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John „Johnnie“ Alvin Ray (* 10. Januar 1927 in Hopewell, Oregon; † 25. Februar 1990 in Los Angeles, Kalifornien) war ein amerikanischer Sänger, Pianist und Songwriter. In der traditionellen amerikanischen Pop-Branche aktiv, gilt er aufgrund seiner emotionalen und außergewöhnlichen Bühnenshows und der Aufnahme von Blues- und Gospel-Elementen in seinen Gesangsstil als Vorläufer des Rock ’n’ Roll.

Johnnie Ray (1969)
Johnnie Ray (1969)

Leben


Johnnie Ray wuchs als Nachkomme europäischer Einwanderer und indianischer Ureinwohner auf einer Farm in Oregon auf. Bereits früh ertaubte er auf einem Ohr und wurde zum introvertierten Außenseiter. Eine 1958 durchgeführte Operation ließ ihn nahezu komplett auf beiden Ohren ertauben, auch wenn er mit Hörgeräten diese Situation etwas verbessern konnte. Johnnie strebte eine musikalische Karriere an und ging dazu nach Detroit, wo er sich um ein Engagement im Flame Club bemühte, einem Zentrum der schwarzen Rhythm-and-Blues-Szene. 1951 wurde der Produzent Mitch Miller von Columbia Records auf den Sänger aufmerksam und bot ihm einen Vertrag auf dem Columbia-Tochterlabel Okeh Records an, wo seinerzeit der Fokus auf den schwarzen Genres lag.[1] Seine erste Single bei Okeh Records hieß Tell The Lady I Said Goodbye, beworben im Billboard-Magazin.[2]

Johnnie Ray – Cry
Johnnie Ray – Cry
Johnnie Ray – In The Heart of A Fool
Johnnie Ray – In The Heart of A Fool

Im November 1951 wurde die bluesige Single Cry / The Little White Cloud That Cried zu einem doppelten Millionenseller. Die von Mitch Miller produzierte Platte belegte für 11 Wochen den ersten Rang der Pop-Hitparade, so dass Johnnie vom Mutterlabel CBS Records übernommen wurde. Ab sofort konnte er mit populären Songs sowie eigenen Kompositionen in kommerziellen Arrangements eine Folge von Charterfolgen feiern.[3]

Als sich Mitte der 1950er Jahre der Rock ’n’ Roll etablierte, versuchten die Major-Labels, die diese Entwicklung im Vertrauen auf den traditionellen Popmarkt weitgehend verschlafen hatten, den Erfolgen, die Elvis Presley für RCA Records erreichte, mit den eigenen etablierten Interpreten nachzueifern. So nahm auch Columbia mit Johnnie Ray rhythmisch schnellere Titel auf, die noch einige Zeit den Weg in die Charts fanden. Allerdings wirkte die Melodramatik seiner Auftritte im Zeitalter des Rock bald altmodisch, so dass Erfolge mit der Zeit ausblieben.[4] Auch Duette etwa mit Doris Day halfen nicht, den Abwärtstrend seiner Singles aufzuhalten. Seinen letzten Hit hatte er bei Columbia im September 1959 mit I’ll Never Fall in Love Again, der lediglich Rang 75 als beste Platzierung erreichte. Im Oktober 1960 wechselte er zu Cadence Records, um dann binnen Jahresfrist wieder bei anderen Plattenfirmen zu unterschreiben. Der Erfolg blieb trotzdem aus.

Johnnie Ray blieb weiterhin als Entertainer aktiv. So unterstützte er in den 1960ern Judy Garland und hatte zu Beginn der 1970er Jahre kleinere Comebacks in den Fernsehshows von Andy Williams und Johnny Carson. In den 1980ern wurde er für Kurzauftritte in Pop- und Rockvideos engagiert.

Ray starb am 24. Februar 1990 an Leberversagen.[5]


Einflüsse und Stil


Johnnie Ray nannte als seinen bedeutendsten Einfluss die Sängerin Billie Holiday. Aber auch die religiöse Inbrunst der Spirituals übernahm er in seinen Gesangsstil; nach Ansicht des Kritikers Ralph J. Gleason hatte auch der emotionale Gesangsstil Little Miss Cornshucks’ prägenden Einfluss auf Ray.[6] Durch diese Anlehnung an die schwarzen Genres wurde der vor allem im Radio gespielte Künstler selbst für einen Afroamerikaner gehalten. Hauptsächlich wurde Johnnie Ray durch seine extrem emotionalen Gesangsperformances bekannt. Vor allem bei Live-Auftritten inszenierte er vor dem Mikrophon Herzleid und Selbstmitleid durch Stottern und Schluchzen. Dabei zuckte sein Körper, als sei er von emotionalem Kummer bis hin zu physischem Schmerz gepeinigt. Regelmäßig brach Ray zum Ende einer Performance in Tränen aus und auf der Bühne zusammen. Zeitgenössische Kritiker der ernsten Musik unterstellten hierbei lediglich unauthentische Inszenierung, der Musikjournalist Armold Shaw bescheinigt Ray im Gegenzug eine echte Darstellung von Zerrissenheit, die sich aus dem Selbstmitleid des introvertierten, halbtauben Kindes und Teenagers ebenso speiste, wie aus den in den 1950er Jahren als skandalös empfundenen Gerüchten um Rays Drogenkonsum und Homosexualität.[7]


Erfolge


Johnnie Ray war zwischen 1952 und 1955 einer der erfolgreichsten Pop-Interpreten Amerikas. Als einer der ersten Musikinterpreten überhaupt verursachte er bei seinen Konzerten regelrechte Krawalle, wurde von begeisterten weiblichen Fans bestürmt und bedrängt und musste regelmäßig von der Polizei gerettet werden. Diese Begeisterungsstürme waren zu Beginn der 1950er nur aus dem Film-Geschäft bekannt und traten erst später in der Bewunderung für Elvis und in der Beatlemania wieder auf.[7]


Diskografie



Singles (in Klammern Aufnahmedatum)





Interpretationen und Zitate


Ray wird eingangs im Lied Come On Eileen der Dexys Midnight Runners erwähnt. Dort heißt es: Poor old Johnnie Ray / Sounded sad upon the radio / Moved a million hearts in mono / Our mothers cried, sang along / Who would blame them? Im Video zum Song ist er zudem auf Archivaufnahmen zu sehen.

In Billy Idols Song Don't Need a Gun von 1986 wird er ebenfalls erwähnt. Zudem tritt er mehrmals in der Rolle eines Autofahrers im Musikvideo auf.

Ebenso wird Ray im Song We Didn't Start the Fire von Billy Joel genannt – neben dutzenden anderen Namen von Persönlichkeiten aus Politik und Kultur.


Einzelnachweise


  1. Charlie Gillett: The Sound of the City. Die Geschichte der Rockmusik. 1. Auflage. Zweitausendeins, Frankfurt am Main 1978, Fünf Stile des Rock ’n’ Roll. II, S. 85 ff. (amerikanisches Englisch: The Sound of the City. Übersetzt von Teja Schwaner).
  2. Billboard-Magazin vom 15. September 1951, S. 34.
  3. Bill Dahl: Johnnie Ray Biography. In: All Music Guide. Abgerufen am 9. März 2009 (englisch).
  4. Nik Cohn: AWopBopaLooBopALopBamBoom. Piper Schott, München 1995, ISBN 3-492-18402-2, S. 13 f. (amerikanisches Englisch: Pop from the Beginning. Übersetzt von Teja Schwaner, Erstausgabe: 1971).
  5. Barrett Reynolds: Johnnie Ray: Why I Cry for the Legend Who Should Have Been. (Nicht mehr online verfügbar.) In: The Halcyon Weekly Press. 2004, archiviert vom Original am 18. Januar 2009; abgerufen am 28. November 2015.
  6. Barry Mazor: A Soul Forgotten. (Memento vom 19. Dezember 2013 im Internet Archive) In: No Depression, 2003; abgerufen am 31. Mai 2010
  7. Arnold Shaw: Rock ’n’ Roll. Die Stars, die Musik und die Mythen der 50er Jahre. 2. Auflage. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg 1978, ISBN 3-499-17109-0, S. 60 ff. (amerikanisches Englisch: The Rockin’ ’50s. Übersetzt von Teja Schwaner).
  8. Chartquellen: UK DE & US
Personendaten
NAME Ray, Johnnie
ALTERNATIVNAMEN Ray, John Alvin (vollständiger Geburtsname)
KURZBESCHREIBUNG amerikanischer Popsänger
GEBURTSDATUM 10. Januar 1927
GEBURTSORT Hopewell, Oregon, USA
STERBEDATUM 25. Februar 1990
STERBEORT Los Angeles, Kalifornien, USA

На других языках


- [de] Johnnie Ray

[en] Johnnie Ray

John Alvin Ray (January 10, 1927 – February 24, 1990) was an American singer, songwriter, and pianist. Highly popular for most of the 1950s, Ray has been cited by critics as a major precursor to what became rock and roll, for his jazz and blues-influenced music, and his animated stage personality.[1] Tony Bennett called Ray the "father of rock and roll",[2] and historians have noted him as a pioneering figure in the development of the genre.[3]

[es] Johnnie Ray

John Alvin Ray (Hopewell, Oregón, 10 de enero de 1927 - Los Ángeles, California, 24 de febrero de 1990) fue un cantante, compositor y pianista estadounidense. Popular durante la década de 1950, Ray ha sido citado por los críticos como uno de los principales precursores de lo que se convertiría en el rock and roll, por sus influencias con el jazz y el blues y por su animada personalidad.[1]

[ru] Рей, Джонни

Джонни Рей (англ. Johnnie Ray) — популярный в 1950-е годы американский певец, автор песен, пианист. Был назван критиками главным предшественником того, что стало рок-н-роллом, за его музыку с влиянием джаза и блюза и его оживленную сценическую личность. Тони Беннетт назвал Рэя «отцом рок-н-ролла», а историки отметили его как пионера в развитии жанра.



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