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Friedrich Gustav Schilling (* 3. November 1805 in Schwiegershausen; † März 1880 in Crete, Nebraska) war ein deutscher Musikschriftsteller, Herausgeber und Lexikograph.


Leben


Schilling war der Sohn eines Kantors sowie Dorf-Schullehrers und trat bereits mit zehn Jahren als Pianist auf. Ab 1823 besuchte er die Universität Göttingen, studierte dort Theologie und promovierte wahrscheinlich in Philosophie.[1] 1826 ging er an die Universität Halle, wo er seine Studien beendete. 1830 ließ er sich als Klavierlehrer in Stuttgart nieder und wurde Direktor des von Franz Stöpel begründeten Musikinstituts.

Er publizierte zahlreiche Bücher über Musik und Musikpädagogik, in denen er eine wertkonservativ-klassizistische Kunstauffassung vertritt, wonach die „Vervollkommnung der Menschheit“[2] Maßstab aller Kunst sei, verbunden mit dem volkspädagogischen Bildungsideal, Musikausübung und Musikwissen seien für alle lernbar, wenn man nur das richtige System anwende. Am bekanntesten wurde er durch die von ihm herausgegebene Encyclopädie der gesammten musikalischen Wissenschaften (1835–1838), an der sich zahlreiche bedeutende Musiker und Gelehrte der damaligen Zeit beteiligten. Bei einigen seiner Schriften wurde ihm schon von seinen Zeitgenossen Plagiat vorgeworfen.[3][4][5][6][7][8] Beispielsweise greift sein Hauptwerk Versuch einer Philosophie des Schönen in der Musik (1838) sowohl in der Grundanlage als auch über größere Strecken im Wortlaut auf Carl Seidels Charinomos. Beiträge zur allgemeinen Theorie und Geschichte der schönen Künste (zwei Bände, Magdeburg 1825 und 1828) zurück.[9] Teilweise hat er sich auch selbst plagiiert. Neben den Plagiaten bemängelten Zeitgenossen auch sachliche Fehler und ungeprüfte Übernahmen aus anderen Werken in Schillings Enzyklopädien.[10] Die Kritiken, u. a. von Heinrich Dorn und Carl Ferdinand Becker, mündeten in öffentlichen Streitschriften, die in der von Robert Schumann herausgegebenen Neuen Zeitschrift für Musik und in der von Schilling herausgegebenen Jahrbüchern des deutschen National-Vereins für Musik und ihre Wissenschaften ausgetragen wurden.[11]

Schilling gründete 1839 den „Deutschen National-Verein für Musik und ihre Wissenschaft“ und gewann für die Präsidentschaft den Kasseler Kapellmeister Ludwig Spohr.[12] Er wurde ständiger Sekretär dieses Vereins und verantwortlicher Redakteur der Jahrbücher des Deutschen Nationalvereins für Musik und ihre Wissenschaft, die von 1839 bis 1843 erschienen.[13]

Im April 1857 floh er aus Stuttgart[14] und reiste über Liverpool in die USA, wo er bei einem seiner Söhne Unterschlupf fand.[15][16][17] Er lebte zunächst in New York, dann in Kanada und schließlich in Nebraska, auf der Farm seines Sohnes.[18] Wegen Schulden in Höhe von 150.000 Gulden und Fälschung von Wechseln verurteilte ihn das Schwurgericht Esslingen am 23. Dezember 1862 in Abwesenheit „zu einer Zuchthausstrafe von zehn Jahren“.[19] Eine Auslieferung nach Deutschland scheiterte jedoch.


Werke



Werke unter dem Pseudonym „Dr. G. Penny“



Literatur





Einzelnachweise


  1. Robert Eitner, Karl Ernst Hermann Krause: Schilling, Gustav. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 31, Duncker & Humblot, Leipzig 1890, S. 256–259., S. 257.
  2. Gustav Schilling: Versuch einer Philosophie des Schönen in der Musik oder Ästhetik der Tonkunst, Mainz 1838, S. 29.
  3. Rudolf Maria Bernhard von Stillfried-Alcantara, T. Märcker: Hohenzollerische Forschungen. Theil I: Schwäbische Forschung. Reimarus, Berlin 1847, S. 29 (Digitalisat).
  4. F. Hand: Warnung. In: Allgemeine musikalische Zeitung, Band 40, Spalte 807 (über Schillings Aesthetik der Tonkunst) Textarchiv – Internet Archive
  5. Neue Zeitschrift für Musik, Band 14 (über Schillings Polyphonomos; Digitalisat).
  6. Allgemeine musikalische Zeitung, Band 43 (Digitalisat).
  7. Musikalisch-kritisches Repertorium, Band 2 (Digitalisat).
  8. Allgemeine Press-Zeitung, Band 2, 1841, S. 141 (Digitalisat).
  9. Musik in Baden-Württemberg, Band 17 (Jahrbuch 2010), Strube-Verlag, München, S. 107–113; auch wichtige Artikel der Encyclopädie (z. B. „Ästhetik“ und „Acteur“) übernehmen Seidel’sche Textpassagen, ohne die Quelle anzugeben.
  10. Siehe z. B. Neue Zeitschrift für Musik vom 9. Februar 1836, S. 52 (Digitalisat).
  11. Annegret Rosenmüller: Carl Ferdinand Becker (1804–1877). Studien zu Leben und Werk (= Musikstadt Leipzig, Band 4), Hamburg 2000, S. 69; weiterführend zu der sog. "Schilling-Affäre" vgl. ebd., S. 69–77.
  12. Jahrbücher des Deutschen Nationalvereins für Musik und ihre Wissenschaft. Erster Jahrgang 1839, März 1839, S. 4; Digitalisat: Bayerische Staatsbibliothek (BSB) München
  13. Robert Eitner, Karl Ernst Hermann Krause: Schilling, Gustav. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 31, Duncker & Humblot, Leipzig 1890, S. 256–259.
  14. Signale für die musikalische Welt, Jg. 15, Nr. 19 vom 7. Mai 1857, S. 213 (Textarchiv – Internet Archive).
  15. Bayerische Landbötin, 1860 (Digitalisat).
  16. Augsburger Tagblatt, 1860, 1/4 (Digitalisat).
  17. Bremer Sonntagsblatt. Organ des Künstlervereins, Band 5 (Digitalisat).
  18. Signale für die musikalische Welt Nr. 37, 1880, S. 589 (Digitalisat), Musikalisches Wochenblatt vom 9. April 1880, S. 202 (Digitalisat).
  19. Bayerischer Kurier, Nr. 359, 31. Dezember 1862, S. 2555 (books.google.de).
  20. Schilling lüftete das Pseudonym „Dr. G. Penny“ in seinem Versuch einer Philosophie des Schönen in der Musik…, Mainz 1838, S. 644.
Personendaten
NAME Schilling, Gustav
KURZBESCHREIBUNG deutscher Musikschriftsteller und Lexikograph
GEBURTSDATUM 3. November 1805
GEBURTSORT Schwiegershausen bei Osterode am Harz
STERBEDATUM März 1880
STERBEORT Crete, Nebraska

На других языках


- [de] Gustav Schilling

[en] Gustav Schilling (musicologist)

Friedrich Gustav Schilling (3 November 1805 – March 1880) was a German musicologist, editor and lexicographer.

[ru] Шиллинг, Густав

Густав Шиллинг (3 ноября 1805 — март 1880[2]) — немецкий доктор философии, музыковед, лексикограф музыки и писатель о музыке.



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