglichen deutschen Volkslieder von der Mitte des Fünfzehnten bis in die erste Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, H. Hoff, 1835, auf Google Books
  34. Stimmt H an… Angabe lt. ADB
  35. Rosen pflücken…Angabe lt. ADB
  36. LIEDER..., Nachweis auf worldcat.org
  37. LIEDER AM KLAVIER..., Nachweis auf worldcat.org
  38. Saepius ventis…, im Bestand der LCCN
  39. Gesicht und Arsch…, Nachweis auf worldcat.org
  40. Karl Spaziers Tagebuch..., Nachweis auf worldcat.org
Personendaten
NAME Spazier, Karl
ALTERNATIVNAMEN Spazier, Johann Gottlieb Karl; Spazir, Karl; Spazier, Johann Carl Gottlieb; Pilger, Karl (Pseudonym); Pilger, Carl (Pseudonym); Spazier, D. Karl
KURZBESCHREIBUNG Sänger, Hofmeister und Lehrer am Philanthropin in Dessau, Professor, Hofrat, Lehrer an einer Handelsschule in Berlin, Autor, Liedkomponist und Publizist
GEBURTSDATUM 20. April 1761
GEBURTSORT Berlin
STERBEDATUM 19. Januar 1805
STERBEORT Leipzig

На других языках


- [de] Karl Spazier

[ru] Шпацир, Иоганн Готтлиб Карл

Иоганн Го́ттлиб Карл Шпаци́р (нем. Johann Gottlieb Karl Spazier; 20 апреля 1761, Берлин — 19 января 1805, Лейпциг; псевдоним: Карл Пильгер (нем. Karl Pilger) или нем. Carl) — германский философ , богослов , духовный писатель, издатель, музыковед , певчий и композитор , педагог, государственный служащий, гофмейстер.



Текст в блоке "Читать" взят с сайта "Википедия" и доступен по лицензии Creative Commons Attribution-ShareAlike; в отдельных случаях могут действовать дополнительные условия.

Другой контент может иметь иную лицензию. Перед использованием материалов сайта WikiSort.org внимательно изучите правила лицензирования конкретных элементов наполнения сайта.

2019-2025
WikiSort.org - проект по пересортировке и дополнению контента Википедии