Ulrich Kaiser (* 1963 in Berlin) ist ein deutscher Musiktheoretiker.
Leben
Nach dem Schulbesuch (Grundschule am Weinmeisterhornweg, Kant-Gymnasium Berlin) studierte er an der Hochschule der Künste Berlin Chorleitung, Gesang/Musiktheater, Musiktheorie sowie Gehörbildung. Seit 1987 unterrichtete er an verschiedenen Institutionen (Musikschule Berlin-Wilmersdorf, Evangelische Kirchenmusikschule Berlin-Spandau, Hochschule der Künste Berlin) und arbeitete als freiberuflicher Chorleiter und Sänger. 1997 folgte Ulrich Kaiser einem Ruf als Professor für Musiktheorie an die Hochschule für Musik und Theater München. 2006 wurde er mit einer Arbeit über Wolfgang Amadeus Mozart im Fach Musikwissenschaft promoviert (»Die Notenbücher der Mozarts als Grundlage der Analyse von W. A. Mozarts Kompositionen 1761–1767«).[1] Von 2008 bis 2014 war er Vorstandsmitglied der Gesellschaft für Musiktheorie,[2] von 2005 bis 2015 leitete er den Arbeitskreis Musiktheorie und Neue Medien dieser Gesellschaft. Von 2012 bis 2018 war er Vorsitzender des Promotionsausschusses, 2013 wurde er vom Senat zum Ombudsmann für Fragen „guter wissenschaftlicher Praxis“ bestellt.[3] Ulrich Kaiser ist Mitglied des Musikwissenschaftlichen Instituts der Hochschule für Musik und Theater München[4], der Gesellschaft für Musikforschung, der Gesellschaft für Popularmusikforschung sowie der Gesellschaft für Musiktheorie. 2011 übernahm Ulrich Kaiser einen Lehrbeauftrag für Multimedia, seit 2015 ist er verantwortlich für den Bereich Multimedia in den Lehramtsstudiengängen der Hochschule für Musik und Theater München.
Bekannt wurde Ulrich Kaiser durch seine Buchpublikationen, Unterrichtshefte und Fortbildungstätigkeiten. Nach langjähriger und intensiver Zusammenarbeit mit namhaften Verlagen (Bärenreiter, Klett) hat er sich seit 2009 zur Veröffentlichung von Open Educational Resources zur Musik entschieden (OpenBooks, Online-Tutorials, Videos, Software).[5] 2014 erschien erstmals ein unter Creative Commons BY-SA lizenziertes OpenBook (»Kostenlose Software für den Musikunterricht«).[6] Zur verlagsunabhängigen Verbreitung der E-Learning-Materialien werden für zwei verschiedenen Zielgruppen (Schülerinnen und Schüler an allgemeinbildende Schulen, Studierende an Musikhochschulen) verschiedene Domains unterhalten.[7] Durch den Entschluss, die o.g. E-Learning-Angebote als OER und ohne Unterstützung von Musikverlagen bereitzustellen, hat sich die Webprogrammierung (C#, HTML5 und JavaScript) zu einem weiteren Interessenschwerpunkt entwickelt. In Zusammenarbeit mit Andreas Helmberger ist dabei als erstes größeres Projekt die Freeware AnaVis entstanden, mit der sich auf einfache Weise musikalische Analysen visualisieren lassen (z. B. für den Musikunterricht an Musikhochschulen und allgemeinbildenden Schulen). Neben der Veröffentlichung weiterer kostenloser Unterrichtssoftware werden Webprogrammierung und -design seit 2016 gelegentlich auch kommerziell angeboten.[8]
2018 initiierte Ulrich Kaiser für den Bereich der Musik mit Unterstützung der Hochschule für Musik und Theater München, der Castringius Kinder & Jugend Stiftung München[9] sowie der ›Erika und Georg Dietrich Stiftung‹[10] die offene Lernplattform für Musik elmu.[11] Im gleichen Jahr wurde mit Kolleginnen und Kollegen den Verein ELMU Education e.V. als Träger der Website gegründet, der 2019 vom Finanzamt München als gemeinnützig anerkannt worden ist.[12] Seit 2019 ist Ulrich Kaiser 1. Vorsitzender des Vereins.[13]
Im Februar 2021 initiierte Ulrich Kaiser an der Hochschule für Musik und Theater München das Projekt OER Lernplattform für Musik und wurde vom Präsidenten Bernd Redmann als Projektleiter eingesetzt. Ziel des Projekts ist es, leicht zugängliche Open Educational Resources für ein chancengerechtes, inklusives und effektives Lernen im Bereich der Musik zur Verfügung zu stellen. Die Innovationsidee liegt in der Weiterentwicklung der Software elmu-web[14] zu einer umfassenden Lösung für die kollaborative Zusammenarbeit von Lehrenden und Lernenden an hochwertigen Materialien zum Musiklernen. Das Projekt wird von der unter dem Dach der Toepfer Stiftung gGmbH eingerichteten Stiftung Innovation in der Hochschullehre[15] im Rahmen der ersten Förderbekanntmachung „Hochschullehre durch Digitalisierung stärken. Präsenzlehre, Blended Learning und Online-Lehre innovativ weiterdenken, erproben und strukturell verankern“ (FBM2020) vom August 2021 bis zum Juli 2024 gefördert bzw. vollfinanziert.[16] Am 1. Februar 2022 wurde die Lernplattform unter dem Namen Open Music Academy veröffentlicht,[17] der Quellcode wird unter dem Namen educandu framework[18] unter MIT-Lizenz auf GitHub bereitgestellt.
Publikationen
Selbständige Publikationen
In Verlagen
Gehörbildung. Satzlehre, Improvisation, Höranalyse, Grundkurs (= Bärenreiter Studienbücher Musik 10), Kassel 1998 ISBN 3-7618-1159-4
Gehörbildung. Satzlehre, Improvisation, Höranalyse, Aufbaukurs (= Bärenreiter Studienbücher Musik 11), mit einem Formkapitel von Hartmut Fladt, Kassel 1998 ISBN 3-7618-1160-8
Der vierstimmige Satz, Kantionalsatz und Choralsatz (= Bärenreiter Studienbücher Musik 12), Kassel 2002 ISBN 3-7618-1478-X
Sonatenspiele, Wiener Klassik zum Mitspielen (= Applaus 17), unter Mitarbeit von Hans-Ulrich Schäfer-Lembeck, Leipzig 2003 ISBN 3-12-177870-6
Arrangieren und Instrumentieren, Barock bis Pop (= Bärenreiter Studienbücher Musik 14), zusammen mit Carsten Gerlitz, Kassel u.a. 2006 ISBN 3-7618-1662-6
Lamentobass, Ein musikalischer Topos von Monteverdi bis zu den Eagles (= Applaus 24), Leipzig 2006 ISBN 3-12-177822-6
Die Notenbücher der Mozarts als Grundlage der Analyse von W. A. Mozarts Kompositionen 1761–1767, Kassel 2007 ISBN 978-3761819999
Als Open Educational Resources
Sonate und Sinfonie. Ein altes Thema auf neuen Wegen (= OpenBook 1), Karlsfeld 2009
Johann Sebastian Bach. Ein Superstar gestern und heute (= OpenBook 2), Karlsfeld 2011
Musiktheorie Now! Intervalle und Akkorde (= OpenBook 3), Karlsfeld 2012
Musiktheorie Now! Praktische Harmonielehre: Sequenzen. Spiel-, Analyse- und Improvisationsmodelle für den Musikunterricht (= OpenBook 4), Karlsfeld 2012
Lamentobass. Musik aus vier Jahrhunderten. Materialien für den Unterricht an allgemeinbildenden Schulen (= OpenBook 5), Karlsfeld 2013
Ludwig van Beethoven. Die 5. Sinfonie. Materialien für den Unterricht an allgemeinbildenden Schulen (= OpenBook 6), Karlsfeld 2014
Kostenlose Software für den Musikunterricht. Materialien für den Unterricht an allgemeinbildenden Schulen (= OpenBook 7), Karlsfeld 2014
Musiktheorie Now! Harmonielehre. Harmonie und Form für Kompositionen in Dur (= OpenBook 8), Karlsfeld 2015
Band-Impulse. Heft 4: Gehörbildung und Musiklehre. Übungen in Dur (= OpenBook 9/Heft 4), Karlsfeld 2016.
Harmonielehre #reloaded. Eine praktische Anleitung für Musikerinnen und Musiker (= OpenBook 12), Karlsfeld 2016
Formenlehre der Musik (= OpenBook 13), Karlsfeld 2019
Filmmusik (= OpenBook 15), Karlsfeld 2020
Musik
Inventionen plus One. Kammermusik mit Johann Sebastian Bach (= OpenBook 11), Karlsfeld 2015
Musiktheoretische Quellen 1750–1800. Gedruckte Schriften von J. Riepel, H. Chr. Koch, J. F. Daube und J. A. Scheibe, hrsg. von Ulrich Kaiser, mit einem Vorwort und einer Bibliographie von Stefan Eckert und Ulrich Kaiser, Berlin 2007 ISBN 978-3-89853-615-8
Die Reihe Lernprogramme in: Bärenreiter Studienbücher Musik, hrsg. von Silke Leopold und Jutta Schmoll-Barthel
Software
AnaVis. Software (Freeware) zur Visualisierung musikalischer Analyse (zusammen mit Andreas Helmberger)
Другой контент может иметь иную лицензию. Перед использованием материалов сайта WikiSort.org внимательно изучите правила лицензирования конкретных элементов наполнения сайта.
2019-2024 WikiSort.org - проект по пересортировке и дополнению контента Википедии