Leo Fall (* 2. Februar 1873 in Olmütz, Österreich-Ungarn; † 16. September 1925 in Wien) war ein österreichischer Komponist und Kapellmeister und einer der bedeutendsten Vertreter der Silbernen Operettenära.
Leo Fall, 1915Grabstätte von Leo Fall
Leben
Leo Fall, der Bruder der Komponisten Richard Fall und Siegfried Fall, die beide von den Nationalsozialisten wegen ihrer jüdischen Herkunft in Konzentrationslager verschleppt wurden und dort starben, kam nach dem Besuch des Wiener Konservatoriums der Gesellschaft der Musikfreunde, wo er unter anderem Musiktheorie bei Robert Fuchs und Johann Nepomuk Fuchs studierte, 1892 als Kapellmeister nach Hamburg, anschließend als Sologeiger ans Berliner Metropol-Theater.
Als seine ersten Opern erfolglos blieben, wurde er Hauskomponist des Berliner Kabaretts Böse Buben im Berliner Künstlerhaus. Er schrieb dort die Musik zu zahlreichen Couplets, zum Beispiel zu Und Meyer sieht mich freundlich an, das von Kurt Tucholsky als das klassische Berliner Couplet gewürdigt wurde.[1] Danach vollzog sich der Übergang zur Operette. Fall widmete sich seit 1906 ausschließlich der Komposition, schaffte von 1907 bis 1908 mit drei Operetten (darunter Die Dollarprinzessin) den Durchbruch und wurde schließlich mit späteren Werken wie Die Rose von Stambul (1916) weltweit bekannt.
Fall, dessen Werke von den Nationalsozialisten verboten wurden, zählt neben Franz Lehár und Oscar Straus zu den bedeutendsten Komponisten der sogenannten „Silbernen Operettenära“.
Seine musikalisch breit gefächerten Operetten oszillieren zwischen klassischen (Wiener Walzer) und modernen Motiven (Schlager, Jazz, Foxtrott). Es war vor allem der beim WDR in Köln tätige Dirigent Franz Marszalek, der sich mit vielen beispielhaften Aufnahmen für Leo Fall eingesetzt hat.
1901 wurde er Mitglied in der Preßburger Freimaurerloge Freundschaft. Er war mit der Tochter Betha (1875–1934) des Komponisten Salomon Jadassohn verheiratet. Beide Grabstellen befinden sich auf dem Wiener Zentralfriedhof (israelitischer Teil Tor 4, Gruppe 3, Reihe 4, Nr. 1). 2000 benannte man den Leo-Fall-Weg in Wien-Hietzing nach ihm.[2]
Werke (Auswahl)
Lustige Blätter, Lokalposse in drei Akten. Libretto: Franz Fuchs, Uraufführung: Centralhallentheater, Hamburg, 1896.
Klein-Röschen, Vaudeville in einem Akt, Libretto: Oskar Klein, 1896
Die Regimentsnummer, Posse mit Gesang in einem Akt, Libretto: Max Reichardt
1842, Der große Brand in Hamburg, Libretto: Georg Okonkowski, Zeitbild in fünf Akten, Hamburg, 1897
Paroli, ursprünglich Frau Denise, Komische Oper in einem Aufzug, Uraufführung: Intimes Theater, Berlin, 1902. 2015 eingespielt vom WDR unter der Leitung von Axel Kober beim Label cpo
Irrlicht, Uraufführung: Mannheim, 1905
Der Rebell (1905, sieben Jahre später umgearbeitet zu Der liebe Augustin)
Der junge Herr René (Umarbeitung von Der süße Kavalier durch Michael Krasznay-Krausz, März 1935 in Zürich), weitere Aufführungen: Januar 1936 in Prag, September 1951 in Karlsruhe
Edmund Nick:Fall, Leo. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band5, Duncker & Humblot, Berlin 1961, ISBN 3-428-00186-9, S.16(Digitalisat).
Fall Leo. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band1, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1957, S.285.
Stefan Frey: Leo Fall. Spöttischer Rebell der Operette, Edition Steinbauer, Wien 2010, ISBN 978-3-902494-45-0.
Marcus Pyka: „Von Reformen, ganz enormen, träumen wir am Bosporus“: Das Osmanische Reich als Vorbild wider Willen in Leo Fall's Rose von Stambul (1916), in: Archiv Operetta Research Center Amsterdam (online).
Martin Trageser: Millionen Herzen im Dreivierteltakt. Die Komponisten des Zeitalters der «Silbernen Operette», Königshausen & Neumann, Würzburg 2020, S. 75–93, ISBN 978-3-8260-6924-6.
Weblinks
Leo and Richard Fall – Onlinebiografie und Werkverzeichnis von Kurt Gänzl aus der Encyclopedia of Musical Theatre im Archiv der Chicago Folks Operetta (engl.)
Leo Fall gestorben.In:Neue Freie Presse, Abendblatt, 16. September 1925, S. 3 (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nfp
Einzelnachweise
Karl Bosl: Lebensbilder zur Geschichte der böhmischen Länder. Band 1. Oldenbourg, München 1974, ISBN 348647801X, S. 271 (eingeschränkte Vorschauin der Google-Buchsuche).
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