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Ibo Ortgies (* 26. November 1960 in Hage,[1] Ostfriesland) ist ein deutsch-schwedischer Musikwissenschaftler, Fachübersetzer und Bankkaufmann.


Leben


Ibo Ortgies wuchs in Norden (Ostfriesland) auf. Er studierte 1985–1990 historische und systematische Musikwissenschaft an der Universität Hamburg. Nach einer längeren, berufsbedingten Unterbrechung nahm er 1999 eine stipendienfinanzierte Doktorandenstelle an der Universität Göteborg an. Nach erfolgter Verteidigung (Disputation, Dezember 2004)[2] seiner Dissertation über Die Praxis der Orgelstimmung in Norddeutschland im 17. und 18. Jahrhundert und ihr Verhältnis zur zeitgenössischen Musikpraxis wurde er im Januar 2005 zum Dr. phil. (schwed. fil dr) promoviert.[3] 1999–2016 wirkte Ortgies als Forscher am damaligen Orgelforschungsinstitut GOArt (Universität Göteborg, 1995–2016). 2014–2017 war er auch in eigener Firma als Forscher, Forschungsdienstleister und Fachübersetzer tätig.


Forschung


Engler-Orgel (1732–1736), Klosterkirche Mariä Himmelfahrt, Krzeszów [dt. Grüssau], Polen.
Engler-Orgel (1732–1736), Klosterkirche Mariä Himmelfahrt, Krzeszów [dt. Grüssau], Polen.

Ortgies’ Schwerpunkte liegen auf

Norddeutsche Barock-Orgel (2000), Örgryte nya kyrka (Neue Kirche im Stadtteil Örgryte), Göteborg.
Norddeutsche Barock-Orgel (2000), Örgryte nya kyrka (Neue Kirche im Stadtteil Örgryte), Göteborg.

Zu Beginn der 1990er Jahre stand die Forschung über Matthias Weckman (Biographie und Handschriften) im Mittelpunkt. Durch das Projekt einer mitteltönigen Orgel mit Subsemitonien, das Ortgies als Co-Initiator und Sachverständiger in Bremen betrieb, begann er sich vertieft der Frage historischer Stimmungen und Temperaturen zuzuwenden. Heute gilt Ortgies auf diesem Gebiet und u. a. in Bezug auf Temperierungspraxis um Johann Sebastian Bach als einer der „führenden Experten“.[4] Seine Forschungen zur Stimmung der Orgeln, an denen Dieterich Buxtehude in der Marienkirche zu Lübeck wirkte, haben Auswirkungen auf die Chronologie der Buxtehudeschen Orgelkompositionen gehabt.[5] Intensive Archivstudien ermöglichten ihm überdies eine weitgehende Rekonstruktion des Zustands der großen Orgel der Marienkirche zu Lübeck zu Buxtehudes Zeit.[6] 2016 gelang es Ortgies durch Untersuchung historischer Literatur, mehrere unbekannte Orgeln Arp Schnitgers zu identifizieren.[7]

Als Orgelexperte hat Ortgies an Orgelrestaurierungen und rekonstruktiven Orgelneubauten beratend mitgewirkt, darunter:

Van-der-Putten-Orgel (2002), Waller Kirche, Bremen-Walle
Van-der-Putten-Orgel (2002), Waller Kirche, Bremen-Walle

Veröffentlichungen





Einzelnachweise


  1. Die für die Stadt Norden zuständige Geburtsstation befand sich damals im vormaligen Krankenhaus Hage. Bei abweichendem elterlichen Wohnsitz (hier:Norden) wurde das zuständige Einwohnermeldeamt informiert und die Neugeborenen mit ersten Wohnsitz ebenda registriert. Diese in Hage geborenen Kinder identifizieren sich und gelten daher gemeinhin als gebürtige Norder, so auch Ortgies.
  2. Disputation am 4. Dezember 2004. Vgl. Beschluss J 6 3699/04 des Humanistischen Fakultätsrats (Humanistiska fakultätsnämnden) der Universität Göteborg vom 28. September 2004. Online, PDF-Datei, ca. 199 KB, nicht paginiert (S. 2).
  3. Vgl. Veröffentlichungen Die Praxis […] 2004.
  4. Markus Rathey, Yale University, in seiner Rezension von Siegbert Rampe (Hrsg.): Bach-Handbuch 4: Klavier- und Orgelmusik. Laaber-Verlag, Laaber 2007, S. 203, in: Musik & Kirche. 78, Nr. 3 (Mai/Juni) 2008, S. 202–203.
  5. Vgl. Michael Belotti: Die freien Orgelwerke Dieterich Buxtehudes. Überlieferungsgeschichtliche und stilkritische Studien. Peter Lang AG, Internationaler Verlag der Wissenschaften, Bern 2004, und Kerala J. Snyder: Dieterich Buxtehude: Organist in Lübeck. 2. überarbeitete und erweiterte Auflage (revised edition), University of Rochester Press, Rochester N.Y. 2007, S. 84, 86, 229, 232.
  6. Ortgies: Über den Umbau […]. 2006; Ortgies: Buxtehudes Orgeln in Lübeck, 2007.
  7. Ortgies: Unbekanntes über Schnitger-Orgeln […]. 2016.
  8. Andreas Hahn: Faszination Michael Engler. Die Michael Engler Orgel in Grüssau/Krzeszow. Restaurierung und Rekonstruktion. In: Piotr Grinholc und Diecezja Legnicka Bistum Legnica (Hrsg.): Organy Michaela Englera w bazylice p.w. Wniebowzięcia Najświętszej Maryi Panny w Krzeszowie [Die Orgel Michael Englers in der der Himmelfahrt der gesegneten Jungfrau Maria gewidmeten Basilika zu Krzeszów (Grüssau)]. Diecezja Legnicka, Krzeszów 2008, S. 58–74 (hier S. 74 [Fußnote 114]. Artikel in der Festschrift anläßlich der Einweihung der restaurierten Orgel. Polnische Version: Fascynacja Michaelem Englerem. Organy Michaela Englera w kreszowie. Konserwacja i rekonstrukcja. Kilka słów obudowniczym. S. 21–36 [hier S. 35–36, Fußnote 56]).
  9. Artikel in der englischen Wikipedia: en:North German baroque organ in Örgryte Nya Kyrka.
  10. Joel Speerstra (Hrsg.): The North German Research Project at Göteborg University. Göteborg Organ Art Center, Göteborg, 2003.
  11. „Daniela Staiger-Ortgies […] seit 1992 als Organistin in der evangelischen Kirchengemeinde Bremen-Walle und ist zusammen mit Ibo Ortgies Initiatorin des Orgelbauprojektes.“ Vgl. Daniela Staiger-Ortgies: Das Konzept der Waller Orgel. In: Festschrift zur Orgeleinweihung am 11. und 12. Mai 2002 in der Evangelischen Kirche zu Bremen Walle. Kirchengemeinde Walle, Bremen 2002. Online, S. 1. abgerufen am 20. November 2016 (PDF-Datei; 228 kB).
  12. Webseite der Orgelwerkstatt van der Putten über die Orgel in Bremen-Walle.
  13. Bremen-Walle, Evangelische Kirche (Rubrik: Orgelbouwnieuws). In: ORGELkrant. (Beilage zu Het Orgel). Nr. 10 (Oktober), 2002.
  14. Fabian Brackhane: Orgelbarock 2.0 oder: Die Quadratur des Kreises? Eine neue Hybrid-Orgel für den Amsterdamer Orgelpark. In: Organ – Journal für die Orgel. Nr. 4, 2016, S. 48–51.
Personendaten
NAME Ortgies, Ibo
KURZBESCHREIBUNG deutsch-schwedischer Musikwissenschaftler
GEBURTSDATUM 26. November 1960
GEBURTSORT Hage, Ostfriesland



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