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Pierre de la Rue (* zwischen 1460 und 1470 sehr wahrscheinlich in Tournai; † 20. November 1518 in Kortrijk (französisch Courtrai)) war ein franko-flämischer Komponist, Sänger und Kleriker der Renaissance.[1][2]

Pierre de la Rue
Pierre de la Rue

Leben und Wirken


Der Name dieses Komponisten ist in zahlreichen Varianten überliefert (Pierchon, Petrus de Vico, Petrus de robore, Petrus Platensis, à Platea und andere, auch als Peter vander Straten, Identität weniger wahrscheinlich). Seine Eltern waren Gertrud de la Haye, die ihren Sohn überlebte, und Jehan de la Rue, der wohl im Jahr 1463 in Tournai eine Meisterwerkstatt als enlumineur (Buchmaler) eröffnete. Die Identität des Komponisten mit einem um 1452 geborenen Peter vander Straten wurde längere Zeit diskutiert; dieser sprach flämisch als Muttersprache und war zwischen 1469 und 1492 als Sänger in Brüssel, Gent, an der Marienkirche in Nieuwpoort und aus Köln kommend in der Marienbruderschaft in ’s-Hertogenbosch aktiv und erscheint in den Dokumenten immer als „Peteren vander Straten“. Er wurde als Tenorist bezeichnet und es sind keine Kompositionen unter diesem Namen überliefert. De la Rue sprach dagegen sehr wahrscheinlich französisch, seine Stimmlage ist nicht bekannt, und die fortschrittlichen Züge seiner Messkompositionen mit ihrer Neigung zur Fünf- bis Sechsstimmigkeit und der Anwendung der Parodietechnik sprechen stark für ein Geburtsjahr 10 bis 15 Jahre später als 1452. Damit wird Peter vander Straten von Musikhistorikern heute kaum noch für identisch mit Pierre de la Rue gehalten.

Pierre bekam seine Ausbildung vermutlich in der Maîtrise der Kathedrale Notre-Dame seines Heimatorts. Über seine Jugend und seine weitere Ausbildung ist nichts bekannt. Belegt ist, dass er in der Hierarchie der burgundischen Hofkapelle ganz unten anfing mit Besoldungsbelegen ab 17. November 1492. In dieser Institution blieb er bis zum Ende seiner Laufbahn. Insofern war er einer der ganz wenigen bedeutenden Komponisten seiner Epoche, die niemals in Italien gewesen sind. Kurz nach seinem Eintritt begleitete er seinen Dienstherrn Maximilian I. (Regierungszeit 1493/1508–1519) zusammen mit sieben Kapellkollegen nach ’s-Hertogenbosch und wurde dort formelles Mitglied der Marianischen Bruderschaft; hier wird er „Cantor Romanorum Regis“, also als Sänger des Königs bezeichnet. In dieser Hofkapelle führte de la Rue von da an das vergleichsweise sichere und ereignisarme Leben eines Hofbediensteten und stieg in der Hierarchie der Kapelle allmählich auf, wurde später Diakon, aber nie Priester, bekam dann auch seine erste, besonders ertragreiche Pfründe an einer Kollegiatkirche St. Ode (Ort nicht bekannt), die er bis zu seinem Tod behielt. Weitere Pfründen folgten bis zum Jahr 1509 in den Städten Namur, Kortrijk, Dendermonde und Gent. Er wurde merkwürdigerweise nie Kapellmeister, vielleicht gerade deswegen, weil er dort der mit Abstand bedeutendste Messenkomponist war.

Nachdem Maximilian im Jahr 1493 zum deutschen König gekrönt wurde, übernahm sein Sohn Erzherzog Philipp der Schöne von Kastilien (Regierungszeit 1478–1506) die sogenannte Grande Chapelle mit Pierre de la Rue. Die Kapelle diente als Instrument der Repräsentation, mit der Folge, dass der Komponist an vielen Staatsakten und zahlreichen Reisen des Hofes teilnahm. So gab es ab 4. November 1501 bis Mai 1502 eine Reise von Brüssel über Paris, Blois und Orléans nach Spanien, wo sich die Hofgesellschaft für viele Monate am Hof von Ferdinand II von Aragón (Regierungszeit 1479–1516) aufhielt. Dessen Frau Isabella I. von Kastilien war die Schwiegermutter von Philipp dem Schönen. Außer Pierre de la Rue gehörten der Kapelle die Komponisten Alexander Agricola, Marbriano de Orto, Antonius Divitis und Nicolas Champion an. In Frankreich und Spanien wirkte die Hofkapelle an vielen prunkvollen Messfeiern mit mehrstimmiger Musik mit, zum Teil im Wechsel mit der französischen Hofkapelle. Auf der Rückreise im Frühjahr 1502 traf de la Rue in Lyon vielleicht mit Josquin Desprez zusammen, und Philipp der Schöne traf seine Schwester Margarete von Österreich, Herzogin von Savoyen, mit deren Hofkapelle in Bourg-en-Bresse am 11. April 1503; deren bedeutendster Musiker war Antoine de Févin. Hier hatte Pierre de la Rue erstmals Kontakt mit seiner späteren Dienstherrin. Am 23. Juli 1503 erreichte Philipp mit der Hofkapelle wieder burgundisches Gebiet. Es folgten im September 1503 die denkwürdigen Zusammentreffen der Hofkapellen Philipps und Maximilians in Augsburg und Innsbruck, wo de la Rue vielleicht Jacob Obrecht auf dessen Durchreise nach Italien traf. Schließlich zog die Hofkapelle über Heidelberg und Köln wieder zurück nach Mecheln. Dass Pierre de la Rue bei seinem Dienstherrn in hohem Ansehen stand, ergibt sich daraus, dass ihm Philipp ein Kanonikat an der Liebfrauenkirche in Kortrijk verlieh.

Ab Ende 1505 reiste Philipp der Schöne mit seiner Hofkapelle zum zweiten Mal nach Spanien, um Erbansprüche seiner Gemahlin Johanna der Wahnsinnigen (1479–1555) auf Kastilien nach dem Tod von deren Mutter Isabella (26. November 1504) durchzusetzen. Der Hof hatte sich für eine Reise auf dem Wasserweg entschieden, wobei die Sänger und Instrumentalisten ein eigenes Schiff hatten. Am 13. Januar 1506 trieb ein Sturm einen Teil der Flotte, auch das Schiff der Musiker, bis nach Falmouth an der Küste Südwestenglands, wobei zwei Sänger vermisst blieben. Schließlich kam die Flotte am 27. April 1506 in A Coruña an. Diese Reise endete jedoch mit einer Katastrophe. Nachdem Philipp und sein Gefolge für den Sommer nach Valladolid und Burgos gezogen waren, erkrankte der Herzog an Fieber und starb in Burgos am 25. September 1506. Die Hofkapelle Philipps löste sich auf, einige der Mitglieder reisten zurück nach Burgund, andere, auch Pierre de la Rue, traten in die Hofkapelle der Witwe Johanna von Kastilien ein, die in der Entlohnung der Kapelle noch großzügiger war. Zu den Bediensteten dieses Hofs gehörte auch der bedeutendste spanische Komponist dieser Zeit, Juan de Anchieta (1462–1523), der wie de la Rue eine Messe „Nuncqua fiu pena maior“ geschrieben hat. Pierre rückte nach der Abreise des früheren Kapellmeisters Marbriano de Orto in dessen Stellung auf und erhielt ein doppelt so hohes Gehalt wie die übrigen Kapellmitglieder. Nachdem Johanna durch ihren Vater Ferdinand im August 1508 entmachtet worden war, löste sich auch die kastilische Hofkapelle auf, die burgundischen Mitglieder bekamen Reisespesen für ihre Heimreise ausbezahlt, und Pierre de la Rue verließ das Land am 19. August 1508.

Nach einer zügigen Rückkehr in seine Heimat kam de la Rue im April 1509 wieder in das Blickfeld von Margarete von Österreich, die zwischenzeitlich Statthalterin in Burgund und Vormund des späteren Kaisers Karls V. geworden war. Sie residierte in Mecheln und Brüssel und bat ihren Vater Maximilian um eine Pfründe für Pierre de la Rue an der Kirche Sainte-Faraïde in Gent, mit der Absicht, ihn wieder für die Hofkapelle zu gewinnen, offenbar mit Erfolg, weil de la Rue für den Monat Mai 1509 wieder in der Gehaltsliste der Sänger der Grande Chapelle erscheint. Der Komponist blieb in den folgenden Jahren am Hof der Statthalterin in Mecheln, deren Lieblingskomponist er wurde, und zu deren Ehren er zahlreiche Gelegenheitskompositionen schrieb. Margarete hatte Humanisten und Künstler um sich versammelt und hatte wegen ihrer vielen erlittenen Schicksalsschläge eine besondere höfische Trauerkultur entwickelt. Als der zuvor minderjährige Karl im Jahr 1515 für volljährig erklärt wurde, ging die Hofkapelle auf ihn über; belegt ist eine Reise mit der Kapelle in die Niederlande. Die letzte (vermutlich nachträgliche) Gehaltszahlung an Pierre de la Rue erfolgte am 21. Januar 1516; er war aber möglicherweise schon im Sommer 1515 aus dem Hofdienst ausgeschieden. Er zog sich im Juni 1516 nach Kortrijk zurück, kaufte dort ein Haus und wurde ein ortsansässiger Kanoniker. Sein Testament vom 16. Juni 1516 weist ihn als vermögenden Mann aus. Er starb am 20. November 1518 in Kortrijk und wurde hier auf dem Friedhof der Onze Liewe Vrouwkerk beigesetzt. Sein Grab und das Grabmal mit der lateinischen Inschrift sind nicht erhalten geblieben, jedoch ist diese Inschrift in mehreren Abschriften überliefert und feiert ihn als Meister der geistlichen Musik: „In tumulo Petrus de Vico conditor isto, nobile cui nomen musica sacra dedit“.


Bedeutung und Würdigung


Die Überlieferung der Werke von Pierre de la Rue ist einzigartig in ihrer Zeit. Sie ist ein unverkennbares Zeichen für seinen Ruhm in der Epoche Josquins und natürlich eine Folge seines lebenslangen Dienstes an einem einzigen, kulturell und politisch herausgehobenen Hof. Unter den franko-flämischen Komponisten seiner Zeit muss er als Vertreter eines fundamental kontrapunktischen Stils gelten. Dies wird vor allem durch die 31 Messen bezeugt, die das Zentrum seines Schaffens darstellen. Die meisten seiner Werke, vor allem die Messen, sind vorrangig in Prunk-Handschriften überliefert, die von der Buchwerkstatt am habsburgisch-burgundischen Hof in Mecheln geschrieben und dort aufbewahrt wurden, auch als diplomatische Repräsentationsgeschenke an befreundete Höfe und an hohe Persönlichkeiten gingen, aber auch von Kirchen, begüterten bürgerlichen Musikfreunden und Büchersammlern direkt bei der Werkstatt gekauft wurden. In dieser einzigartigen Quellengruppe ist Pierre de la Rue mit fast 200 Einträgen der mit Abstand am stärksten vertretene Komponist, deutlich vor Josquin und erst recht vor den anderen dort tätigen Komponisten, wie Alexander Agricola, Antonius Divitis, Marbriano de Orto oder Gaspar van Weerbeke. In den deutschen protestantischen Kapellhandschriften (Verleger in Leipzig und Pirna) finden sich seine Messen erst spät, nach Abflauen der Gesamtüberlieferung in den 1530er Jahren, bei den Drucken von Johannes Petreius und Hieronymus Formschneider (beide 1539), mit de la Rues Motetten und besonders Kontrafakturen seiner Messen. In Italien war die Überlieferung seiner Werke insgesamt schwach und zeigten einen Schwerpunkt bei den weltlichen Werken.

Der musikalische Stil von Pierre de la Rue ist durch eine Reihe von ungewöhnlichen und gleichbleibenden Merkmalen besonders gut umrissen. Abgesehen von seiner persönlichen Entwicklung ist hier gerade bei den Messen der Stilunterschied zwischen den vierstimmigen und den fünfstimmigen Werken auffällig. Die vierstimmigen Messen sind grundsätzlich traditioneller, einfacher und stärker auf den „Normalstil“ um 1500 bezogen, während die fünfstimmigen hochkompliziert sind und „modern“ wirken. Bei letzteren herrscht die prinzipielle Satztechnik der Linearität und erzeugt aus der Leitidee der Varietät eine höchst vielgestaltige Struktur. Hier fehlt vollkommen die Klarheit, Systematik und Vorhersehbarkeit des Satzes von Josquin Desprez. Bei de la Rue herrscht außerdem in der Großstruktur eine ausgeprägte Neigung zum Kanon und ebenso eine Vorliebe für tiefe Klanglagen vor, in der Kleinstruktur eine straffe Linearität, eine „entwickelnde Variation“, ein Reichtum an Dissonanzen, eine vorantreibende Rhythmik und eine Abneigung gegen Kadenzen mit ihrer gliedernden Macht. Seine allgemeine Vorliebe für tiefe Klangregister ist vielleicht auch das Ergebnis seiner Studien der Werke von Johannes Ockeghem.

In der Technik des Kanons ist de la Rue so virtuos wie kaum ein anderer zeitgenössischer Komponist. Der Gipfel dieser Kompositionsweise besteht in der Konstruktion ganzer Werke als Kanon (z. B. die Messen „Ave sanctissima Maria“, „O salutaris hostia“ und im „Salve regina“ [I]), wobei auch Mensurkanons eine besondere Rolle spielen, so bei Kyrie, Christe und zweitem Kyrie sowie beim Agnus Dei II der vierstimmigen Messe „L’homme armé“, die schon bei den Musiktheoretikern seiner Zeit Erstaunen hervorgerufen hat, außerdem bei dem „Sicut locutus est“ des Magnificat primi toni, welches als Mensurkanon 6 ex 3 komponiert wurde. De la Rues Neigung zum dunklen Klang offenbart sich nicht nur in der ungewöhnlichen Klangwelt seiner Chanson „Pourquoy non“, sondern auch in der tiefen Lage ganzer Messen, wie „Assumpta est“ und „Conceptio tua“ oder in der Motette „Salve mater salvatoris“ sowie in der einzigartigen Klangregie seines Requiems mit seinem effektvollen Wechsel zwischen tiefen vollstimmigen und hohen zweistimmigen Abschnitten auf engerem Raum. Kanontechnik und dunkler Klang verbinden sich besonders eindrucksvoll in den Sätzen, in denen die beiden tiefsten Stimmen das Fundament bilden, so in der ganzen Messe „Incessament“, beim Agnus Dei I der „Missa de Sancto Job“ und bei den fünfstimmigen Chansons „Cent mille regretz“, „Fors seulement“ und „Incessament“. Hierzu gehört auch die Tendenz, die beiden tiefsten Stimmen entweder in Parallelbewegung oder mit langen Notenwerten als „Klangband“ für das Satzfundament zusammenzufassen.

Im Anspruch an Einfallsreichtum und Vielfalt gleichrangig mit der Kanontechnik, wenn auch technisch nachgeordnet, ist bei Pierre de la Rue die Konstruktion ganzer Messen über einen Ostinato, einer Technik, die bei den Komponisten seiner Generation gerade bei Jacob Obrecht besonders geschätzt wurde, aber auch sofort den Vergleich mit Josquin herausfordert. Hierzu gehört die Messe „Sancta Dei genitrix“, aber beispielsweise auch die vierstimmige Messe „Cum jucunditate“, die gänzlich über ein Thema von fünf Tönen komponiert ist, welches ständig in einer der Stimmen wiederholt und mit Wechsel des Hexachords rhythmisch variiert wird. Seine Melodik ist von weitgespannten, häufig dreiklangsbetonten und daher eigentümlich „modern“ wirkenden Bögen geprägt, auch von großen Intervallen (Sexten, auch abwärts, Oktaven und Dezimen), andererseits auch von einer variierenden Entwicklung der Motive aus kleinen deklamatorischen und melismatischen Zellen. Sein Personalstil zeigt ungewöhnliche melodische Formeln wie verschieden geformte Wechselnoten, Tonwiederholungen in Melismen und Kadenzklauseln. Auch seine Textbehandlung kann im Vergleich mit seinen zeitgenössischen Komponisten als ausgesprochen unorthodox bezeichnet werden.

Der alles beherrschende Eindruck seiner Musik ist das Strömen eines komplexen kontrapunktischen Flusses nahezu ohne Zäsuren, in dem der Text ebenso sorgfältig artikuliert und gegliedert wird, oft in kleinsten Zellen, in denen dann sozusagen „absolut“ gearbeitet wird. Hier wird die stilistische Nähe zu Jean Mouton besonders deutlich. Ins Zentrum von de la Rues kompositorischem Denken führt die Beobachtung, dass er alle klassischen Tonsatzelemente seiner Zeit kennt, diese aber mit höchstem kompositorischem Raffinement „verfremdet“. Insofern ist das Modell des fünfstimmigen Satzes seine bedeutendste musikhistorische Leistung.

Ein besonderes Verhältnis hatte der Komponist offenbar nur zu zwei seiner Kollegen: Johannes Ockeghem und Josquin Desprez, während Bezüge zu anderen Komponisten eher unauffällig sind. Dies betrifft den Bezug zu Ockeghem in der Verwendung von Einzelstimmen aus dessen Chansons bei Werken über dieselben Texte und de la Rues Requiem als Ganzes. Sein ganz anderes Verhältnis zu Josquin ergibt sich aus den Berührungspunkten bei den Ostinato-Techniken seiner Messen „Cum jucunditate“ und „Sancta Dei genitrix“ und besonders auffällig bei der Überbietung des Agnus Dei II von Josquins Messe „L’ami Baudichon“ mit dem „Pleni“ seiner „Missa de Santa Cruce“; darüber hinaus auch aus dem Bezug seiner Motette „Considera Israel“ zu dem Josquin zugeschriebenen „Planxit autem David“. Schließlich muss eine merkwürdige Hommage an Josquin erwähnt werden, nämlich das Zitat des Sopran-Schlusses aus dessen berühmtem vierstimmigen „Ave Maria … virgo serena“ als Tenor in de la Rues „Osanna“ seiner „Missa de septem doloribus“. Darüber hinaus ist offen, ob man aus seiner Verwendung von Heinrich Isaacs sechsstimmiger Motette „Archi archangeli“ als Parodievorlage oder auf die Übernahme aller Cantus firmi der Messe „Floruit egregius infans Livinius“ von Matthaeus Pipelare auf einen besonderen Bezug zu diesen Komponisten schließen kann. Eine deutliche Nähe zu Jacob Obrecht zeigt dagegen der Schluss des „Pleni“ aus seiner Messe „O gloriosa Margaretha“ zu dem „Benedictus“ aus Obrechts Messe „Fortuna desperata“.

Viel kleiner als sein Messenwerk ist das Motettenschaffen de la Rues und auch deutlich schwächer überliefert. Von den 23 Motetten sind allein 11 auf die Marienverehrung bezogen. Von kaum einem Komponisten dieser Zeit ist ein ähnlich bescheidenes Motettenwerk überliefert. Dagegen nehmen seine Magnificats eine Sonderstellung ein, weil sie offenbar der erste Zyklus von acht Werken über alle acht Magnificat-Kirchentonarten sind, die von einem einzigen Komponisten stammen. Hierbei ist allerdings fraglich, ob diese Magnificats einen echten Zyklus darstellen, wie später bei Costanzo Festa oder Cristóbal de Morales. Eine besondere geschlossene Gruppe bilden seine fünf „Salve Regina“; kein anderer Komponist seiner Zeit hat über diese Antiphon so viele Sätze geschrieben. Herausragende Motetten sind außerdem das monumentale sechsstimmige „Pater de celis Deus“, das frühe und altertümliche „Vexilla regis“ / „Passio Domini“ und vor allem die beiden Trauermotetten „Delicta juventutis“ und „Considera Israel“, die den Vergleich mit dem Josquin zugeschriebenen „Planxit autem David“ nicht zu scheuen brauchen.


Werke


Gesamtausgabe: Pierre de la Rue, Opera omnia, herausgegeben von N. St. John Davison / J. E. Kreider / T. H. Keahey, [Neuhausen-Stuttgart] 1989 und folgende.


Literatur (Auswahl)





Quellen


  1. Rue, Pierre de la. In: Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Zweite Ausgabe, Personenteil, Band 14 (Riccati – Schönstein). Bärenreiter/Metzler, Kassel u. a. 2005, ISBN 3-7618-1134-9 (Online-Ausgabe, für Vollzugriff Abonnement erforderlich)
  2. Marc Honegger, Günther Massenkeil (Hrsg.): Das große Lexikon der Musik. Band 5: Köth – Mystischer Akkord. Herder, Freiburg im Breisgau u. a. 1981, ISBN 3-451-18055-3.
Personendaten
NAME Rue, Pierre de la
ALTERNATIVNAMEN Rue, Perchon de la; Rue, Petrus de la; Vico, Petrus de; Robore, Petrus de
KURZBESCHREIBUNG franko-flämischer Komponist, Sänger und Kleriker der Renaissance
GEBURTSDATUM zwischen 1460 und 1470
GEBURTSORT Tournai
STERBEDATUM 20. November 1518
STERBEORT Kortrijk

На других языках


- [de] Pierre de la Rue

[en] Pierre de la Rue

Pierre de la Rue (c. 1452 – 20 November 1518) was a Franco-Flemish composer and singer of the Renaissance. His name also appears as Piersson or variants of Pierchon and his toponymic, when present, as various forms of de Platea, de Robore, or de Vico.[1] A member of the same generation as Josquin des Prez, and a long associate of the Habsburg-Burgundian musical chapel, he ranks with Agricola, Brumel, Compère, Isaac, Obrecht, and Weerbeke as one of the most famous and influential composers in the Netherlands polyphonic style in the decades around 1500.

[ru] Рю, Пьер де ла

Пьер де ла Рю (фр. Pierre de la Rue, лат. Petrus Platensis, ок. 1452, Турне — 20 ноября 1518, Кортрейк) — французский композитор, обычно считается представителем третьей нидерландской школы полифонистов.



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