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Walter Fedor Georg Abendroth (* 29. Mai 1896 in Hannover; † 30. September 1973 in Fischbachau) war ein deutscher Komponist, Redakteur, Musikkritiker und Musikschriftsteller.


Leben


Walter Abendroth wuchs, zusammen mit einer älteren Schwester und einem jüngeren Bruder, zunächst in Hannover, dann ab 1907 in Berlin als Sohn eines Landvermessers auf. Hier wirkte bei Aufführungen des Parsifal als Chorknabe bei den Grals- und Karfreitagsszenen mit, die ihn sehr beeindruckten und in ihm den Entschluss Musiker zu werden, reifen ließen.[1] Noch als Schüler begegnete er Rudolf Steiner, dessen Anthroposophie ihn von da an begleitete und für die er in verschiedenen Zusammenhängen wirkte. In München studierte er ab 1914 erst Malerei und Musik. Ein Empfehlungsschreiben aus Berlin eröffnet ihm den Zugang zum anthroposophischen Kreis um Pauline von Kalckreuth und Sophie Stinde. Er tritt der anthroposophischen Gesellschaft bei und hörte Vorträge von Michael Bauer, Ernst Uehli, Felix Peipers und Rudolf Steiner. Er machte seine ersten Kompositionsversuche: Präludienartige Klavierstücke, zwei Chöre, die in der St. Joseph aufgeführt wurden. Seine Operndichtung Lichtgeburt wurde von Alexander von Bernus in der Zeitschrift Das Reich gedruckt. Die Aufführungen der Werke Hans Pfitzners beeinflussen ihn sein ganzes Leben lang.[1] 1916 wurde er zum Kriegsdienst eingezogen. Er war zwei Jahre Soldat, aber nur selten an der Front. Bei Kriegsende kommt er bei anthroposophischen Freunden in Berlin unter. Hier wohnte er kurze Zeit bei Eliza von Moltke (1859–1932), der Witwe Helmuth Johannes Ludwig von Moltkes. Er wurde musikalischer Adlatus der Eurhythmystin Natalie von Papoff.[1] Er trat bald in ein persönlicheres Verhältnis zu Rudolf Steiner und dessen Frau Marie. 1919 nahm er mit Natalie von Papoff an mehrwöchigen Eurhythmiekursen in Stuttgart teil. Er lernte Emil Molt und war Zeuge der ersten Dreigliederungsaktivitäten und der entscheidenden Gespräche zur Gründung der ersten Waldorfschule in dessen Haus. Nach einem Engagement Ende 1920 als Musiker auf Schloss Siebeneichen bei der Freifrau von Miltitz verließ nach einer Tournee durch das östliche Sachsen und Oberschlesien mit der Haaß-Berkow-Truppe die anthroposophische Gesellschaft.[1]

Nun führten ihn seine „Wanderjahre“ zunächst nach Göttingen, wo er 1920 heiratete. 1923 folgte die Übersiedlung nach Hamburg. Nach einem kurzen Engagement als Geigen- und Kompositionslehrer wurde Musikkritiker an verschiedenen Hamburger und Altonaer Zeitungen. Er hielt Vorträge im Volksbildungswesen und gründete das Kammerorchester Collegium musicum. Sein offizielles opus 1, das Streichquartett C-Dur, entstand in dieser Zeit. Kurze Zeit war er in Köln Kritiker der Allgemeinen Musikalischen Zeitung. Dort traf er mit Hans Pfitzner und Reinhold Schneider zusammen.[1] Im Jahr 1930 übernahm er die Redaktion der Allgemeinen Musikzeitung. Diese Position hatte er bis 1934 inne, nebst redaktioneller Arbeiten beim Berliner Lokalanzeiger. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten war er von 1934 bis 1944 Redakteur beim Berliner Lokalanzeiger.[2] Er schrieb Artikel für die Zeitschrift Deutsches Volkstum und wurde 1939 bis 1941 verantwortlicher Schriftleiter bei der Monatsschrift für das deutsche Geistesleben.[3]

Bereits am 6. Januar 1933 forderte er die Beachtung der Rassenfrage in der Musik.[4] Verschiedene antisemitische Artikel in Übereinstimmung mit der nationalsozialistischen Kulturpolitik folgten. 1934 äußerte er sich in der Zeitschrift Die Musik über die Neue Musik als „Fäulnisbazillus, den volksfeindlicher Zersetzungswille mit Witz und Berechnung dem Kulturkörper eingeimpft hatte“.[5] Am 6. März 1936 stellte er fest, dass "das musikalische Judentum sich [...] innerhalb der romanischen Kulturkreise bei weitem nicht so wesenszersetzend auswirken [konnte], wie in Deutschland.[6] 1939 bezeichnete in der Zeitschrift Deutsches Volkstum die Intellektualität der Juden als „bloßes Mittel zum Zweck der Herrschaftsausübung“ und „wirksames Zersetzungswerkzeug, ein Sprengstoff zur Aufteilung der beherrschten Völker in machtlose Klassen“ bezeichnete.[5]

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs lebte Abendroth – zum zweiten Mal verheiratet, mit Hilde geb. Schlegl – wieder in Hamburg, dann ab 1955 in München.[2] Nach Jahren als freien Schaffens war er von 1948 bis 1955 war er zunächst Redakteur der Zeitung Die Zeit später Leiter deren Feuilletonredaktion.[2][3] 1955 ging er als Korrespondent der Zeitung nach München.[3]

Speziell hervorgetan hat er sich als Biograf (1935), Nachlassverwalter und Herausgeber von Werken Hans Pfitzners.[3]

Walter Abendroth starb im Alter von 77 Jahren.


Grabstätte



Die Grabstätte von Walter Abendroth befindet sich auf dem Münchner Waldfriedhof (Grabnr. 455-U-584)[7].


Künstlerisches Schaffen


Neben seiner rezensorischen und (musik)schriftstellerischen Tätigkeit schrieb Abendroth als Komponist fünf Sinfonien, nebst einer Vielzahl von Konzerten, Liedern sowie Kammermusik. In seiner kompositorischen Arbeit war er bestrebt, die traditionellen Musikformen fortzuentwickeln und diese mit den musikalischen Ausdrucksformen des 20. Jahrhunderts zu verbinden.


Werke (Auswahl)



Kompositionen



Werke mit Opuszahl


Werke ohne Opuszahl


Bücher


Eigene Bücher:

Bücher, die mit anderen Autoren herausgegeben wurden:


Dokumente


Dokumente von und über Walter Abendroth befinden sich im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig.




Einzelnachweise


  1. Mario Zadow: Walter Abendroth. In: http://www.biographien.kulturimpuls.org/. Forschungsstelle Kulturimpuls - Biographien Dokumentation, abgerufen am 12. Dezember 2020.
  2. Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-10-039326-5, S. 9.
  3. Christoph Schwandt: Abendroth, (Fedor Georg) Walter. In: Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. 2. Auflage. Personenteil 1. Bärenreiter, Metzler, Kassel/Basel/London/New York/Prag/Stuttgart/Weimar 1999, ISBN 3-7618-1111-X, Sp. 39 f.
  4. Fred K. Prieberg: Handbuch Deutsche Musiker 1933–1945. CD-ROM-Lexikon, Kiel 2004. S. 50
  5. Vollständiges Zitat bei Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, S. 9.
  6. Fred K. Prieberg: Handbuch Deutsche Musiker 1933–1945. CD-ROM-Lexikon, Kiel 2004. S. 53
  7. Franz Schiermeier: Waldfriedhof München, Übersichtsplan der Grabmäler, 2021, ISBN 978-3-948974-07-7. Titel auf Verlagsseite
  8. Nachlaß Walter Abendroth, Verzeichnis in Listenform. (bsb-muenchen.de [PDF]).
  9. Orchesterkonzert in der Singakademie. In: https://archiv.adk.de/. Archiv der Akademie der Künste, 2. September 1943, abgerufen am 9. September 2022.
Personendaten
NAME Abendroth, Walter
ALTERNATIVNAMEN Abendroth, Walter Fedor georg
KURZBESCHREIBUNG deutscher Komponist, Redakteur, Musikkritiker und Musikschriftsteller
GEBURTSDATUM 29. Mai 1896
GEBURTSORT Hannover
STERBEDATUM 30. September 1973
STERBEORT Fischbachau

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[en] Walter Abendroth

Walter Fedor Georg Abendroth (29 May 1896 in Hanover – 30 September 1973 in Fischbachau) was a German composer, editor, and writer on music.[1]



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