Lucia Ronchetti (* 3. Februar 1963 in Rom) ist eine italienische Komponistin, die mit modernen musiktheatralischen Formen arbeitet.
Lucia Ronchetti (2012)
Leben
Lucia Ronchetti wuchs als zweitjüngstes Kind einer Großfamilie in einer römischen Vorstadt auf. Sie erhielt schon früh von einem Nachbarn, einem Komponisten und Geiger, informellen Musikunterricht, den sie 1988 in ihrem Werk La stanza degli orologi in frantumi verarbeitete. Sie komponierte musikalische Fragmente, von denen nur die Komposition Quartetto (1979–1980) vollendet wurde.[1]
Beeinflusst durch die Komposition Aura von Bruno Maderna studierte sie ab 1981 Klavier, Komposition und elektronische Musik an der Accademia di Santa Cecilia sowie dem Corsi Internazionali de Città di Castello und anschließend Geisteswissenschaften an der Universität La Sapienza. 1987 schloss sie ihr Studium mit einer Dissertation über die Kompositionen von Bruno Maderna ab.
In Paris besuchte sie Kompositionsseminare bei Gerard Grisey und nahm an einem Jahreskurs des IRCAM (1997) teil.[2] Sie erlangte ein Diplôme d’Études Approfondies (D.E.A.) und promovierte 1999 in Musikwissenschaft an der Ecole Pratique des Hautes Etudes an der Sorbonne unter der Leitung von François Lesure.[3] In ihrer Arbeit beschäftigte sie sich mit dem Orchesterwerk Ernest Chaussons, insbesondere dem Einfluss Richard Wagners auf die französischen Komponisten.
2005 folgte sie einer Einladung von Tristan Murail als Fulbright-Gastprofessorin ans Department für Musik der Columbia University in New York. Lucia Ronchetti war Composer in Residence bei Institutionen wie dem Internationalen Künstlerhaus Villa Concordia (Bamberg), Yaddo (Saratoga Springs, NY), den Staatstheatern Stuttgart, der MacDowell Colony (Peterborough, New Hampshire, USA), der Akademie Schloss Solitude (Stuttgart) sowie dem Schloss Werdenberg (Werdenberg, Schweiz). Sie wurde außerdem vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) gefördert.[3]
Lucia Ronchetti ist Professorin für Komposition am Conservatorio di Musica di Salerno.[3] Sie ist mit dem Wissenschaftler Marco Innamorati verheiratet und hat zwei Kinder.[4]
Werk
Lucia Ronchetti während einer Probe
Die Komponistin arbeitet mit verschiedenen musiktheatralischen Formen. Ihr Werk reicht von Opern und Kammeropern für professionelle Sänger und Musiker über Chor-Opern für Ensembles mit Laienchören bis hin zu musiktheatralischen Experimenten ohne Bühne.[1]
Ab 1998 verwirklichte sie verschiedene Kompositionsprojekte in Zusammenarbeit mit Folkmar Hein an der TU Berlin. Seit 2003 arbeitet sie mit dem Experimentalstudio des SWR in Freiburg zusammen, daraus ging u. a. Xylocopa violacea hervor.
Lucia Ronchetti hat sich auch intensiv mit Kompositionen für Vokalmusik beschäftigt, insbesondere in Zusammenarbeit mit den Neue Vokalsolisten aus Stuttgart. Aus dieser Zusammenarbeit gingen u. a. hervor: Hamlet’s Mill, Pinocchio, Last Desire und Hombre de mucha gravedad.
Von 2012 bis 2015 inszenierte sie im Rahmen einer Koproduktion der Semperoper Dresden und dem Opernhaus Halle ein mehrere Spielzeiten umfassendes Musiktheaterprojekt: Contrascena, Sub-Plot und Mise en abyme.[2]
Ihre Oper Esame di mezzanotte[5] nach einem Libretto von Ermanno Cavazzoni wurde bei der Kritikerumfrage der Fachzeitschrift Opernwelt als „Uraufführung des Jahres 2015“ ausgezeichnet.[6]
Lucia Ronchetti strebt in ihren Kompositionen nach Auffassung ihrer Kritiker nach einem „Gesamtkunstwerk“ aus musikalischem Handwerk, extravaganter Überschreibungs- und Zitierkunst sowie Intellektualität. Ihr Stil ist geprägt von der Auseinandersetzung mit Werken vergangener Epochen und diverser Genres und versteht sich im Kontext mit diesen.[4]
Werke
Inferno, Oper nach Dante Alighieri, mit einem Epilog von Tiziano Scarpa. Auftragswerk der Oper Frankfurt und des Schauspiel Frankfurt, 2021
Rivale, Kammeroper, 2017, Staatsoper Unter den Linden, Berlin, und Staatstheater Braunschweig
Les aventures de Pinocchio, Kammeroper, 2017, Opéra de Rouen
Forward and downward, turning neither to the left nor to the right, Aktionskonzert für Solo Cello, 2017, Accademia Filarmonica, Roma
Abschlussball, Theatermusik für Achim Freyer, 2016, Berliner Ensemble
Aria da baule, Dramaturgie, 2016, Nationaltheater Mannheim
Lena Haselmann: Artikel „Lucia Ronchetti“. In: MUGI. Musikvermittlung und Genderforschung: Lexikon und multimediale Präsentationen, hg. von Beatrix Borchard und Nina Noeske, Hochschule für Musik und Theater Hamburg, 2003ff. Stand vom 17. Mai 2018
Lena Haselmann, Artikel „Lucia Ronchetti“, in: MUGI. Musikvermittlung und Genderforschung: Lexikon und multimediale Präsentationen, hg. von Beatrix Borchard und Nina Noeske, Hochschule für Musik und Theater Hamburg, 2003ff. Stand vom 9. Juni 2016.
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