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Leon Jessel (* 22. Januar 1871 in Stettin; † 4. Januar 1942 in Berlin) war ein deutscher Komponist. Er komponierte vor allem Operetten.

Leon Jessel, etwa 1933
Leon Jessel, etwa 1933

Biografie


Leon Jessel war der Sohn eines Kaufmanns, der aus Polen in die USA ausgewandert war und mit seiner Ehefrau Mary später wieder nach Europa zurückkehrte. Er war ab 1891 zunächst in Gelsenkirchen und Mülheim an der Ruhr, später auch in Freiberg, Kiel, Stettin und Chemnitz als Kapellmeister tätig.[1] 1896 heiratete er Clara Luise Grunewald. Von 1899 bis 1905 wirkte Jessel als Kapellmeister am Wilhelm-Theater in Lübeck und war anschließend Direktor der Liedertafel des Gewerkvereins Lübeck. Im Jahre 1909 wurde seine Tochter Eva Maria geboren,


Zeit in Berlin


1911 übersiedelte die Familie nach Berlin. 1919 wurde die erste Ehe geschieden, 1921 heiratete er seine zweite Ehefrau Anna.

Gedenktafel am Haus Düsseldorfer Straße 47 in Berlin-Wilmersdorf (in diesem Haus wohnte später auch die Schauspielerin Lilian Harvey)
Gedenktafel am Haus Düsseldorfer Straße 47 in Berlin-Wilmersdorf (in diesem Haus wohnte später auch die Schauspielerin Lilian Harvey)

In seiner Berliner Zeit ab 1911 wandte sich Jessel verstärkt der Komposition von Operetten und Singspielen zu, die vor allem in Berlin, später auch in München, Hamburg und Königsberg uraufgeführt wurden. Seinen größten Erfolg feierte er mit der Operette Das Schwarzwaldmädel (Libretto von August Neidhart), die 1917 in der Komischen Oper Berlin (an der Weidendammer Brücke) uraufgeführt wurde. Der große Erfolg des Schwarzwaldmädels lässt sich daran ermessen, dass es innerhalb der folgenden 10 Jahre rund 6000-mal aufgeführt wurde, unter anderem 1922 am Teatro Coliseo in Buenos Aires. Einen zweiten großen Erfolg konnte er 1921 mit der Operette Die Postmeisterin feiern.

Jessels Popularität begann mit dem 1905 für Klavier komponierten Charakterstück die Parade der Zinnsoldaten, das bald von verschiedensten Orchestern gespielt wurde. Das Stück diente 1933 als Titellied im Paramount-Zeichentrickfilm The Parade of the Wooden Soldiers. Jessel gehörte zu den Mitgründern einer Gema-Vorläuferorganisation.


Verfemung und Tod


Sein Grab in Berlin-Wilmersdorf
Sein Grab in Berlin-Wilmersdorf

Den Nationalsozialisten auf Grund seiner deutschnationalen Ansichten zunächst offenbar eher wohlwollend gegenüberstehend, ersuchte Jessel nach der Machtergreifung um Aufnahme in den Kampfbund für deutsche Kultur Alfred Rosenbergs. Er wurde jedoch abgewiesen und wenig später wegen seiner jüdischen Abstammung mit Aufführungsverbot belegt, obwohl er bereits 1894 aus der jüdischen Gemeinde ausgetreten und zum christlichen Glauben übergetreten war. Am 15. Dezember 1941 wurde Jessel zur Gestapo-Leitstelle in Berlin-Mitte vorgeladen und festgenommen. Grund war ein 1939 geschriebener, bei einer Hausdurchsuchung gefundener Brief an seinen Librettisten Wilhelm Sterk nach Wien, in dem Jessel geschrieben hatte: „Ich kann nicht arbeiten in einer Zeit, wo Judenhetze mein Volk zu vernichten droht, wo ich nicht weiß, wann das grausige Schicksal auch an meine Tür klopfen wird.“ Von der Gestapo wurde Jessel in einem Keller des Polizei-Präsidiums am Alexanderplatz so schwer misshandelt, dass er am 4. Januar 1942 im Jüdischen Krankenhaus Berlin verstarb.

Leon Jessel wurde zunächst auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf beigesetzt und 1955 auf den Friedhof Wilmersdorf in Berlin umgebettet.[2]


Gedenken


Leon-Jessel-Platz in Berlin-Wilmersdorf
Leon-Jessel-Platz in Berlin-Wilmersdorf

Das Bezirksamt Wilmersdorf von Berlin benannte 1985 einen Platz nach ihm, worauf sich für die umgebenden Straßen der Name Jesselkiez einbürgerte.


Werke


Leon Jessel: Parade der Zinnsoldaten
Leon Jessel: Parade der Zinnsoldaten

Er komponierte 29 Operetten zwischen 1913 und 1936. Das Schwarzwaldmädel und Parade der Zinnsoldaten gehören zu seinen erfolgreichsten Werken.[3]


Siehe auch



Literatur




Commons: Leon Jessel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Dieter Schnabel: Zuweilen muss einer da sein, der gedenkt - Blätter der Erinnerung an Komponisten, Schriftsteller und Schauspieler, 2003, ISBN 3-8330-0015-5, S. 31
  2. Grabstätte von Leon Jessel bei knerger.de
  3. Wilhelm Zentner und Anton Würz (Hrsg.): Reclams Opern- und Operettenführer. Philipp Reclam jun., Stuttgart 1962, Beitrag Leon Jessel, S. 177.
Personendaten
NAME Jessel, Leon
KURZBESCHREIBUNG deutscher Komponist
GEBURTSDATUM 22. Januar 1871
GEBURTSORT Stettin
STERBEDATUM 4. Januar 1942
STERBEORT Berlin

На других языках


- [de] Leon Jessel

[en] Leon Jessel

Leon Jessel, or Léon Jessel (22 January 1871 – 4 January 1942) was a German composer of operettas and light classical music pieces. Today he is best known internationally as the composer of the popular jaunty march The Parade of the Tin Soldiers, also known as The Parade of the Wooden Soldiers. Jessel was a prolific composer who wrote hundreds of light orchestral pieces, piano pieces, songs, waltzes, mazurkas, marches, choruses, and other salon music. He achieved considerable acclaim with a number of his operettas — in particular Schwarzwaldmädel (Black Forest Girl), which remains popular to this day.

[es] Leon Jessel

Leon Jessel fue un compositor alemán de operetas.[1]

[ru] Ессель, Леон

Леон Ессель (нем. Leon Jessel; 22 января 1871 (1871-01-22), Штеттин, Померания — 4 января 1942, Берлин) — немецкий композитор. Писал произведения в жанре оперетты и лёгкой музыки. Получил известность как автор шуточного «Парада деревянных (оловянных) солдатиков» (en:The Parade of the Tin Soldiers). Марш обрёл популярность благодаря тому, что он фигурировал в одном из мультфильмов Диснея вместе со стихами на английском языке. Написал несколько сот произведений для оркестра и пианино, в том числе песен, вальсов, мазурок, маршей, хоровых произведений и др.



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