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Kurt Schwaen (* 21. Juni 1909 in Kattowitz, Deutsches Reich; † 9. Oktober 2007 in Berlin) war ein deutscher Komponist.

Kurt Schwaen
Kurt Schwaen
Gedenktafel am Haus Wolności-Platz 7 in Katowice
Gedenktafel am Haus Wolności-Platz 7 in Katowice

Leben


Schwaen entstammte einer oberschlesischen Kaufmannsfamilie, sein Vater war Kolonialwarenhändler. Ab 1923 wurde er bei Fritz Lubrich, einem Reger-Schüler, in Klavier, Orgel und Musiktheorie unterrichtet. Er besuchte ab 1924 das Mathematisch-Naturwissenschaftliche Gymnasium in Kattowitz. Von 1929 bis 1933 studierte er Germanistik, Musikwissenschaft, Kunstgeschichte und Philosophie an den Universitäten Breslau und Berlin. Seine Lehrer waren Friedrich Blume, Curt Sachs, Arnold Schering und Walther Vetter. Er wurde Mitglied der Roten Studentengruppe und besuchte in Berlin Seminare bei Hanns Eisler in der Marxistischen Arbeiterschule (MASCH). 1933 brach er sein Studium ab. Nachdem er 1934 ein externes Klavierexamen bei Kurt Schubert abgelegt hatte, lebte er ab 1934 als Klavierlehrer in Berlin-Gesundbrunnen.

Im Jahr 1935 wurde Schwaen, der seit 1932 als Mitglied für die KPD und seit 1934 für die Revolutionäre Gewerkschafts-Opposition tätig war, von der Gestapo verhaftet und 1936 wegen Widerstandsarbeit gegen das NS-Regime zu drei Jahren Zuchthaus (in Luckau und Schloss Osterstein) verurteilt. Nach seiner Entlassung 1938 arbeitete er als Korrepetitor im Tanzstudio von Gertrud Wienecke am Kurfürstendamm. Ab 1939 begleitete er die Tänzerinnen Manon Ehrfur, Ilse Meudtner und Oda Schottmüller am Klavier. Ab 1943 war er Korrepetitor bei Mary Wigman in Leipzig. Im Februar 1943 wurde er als bedingt wehrwürdig in die Strafdivision 999 der Wehrmacht einberufen. Nach Ausbildung in Deutschland und Polen war er in Frankreich, Griechenland und der Tschechoslowakei eingesetzt. Von Brünn aus wurde er 1945 wegen einer Erkrankung nach Berlin-Marienfelde abkommandiert, wo er sich aber nicht meldete. Von April bis Mai 1945 lebte er illegal in Berlin-Wilmersdorf.

Gedenktafel am Haus Wacholderheide 31, in Berlin-Mahlsdorf
Gedenktafel am Haus Wacholderheide 31, in Berlin-Mahlsdorf

Nach Kriegsende wurde Schwaen Begleiter der Tänzerin Marianne Vogelsang. Im Juni 1945 organisierte er in Berlin die erste Kunstausstellung in Berlin mit Werken des Malers und Zeichners Emil Stumpp, mit dessen Tochter Hedwig er seit 1942 verheiratet war und dessen Nachlass sie gemeinsam betreuten. 1946 wurde er Mitglied der SED. Ab 1947 nahm er aktiv am Aufbau von Volksmusikschulen in Berlin teil. Von 1948 bis 1949 arbeitete er als Korrepetitor mit Ernst Busch und Kate Kühl zusammen und wirkte von 1948 bis 1953 als Musikreferent beim Bund Deutscher Volksbühnen (später Deutsche Volksbühne). Von 1950 bis 1951 war er außerdem Dozent für Tonsatz und Klavier an der Humboldt-Universität zu Berlin. Ab 1953 freischaffend tätig, arbeitete er bis 1956 mit Bertolt Brecht zusammen. Später vertonte er viele Texte von Günter Kunert. Schwaen schuf Kompositionen in vielen Genres, darunter auch Musik für Kinder wie die Kantate König Midas und seine Oper Pinocchios Abenteuer. 1973 gründete er in Leipzig eine Arbeitsgemeinschaft Kindermusiktheater, die er fast zehn Jahre lang leitete.

Neben seiner Arbeit als Komponist war Schwaen vielfältig ehrenamtlich tätig und erhielt zahlreiche Auszeichnungen. Er war von 1953 bis 1962 2. Sekretär im Verband der Komponisten und Musikwissenschaftler der DDR. Von 1951 bis 1961 war er stellvertretender Vorsitzender, von 1961 bis 1979 Vorsitzender und ab 1979 Ehrenvorsitzender des Beirates der Anstalt zur Wahrung der Aufführungs- und Vervielfältigungsrechte auf dem Gebiet der Musik. Außerdem wurde er im Jahre 1961 Mitglied der Deutschen Akademie der Künste in Berlin und Sekretär der Sektion Musik (1965–1970), von 1962 bis 1978 war er Präsident des Nationalkomitees Volksmusik der DDR und 1986 Vizepräsident des Musikrats der DDR.

1980 heiratete Schwaen die Musikpädagogin Ina Iske, die seitdem das Kurt-Schwaen-Archiv leitet. Zuletzt lebte Kurt Schwaen in Berlin-Mahlsdorf. Dort starb er in seinem Haus im Alter von 98 Jahren und fand auf dem Städtischen Friedhof in Berlin-Mahlsdorf seine letzte Ruhestätte.[1]

2021 veranstaltete das Bezirksmuseum Berlin-Marzahn in Zusammenarbeit mit dem Kurt-Schwaen-Archiv eine Ausstellung zu Schwaen.


Stil


Schwaen war ein sehr vielseitiger und äußerst produktiver Komponist, der für nahezu alle Gattungen und Instrumentengruppen komponiert hat. Auch größere Orchesterwerke und Opern sind meist kammermusikalisch angelegt, klar strukturiert und sparsam in der Besetzung. Das macht die Partitur durchsichtig und verführt oft zu der irrigen Meinung, die Musik sei einfach zu spielen.

Grundlage seines Schaffens war eine neoklassizistische Haltung; als Vorbilder können Béla Bartók, Igor Strawinski und Paul Hindemith genannt werden. Er wahrte den Bezug zur Tonalität, handhabte diese jedoch recht frei und baute gerne teilweise recht scharfe Dissonanzen mit ein. Doch auch wenn Schwaen modernere Techniken zum Einsatz brachte, blieb seine Musik relativ leicht rezipierbar. Er orientierte sich oft an der deutschen und slawischen Volksmusik, was zur Folge hatte, dass viele seiner Themen eingängig und liedhaft sind.

Auch für folkloristische Besetzungen interessierte sich Schwaen und komponierte Werke für Akkordeon oder Zupfinstrumente und ordnete sie gleichberechtigt der Kammermusik zu. Viele seiner Werke können als Gebrauchsmusik bezeichnet werden. Großen Formen zog er miniaturhafte, konzentrierte Stücke vor. Häufig wirkt seine Musik elegant und spielerisch, manchmal aber auch lyrisch und nachdenklich. Geprägt durch seine Arbeit im Tanzstudio hatte er eine ausgesprochene Vorliebe für Musik mit tänzerischem Gestus. Viele seiner Werke sind daher durch prägnante, tänzerische Rhythmik gekennzeichnet. Vielleicht macht auch das die besondere Akzeptanz seiner Musik bei Kindern und Jugendlichen aus.

Schwaen gilt als „Klassiker der Moderne“. Stilistisch hat der Komponist es verstanden, aus der Fülle der Angebote an Möglichkeiten, die das 20. Jahrhundert zu bieten hat, das herauszufiltern und für sich zu verwerten, was seinem Wesen entgegenkam und sich für sein künstlerisches Anliegen als brauchbar erwies. In der nahtlosen Verschmelzung alten wie neuen Materials, das „gut und brauchbar“ ist und Beständigkeit verspricht, liegt das Geheimnis der Tonsprache Schwaens.

Seine Werke wurden in der DDR viel gespielt und machten ihn zu einer der wichtigsten Persönlichkeiten besonders auf dem Gebiet der Musikerziehung. Schwaen war es stets ein Anliegen, für den Hörer verständliche Musik zu schreiben. Insgesamt zeichnen sich seine Werke durch große Klarheit, Leichtigkeit und Spielfreude aus – seinem Grundsatz „Alles Leichte ist ungewöhnlich schwer“ ist Schwaen immer treu geblieben.


Werkverzeichnis (Auswahl)


Seine Kompositionen sind hauptsächlich im Verlag Neue Musik, im Friedrich Hofmeister Musikverlag und beim Bärenreiter-Verlag erschienen. Ein ausführliches Werkverzeichnis von Rosemarie Groth liegt gedruckt im Kurt-Schwaen-Archiv vor (ISBN 978-3-00-035722-0).


Diskografie (Auswahl)


CDs mit Werken von Schwaen erschienen mehrheitlich bei kreuzberg records.


Schriften und Literatur



Schriften von Kurt Schwaen


Ein ausführliches Quellenverzeichnis schriftlicher und mündlicher Äußerungen des Komponisten, hrsg. 2010 von Ina Iske-Schwaen, liegt gedruckt im Kurt-Schwaen-Archiv vor, ISBN 978-3-00-036751-9.


Literatur (Auswahl)



Auszeichnungen (Auswahl)




Commons: Kurt Schwaen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Nachricht auf Ad-hoc-News.de.
  2. Komponist Kurt Schwaen gestorben. (Memento vom 13. Juni 2010 im Internet Archive) In: Süddeutsche Zeitung, 10. Oktober 2007.
  3. Kurt Schwaen berühmt und neunzig. In: Berliner Zeitung, 22. Juni 1999.
Personendaten
NAME Schwaen, Kurt
KURZBESCHREIBUNG deutscher Komponist
GEBURTSDATUM 21. Juni 1909
GEBURTSORT Kattowitz
STERBEDATUM 9. Oktober 2007
STERBEORT Berlin

На других языках


- [de] Kurt Schwaen

[en] Kurt Schwaen

Kurt Schwaen (June 21, 1909 in Katowice – October 9, 2007 in Berlin) was a German composer.



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