Samuel Hans Adler (* 4. März 1928 in Mannheim) ist ein deutschamerikanischer Komponist und Dirigent.
Während seiner mehr als sechs Jahrzehnte währenden beruflichen Karriere war er Mitglied des Lehrkörpers sowohl der Eastman School of Music der University of Rochester als auch der Juilliard School. Darüber hinaus gründete er das Sinfonieorchesters der Siebten Armee der Vereinigten Staaten, das nach dem Zweiten Weltkrieg an den Kulturdiplomatie-Initiativen (Völkerverständigung) der Vereinigten Staaten in Deutschland und ganz Europa beteiligt war. Adler wurde 2018 von der Bundesregierung mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet.[1]
Leben
Eastman School of Music an der University of Rochester, Rochester, New York
Adler wurde als Sohn des Mannheimer Kantors Hugo Chaim Adler und dessen Frau Selma Rothschild geboren. Nach der Reichspogromnacht wurde sein Vater im Konzentrationslager Dachau inhaftiert und zur Auswanderung gezwungen. Die Familie floh Ende 1938 in die USA, wo Adler sen. als Kantor am Temple Emanuel in Worcester (Massachusetts) tätig wurde.
Samuel Adler studierte von 1943 bis 1947 Musik an der Boston University bei Herbert Fromm[2] und von 1948 bis 1950 an der Harvard University, u.a. bei Aaron Copland, Paul Hindemith, Paul Pisk, Walter Piston und Randall Thompson. Er erhielt 1950 einen M.A. bei Serge Koussevitzky absolvierte 1949 einen Dirigierkurs in Tanglewood.
1950 meldete er sich zum Militärdienst und wurde als Teil der Besatzungsarmee in Deutschland im pfälzischen Baumholder stationiert. 1952 gründete er für die United States Army das Seventh Army Symphony Orchestra, das er in mehr als 75 Konzerten in Deutschland und Österreich dirigierte. 1953 gab er die Leitung des Orchesters ab und erhielt eine Stelle als Musikalischer Leiter am Temple Emanu-El in Dallas. Dort betreute er auch das Dallas Lyric Theater und den Chor. Danach war Adler von 1957 bis 1966 Hochschullehrer für Komposition am College of Music der University of North Texas und in derselben Funktion bis 1995 an der Eastman School of Music in Rochester (New York). Seit 1997 ist er Hochschullehrer an der Juilliard School, an der er im akademischen Jahr 2009/10 den William Schuman Scholars Chair innehatte.
Adler hielt Meisterkurse und Seminare an vielen nationalen und internationalen Universitäten und gab Sommerkurse bei den großen Musikfestivals.
Adler ist in zweiter Ehe verheiratet mit Emily Freeman-Brown. Mit seiner ersten Ehefrau Carol Ellen Adler geb. Stalker hat er die Töchter Deborah Adler und Naomi Leah Adler.[3]
Kompositionsstil
Adler nutzte in seiner Musik eine große Vielfalt unterschiedlicher Kompositionstechniken, darunter freie Atonalität, Diatonik und Serialismus. Darüber hinaus integrierte er in seinen Partituren Tanzrhythmen, Volksthemen, Ostinati und Aleatorik.[4]
Werke
Adler veröffentlichte mehr als 400 musikalische Werke, darunter fünf Opern, sechs Sinfonien, acht Streichquartette, mehrere Instrumentalkonzerte, Chormusiken und Lieder. Zu seinen Schülern bei Juilliard zählten Eric Ewazen, Dana Wilson, Jay Greenberg und Jason Robert Brown. Er schrieb drei größere Bücher über Musik: Choral Conducting (1971), Sight Singing (1979) und The Study of Orchestration (1982) sowie eine große Anzahl von Zeitschriftenartikeln und Buchbeiträgen.
Solo-Instrumentalwerke
Four Composer Portraits (Birthday Cards für Solo Piano) für unbegleitetes Klavier[5]
Bassoonery (Study für Bassoon Solo) für unbegleitetes Fagott (1965)
A Bonnie Tune (A Scherzo für Solo Flute) für unbegleitete Flöte (2012)
Bravura (A Concert Piece für Bass Trombone) für unbegleitete Bassposaune (2012)
Bridges to Span Adversity für Cembalo (1991)
Cantilena für Solo-Horn in F (2018)
Canto III für Solo-Violine
Canto V
Canto VIII für Klavier solo (1976)
Clarinon für unbegleitete B-Klarinette
Fantasy für Klavier solo (2014)
Festschrift für Klavier solo
Flaunting für unbegleitete Flöte
From Generation to Generation für Solo-Orgel
In Memory of Milton für Solo-Violine (2012)
In Praise of Bach für Solo-Orgel (2003)
Meadowmountetudes (Four Studies Of 20th-Century Techniques) für Solo-Violine (1996)
Oboration für unbegleitete Oboe (1965)
The Sense of Touch (Eight Short Pieces Introducing the Young Pianist to Techniques Used in Twentieth-Century Music) für Klavier solo (1983)
Solemn Soliloquy für Solo-Violine (2015)
Sonate für Sologitarre (1990)
Sonate für Cembalo (1984)
Three Piano Preludes für Klavier solo
Thy Song Expands My Spirit (A Tribute to Aaron Copland on His 80th Birthday) für Klavier solo (1983)
Two Meditations für Orgel (1965)
Musik für Kammerensemble
Acrostics (Four Games für Six Players)
Be Not Afraid: The Isle is Full of Noises für Blechbläserquintett
Brahmsiana
Caccia für zwei Flöten
Concert Piece
Contrasting Inventions
Diary of a Journey
Divertimento
Divertissement für Viola und Marimba
Divertissement für Violine und Marimba
Festival Fanfare and Dance für Blechbläserensemble
Fidl-Fantazye: A Klezmer Concerto für Violine und Klavier (2017)
Five Movements
Four Dialogues für Euphonium für Euphonium und Marimba
Into the Radiant Boundaries für Viola und Gitarre
Introit & Toccatina
L’Olam Vaed für Violoncello und Klavier
Let the Trumpet Sound für Trompete und Orgel (2015)
Life Is an Ecstasy für Trompete und Orgel (2017)
Pasiphae für Klavier und Schlagzeug
Pensive Soliloquy für Altsaxophon und Klavier (1998)
Ports of Call für Violinen-Duett
Praeludium
Primavera Amarilla
Quintett für Klavier und Streichquartett
Recitative and Rondo Capriccioso für Flöte und Klavier (2014)
Romp für Streichquartett
Scherzo Schmerzo für Trompete, Horn, Posaune, Tuba und Schlagzeug
Sonate für Horn und Klavier (1948)
Sonate für Flöte und Klavier (2006)
Sonate für Viola und Klavier (1987)
Streichquartett Nr. 6 („A Whitman Serenade“ für mittlere Stimme und Streichquartett)
Streichquartett Nr. 9
Streichquartett Nr. 10
Three Pieces für Violoncello und Klavier (2016)
Time in Tempest Everywhere
Trio („5 Snapshots“) für Streichtrio
Trumpetry
Two Southern Appalachian Folk Songs für Violine und Klavier (2014)
Vokalmusik/Chormusik
Five Choral Scherzi für gemischten Chor, Viola und Gitarre
In Praise Of Labor für Stimme und Klavier
Jonah (The Man Without Tolerance) für SATB-Chor und Orchester
Nuptial Scene
Of Love and Dreams für Stimme und Klavier (2018)
Of Saints & Sinners-Mez
Passionate Sword-Fl/Cl
A Psalm Trilogy für SATB-Chor a cappella (1997)
Recalling The Yesterdays für Mezzosopran, Flöte, Klarinette, Violine, Violoncello, Klavier und Schlagzeug
Serenade
Sixth String Quartet
Song Of Songs Fragments für Mezzosopran, Klarinette und Klavier
Those Were The Days für Stimme und Klavier
Two Shelley Songs für SATB-Chor und Klavier (1982)
To Remember: To Be Remembered
Todesfuge für Tenorstimme und Klavier
We Believe A Hymn Of Faith
Orchestermusik
All Nature Plays
American Airs and Dances
Art Creates Artists
A Bridge to Understanding
Centennial
Drifting on Wind and Currents
Elegy für Streichorchester
In Just Spring
In The Spirit Of Bach für Streichorchester (2015)
Jonah (The Man Without Tolerance) für SATB-Chor und Orchester
Man lebt nur einmal (darum tanzen wir) für großes Orchester
Serenade
Seven Variations on „God Save the King“ für kleines Orchester oder Kammerorchester
Shadow Dances
Show An Affirming Flame
Sinfonie Nr. 1 (1953)
Sinfonie Nr. 2 (1957)
Sinfonie Nr. 3 („Diptych“, 1960, überarbeitet 1980)
Sinfonie Nr. 4 („Geometrics“, 1965)
Sinfonie Nr. 5 („We Are the Echoes“) für Mezzosopran und Orchester (1975)
Sinfonie Nr. 6 (1985)
Time in Tempest Everywhere für Sopran, Oboe und Kammerorchester
We Believe: A Hymn of Faith
Musik für Orchester mit Solo-Instrumenten
Arcos Concerto (A Bridge between the Old and the New) für Flöte, Oboe, Klarinette, Fagott und Streichorchester
Beyond the Pale (A Portrait of a Klezmer) für Klarinette und Streichorchester
Konzert für Violoncello und Orchester (1999)
Konzert für Viola und Orchester(2002)
Konzert für Violine und Orchester (2015)
Konzert „Shir Ha Ma’alot“ für Holzbläserquintett und Orchester
Konzert für Gitarre und Orchester (1998)
Konzert für Horn und Orchester
Konzert für Organ und Orchester
Konzert Nr. 2 für Klavier und Orchester (1996)
Fidl-Fantazye: A Klezmer Concerto für Violine und Orchester
Lux Perpetua für Orgel und Orchester
Klavierkonzert Nr. 2
Klavierkonzert Nr. 3 für Klavier und Streichorchester
Those Were the Days
Musik für Band oder Bläserensemble
American Airs and Dances
Konzert für Gitarre und Bläserensemble
Konzert für Holzbläser, Blechbläser und Schlagwerk
Dawn to Glory
A Little Night and Day Music (1977)
Pygmalion
The River That Mines the Silences of Stones (2016)
Rogues and Lovers
Serenata Concertante für Flöte, Oboe, Klarinette, Fagott, Altsaxophon und Bläserensemble
Solemn March
Lebe lang und glücklich! Eine Suite für großes Bläserorchester zum 400sten Jubiläum der Stadt Mannheim (2007)[6]
Inszenierte Arbeiten
The Outcast of Poker Flat, 1959, Oper, inszeniert in Dallas, April 1961
The Wrestler, 1971, Oper, inszeniert in Dallas, Juni 1972
The Disappointment, 1974, Oper [Rekonstruktion einer frühen Balladenoper]
The Lodge of Shadows, Musikdrama für Bariton solo, Tänzer und Orchester
The Waking, 1978, Ballett
Liturgische Musik
B'shaaray Tefilah: A Sabbath Service (1963) für Kantor, SATB und Orgel[5]
Call to Worship (1995) für Kantor, SATB und Orgel
Haskivenu (1981) für Kantor, SATB und Orgel
L'cha Dodi (1984) für Solo, SATB, Orgel und Flöte
Ma Tovu (2011) für Tenor, SATB und Orgel
Psalm 24 (2003) für SATB und Orgel
Psalm 40 für SATB und Orgel
Psalm 67 für SATB und Orgel
Psalm 96 für SATB und Orgel
Psalm 146 (1985) für SATB und Orgel
Shir Chadash – A Friday Eve Service für Orgel und 3-stimmigen Chor (SAB)
The Twenty-Third Psalm – Hebrew and English (1981) für Tenor, SATB und Orgel
Yamim Naraim I and II – A Two-Volume Anthology für the High Holy Days (1990–1991) für Kantor, SATB und Orgel
Ehrungen
Adler wurde vielfach ausgezeichnet und geehrt. Die Southern Methodist and Wake Forest Universities, das St. Mary’s College of Notre Dame und das St. Louis Conservatory of Music verliehen ihm die Ehrendoktorwürde. 1984 erhielt er ein Guggenheim-Stipendium, 1988 war er „Phi Beta Kappa Visiting Scholar“. Er war 2004 als Composer in Residence Fellow an der American Academy in Berlin. Im Mai 2001 wurde er Mitglied der American Academy of Arts and Letters und wurde im Oktober 2008 in die American Classical Music Hall of Fame aufgenommen. Im Mai 2018 erhielt Adler das Bundesverdienstkreuz in New York. Im Juni 2018 erhielt der große Saal der Jüdischen Gemeinde Mannheim den Namen Samuel Adler Saal.[7]
Literatur
David M. Cummings, Dennis K. McIntire (Hrsg.): International who’s who in music and musician’s directory (In the classical and light classical fields). Melrose Press, Cambridge, 12. Auflage, 2019, ISBN 0-948875-20-8.
Jerald C. Graue: Adler, Samuel. In: Stanley Sadie, (Hrsg.), George Grove (Begr.): The New Grove Dictionary of Music and Musicians. Macmillan, London 1980, ISBN 0-333-23111-2.
Matthias Pasdzierny: Wiederaufnahme? Rückkehr aus dem Exil und das westdeutsche Musikleben nach 1945. edition text + kritik, München 2014, ISBN 978-3-86916-328-4.
Samuel Adler.In:americanacademy.de.20.Februar 2017;abgerufen am 6.Mai 2021(englisch).
Samuel Adler (Dirigent):Summer Stock Overture (1955).(mp3-Audio; 4,7MB; 5:08Minuten)In:7th Army Symphony: Recordings.1958;abgerufen am 6.Mai 2021.
Katrin Heise (Moderatorin):Komponist Samuel Adler – Keine Angst vor Neuer Musik.(mp3-Audio; 30,5MB; 33:23Minuten)In:Deutschlandfunk-Kultur-Sendung „Im Gespräch“.3.Mai 2021;abgerufen am 6.Mai 2021(Gespräch mit Samuel Adler).
Einzelnachweise
Biography.In:samuelhadler.com.Abgerufen am 6.Mai 2021(englisch).
Herbert Fromm.In:Naxos.com.Abgerufen am 6.Mai 2021(englisch).
Victoria Etnier Villamil: A Singer’s Guide to the American Art Song: 1870–1980. Scarecrow Press, Lanham 2004, ISBN 0-8108-5217-9, S.1.
Adler, Samuel. In: Jonathan D. Green: A Conductor’s Guide to Choral-Orchestral Works, Part 1. Scarecrow Press, Oxford 1994, ISBN 978-0-8108-4720-0, S.14 (englisch, eingeschränkte Vorschauin der Google-Buchsuche).
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