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Norbert Arnold Wilhelm Richard Schultze (* 26. Januar 1911 in Braunschweig; † 14. Oktober 2002 in Bad Tölz) war ein deutscher Komponist und Dirigent. Er verwendete bei seinen Kompositionen auch die Pseudonyme Frank Norbert, Peter Kornfeld und Henri Iversen.

Norbert Schultze im Garten von Artur Beul und Lale Andersen in Zollikon
Norbert Schultze im Garten von Artur Beul und Lale Andersen in Zollikon

Seine bekannteste Melodie war die des Liedes Lili Marleen. Weitere Werke waren die Opern Schwarzer Peter und Das kalte Herz, das Musical Käpt’n Bye-Bye, aus dem der Evergreen Nimm mich (uns) mit, Kapitän, auf die Reise stammt, sowie zahlreiche Filmmusiken, wie zum Beispiel zu Die Mädels vom Immenhof (1955).


Leben


Der Sohn des Mediziners Walter Hans Schultze legte das Abitur am Realgymnasium in Braunschweig ab und studierte in Köln und München Klavier, Dirigieren, Komponieren und die Fächer Musikwissenschaft und Theaterwissenschaft. In München trat er Anfang der 1930er Jahre als Komponist in Erscheinung. Unter dem Pseudonym Frank Norbert war er eine Zeit lang Komponist für das Studentenkabarett Die vier Nachrichter. Es folgten von 1932 bis 1934 Engagements in Heidelberg und als Kapellmeister in Darmstadt, München und Leipzig. 1932 heiratete er seine erste Frau, die Schauspielerin Vera Spohr.


In der Zeit des Nationalsozialismus


Nach mehrmonatiger Tätigkeit als Aufnahmeleiter der Telefunken GmbH entschloss sich Schultze 1936, als freier Komponist für Bühne und Film sein Glück zu versuchen. In der Zeit des Nationalsozialismus lieferte Schultze eine Reihe von Kompositionen zu Soldaten- und Propagandaliedern. 1940 wurde Schultze auf Anraten NSDAP-Mitglied, um nicht eingezogen zu werden. 1943 ehelichte er seine zweite Frau, die bulgarische Schauspielerin, Sängerin und Schriftstellerin Iwa Wanja (1905–1991), die ihrem Mann Libretti zu mehreren seiner Bühnenwerke schrieb. Aus der Ehe gingen mehrere Kinder hervor, unter ihnen der Musiker Kristian Schultze.

Im Auftrag von Propagandaminister Joseph Goebbels vertonte er Stücke wie Von Finnland bis zum Schwarzen Meer (in dessen Refrain die Textzeile „Führer, befiehl, wir folgen dir“),[1] das Lied der Panzergruppe Kleist, Panzer rollen in Afrika vor oder Bomben auf Engelland.

Wegen seiner Kampf- und Soldatenlieder wurde Norbert Schultze immer wieder als Nazi-Propagandist angeprangert. Die Kritik galt auch der Musik für Veit Harlans Durchhaltefilm Kolberg. Wesentliche Stücke, darunter das Hauptthema stammten aus dem Kriegsdokumentarfilm Feuertaufe, für den Schultze ebenfalls die Musik komponiert hatte. Norbert Schultze hatte auch die Musik zu dem Euthanasiefilm Ich klage an komponiert.

Wie viele seiner Zeitgenossen, zum Beispiel Leni Riefenstahl, relativierte er seine Arbeit für die Nationalsozialisten. Später äußerte er: „Wissen Sie, ich war damals im besten Soldatenalter. So um die 30. Für mich war die Alternative: komponieren oder krepieren. Da habe ich mich für das Erstere entschieden.“[2]

Im August 1944 wurde Schultze in die Gottbegnadeten-Liste aufgenommen,[3] was ihn vor dem Kriegsdienst bewahrte, aber zur Kulturpropaganda verpflichtete.

Schultze wurde im Rahmen der Entnazifizierung als Mitläufer eingestuft, nach Zahlung einer Verfahrensgebühr von 3000 Mark bekam er eine sofortige Arbeitserlaubnis. Die genannten Lieder unterliegen bis zum heutigen Tag der GEMA-Gebührenordnung. Schultze hat testamentarisch verfügt, dass sämtliche Tantiemen seiner von 1933 bis 1945 entstandenen Werke (also auch die seiner Märchenoper Schwarzer Peter) dem Deutschen Roten Kreuz zufließen. Dies geschieht bis in die Gegenwart.


Lili Marleen


Im Jahr 1938 schrieb Schultze eine Melodie zu dem Gedicht Lili Marleen aus dem Bändchen Die kleine Hafenorgel von Hans Leip. Schallplattenaufnahmen, zunächst mit einem männlichen Sänger, 1939 mit Lale Andersen, wurden zunächst wenig verkauft. Als aber der deutsche Soldatensender Belgrad 1941 die Aufnahme mit der Sängerin einige Male zum Programmschluss aufgelegt hatte, zeigten Hörerzuschriften lebhafte Nachfrage. Der vom Militärsignal Zapfenstreich eingeleitete, im Marschtakt vorgetragene Text über Befehlszwang, Abschied und Grab traf die innere Stimmung von Millionen Soldaten aller damals kämpfenden Armeen auf beiden Seiten der Fronten und wurde in etwa fünfzig Sprachen zu einem weltweiten kulturellen „Leitmotiv“ des Zweiten Weltkrieges.


Nachkriegszeit


Schultze stand zunächst auf einer schwarzen Liste der Information Control Division (Propaganda- und Zensurabteilung der amerikanischen Besatzungszone in Deutschland). Er leitete von 1953 bis 1968 seinen eigenen Musikverlag und Bühnenvertrieb. Schultze blieb seinem Metier treu und schrieb weiterhin zahlreiche Opern, Operetten (z. B. Regen in Paris), Musicals, Ballette (darunter Struwwelpeter und Max und Moritz [Verfilmung 1956]), Filmmusiken und Lieder.

Schultze wurde 1961 zum Präsidenten des Verbandes deutscher Bühnenschriftsteller und -komponisten gewählt; von 1973 bis 1991 war er Vorstandsmitglied im Deutschen Komponistenverband. Bis 1996 bekleidete er Ämter im GEMA-Aufsichtsrat, im Kuratorium der GEMA-Sozialkasse und bei der Versorgungsstiftung der deutschen Komponisten. Seinen Lebensabend verbrachte Schultze mit seiner dritten Frau Brigitt Salvatori vor allem auf Mallorca und pendelte oft nach Bayern. Seine Grabstätte befindet sich auf dem Hauptfriedhof Braunschweig.

1992 wurde der Dokumentarfilm Den Teufel am Hintern geküsst veröffentlicht.

Der künstlerische Nachlass Schultzes wurde im Jahre 2005 dem Deutschen Komponistenarchiv in Dresden zur Archivierung übergeben. Der Bestand ist archivarisch erschlossen.[4]   


Überblick über sein Schaffen



Titel des Komponisten (Auswahl)



Bühnenwerke (Auswahl)



Filmmusik (Auswahl)



Buch



Ehrungen und Auszeichnungen



Literatur





Einzelnachweise


  1. https://www.youtube.com/watch?v=tR46GDNPKto
  2. Aus: Die 100 größten Braunschweiger, Braunschweiger Zeitung Spezial, Ausgabe 1, 2005
  3. Viktor Reimann: Dr. Joseph Goebbels. Molden, Wien, München 1976, ISBN 3-217-05018-5, S. 217
  4. Schultze, Norbert – Das Deutsche Komponistenarchiv. Abgerufen am 30. März 2022 (de-DE-Sie).
  5. https://www.tobias-broeker.de/rare-manuscripts/s-z/schultze-norbert/
  6. Fred K. Prieberg: Handbuch deutsche Musiker 1933–1945. CD-Rom-Lexikon, Kiel 2004, S. 6386.
Personendaten
NAME Schultze, Norbert
ALTERNATIVNAMEN Schultze, Norbert Arnold Wilhelm Richard (vollständiger Name); Norbert, Frank; Kornfeld, Peter; Iversen, Henri
KURZBESCHREIBUNG deutscher Komponist und Dirigent
GEBURTSDATUM 26. Januar 1911
GEBURTSORT Braunschweig
STERBEDATUM 14. Oktober 2002
STERBEORT Bad Tölz

На других языках


- [de] Norbert Schultze

[en] Norbert Schultze

Norbert Arnold Wilhelm Richard Schultze (26 January 1911 in Brunswick – 14 October 2002 in Bad Tölz) was a prolific German composer of film music and a member of the NSDAP and of Joseph Goebbels' staff during World War II. He is best remembered for having written the melody of the World War II classic "Lili Marleen", originally a poem from the 1915 book Die kleine Hafenorgel by Hans Leip.

[es] Norbert Schultze

Norbert Arnold Wilhelm Richard Schultze (26 de enero de 1911 en Brunswick - 14 de octubre de 2002 en Bad Tolz) fue un prolífico compositor alemán de música cinematográfica. Es mejor recordado por haber escrito la melodía del clásico de la Segunda Guerra Mundial Lili Marleen, originalmente un poema del libro de 1915 Die kleine Hafenorgel de Hans Leip.

[ru] Шульце, Норберт

Норберт Шу́льце (полное имя: Норберт Арнольд Вильгельм Рихард Шульце, нем. Norbert Arnold Wilhelm Richard Schultze; 26 января 1911 (1911-01-26), Брауншвейг — 14 октября 2002, Бад-Тёльц) — немецкий композитор. Писал как под своим именем, так и под псевдонимами Франк Норберт, Петер Корнфельд и Анри Иверсен. В области неакадемической музыки наиболее известен как автор песни «Лили Марлен» (на текст Ханса Ляйпа), ставшей шлягером в годы Второй мировой войны. Среди академических композиций Шульце наиболее известна опера «Чёрный Петер» (1936), включающая шлягер «Ach, ich hab in meinem Herzen».



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