Philipp Oskar von Chelius; auch Oscar von Chelius; (* 28. Juli 1859 in Mannheim; † 12. Juni 1923 in München) war ein preußischer Generalleutnant sowie Generaladjutant Wilhelm II., Militärattaché und Komponist.
Oskar von Chelius war der Sohn des Juristen und badischen Geheimen Rates Philipp von Chelius (1820–1911) und seiner aus Hamburg stammenden Gattin Harriet, geborene Parish (1834–1864). Er war ein Enkel des Heidelberger Chirurgen Maximilian Joseph von Chelius. Oskar von Chelius besuchte zuerst das Gymnasium seiner Vaterstadt Mannheim, dann Schulen in Heidelberg und Kassel, schließlich 1880/81 die Univ. Leipzig Nach dem Besuch des Gymnasiums in Mannheim, Heidelberg und Kasse und dem Abitur 1879 studierte Chelius 1880/81 an der Universität Leipzig. Als Musiker genoss er Unterricht unter anderem bei Emil Steinbach in Mannheim, K. Reiß in Kassel und Salomon Jadassohn in Leipzig. Den wohl größten künstlerischen Einfluss auf Chelius’ praktisches Schaffen übte jedoch das Werk Richard Wagners aus. Seine Verehrung für den Bayreuther Meister dokumentiert sich unter anderem in dem Umstand, dass Chelius zu den bedeutendsten Förderern des Wagnerschen Werkes im Kaiserreich zählte: so beteiligte er sich in den 1880er Jahren an der Gründung des Wagner-Vereins in Potsdam[1] und fungierte später als Verbindungsmann des Kaisers zum Wagner-Schwiegersohn Houston Stewart Chamberlain.
1881 schlug Chelius jedoch nicht eine Karriere als Komponist ein. Stattdessen wurde er Berufsoffizier in der Preußischen Armee. Ungeachtet dessen war Chelius sein Leben lang als Komponist tätig: Er komponierte Opern, Sinfonien, Kammermusik und Choräle.
Während seiner Ausbildungszeit lernte er während eines Manövers in der Mark Brandenburg den damaligen Prinzen Wilhelm von Preußen, den späteren Kaiser Wilhelm II. kennen. In der Folge wurde Chelius zu einem der engsten persönlichen Freunde („Er [Chelius] ist ein Prachtmensch“) des (damals zweiten) Thronfolgers, auf dessen politische Haltung er auch Einfluss zu gewinnen begann. Der Prinz war dabei vor allem von der musikalischen Begabung Chelius’ – von dem der Kaiser meinte, dass sein „Klavierspiel Rubinstein fast gleichsteht“ und dass man „Staunen empfinden [müsse] über sein Talent“ – und seiner „ruhigen und vernünftigen Art“ beeindruckt.[2] Nach seiner Thronbesteigung lud der nunmehrige Kaiser Chelius – der zu seinen und der Kaiserin liebsten Gesellschaftern gehörte – häufig zu Musikabenden im Berliner Stadtschloss und im Gebäude der Potsdamer Militärakademie in der Nähe des Neuen Palais. Während Chelius – der ganze Partituren frei aus dem Gedächtnis darbieten konnte – auf dem Klavier spielte, traten hochgestellte Persönlichkeiten wie Prinz Albert von Sachsen-Altenburg und Prinz Max von Baden als Sänger auf.[3] 1888 heiratete Chelius Hedwig Karoline von Puttkamer (1859–1923), eine Tochter des preußischen Innenministers Robert Viktor von Puttkamer und Nichte der Ehefrau des Reichskanzlers Otto von Bismarck, Johanna von Puttkamer.[4] Aus der Ehe gingen vier Kinder hervor, darunter Wilhelm Victor von Chelius (* 1. Februar 1889; † 26. September 1914), Harriet von Chelius (* 30. Januar 1891) und Maximilian „Max“ Joseph von Chelius (* 26. Juni 1897 in Karzin im Kreis Stolp/Pommern; † 14. September 1917 in Oeren bei Dixmuiden).
In den Jahren 1892 bis 1898 gehörte Chelius dem Großen Generalstab an. Während dieser Zeit wurde er 1897 zum Rittmeister befördert. 1899 erfolgte seine Ernennung zum Flügeladjutanten des Kaisers. Von 1899 bis 1905 bekleidete Chelius, der fließend Italienisch sprach, außerdem das Amt des Militärattachés an der deutschen Botschaft in Rom, wo ihm die Pflege der militärpolitischen Beziehungen zwischen den beiden, im Bündnissystem des Dreibundes miteinander verbündeten Staaten oblag. 1905 kehrte Chelius nach Berlin zurück. Von 1906 bis 1911 kommandierte er das Leib-Garde-Husaren-Regiment in Potsdam. In diesen Jahren, und verstärkt nach seiner offiziellen Rückkehr an den Hof 1911, hielt Chelius sich ständig in der unmittelbaren Umgebung des Kaisers auf. So begleitete er den Monarchen auch zweimal, in den Jahren 1906 und 1910, auf seine Nordlandfahrten auf der kaiserlichen Jacht Hohenzollern.[5] 1911 folgte die Beförderung zum Generalmajor. Musikalisch tat Chelius sich in der Vorkriegszeit vor allem durch die populäre Oper Haschisch (1897; Text von Axel Delmar nach orientalischen Märchen) und die Oper Die vernarrte Prinzeß (1905; Text von Otto Julius Bierbaum) sowie durch Zusammenarbeit mit dem Regisseur Max Reinhardt hervor. Für dessen Inszenierungen am Deutschen Theater Berlin schuf er einige Schauspielmusiken.
1914 wurde Chelius, im Rang eines Generalleutnants, als Militärbeauftragter an die deutsche Botschaft in Sankt Petersburg versetzt, zugeteilt der Person des Zaren Nikolaus II. Hier verblieb er bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs im August desselben Jahres und vertrat die deutschen militärischen Interessen am Zarenhof. Nach seiner Rückkehr war er als Generaladjutant im Großen Generalstab, später im Generalgouvernement Belgien, tätig. Außerdem kehrte er in die militärische Gefolgschaft des Kaisers zurück, in dessen Umgebung er bis zum Zusammenbruch der Monarchie im Zuge der Novemberrevolution von 1918 blieb. Er war zudem über das Ende der Monarchie hinaus bis zum 8. Dezember 1919 Präses der General-Ordens-Kommission.[6]
Nach dem Krieg wandte Chelius sich wieder verstärkt seiner Arbeit als Komponist zu. In seinen letzten Lebensjahren komponierte er die Oper Magda-Maria, uraufgeführt 1920 in Dessau[7] sowie Vertonungen dreier Gedichte von Rainer Maria Rilke.[8]
Er starb, nachdem im Ersten Weltkrieg seine beiden Söhne gefallen waren und er seine Frau durch einen tragischen Unfall (Ertrinken im Königssee) im Mai 1923 verloren hatte, wenige Wochen nach seiner Frau in München. Oskar von Chelius wurde auf dem Bornstedter Friedhof in Potsdam-Bornstedt beigesetzt. Hier ruhen auch seine Frau Hedwig sowie der Sohn Maximilian Joseph von Chelius (1897–1917) und weitere Familienangehörige.[9]
Quelle:[10]
Personendaten | |
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NAME | Chelius, Oskar von |
ALTERNATIVNAMEN | Chelius, Philipp Oskar von (vollständiger Name); Chelius, Oscar von; Berger, Siegfried (Pseudonym) |
KURZBESCHREIBUNG | preußischer Generalleutnant, Militärattaché und Komponist |
GEBURTSDATUM | 28. Juli 1859 |
GEBURTSORT | Mannheim |
STERBEDATUM | 12. Juni 1923 |
STERBEORT | München |