Maria Forescu, gebürtige Maria Füllenbaum (* 15. Januar 1875 in Czernowitz, damals Österreichisch-Ungarische Monarchie, heute Ukraine; † 28. Oktober 1947 in Berlin[1]), war eine österreichischstämmige Operettensängerin und Filmschauspielerin.
Leben
Nach einer Internatserziehung in Paris studierte Maria Forescu am Prager Konservatorium Gesang, Musik und Schauspiel.
Um die Jahrhundertwende debütierte sie als Operettensängerin und trat bald am renommierten Wiener Carltheater auf. Nachdem sie dort zum Star aufgestiegen war, gastierte sie an Bühnen in ganz Europa. Anschließend ging sie nach Berlin, wo sie am Theater des Westens, am Operettentheater und am Metropoltheater auftrat.
Nachdem sie 1911 erstmals auch in einem Film mitgewirkt hatte, gab sie 1915 den Gesang zugunsten ihrer Filmkarriere ganz auf. Zu den bekanntesten Filmen, in denen Maria Forescu – meist als Nebendarstellerin – mitgewirkt hat, zählen Veritas vincit (Joe May, 1918), Peer Gynt (Richard Oswald, 1919), Das indische Grabmal 2. Teil: Der Tiger von Eschnapur (Joe May, 1921), Marizza, genannt die Schmugglermadonna (Friedrich Wilhelm Murnau, 1922), Hanneles Himmelfahrt (Urban Gad, 1922), Nju (Paul Czinner, 1924), Die freudlose Gasse (Georg Wilhelm Pabst, 1925) und Der Zigeunerbaron (Friedrich Zelnik, 1927).
Ihr Typus war vorzugsweise der der leichtgeschürzten Zigeunerin. An der Wende zum Tonfilm trat sie mehrfach in Filmen ihres Freundes Harry Piel auf (z. B. Sein bester Freund, Bobby geht los, Schatten der Unterwelt). Die letzten bekannteren Filme, in denen Maria Forescu auftrat, waren Gerhard Lamprechts Zwischen Nacht und Morgen und Hans Behrendts Danton (beide 1931).
Nach dem Regierungsantritt der NSDAP fand Maria Forescu, die jüdischer Herkunft war, keine Engagements mehr und wurde 1938 aus der Reichsfachschaft Film ausgeschlossen.
Die nunmehr geächtete Künstlerin fand Unterschlupf bei Maria Hirschburg in der Motzstraße in Berlin-Wilmersdorf. Am 15. August 1942 sollte sie mit dem 18. Osttransport (lfd. Nummer 469) in das Ghetto von Riga deportiert werden, allerdings ist sie dort vermutlich nie angekommen, da sie von der Deportationsliste („Füllenbaum gen. Forescu, Maria, 15. Januar 1875, Czernowitz, ledig, nicht arbeitsfähig“) wieder gestrichen wurde.[2][3] Sie überlebte die Zeit der Judenverfolgung, wohnte zuletzt in Berlin-Müggelheim und starb 1947 im Alter von 72 Jahren in einem Krankenhaus in Berlin-Friedrichshagen.[1]
Maria Forescu hinterließ einige wenige Aufnahmen aus Operetten für Beka und Parlophon (Berlin 1912).
Filmografie
1912: Krone und Fessel
1912: Die Pflicht
1912: Ihr Strandgut
1913: Der Steckbrief
1915: Märtyrerin der Liebe
1916: Seltsame Köpfe
1916: Am Abgrund
1917: Professor Nissens seltsamer Tod
1918: Veritas vincit
1918: Peer Gynt
1918: Irrwahn
1918: Die Tochter des Rajah
1918: Dida Ibsens Geschichte
1918: Der Weg, der zur Verdammnis führt
1918: Colomba
1919: Phantome des Lebens
1919: Nachtasyl
1919: Gepeitscht
1919: Die rote Herzogin
1919: Der blaue Fleck
1919: Der Tänzer. 2. Teil
1919: Der Mann auf der Flasche
1919: Das Medaillon der Lady Sington
1920: Im Banne des Andern
1920: Die entfesselte Menschheit
1920: Die Schuld des Andern
1920: Alfred von Ingelheims Lebensdrama
1921: Marizza, genannt die Schmugglermadonna
1921: Terpsichore. Die Macht des Tanzes
1921: Tanja, die Frau an der Kette
1921: Razzia
1921: Piraten der Schönheit
1921: Könnyved, der große Unbekannte
1921: Hapura, die tote Stadt. 1. Der Kampf um das Millionentestament
1921: Das indische Grabmal 1. Teil: Die Sendung des Yoghi
1921: Die Fremde aus der Elstergasse
1921: Die Bettelgräfin vom Kurfürstendamm
1921: Der Todesreigen
1921: Das indische Grabmal 2. Teil: Der Tiger von Eschnapur
1921: Der Mann in der Litfassäule
1921: Der Abenteurer
1922: Tabea, stehe auf!
1922: Die fünf Frankfurter
1922: Sie und die Drei
1922: Marie Antoinette
1922: Lola Montez, die Tänzerin des Königs
1922: Königin Karoline von England
1922: Jimmy, ein Schicksal von Mensch und Tier
1922: Hanneles Himmelfahrt
1922: Frauenschicksal
1922: Der Ruf des Schicksals
1922: Der Graf von Charolais
1922: Bummellotte
1923: Sein gefährlichstes Spiel
1923: Menschen und Masken, zwei Teile
1923: Esterella
1923: Die Marionetten der Fürstin
1923: Der Großindustrielle
1923: Katjuscha Maslowa
1924: Nju
1924: Gefährliche Freundschaft
1925: Leidensweg der kleinen Lilo
1925: Im Krug zum grünen Kranze
1925: Hanseaten
1925: Götz von Berlichingen zubenannt mit der eisernen Hand
1926: Kubinke, der Barbier, und die drei Dienstmädchen
1926: Eine tolle Nacht
1926: Die schwarze Hanne
1926: Die Wiskottens
1926: Die Piraten der Ostseebäder
1926: Der Liebe Lust und Leid. Kellerkavaliere
1926: Der gute Ruf
1926/27: Die Frauengasse von Algier
1926/27: Der Zigeunerbaron
1926/27: Der Sieg der Jugend
1926/27: Mädchenhandel – Eine internationale Gefahr
1927: Kopf hoch, Charly!
1927: Laster der Menschheit
1927: Wer wirft den ersten Stein?
1927: Valencia, Du schönste aller Rosen
1927: Frühere Verhältnisse
1927: Einbruch
1927: Die Hölle der Jungfrauen
1927: Der falsche Prinz
1927: Bigamie
1927: Arme kleine Colombine
1928: Der Mann mit dem Laubfrosch
1928: Anastasia, die falsche Zarentochter
1928: Ein Mädel und drei Clowns
1928/29: Das Mädel aus der Provinz
1929: Zwei Brüder (Rivalen der Liebe)
1929: Vererbte Triebe. Der Kampf ums neue Geschlecht
1929: Sein bester Freund
1929: Männer ohne Beruf
1929: Meineid
1929: Madame Lu, die Frau für diskrete Beratung
1929: Le meneur de joies
1929: Die Kaviarprinzessin
1929: Der Teufelsreporter. Im Nebel der Großstadt
1929: Der Sittenrichter (§ 218)
1929: Das goldene Krönlein
1929: Wer wird denn weinen, wenn man auseinandergeht
1930: Verklungene Träume
1930: Susanne macht Ordnung
1930: Lui et moi
1930: Liebeskleeblatt
1930: Er oder ich
1930: Das alte Lied
1930: Das Geheimnis der fünf Schlüssel
1931: Der Weg nach Rio
1931: Danton
1931: Zwischen Nacht und Morgen
1931: Schatten der Unterwelt
1931: Ombres des bas fonds
1931: L'Auberge du père Jonas
1931: Ein ausgekochter Junge
1931: Die Koffer des Herrn O.F.
1931: Bobby geht los
1932: Der Frechdachs
1932: Das Schiff ohne Hafen
1932: Das erste Recht des Kindes
Literatur
Hans-Michael Bock (Hrsg.): CineGraph. Lexikon zum deutschsprachigen Film. Edition Text + Kritik, München 1984 ff. (Loseblattausgabe).
Martin Koerber: Maria Forescu, Telefon Neukölln 1329. Eine Spurensuche. In: Dorothea Stanić (Red.): Nahaufnahme Neukölln. Kinos, Kameras, Kopierwerk. Argon-Verlag, Berlin 1989, ISBN 3-87024-153-5, S. 79–82.
Ulrich Liebe: Verehrt, verfolgt, vergessen. Schauspieler als Naziopfer (= Beltz-Taschenbuch. Bd. 168). Mit Audio-CD. Beltz, Weinheim 2005, ISBN 3-407-22168-1, S. 228–229.
Kay Weniger: Zwischen Bühne und Baracke. Lexikon der verfolgten Theater-, Film- und Musikkünstler 1933 bis 1945. Mit einem Geleitwort von Paul Spiegel. Metropol, Berlin 2008, ISBN 978-3-938690-10-9, S. 120.
Rainer E. Lotz, Axel Weggen und Christian Zwarg: Discographie der deutschen Gesangsaufnahmen Band 3, Bonn 2001 ISBN 3-9805808-6-5
Weblinks
Maria Forescu in der Internet Movie Database (englisch)
Pauline geht tanzen! Duett aus Operette "Grosse Rosinen" (W. Kollo /Bernauer & Schanzer) -- Hermann Wehling, Maria Forescu mit Orchester unter persönlicher Leitung der Komponisten Willy Bredschneider, Beka Grand, Record No. 13 999 (Germany, Berlin, 1911, acoustic recording)
Einzelnachweise
Landesarchiv Berlin, Sterberegister Standesamt Köpenick von Berlin, Nr. 2311/1947 (kostenpflichtig abrufbar auf Ancestry.com)
Näheres dazu siehe Kay Weniger: Zwischen Bühne und Baracke, Berlin 2008, S. 121. Dort heißt es: „Eine, wie oftmals zu lesen ist, Deportation in das KZ Buchenwald kann ausgeschlossen werden“
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