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Vilma von Webenau (manchmal auch Wilma) (* 15. Februar 1875 in Constantinopel; † 9. Oktober 1953 in Wien) war eine österreichische Komponistin, seit dem österreichischen Adelsaufhebungsgesetz 1919 Vilma Webenau.

Vilma Webenau im Jahr 1924. Aus dem Fotoalbum Arnold Schönbergs, das ihm seine Schüler zum 50. Geburtstag geschenkt hatten. Das Album liegt im Schönberg-Center Wien
Vilma Webenau im Jahr 1924. Aus dem Fotoalbum Arnold Schönbergs, das ihm seine Schüler zum 50. Geburtstag geschenkt hatten. Das Album liegt im Schönberg-Center Wien

Leben


Vilma von Webenau wuchs in Wien auf und war dort Klavierschülerin von Cäcilie (von) Frank (1851–1936?), die im 1. Bezirk einen illustren musikalischen Salon betrieb und Klavierbegleiterin des Hellmesberger-Quartetts und von Arnold Rosé war. Von ihr erhielt sie eine umfassende künstlerische Ausbildung und absolvierte einige öffentliche Auftritte, die in lokalen Zeitungen besprochen wurden. Cäcilie (von) Franks Wohnung war zudem ein wichtiger Treffpunkt der Wiener musikalischen Welt. Mitschülerinnen von Vilma von Webenau waren unter anderem Grete Hinterhofer und Rosa Lemberger.[1] In Wien wurde Vilma von Webenau die wohl erste Privatschülerin Arnold Schönbergs.[2] Bei ihm nahm sie von 1898/99 bis 1902 Harmonielehre- und Kompositionsunterricht und folgte ihm im Jahr 1900 bei seiner Übersiedlung nach Berlin. Ende 1899 gab sie auch erfolgreich Konzerte in London.[1]

Danach lebte sie als Musiklehrerin in Wien, wo ihre Werke erstmals 1907 öffentlich aufgeführt wurden: „Die frühe Schülerin Vilma von Webenau, deren Musik Schönberg in seinem ersten Schülerkonzert im November 1907 in Wien vorstellte, und die im selben Konzert aufgeführten Komponisten Iwanow und Karl Horowitz [sic!],[3] ebenso Erwin Stein als Komponist, haben die Forschung bisher anscheinend noch nicht interessiert; hier klafft eine Lücke; dabei hatte sie Schönberg für ebenso wichtig gehalten wie Alban Berg, Anton Webern und Heinrich Jalowetz, die im gleichen Konzert zu Wort kamen.“[4]

Ein weiterer Lehrer von ihr war Fritz Cortolezis in München, wo sie um 1910 für mehrere Jahre in Krailling-Planegg (Dürerstraße 41F) lebte und sich ihren Lebensunterhalt wohl als Musik- und Klavierlehrerin verdiente.[5] Sie war Mitglied im Club der Wiener Musikerinnen, der bis heute innerhalb der Frauenbewegung für ein Miteinander von Frauen und Männern eintritt. Neben Maria Bach (1896–1978) und Mathilde Kralik von Meyrswalden (1857–1944) gehörte sie zu den profiliertesten Persönlichkeiten des Klubs. 1917/18 hielt Vilma von Webenau die musiktheoretische Vortragsreihe über Musik einst und jetzt im Verein der Musiklehrerinnen, dem Vorgängerverein des Clubs der Wiener Musikerinnen. Die sechs Vorträge fanden im Neuen Frauenklub in der Tuchlauben 11 in Wien statt.[6][7] Zu Mathilde Kralik von Meyrswalden soll sie laut deren Biograf Rochus Kralik von Meyrswalden vermutlich eine lesbische Beziehung unterhalten haben.[8]

Zu Vilma Webenaus Leben zur Zeit des Nationalsozialismus ist bislang noch nichts bekannt. Sie starb nach mehrtägigem Aufenthalt im Wiener Wilhelminenspital und wurde auf dem Wiener Zentralfriedhof bestattet, allerdings ist ein Grab nicht mehr auffindbar. Ein Nachlassakt hat sich hingegen erhalten.[9] Ihr musikalischer Nachlass befindet sich in der Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek, wo er erst vier Jahre nach ihrem Tod von ihrem Neffen Alexander Petschig eingebracht wurde.[10]

Im Nachruf des Damenklubs hieß es: „Sie lebte und starb in ärmlichen Verhältnissen, auf den Ertrag ihrer Kleinrente angewiesen, in einem bescheidenen Kabinett im 21. Bezirk. Nie kam eine Klage über ihre Lippen, sie freute sich und war dankbar für jede Aufmerksamkeit, und die letzte Freude bereitete ihr die künstlerisch vollendete Wiedergabe ihrer sechs Lieder aus dem Zyklus „Irdische und himmlische Liebe“. Niemand von uns wusste von ihrer Erkrankung, von ihrem nahen Ende. Der liebevolle Weihnachtsgruß von der Leitung des Frauenklubs kam ungeöffnet zurück. Bescheiden, wie sie im Leben war, ging sie von uns.“[11]


Familie


Vilma (Weber) von Webenau war die Tochter des k.u.k. Botschaftsrates in Constantinopel Arthur Weber Edler von Webenau und der Vilma Reichsfreiin von Geusau. Ihre Großmutter war die Komponistin Julie von Webenau.


Werke


Unruhige Nacht; „Heut ward mir bis zum jungen Tag“ von Conrad Ferdinand Meyer
Erinnerungen; „Der Nachtwind hat in den Bäumen“ von Nikolaus Lenau
Die Wetterfahne; „Was ist das für ein Jungfräulein“ von Franz Schmidt
O Mutter, Maria
Von Busch und Bäumen fällt Blatt auf Blatt
Ich bin so müde
Mondaufgang; „Seltsam in den Büschen“ von Ferdinand Avenarius
Ich sehe hinauf; Text von Friedrich Nietzsche
Fromm; „Der Mond scheint auf mein Lager“ von Gustav Falke
Die Soldatenbraut; „Des Baumes Schatten“
Schweigen; „Schweigen, meine Perlentruhe“
An den Sommerwind; „Nimm den Duft der Chrysanthemen“
I. Wir tanzen den Rei'n
II. Maria Maienkönigin
III. Das Weltall durchfluten Ströme des Lebens
IV. In Frieden ziehn wir unsre Strasse
V. Wer spricht von Alter und von Einsamkeit
VI. Das Tagwerk ist getan
Der Königssohn
Die Prinzessin
Die Hexe
Die Fee
Die Hochzeit
Frühling
Sommer
Herbst
Winter
Marsch der Eiszapfen
Tanz der Schneeflocken
Lied des Sturmes
Im Frühling war's
Ihm zu gefallen
Das gab ein Staunen
Herbst ist es nun
Schnee; „Kein Laut ist weit und breit“ von Trude von Guttmann
Sterne; „Die Sterne ermatten“ von Trude von Guttmann
Winter; „Die Flocken fliegen“ von M. von Grünzweig
Die Verkündigung („In Demut neige ich mich“)
Christi Geburt („In einer Krippe liegt mein Kind“)
Golgatha („Mein Sohn, mein Sohn“)
Scaramouche
La lune blanche
Dame souris
Das Gelage
Salambo's Klage
Abzug der Barbaren
Gebet an den Mond
Jubel beim Anblick des heiligen Schleiers
Das Molochopfer
Der Hochzeitszug
Rittersporn
Roter Mohn
Vergissmeinnicht
Kornblumen
Jasmin
Rosen
Im Lenz; „Im Lenz wenn Veilchen blühn“ von Paul Heyse
Hochsommernacht; „Stille ruht die weite Welt“ von Martin Greif
Im Lenz; „Im Lenz wenn Veilchen blühn“ von Paul Heyse
Schnee; „Kein Laut ist weit und breit“ von Trude von Guttmann
Wach auf!
Der Mond geht auf
Durch letztes Blühen geht ein Welken
Schönes Land wir lieben dich

Literatur





Einzelnachweise


  1. Vgl. Susanne Wosnitzka: „Gemeinsame Not verstärkt den Willen“ – Netzwerke von Musikerinnen in Wien, in: Annkatrin Babbe und Volker Timmermann (Hg.): Musikerinnen und ihre Netzwerke im 19. Jahrhundert. Oldenburg 2016 (= Schriftenreihe des Sophie Drinker Instituts (Hg. Freia Hoffmann), Bd. 12), S. 141.
  2. Peter Gradenwitz: Arnold Schönberg und seine Meisterschüler. Berlin 1925–1933. Zsolnay, Wien 1998, ISBN 3-552-04899-5, S. 16, 23.
  3. Mit Karl Horowitz ist wohl Karl Horwitz gemeint, ein Mitschüler bei Schönberg; vgl. Peter Gradenwitz: Arnold Schönberg und seine Meisterschüler. Berlin 1925–1933. Zsolnay, Wien 1998, ISBN 3-552-04899-5, S. 16, 23.; vgl. auch Barbara Boisits: Horwitz, Karl. In: Oesterreichisches Musiklexikon. Online-Ausgabe, Wien 2002 ff., ISBN 3-7001-3077-5; Druckausgabe: Band 2, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2003, ISBN 3-7001-3044-9.
  4. Vgl. Anna Benedikt: „Ich wäre stolz, von Ihnen und Ihren Schülern bis zu einem gewissen Grad anerkannt zu sein als 'Schönberg-Schülerin'.“ Arnold Schönbergs Wiener Schülerinnen, S. 38. Anna Benedikt hat herausgefunden, dass Schönberg allein in Wien über 50 Kompositionsschülerinnen gehabt haben muss. Als Digitalisat. Zit. nach Gradenwitz, Peter: Wege zum Werk Arnold Schönbergs. Seine Schüler als Lehrer, in: Christian Meyer (Hg.): Arnold Schönbergs Wiener Kreis. Arnold Schönberg's Viennese Circle. Bericht zum Symposium 12.–15. September 1999. Wien 2000 (=Journal of the Arnold Schönberg Center 2/2000). S. 20.
  5. Vgl. Susanne Wosnitzka: „Gemeinsame Not verstärkt den Willen“ – Netzwerke von Musikerinnen in Wien, in: Annkatrin Babbe und Volker Timmermann (Hg.): Musikerinnen und ihre Netzwerke im 19. Jahrhundert. Oldenburg 2016 (= Schriftenreihe des Sophie Drinker Instituts (Hg. Freia Hoffmann), Bd. 12), S. 142.
  6. Vgl. Anna Benedikt Digitalisat.
  7. Vgl. Georg Hauer: Der Club der Wiener Musikerinnen – Frauen schreiben Musikgeschichte, Wien 2003, S. 118ff.
  8. Persönliches Gespräch zwischen Rochus Kralik von Meyrswalden und Gerhard Alexander von Webenau. Vgl. Susanne Wosnitzka: „Gemeinsame Not verstärkt den Willen“ – Netzwerke von Musikerinnen in Wien, in: Annkatrin Babbe und Volker Timmermann (Hg.): Musikerinnen und ihre Netzwerke im 19. Jahrhundert. Oldenburg 2016 (= Schriftenreihe des Sophie Drinker Instituts (Hg. Freia Hoffmann), Bd. 12), S. 146.
  9. Vgl. Eva Marx und Gerlinde Haas (Hg.): 210 österreichische Komponistinnen, Wien 2001, S. 388.
  10. Vgl. Susanne Wosnitzka: „Gemeinsame Not verstärkt den Willen“ – Netzwerke von Musikerinnen in Wien, in: Annkatrin Babbe und Volker Timmermann (Hg.): Musikerinnen und ihre Netzwerke im 19. Jahrhundert. Oldenburg 2016 (= Schriftenreihe des Sophie Drinker Instituts (Hg. Freia Hoffmann), Bd. 12), S. 143.
  11. Vgl. Georg Hauer: Der Club der Wiener Musikerinnen – Frauen schreiben Musikgeschichte, Vindobona Verlag, Wien 2003, S. 216.
Personendaten
NAME Webenau, Vilma von
KURZBESCHREIBUNG österreichische Komponistin
GEBURTSDATUM 15. Februar 1875
GEBURTSORT Constantinopel
STERBEDATUM 9. Oktober 1953
STERBEORT Wien

На других языках


- [de] Vilma von Webenau

[en] Vilma von Webenau

Vilma von Webenau, (born 15 February 1875 in Constantinople; died 9 October 1953 in Vienna), composer, first student of Arnold Schönberg, granddaughter of Julie von Webenau, daughter of Arthur Weber Edler von Webenau, k. & k. counsellor in Constantinople.



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