Sir Andrzej Panufnik (* 24. September 1914 in Warschau, Russisches Kaiserreich; † 27. Oktober 1991 in Twickenham, Middlesex, England) war ein polnisch-britischer Komponist.
Andrzej Panufnik, der bereits als Kind zu komponieren begann, studierte von 1932 bis 1936 am Staatlichen Konservatorium Warschau (heute Fryderyk-Chopin-Universität für Musik) Komposition und Musiktheorie bei Kazimierz Sikorski, danach Orchesterleitung bei Felix Weingartner in Wien und 1938–1939 bei Philippe Gaubert in Paris. Während der deutschen Besetzung Polens lebte er in Warschau, wo er Wohltätigkeitskonzerte und Untergrundkonzerte gab, teilweise zusammen mit Witold Lutosławski. Während des Warschauer Aufstandes wurden seine sämtlichen Kompositionen vernichtet; einige konnte er später rekonstruieren.
Nach dem Krieg war Panufnik Dirigent des Orchesters der Krakauer Philharmonie und 1946–1947 Direktor der Warschauer Philharmoniker. Als Gastdirigent trat er unter anderem mit den Berliner Philharmonikern, dem Orchestre National in Paris und dem London Symphony Orchestra auf. Er wurde in Polen vielfach ausgezeichnet und wurde 1950 gemeinsam mit Arthur Honegger zum Vizepräsidenten des Internationalen Musikrates der UNESCO gewählt. Als Leiter einer polnischen Kulturdelegation wurde er 1953 in China von Mao Zedong empfangen.
Trotz dieser offiziellen Anerkennung verließ Panufnik 1954 aus Protest gegen die wachsende Unfreiheit unter dem Einfluss des Stalinismus Polen und emigrierte nach England. In Polen wurde daraufhin nicht nur die Aufführung seiner Werke, sondern auch die Erwähnung seines Namens verboten. Er wurde britischer Staatsbürger und wirkte von 1957 bis 1959 als musikalischer Leiter des City of Birmingham Symphony Orchestra. Danach lebte er als freischaffender Komponist.
Die erste Aufführung seiner Werke in Polen nach seiner Emigration fand auf Betreiben des Polnischen Komponistenverbandes 1977 statt. Beim Warschauer Herbst des gleichen Jahres wurden mehrere seiner Kompositionen in Polen uraufgeführt. 1984 wurde er Ehrenmitglied der Royal Academy of Music, 1987 des Polnischen Komponistenverbandes, aus dem man ihn 1954 ausgeschlossen hatte.
1990 besuchte Panufnik anlässlich des Warschauer Herbstfestivals erstmals nach 36 Jahren Polen und dirigierte hier ein Konzert mit eigenen Werken. 1991 wurde er von Elisabeth II. in den Adelsstand erhoben und erhielt einen Ehrendoktortitel der Warschauer Fryderyk-Chopin-Musikakademie (heute Fryderyk-Chopin-Universität für Musik). Staatspräsident Lech Wałęsa verlieh ihm postum den Orden Polonia Restituta.
Panufnik komponierte zahlreiche große Orchesterwerke, darunter zehn Sinfonien und Konzerte für Klavier, Violine, Fagott und Cello, außerdem drei Streichquartette und Vokalmusik.
Seine Tochter Roxanna Panufnik (* 1968) ist ebenfalls Komponistin.
Werke
Piano Trio, 1934, 1945, 1977
Five Polish Peasant Songs, 1940, 1945, 1959
Tragic Ouverture, 1942, 1945, 1955
Lullaby, 1947, 1955
Nocturne, 1947, 1955
Divertimento, 1947, 1955
Twelve Miniature Studies für Klavier, 1947, 1955–1964
Sinfonia Rustica (1.Sinfonie), 1948, 1955
Old Polish Suite, 1950, 1955
Concerto in Modo Antico, 1951, 1955
Heroic Ouverture, 1952, 1969
Quintetto Accadèmico, 1953, 1956
Rhapsody, 1956
Sinfonia Elegiaca (2.Sinfonie), 1957, 1966
Polonia, 1959
Autumn Music, 1962, 1965
Landscape, 1962, 1965
Klavierkonzert, 1962, 1970, 1972, 1982
Sinfonia Sacra (3.Sinfonie), 1963
Two Lyric Peaces, 1963
Song to the Virgin Mary, 1964
Hommage a Chopin, 1966
Jagiellionian Triptych, 1966
Katyn Epitaph, 1967, 1969
Reflections für Klavier, 1968
Universal Prayer, 1968–1969
Thames Pageant, 1969
Konzert für Violine und Streicher, 1971
Triangles, 1972
Winter Solstice, 1972
Invocation for Peace, 1972
Sinfonia Concertante (4.Sinfonie), 1973
Sinfonia di Sfere (5.Sinfonie), 1974–1975
Streichquartett Nr. 1, 1976
Love Song für Mezzosopran und Harfe oder Klavier, 1976
Sinfonia Mistica (6.Sinfonie), 1977
Dreamscape für Mezzosopran und Klavier, 1977
Metasinfonia (7.Sinfonie), 1978
Concerto Festivo, 1979
Concertino für Pauken, Schlagzeug und Streicher, 1979–1980
Streichquartett Nr. 2 (Messages), 1980
Paean ‚For the 80th birthday of Her Majesty Queen Elizabeth, the Queen Mother‘ für Bläserensemble, 1980
Sinfonia Votiva (8.Sinfonie), 1981, 1984
A Procession for Peace, 1982–1983
Arbor Cosmica, 1983
Pentasonata für Klavier, 1984
Konzert für Fagott und kleines Orchester, 1985
Sinfonia della Speranza (9. Sinfonie), 1986, 1987
Streichsextett ‚Trains of Thought‘, 1987
10. Sinfonie, 1988, 1990
Harmony. A poem for Chamber Orchestra, 1989
Streichquartett Nr. 3, 1990
Prayer to the Virgin of Skempe, 1990
Cellokonzert, 1991
Filmografie
1937: Trzy etiudy Chopina (Musikberater)
1938: Strachy
1996: Drzewa
Weblinks
Biografie (Memento vom 31. Januar 2013 im Webarchiv archive.today) auf panufniktrio.com
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