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Artur Kurt Simon (* 6. Mai 1938 in Wesermünde, heute Bremerhaven; † 1. August 2022 in Berlin[1]) war ein deutscher Musikethnologe, dessen Forschungsschwerpunkte in Ägypten, Sudan, Kamerun und in Sumatra lagen. Von 1972 bis 2003 leitete er das Berliner Phonogramm-Archiv. Neben über 100 musikwissenschaftlichen Artikeln veröffentlichte er als Herausgeber musikethnologische Tonaufnahmen und produzierte Dokumentarfilme.


Leben


Nach dem Abitur in Bremerhaven schrieb sich Simon 1959 für Physik und Chemie an der Universität Göttingen ein. Bald wechselte er an die Universität Hamburg, um dort bis 1968 Musikwissenschaft bei Hans Hickmann und Hans-Peter Reinecke sowie Ethnologie, Anglistik und Arabisch zu studieren. Er spielte nebenher in Jazzbands und arrangierte Tanzmusikkompositionen. 1959/60 absolvierte Simon die Fachklasse Klavierspiel an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. 1971 beendete er sein Studium mit einer Dissertation über ägyptische Volksmusik.

Von 1972 bis 2003 war Simon Leiter der Abteilung Musikethnologie am Ethnologischen Museum in Berlin und betreute dort das Phonogramm-Archiv. Das von Carl Stumpf und Erich Moritz von Hornbostel 1904 gegründete Musikarchiv beherbergte im Jahr 2006 über 160.000 Tonaufnahmen. Simon übernahm diese Position als Nachfolger von Dieter Christensen, er entwickelte das Archiv weiter durch Ankäufe für die Musikinstrumentensammlung mit Ensembles aus Afrika und Asien. Des Weiteren konnte er eine Reihe von Schallplatten- und CD-Produktionen sowie Buchveröffentlichungen herausgeben. Ab 1984 unterrichtete er zusätzlich als Honorarprofessor an der Hochschule der Künste Berlin (heute Universität der Künste).


Wissenschaftliche Arbeit


Im Zentrum von Simons Feldforschungen stand die volkstümliche Unterhaltungsmusik und die rituelle Musik in ihrem kulturellen Zusammenhang. 1972/73 hielt er sich im Anschluss an seine Dissertation in Ägypten auf und über die folgenden beiden Jahre für eine längere Zeit im Sudan. Seine hieraus resultierenden Veröffentlichungen behandeln unter anderem die muslimische nubische Kultur von Oberägypten und Nordsudan. Ein Teil der Aufnahmen von 1973/74 mit nubischer Musik aus den vier Regionen: um Wadi Halfa im Norden, am Nil aufwärts um Abri, Delgo nördlich Kerma und Dongola als der vierten Region wurde 1980 als Doppel-LP und 1998 als Doppel-CD veröffentlicht. Die einzigen nubischen Musikinstrumente der ansonsten kulturell reichen Region sind die den Gesang der Männer begleitende Schalenleier kisir und die Rahmentrommel tār, die Frauen rhythmisieren ihren Gesang nur durch Händeklatschen, die kleine Tontrommel daluka oder Blechkanister.[2]

Simon unternahm in den Jahren 1980, 1982 und 2003 weitere Reisen in den Sudan. Musikalisch herausragend ist eine CD-Produktion aus dem Jahr 2002 des zeremoniellen Ensembles von zehn Eintontrompeten (waza) der Berta an der sudanesisch-äthiopischen Grenze.

Forschungsreisen in andere Gebiete Afrikas führten Simon 1984 nach Kamerun, Togo und Nigeria, 1990 wieder nach Kamerun und nach Nigeria 1986, 1988, 1989 und 2001. Zu den epischen Gesängen der kamerunischen Kerbstegzither mvet und der Musik des kamerunischen Xylophons mendzan, die Simons Nachfolger am Phonogramm-Archiv, Lars-Christian Koch, im Jahr 2005 auf einer CD herausbrachte, verfasste Simon den Begleittext.

Ein geographisch weit entfernter Forschungsschwerpunkt war Indonesien mit längeren Aufenthalten 1976, 1978 und 1981 im Norden Sumatras und 1978 bis 1981 auf Java. 1976 war er im Rahmen eines Programms der Deutschen Forschungsgemeinschaft auch im Bergland von Westneuguinea. Bei den verschiedenen Batak-Gruppen auf Sumatra[3] und bei anderen Ethnien auf der Insel Borneo untersuchte er die altreligiösen Vorstellungen und vor allem Besessenheitszeremonien, wie es sie in Form des volksislamischen Zar-Kults auch im Sudan gibt. In Ägypten waren die Dhikr-Gebetsrituale ein Thema.

Darüber hinaus veröffentlichte Simon musikethnologische Einführungen, Texte zu methodologischen Fragen, zur Aufführungspraxis und zu instrumentenkundlichen Themen. Mehrere Dokumentarfilme über Rituale und Musikinstrumente der Batak entstanden zusammen mit dem Kameramann Franz Simon.

Artur Simon war Mitglied im International Council for Traditional Music (ICTM), in der Vereinigung für Afrikawissenschaften in Deutschland (VAD), er war Ehrenmitglied in der Gesellschaft für Musikforschung (GfM), er war 1986 bis 1996 Mitglied im Arbeitskreis Studium Populärer Musik (ASPM), 1975 bis 1987 in der Internationalen Gesellschaft für Musikwissenschaft (IGMW) und 1969 bis 1988 in der Internationalen Gesellschaft für Jazzforschung.


Werke (Auswahl)


Selbstständige Werke

Aufsätze

Lexikonartikel

Als Herausgeber


Diskographie


Als Herausgeber von Berliner Phonogramm-Archiv – Historische Klangdokumente:

Zu der von Artur Simon herausgegebenen CD-Reihe Museum Collection Berlin gehören folgende eigene Aufnahmen:


Literatur





Einzelnachweise


  1. Artur Kurt Simon. In: Traueranzeige. Der Tagesspiegel, 14. August 2022, abgerufen am 17. August 2022.
  2. Musik der Nubier. Museum Collection Berlin 22/23, 1998. Aufnahmen von Artur Simon. Zwei Begleithefte mit zusammen 152 Seiten
  3. Instrumentalmusik der Toba- und Karo-Batak. Nordsumatra / Indonesien. Museum Collection Berlin 24/25. 1999. Doppel-CD. Aufnahmen von Artur Simon 1976–1981. Begleitheft 184 Seiten
Personendaten
NAME Simon, Artur
ALTERNATIVNAMEN Simon, Artur Kurt (vollständiger Name)
KURZBESCHREIBUNG deutscher Musikethnologe, Hochschullehrer und Museumsleiter
GEBURTSDATUM 6. Mai 1938
GEBURTSORT Wesermünde
STERBEDATUM 1. August 2022
STERBEORT Berlin



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