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Maximilian Marcoll (* 1981 in Lübeck) ist ein deutscher Komponist und Performer.


Biographie


Marcoll studierte von 1992 bis 1997 zunächst Schlagzeug an der Musikhochschule Lübeck, ab 1997 Komposition bei Friedhelm Döhl und Dirk Reith in Lübeck und 2001–2006 an der Folkwang-Hochschule Essen bei Thomas Neuhaus, Dietrich Hahne, Günther Steinke und Orm Finnendahl.[1] 2002 gründete er gemeinsam mit Hannes Seidl das Elektronik-Duo dis.playce. Seit 2006 ist er Mitglied der Künstlergruppe stock11. Von 2007 bis 2014 unterrichtete er am Institut für Musik und Medien der Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf, ebenfalls seit 2007 am Institut für Studienvorbereitung der Musikschule Kreuzberg, seit 2017 hat er einen Lehrauftrag an der Hochschule für Künste Bremen inne.

Er schreibt Werke für Soloinstrumente, für Ensembles in verschiedenen Größen und Besetzungen, darunter auch Vokalensembles, sowie elektronische Musik. Unter seinen Arbeiten finden sich außerdem Klanginstallationen, Videos und Medienkunst. Für Aufführungen seiner Werke arbeitete er mit zahlreichen Solisten, Ensembles und Dirigenten zusammen, wie z. B. Eva Zöllner, Heather Roche, Sebastian Berweck, Mark Lorenz Kysela, LUX:NM, Suono Mobile, Ensemble Hand werk, Neue Vocalsolisten, AAA---AAA, Ensemble Mosaik, Ensemble United Berlin, Ensemble Nadar, Oh-Ton, Vladimir Jurowski, Enno Poppe, José Luis Castillo uvm.  2005 erhielt er den Folkwang Förderpreis und wurde 2006 mit dem Franz-Liszt-Förderpreis der Musikhochschule Weimar ausgezeichnet. 2018 erhielt er für seine Amproprifications 6.1 & 6.2 eine Honorary Mention beim MA/IN Festival in Matera, Italien.[2] Residenzen führten ihn ans CMMAS in Morelia, das ICST in Zürich, das Künstlerhaus Lukas in Ahrenshoop sowie das Institut für Elektronische Musik und Akustik (iem) in Graz.[3]


Künstlerische Arbeit


Gegenstand der Werke Marcolls sind immer wieder politische und gesellschaftliche Aspekte. Das Aufspüren sozialer Schieflagen z. B. thematisierte er in der Installation „Umverteilung“ in Ditzingen 2010.[4] In seiner Werkreihe „Compounds“ (2008–2014) verband er gesammeltes Klangmaterial aus seiner unmittelbaren Umgebung zu einem „Materialnetzwerk“, das zur Ortsbestimmung diente und Grundlage für 8 Solo- und Ensemblekompositionen wurde.[5] Weitere Arbeiten mit stark politischem Einschlag sind z. B. „Personal Data“ von 2013, einer „Sprechperformance zur Kommunikationsüberwachung“[6] sowie „If music be the food of love“, wo es um zur Folter in US-amerikanischen Geheimgefängnissen benutzte Musik geht.


Adhan


Einige Aufmerksamkeit erregte Marcolls 2015 entstandenes aber in seiner ursprünglichen Form bisher nicht uraufgeführtes Stück „Adhan“ für Carillon und Zuspiel, in dem Marcoll den Gesang eines Muezzins mit den Glocken eines Carillons und dem Ton eines Shofars kombinierte. Die für Pfingsten 2015 geplanten Konzerte am Carillon im Berliner Tiergarten wurden ersatzlos abgesagt, nachdem sich der Carilloneur weigerte, das für diesen Anlass in Auftrag gegebene Stück zur Aufführung zu bringen.[7] Marcoll sagte in Interviews, der Grund, weshalb er das Stück geschrieben habe, werde nun zum Grund aus dem es nicht aufgeführt würde.[8][9] Zur Aufführung kam „Adhan“ bisher ausschließlich in einer speziellen Innenraumversion für eine Kirche in Berlin-Schöneberg.[10][11]


Amproprifications


Seit 2016 arbeitet Marcoll unter anderem an einer Reihe von Werken namens „Amproprifications“, einem Kofferwort aus Appropriation (Aneignung) und Amplification (Verstärkung), in der bestehende Werke anderer Komponisten durch Lautstärkeveränderungen in Echtzeit moduliert werden.[12]

„Stücke anderer Komponistinnen oder Komponisten werden um Schichten aus reiner Verstärkung erweitert. Der Text der zugrundeliegenden Stücke bleibt dabei vollkommen unberührt. Keine einzige Note wird verändert, kein fremder Klang wird hinzugefügt, nichts wird ausgelassen. Die Amproprifications sind gewissermaßen stille Stücke – sie enthalten selbst keinen Klang. Sie sind Filter, Lesungen, Überformungen der zugrundeliegenden Werke. Die Verstärkungen reichen dabei von langsamen Reglerbewegungen über schnelles Zerhacken bis zu Bewegungen, die so schnell werden, dass effektiv neue Spektren entstehen, was technisch gesehen Amplitudenmodulation, eine Schwester der Ringmodulation ist.“[13]

Die Amproprifications liegen neben den akustischen Versionen auch in Form von Visualisierungen vor. Marcoll transformiert die Verstärkungsebenen dazu in zweidimensionale Grafiken, die unter anderem in Ausstellungen gezeigt werden.


Werke (Auswahl)



Solo



Kammermusik



Ensemble



Fixed Media



Installationen u. a.



CD - Veröffentlichungen





Einzelnachweise


  1. Maximilian Marcoll - Komponisten der Gegenwart (KDG). Abgerufen am 10. Juni 2019.
  2. MA/IN 2018 - MAtera INtermedia festival - call for artists. In: Matera Intermedia. Abgerufen am 10. Juni 2019 (italienisch).
  3. Artists in Residence. Abgerufen am 10. Juni 2019.
  4. Donnerstag, 7. Oktober 10 Uhr bis Freitag, 8. Oktober 2010, 18 Uhr - Zukunftsmusik. Abgerufen am 10. Juni 2019.
  5. Maximilian Marcoll: Compounds – Dezentrales Komponieren | Maximilian Marcoll. Abgerufen am 10. Juni 2019 (amerikanisches Englisch).
  6. Maximilian Marcoll: PersonalData | Maximilian Marcoll. Abgerufen am 10. Juni 2019 (amerikanisches Englisch).
  7. Christoph Borgans: Uraufführung mit Muezzin-Ruf: „Mein Stück ist keine Provokation“. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 10. Juni 2019]).
  8. Christoph Borgans, Berlin: Musikstück: Wenn der Muezzin dreimal ruft. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 10. Juni 2019]).
  9. Kann ein Friedenssymbol zu provokativ sein? | Ausgabe: 6/17 | nmz - neue musikzeitung. Abgerufen am 10. Juni 2019.
  10. Mehr als ein Symbol: Maximilian Marcolls „Adhan“ in Berlin | nmz - neue musikzeitung. Abgerufen am 10. Juni 2019.
  11. Adhan. Abgerufen am 10. Juni 2019.
  12. Aneignung und Verstärkung. In: Neue Zeitschrift für Musik. Abgerufen am 10. Juni 2019 (deutsch).
  13. Maximilian Marcoll: Schläft ein Ding in allen Liedern | Maximilian Marcoll. Abgerufen am 10. Juni 2019 (amerikanisches Englisch).
Personendaten
NAME Marcoll, Maximilian
KURZBESCHREIBUNG deutscher Komponist und Performer
GEBURTSDATUM 1981
GEBURTSORT Lübeck



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