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Antoine de Févin (* um 1470 in Arras; † Ende 1511 oder Anfang 1512 in Blois) war ein franko-flämischer Komponist, Sänger und Kleriker der Renaissance.[1][2]


Leben und Wirken


Antoine de Févin gehörte nach Aussage einer Familienchronik von 1627 einer Familie des niederen Adels an, die im Jahr 1396 aus ihrem Stammsitz Febvin-Palfart bei Saint-Omer nach Arras übersiedelt war. Antoines Vater Pierre de Févin († 1506) war im Jahr 1474 Schöffe in Arras. Sein jüngerer Sohn Antoine hat Arras wahrscheinlich Ende der 1480er Jahre verlassen. In der Chronik wird er bezeichnet als „prêtre, chantre du roi Louis XII., mort a Blois“ (Priester, Sänger von König Ludwig XII., verstorben in Blois). Es sind jedoch für keine der genannten Tätigkeiten weitere Belege gefunden worden. Er könnte in den 1490er Jahren Priester geworden sein. Nachdem der Dichter Guillaume Crétin ihn nach seinem Tod in seinem Nachruf „maistre Anthoyne Févin“ genannt hat, ist bisweilen vermutet worden, er habe an einer Universität den Titel eines Magister Artium erworben. Diese Schlussfolgerung ist aber eher unwahrscheinlich; vielmehr ist diese Äußerung im Sinne einer allgemeinen Meisterschaft auf dem Gebiet der Musik zu werten.

Eine ganze Reihe von Indizien sprechen dafür, dass er nach Paris übersiedelte und eine Anstellung am französischen Königshof bekam oder zumindest mit dieser Institution assoziiert war; angesichts der dürftigen Quellenlage ist aber auch künftig kaum mit Belegen für diese Aussagen zu rechnen. Es gibt nur einen Brief aus Asti in Oberitalien, wo König Ludwig XII. am 18. April 1507 nach Frankreich schreibt, man möge ihm die Porträts eines Pariser Malers und eine der ausgezeichneten Chansons von Févin zuschicken, sobald diese fertiggestellt sind, um sie den Damen in Italien vorzuführen. Ein Chorbuch, welches mit großer Sicherheit dem Umkreis der französischen Hofkapelle entstammt, enthält einen wesentlichen Teil der Motetten und vor allem der Chansons von Antoine de Févin. Später beklagt der Dichter Guillaume Crétin den Tod der beiden Mitglieder der königlichen Kapelle Jean Braconnier (genannt Lourdault; † 1512, aktiv seit 1478) und den kurz zuvor verstorbenen Antoine de Févin; nachdem Braconnier im Januar 1512 verstorben ist, ergibt sich daraus für den Tod Févins Ende 1511 oder Anfang 1512.


Bedeutung


Der Schweizer Chronist und Musiktheoretiker Heinrich Glarean (1488–1563) schrieb im Jahre 1547, dass Févin ein Anhänger oder Schüler von Josquin Desprez gewesen sei und jung verstorben ist. Sein kompositorisches Werk, welches ausschließlich Vokalmusik enthält, fällt in eine musikgeschichtliche Zeit des Wandels; dies betrifft besonders die inzwischen vollständige Gleichberechtigung aller Stimmen als Träger des Kontrapunkts mit Imitation und ebenso des Textes. Bei Févin trifft dies mit einer offensichtlich sehr fruchtbaren kompositorischen Fantasie zusammen, so dass seine Werke in gewissem Sinne als zukunftweisend gelten können. Zusammen mit den anderen Kollegen an der französischen Hofkapelle Antonius Divitis und Jean Mouton hat er die Tradition der Parodiemesse begründet, nachdem es zu diesem Typus bei Johannes Ockeghem, Jacob Obrecht und Josquin Desprez einzelne Vorgängerwerke gibt. Die kompositorischen Techniken Josquins sind in abgewandelter und teilweise in zugespitzter Form in Févins Werk allgegenwärtig. Besonders in seiner Messe „Ave Maria“ findet sich ein besonderer Reichtum und herausragende Konsequenz der Verarbeitung des Typs der Parodiemesse. Häufig wählte er auch die Methode, einen Kontrast zwischen imitativen Abschnitten und homophonen Teilen herzustellen, wie es ab den 1490er Jahren öfters üblich war, oder auch zwischen zweistimmigen Abschnitten (Bicinien) und dem ganzen Chor.

In Févins Motetten ist ebenfalls ein einheitliches stilistisches Bild sichtbar, welches dem Stil seiner Messkompositionen nahesteht. Die musikalischen Phrasen sind klar durch Kadenzen oder auch durch Pausen voneinander getrennt und beachten dabei genau die formale Struktur des Textes. Die größte Breite der Variation zeigt sich jedoch in der Motette „Sancta Trinitas“, in der die einzelnen Phrasen nicht einfach aneinander gereiht werden, sondern auch musikalisch zu größeren Sinnabschnitten zusammengefasst werden. Der Stil, der sich hier bei Févin abzeichnet, wird eine Generation später von dem in Paris wirkenden Claudin de Sermisy voll entwickelt. Obwohl Févin nur sechzehn Chansons sicher zugeschrieben werden können, hat diese Werkgruppe musikgeschichtlich eine herausragende Bedeutung. Die Volkstümlichkeit der „chansons rustiques“, die ihnen zugrunde liegt, diese typische Mischung aus Liebeslyrik und bisweilen drastischen Spottversen sowie die stilistische Nähe zu den Werken späterer Komponisten haben für eine ungewöhnliche Langlebigkeit der Überlieferung der weltlichen Kompositionen von Antoine de Févin gesorgt.


Werke



Literatur (Auswahl)





Quellen


  1. Die Musik in Geschichte und Gegenwart (MGG), Personenteil Band 6, Bärenreiter Verlag Kassel und Basel 2001, ISBN 3-7618-1116-0
  2. Marc Honegger, Günther Massenkeil (Hrsg.): Das große Lexikon der Musik. Band 3: Elsbeth – Haitink. Herder, Freiburg im Breisgau u. a. 1980, ISBN 3-451-18053-7.
Personendaten
NAME Févin, Antoine de
ALTERNATIVNAMEN Fevyn, Antoine de
KURZBESCHREIBUNG franko-flämischer Komponist und Sänger der Renaissance
GEBURTSDATUM um 1470
GEBURTSORT unsicher: Arras
STERBEDATUM 1511 oder 1512
STERBEORT Blois

На других языках


- [de] Antoine de Févin

[en] Antoine de Févin

Antoine de Févin (ca. 1470 – late 1511 or early 1512) was a Franco-Flemish composer of the Renaissance. He was active at the same time as Josquin des Prez, and shares many traits with his more famous contemporary.

[es] Antoine de Févin

Antoine de Févin (ca. 1470 – finales de 1511 o inicios de 1512) fue un compositor franco-flamenco del Renacimiento. Su periodo de actividad coincidió con el de Josquin des Prez, con quien compartió mucho trato.



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