Franz Martin Olbrisch (* 5. November 1952 in Mülheim/Ruhr) ist ein deutscher Komponist und Installations- und Medienkünstler.
Franz Martin Olbrisch (2008)
Leben und Wirken
Er studierte von 1979 bis 1985 Komposition und Musiktheorie bei Frank Michael Beyer an der Hochschule der Künste in Berlin. Er war von 1986 bis 1996 Lehrer für Musiktheorie an der Kirchenmusikschule Berlin und lehrte von 1988 bis 2008 Komposition an der Universität der Künste Berlin und am Elektronischen Studio der Technischen Universität Berlin. Seit 1986 nahm er regelmäßig an den Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik teil wo er 1994, 2004, 2006, 2010 und 2014 auch als Dozent wirkte. Von 2008 bis 2020 leitete er als Professor für Komposition das Studio für Elektronische Musik der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden. Olbrisch war von 2011 bis 2021 Vizepräsident der Gesellschaft für Neue Musik[1] und von 2015 bis 2018 Vizepräsident der Sächsischen Akademie der Künste.
Bis 1989 komponierte Olbrisch überwiegend Instrumentalwerke, bevor er ab 1989 zunehmend auch multimediale und interdisziplinäre Ansätze in sein Schaffen aufnahm. Er komponierte Werke u.a. im Auftrag des WDR, des Südwestrundfunks, des Hessischen Rundfunks, des Sender Freies Berlin, der Berliner Festspiele, der Expo 2000 Hannover, der Berliner „Inventionen“, des Oldenburgischen Staatstheater, der Oper Bonn, der Stadt Witten und der Ernst von Siemens Musikstiftung.
Zu seinen wichtigsten Werken zählen das Streichquartett Ein Quadratmeter Schwärze, die Orchesterwerke Grain und craquelé, das Konzertenvironment Schichtwechsel – temps et mouvement und seine 48-stündige radiophone Installation FM o99.5.
Ehrungen und Preise
1981 Förderpreis der Jürgen-Ponto-Stiftung
1981 Kompositionspreis der Landeshauptstadt Stuttgart[2]
1984 Boris-Blacher-Preis der Karl-Hofer-Gesellschaft Berlin
1998 Stipendiat der Heinrich-Strobel-Stiftung im Experimentalstudio des SWR Freiburg
1990 Carl-Maria-von-Weber-Preis der Stadt Dresden
1992/93 Stipendiat des Zentrum für Kunst und Medientechnologie in Karlsruhe[3]
2001 Stipendiat der Paul-Sacher-Stiftung in Basel
2003 Stipendiat der Villa Aurora in Los Angeles[4]
2006 Stipendiat der Cité Internationale des Arts Paris[5]
2013 Mitglied der Sächsischen Akademie der Künste
Werke (Auswahl)
Kammeroper
Der gebrochene Spiegel (1986–90) polyszenisches Musiktheater in 12 Bildern nach Texten von Rafael Alberti, Theodor Däubler, Günter Eich, Arno Holz, Juan Ramón Jiménez und Paul Scheerbart, UA Wittener Tage für neue Kammermusik
Orchesterwerke
…hu ha… (1988) für Saxophon und 24 Spieler, UA Staatstheater Oldenburg
Grain (2005) für großes Orchester, UA Südwestrundfunk Stuttgart
craquelé (2010) für großes Orchester, UA Hessischer Rundfunk Frankfurt
…suggests that something may be (2020) für Orchester und Live-Elektronik, UA Deutsches Hygiene-Museum Dresden
Ensemble- und Kammermusik (ohne Elektronik)
Trias (1984) für Violine, Klarinette, Saxophon und Klavier, UA Akademie der Künste (Berlin)
Wandlungen (1985) für Ensemble, UA Staatsbibliothek Berlin
3 Phantasusgesänge (1986) nach Texten von Arno Holz für Sopran und Ensemble, UA Sender Freies Berlin
su (1988) für Ensemble, UA Darmstädter Ferienkurse
Cadenza (1988) für Saxophon solo, UA Detlef Bensmann Berlin
3 Sätze für Klaviertrio (1994) für Klaviertrio, UA Unerhörte Musik Berlin
Blanco (1998) für Ensemble, UA Eclat (Musikfestival) Stuttgart
Nachtstück (1998) nach einem Text von Octavio Paz für Stimme und Streichquartett, UA Westfälisches Musikfest Münster
Ein Quadratmeter Schwärze (1999) für Streichquartett, UA Wittener Tage für neue Kammermusik
in nomine (1999) für Kammerensemble, UA Wittener Tage für neue Kammermusik
Streunende Zahlen (2000) für Kammerorchester, UA Expo 2000 Hannover
coupures de temps… (2009) für Kammerensemble, UA WDR Köln
Ensemble- und Kammermusik (mit Elektronik)
flöte, sounde & live-electronics (1996) für Flöte und Elektronik, UA Palais Podewils Berlin
El mundo haz de tus imàgenes (2001) für Sprecher, Kammerorchester und Zuspielband, UA Musik-Biennale Berlin
coupures de temps… (2010) für Kammerensemble und Live-Elektronik, UA Darmstädter Ferienkurse
couler… (2015) für Klarinette und Live-Elektronik, UA ByPass Toulouse
rewrite 114 (2017) für 16 Spieler und Live-Elektronik, UA Nasz Festival Wroclaw[6]
Elf Episoden (2019) für Flöte, Tasteninstrumente und Live-Elektronik, UA Chemnitz, Sächsisches Mozartfest[7]
Fixed-Media-Werke
FM o99.5 (1993) radiophone Installation (48 Stunden) Ursendung Donaueschinger Musiktage
studi & speaker (1996) für Akusmonium, UA Inventionen Festival Berlin
pick/up (2002) Fixed Media, UA WDR Köln
city drives (2003) Musikvideo, UA VIPER Festival Basel
Garten der Klänge (2007) radiophones Hörstück, Ursendung WDR
fluido (2015) radiophones Hörstück – Helmut Lachenmann zum 80. Geburtstag, Ursendung Hessischer Rundfunk
Farben des Lichts im Hafen Ch'ungmu (2017) radiophones Hörstück, Ursendung Hessischer Rundfunk
Im Anfänglichen läuft keine Spur – wer könnte da suchen (1989) Event für 3 Akteure, 5 Instrumente und Live-Elektronik, UA Neue Nationalgalerie Berlin
meson (1991) Environment für 6 Diaprojektoren, Zuspiel & Live-Elektronik, UA Bauhütte Klangzeit Wuppertal
Viele Menschen suchen den Ochsen, doch Wenige haben ihn je gesehen (1992) Event für 2 Akteure, 4 Instrumente Zuspielung und Diaprojektoren, UA Inventionen Festival Berlin
Akustisches Wegeleitsystem (1996) Klanginstallation, UA in der Parochialkirche Berlin[8]
Tagtraum der Eule (1997) Klang-Environment, UA Schloss Hundisburg
différance (1997) Klang-Environment, UA Schloss Hundisburg
Dissimilation (1999) Musikenvironment für Stimme und 16 Lautsprecher, UA Wittener Tage für neue Kammermusik
personal spaces (2004) Klanginstallation, UA Darmstädter Ferienkurse
Schichtwechsel – temps et mouvement (2006/08) Klanginstallation, UA Darmstädter Ferienkurse, endgültige Fassung (2008) Donaueschinger Musiktage
Between Walls (2007) Klanginstallation, UA Schloss Colditz
Augenblicke, in denen die Zeit sich spiegelt (2008) Konzert-Environment für Videoprojektoren, Zuspielband und Live-Musiker, UA Wittener Tage für neue Kammermusik
infinito blanco (2009) Klanginstallation, UA Hessischer Rundfunk Frankfurt
Syphon (2009) Klanginstallation, Auftragswerk des Deutschen Musikrats, UA Festspielhaus Hellerau Dresden
palinsesto (2010) Klanginstallation – Hörstück, UA WDR Köln
rods and strings (2014) Konzertenvironment für 1–20 Instrumente, Klangobjekte, Multichannel-Video und Live-Elektronik, UA Darmstädter Ferienkurse
Dennoch lauert im Gesang der Vögel das Schreckliche… (2015) Klanginstallation in 3 Stationen für Kanarienvögel, Video und Live-Elektronik, UA Wittener Tage für neue Kammermusik
Distanz (2021) Klanginstallation, UA Dresden, Kulturpalast (Dresden)
Tobias Eduard Schick (* 1985)[14], Kompositionsschüler in Dresden
Nico Sauer (* 1986), Kompositionsschüler in Dresden
Julio Zúñiga (* 1987)[15][16], Kompositionsschüler in Dresden
Neele Hülcker/Neo Hülcker (* 1987), Kompositionsschüler in Dresden
Yukari Misawa (* 1987)[17], Kompositionsschülerin in Dresden
Kaj Duncan David (* 1988), Kompositionsschüler in Dresden
Aoi Kita (* 1988)[18], Kompositionsschülerin in Dresden
Nicolas Kuhn (* 1989), Kompositionsschüler in Dresden
Adrian Nagel (* 1990)[19], Kompositionsschüler in Dresden
Carlos G. Hernández (* 1990)[20], Kompositionsschüler in Dresden
Chatori Shimizu (* 1990), Kompositionsschüler in Dresden
Po-Wei Tseng (* 1990), Meisterschülerin in Dresden
Sol-i So (* 1990), Kompositionsschülerin in Dresden
Elias Jurgschat (* 1995)[21], Kompositionsschüler in Dresden
Literatur
Ulrich Eller, Christoph Metzger (Hrsg.): Mediale Aspekte Neuer Musik im Kontext digitaler, audiovisueller Medien. In: The Statement! Vol. 02; Sound – Installation Kehrer Verlag Heidelberg Berlin 2015, ISBN 978-3-86828-641-0.
Christoph Metzger: Interaktion und Schichtung – Franz Martin Olbrischs skulpturale Werke. In: Neue Zeitschrift für Musik, Schott Verlag Mainz 2009/3, ISSN 0945-6945.
Olbrisch, Franz Martin. In: Wilfried W. Bruchhäuser: Komponisten der Gegenwart im Deutschen Komponisten-Interessenverband. Ein Handbuch. 4. Auflage, Deutscher Komponisten-Interessenverband, Berlin 1995, ISBN 3-55561-410-X, S. 946.
Frank Hilberg (Hrsg.): Franz Martin Olbrisch Algorithmus und Event – Komponieren als wissendes Suchen. Pfau-Verlag, Saarbrücken 2008, ISBN 978-3-89727-380-1.
Christoph Metzger, Ralph Hoyer (Hrsg.): Notation in der Neuen Musik – Christoph Metzger und Ralph Hoyer im Gespräch mit Mario Bertoncini, Franz Martin Olbrisch und Dieter Schnebel. In: Musik im Dialog II Jahrbuch der Berliner Gesellschaft für Neue Musik 1998 PFAU-Verlag Saarbrücken 1999, ISBN 3-89727-071-4
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