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Philip van Wilder (* um 1500 in möglicherweise Millam bei Wormhout; † 24. Februar 1554 in London) war ein franko-flämischer Komponist und Lautenist der Renaissance, der in England wirkte.[1][2]


Leben und Wirken


Über die Jugendzeit und Ausbildung Philip van Wilders konnte die musikhistorische Forschung noch keine Erkenntnisse gewinnen. Die erste belegte Information über ihn ist die Verlegung seines Wohnsitzes nach London im Jahr 1522, wo er in den städtischen Einwohnerlisten als Phyllyp of Wylde, Frensshman geführt wurde, und zwar im Bereich der Pfarrei St. Olav. Es ist auch belegt, dass er für einen Ausländer und Musiker erhebliche Einkünfte an Geld und Naturalien hatte. Die königlichen Zahllisten der Jahre 1525–1526 vermerken ihn als Philipp Welder, mynstrell mit dem ungewöhnlich hohen Monatsgehalt von 50 Shilling, wobei das Anstellungsdatum am königlichen Hof wegen einer Lücke in den Akten nicht bekannt ist. König Heinrich VIII. gewährte ihm darüber hinaus die Lizenz zum Import von Färberpflanzen aus Toulouse und Wein aus der Gascogne. Eine Liste der Hofmusik-Mitglieder von 1529 führt ihn als „lewter“ mit einem Monatsgehalt von 66 Shilling und 8 Pence, der höchsten Bezahlung für einen Hofmusiker. Im gleichen Jahr wird er als Mitglied der Privy Chamber genannt, einer Personengruppe mit der Aufgabe, den König zu begleiten und musikalisch zu unterhalten. Der Komponist begleitete den König auch auf dessen verschiedenen Reisen innerhalb und außerhalb von England. Eine der bedeutendsten war Ende Oktober 1532 das Treffen zwischen König Heinrich und dem französischen König Franz I. auf dem Feld zwischen Calais und Boulogne, wo die Musiker beider Höfe die königlichen Gefolge unterhielten. Am 18. März 1538 erhielt van Wilder die englische Staatsbürgerschaft, was ihm erlaubte, in England Land zu besitzen. Er unterrichtete die Kinder des Königs im Lautenspiel: Prinzessin Mary von 1537 bis 1543 und Prinz Edward 1546. Im Jahr 1540 erreichte er den Rang eines Gentleman of the Privy Chamber, eine Position mit erheblichem Einfluss.

Im Februar 1537 heiratete er eine Frau namens Frances; am 1. Mai 1538 wurde sein ältester Sohn Henry geboren. Vier weitere Kinder, Edward, William, John und Katherine, überlebten den Komponisten. Henry bekam später die Stelle eines Instrumentalisten in der Hofkapelle.

Im Todesjahr von Heinrich VIII. (1547) amtierte der Komponist als Keeper of the Instruments und war somit Leiter der Instrumentalmusik am königlichen Hof (später master of the King’s music genannt). Auch beim Nachfolger Edward VI. (Regierungszeit 1547–1553) war van Wilder beim Königshof hoch angesehen und hatte ab 1551 die Aufgabe, in ganz England Sängerknaben für die königliche Kapelle anzuwerben. Nach seinem Tod wurde Philip auf der Südseite des Chores seiner Pfarrkirche St. Olav beigesetzt. Dieser Begräbnisplatz war 1733 noch vorhanden, ist inzwischen jedoch verschwunden.

Die Musiker Matthew und Peter van Wilder wirkten ebenfalls am englischen Königshof; sie waren vermutlich mit Philip van Wilder verwandt. Möglicherweise war Mattew van Wilder der Vater von Peter und Philip.


Bedeutung


Es sind 55 Kompositionen Philip van Wilders in etwa 60 Quellen englischer und kontinentaler Herkunft überliefert; an dieser Quellenlage lässt sich ein deutlicher Einfluss des Komponisten erkennen. Er war der einzige Komponist der frühen englischen Tudor-Zeit, dessen Werke im 16. Jahrhundert auf dem Kontinent erschienen sind. Die Quellen aus dem kontinentalen Europa sind überwiegend Anthologien, die zwischen 1544 und 1598 in Antwerpen, Augsburg, Paris und Löwen gedruckt wurden und meist Text und Musik vollständig wiedergeben, während die Quellen aus England im Allgemeinen textlose Instrumentalbearbeitungen für Laute und Tasteninstrument sind. Die überlieferten Werke van Wilders sind mehrheitlich französische Chansons. Eine seiner sieben überlieferten Motetten existiert als Abschrift aus Padua, und zwei seiner Chansons erschienen zu seinen Lebzeiten in den Niederlanden.

Der musikalische Stil van Wilders gibt sowohl die stilistischen Traditionen der franko-flämischen Musik als auch seiner englischen Wahlheimat wieder. In seinen überlieferten lateinischen Motetten befinden sich solche nach dem Vorbild Josquins mit der Kunst des Kontrapunkts und der kanonischen Stimmführungen, während andere sich an dem Stil der vorreformatorischen geistlichen Musik Englands orientieren. Obwohl der Komponist ein hochgeschätzter Lautenspieler war, ist nur eine Komposition für Laute überliefert, die mit Sicherheit von ihm ist, eine Fantasia aus den Lautenbüchern von Matthew Holmes, und drei weitere Stücke, die mit gewisser Wahrscheinlichkeit auf ihn zurückgehen.


Werke


Gesamtausgabe: Philip van Wilder. Collected Works, 2 Bände, herausgegeben von Jane A. Bernstein, New York 1991 (= Masters and Monuments of the Renaissance 4)


Literatur (Auswahl)





Quellen


  1. David Humphreys: van Wilder, Philip. In: Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Zweite Ausgabe, Personenteil, Band 17 (Vina – Zykan). Bärenreiter/Metzler, Kassel u. a. 2007, ISBN 978-3-7618-1137-5, Sp. 922–924 (Online-Ausgabe, für Vollzugriff Abonnement erforderlich)
  2. John M. Ward, Jane A. Bernstein: Van Wilder, Philip. In: Grove Music Online (englisch; Abonnement erforderlich).
Personendaten
NAME Wilder, Philip van
ALTERNATIVNAMEN Weldre, Philip van; Wylder, Philip van; Vuildre, Philip de
KURZBESCHREIBUNG franko-flämischer Komponist
GEBURTSDATUM um 1500
GEBURTSORT unsicher: Millam bei Wormhout
STERBEDATUM 24. Februar 1554
STERBEORT London

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- [de] Philip van Wilder

[en] Philip van Wilder

Philip van Wilder (Weldre, Welder, Wylder, Wyllender, de Vuildre, Wild, Wildroe; c. 1500 – February 24, 1554)[1] was a Franco-Flemish lutenist and composer, active in England.



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