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Georg Joseph Vogler, auch Abbé Vogler oder fälschlicherweise Abt Vogler (* 15. Juni 1749 in Würzburg; † 6. Mai 1814 in Darmstadt) war ein deutscher Komponist, Organist, Kapellmeister, Priester, Musikpädagoge und Musiktheoretiker.

Georg Joseph Vogler(Ölgemälde von Joseph Hauber, 1808)
Georg Joseph Vogler
(Ölgemälde von Joseph Hauber, 1808)

Leben


Georg Joseph Vogler wurde in Würzburg (vermutlich im Wohnhaus Innerer Graben Nr. 9[1]) geboren. Er besuchte in seiner Heimatstadt die Jesuitenschule und studierte kanonisches Recht und Theologie in Bamberg. Er erwog den Eintritt in ein Kloster, zog dann im Alter von 22 Jahren nach Mannheim. Im August 1772 erhielt er von Kurfürst Karl Theodor von der Pfalz eine Stelle als Hofkaplan.[2]:59–61 Das Datum seiner Priesterweihe ist nicht bekannt. Dokumentarisch gesichert ist, dass er am 22. November 1772 seine erste heilige Messe in der Mannheimer Hofkapelle las.[3][2]:61 Angaben, er sei erst 1773 oder später in Italien geweiht worden, wurden möglicherweise aus der Feier seines 30-jährigen Priesterjubiläums im Dezember 1803 in Wien rückerschlossen,[2]:63 u. 486 sowie seiner Angabe, er habe ab 1773 in Padua Theologie studiert.[4] Durch den Kurfürsten gefördert, setzte er seine Studien der Musik bei Francesco Antonio Vallotti und anderen in Italien fort. Anschließend kehrte er als Kapellmeister nach Mannheim zurück, wo er unter anderem Händels Oratorium Messias bearbeitete und 1777/1778 aufführte. Laut Samuel Baur (1768–1832) gehörte er in Mannheim zu den Schülern des Jesuiten und Musikdirektors Alexander Keck (1724–1804).[5]

Gedenkplatte an der Stätte des Wohnhauses von Wolfgang Carl Briegel, Georg Joseph Vogler und Giacomo Meyerbeer in Darmstadt, Karolinenplatz
Gedenkplatte an der Stätte des Wohnhauses von Wolfgang Carl Briegel, Georg Joseph Vogler und Giacomo Meyerbeer in Darmstadt, Karolinenplatz

In den Folgejahren hielt sich Vogler in Paris auf, wo er für die Aufführung von Opern verantwortlich war. 1784 kehrte er als Kapellmeister nach Mannheim zurück, obwohl Kurfürst Karl Theodor und sein Hof inzwischen nach München gezogen waren. 1786 nahm er die Stelle des Hofkapellmeisters (Hovkapellmästare) und Hofkomponisten am schwedischen Hof in Stockholm unter König Gustav III. an und unterrichtete auch den Thronfolger in Musik; eine Tätigkeit, die er mit Unterbrechungen bis 1799 ausübte. Der Vertrag räumte ihm ein halbes Jahr Urlaub ein, den er regelmäßig zu Reisen durch Europa nutzte, die bis nach Afrika und Griechenland reichten. Es folgte ein zweijähriger Aufenthalt in Prag und ein vierjähriger Aufenthalt in Wien.

1807 nahm Vogler wieder eine feste Anstellung an, diesmal als Hofkapellmeister in Darmstadt, wo ihm der Ludewigs-Orden I. Klasse verliehen wurde (s. o. die Abb. mit Kreuz und Bruststern). Sein Vermögen investierte er praktisch vollständig in Modernisierungen von Orgeln, die er überall in Europa auf eigene Kosten durchführen ließ. Bevor er in Darmstadt 1814 starb, geriet er in finanzielle Schwierigkeiten, da die Kosten für das in München in Auftrag gegebene neue Orchestrion zu hoch ausfielen. Ab 1806 war er ordentliches Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.

Es gibt eine Biographie Abt Georg Joseph Vogler. Augsburg 1888, die von Karl Emil von Schafhäutl verfasst wurde.


Wirken


Sein kompositorisches Schaffen ist umfangreich. Es umfasst hauptsächlich Sinfonien, Opern, Singspiele, Ballette, Messen, Psalmen, Requien, Te Deums, Kantaten, Motetten, Orgelwerke und Bühnenmusiken, u. a. zu Shakespeares Hamlet. Im Zentrum seiner Kompositionen stehen Orgelwerke; hier sind vor allem seine etwa 150 Präludien zu erwähnen.

Als Musikpädagoge machte er sich vorrangig durch die Gründung mehrerer Musikschulen einen Namen. Als seine bekanntesten Schüler gelten Franz Danzi, Bernhard Anselm Weber, Carl Maria von Weber, Giacomo Meyerbeer und Johann Gänsbacher. Vogler ist der Mannheimer Schule zuzurechnen, deren Stilistik er insbesondere durch seine Zeitschrift Betrachtungen der Mannheimer Tonschule (Mannheim 1778–1781) fest umriss.

Seine Bedeutung als Musiktheoretiker erlangte er vor allem durch die Verwendung von Ziffern zur Beschreibung von Harmoniestufen, die später von Gottfried Weber und Simon Sechter übernommen wurden und den Ausgangspunkt der Stufentheorie bildeten. 1776 veröffentlichte er den nach ihm benannten Tonkreis.

Vogler beeinflusste den Orgelbau im 19. Jahrhundert: Von der „Mannheimer Schule“ und der Wiener Klassik ausgehend, führte er mit seinem „Simplifikationssystem“ weg von der Werkorgel des Barock. Er teilte die Manuale in reine Farbwerte auf, setzte die Aliquoten zur akustischen Erzeugung von Kombinationstönen ein und stellte die ganze Orgel in einen Schwellkasten. Über dreißig Orgeln in Europa wurden auf seine Kosten umgebaut. Ab 1790 favorisierte er die Verwendung von Rohrwerken mit durchschlagenden Zungen in manchen Registern. Seine transportable Orgel nannte er Orchestrion.[6][7]

Ein Organochordion wurde von Orgelbauer Rackwitz, der acht Jahre für Vogler arbeitete, gebaut. Weiters gab es noch das Micropan, das von den Orgelbauern Knecht und Hagemann in Tübingen für Vogler zwischen 1802 und 1808 gebaut wurde. Für das Triorganon bekam er 1809 eine Auszeichnung.

Voglers Werk und Wirken waren zu Lebzeiten nicht unumstritten. Nach einer polemischen Rezension von Voglers Kurpfälzischer Tonschule entbrannten jahrelange persönliche Diffamierungen von vor allem norddeutschen Musiktheoretikern, allen voran Johann Nikolaus Forkel. Auch das Urteil von Wolfgang Amadeus Mozart in einem Brief von 1777 über ihn, er sei ein „eder [öder] musikalischer spaß-macher. ein Mensch der sich recht viel einbildet und nicht viell kann“, trug zu dem lange vorherrschenden negativen Bild Voglers bei.

Das von Vogler komponierte Hosianna, Davids Son[8] ist in Schweden bis heute eines der beliebtesten Weihnachtslieder und existiert in zahlreichen Bearbeitungen.[9]


Werke (Auswahl)



Kompositionen



Schriften (Auswahl)



Literatur




Wikisource: Georg Joseph Vogler – Schriftenverzeichnis und Digitalisate – Quellen und Volltexte
Commons: Georg Joseph Vogler – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Bruno Rottenbach: Würzburger Straßennamen. Band 1. Fränkische Gesellschaftsdruckerei, Würzburg 1967, S. 12 (Innerer Graben).
  2. Bärbel Pelker, Rüdiger Thomsen-Fürst (Hrsg.): Georg Joseph Vogler (1749–1814). Materialien zu Leben und Werk. Band 1. PL Academic Research, Frankfurt am Main 2016, ISBN 978-3-631-35983-9.
  3. Christian Fastl: Vogler, Georg Joseph. In: Oesterreichisches Musiklexikon. Online-Ausgabe, Wien 2002 ff., ISBN 3-7001-3077-5; Druckausgabe: Band 5, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2006, ISBN 3-7001-3067-8.
  4. Abt Vogler’s Choral-System. Haly, Kopenhagen 1800, S. 7 Fußnote; digitale-sammlungen.de.
  5. Samuel Baur: Allgemeines historisch-biographisch-literarisches Handwörterbuch aller merkwürdigen Personen, die in dem ersten Jahrzehend des neunzehenten Jahrhunderts gestorben sind. 1. Band. Ulm 1816, Sp. 714 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
  6. Abt Vogler: Data zur Akustik. In: Allgemeine musikalische Zeitung. III (1800/01), Nr. 21, 20. April 1801, Sp. 517–525 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
  7. Floyd Kersey Grave, Margaret G. Grave: In praise of harmony: the teachings of Abbé Georg Joseph Vogler. University of Nebraska Press, Lincoln u. a. 1988, ISBN 0-8032-2128-2 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche; Beschreibt sehr ausführlich alles in Zusammenhang mit dem Orchestrion, und über 30 Orgelumbauten).
  8. Schwedischer Originaltitel, daher ohne h in „Son“
  9. Silke Leopold: Joseph Martin Kraus. In: Gesellschaft für Musikgeschichte in Baden-Württemberg e.V. (Hrsg.): Musik in Baden-Württemberg. Jahrbuch 2017/18: Band 24 - Jubiläumsband. J.B. Metzler, Stuttgart 2018, ISBN 978-3-476-04681-9, S. 116 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  10. Margaret Grave: Vogler, Georg Joseph. In: Grove Music Online (englisch; Abonnement erforderlich).
Personendaten
NAME Vogler, Georg Joseph
ALTERNATIVNAMEN Vogler, Abbé; Vogler, Abt
KURZBESCHREIBUNG deutscher Komponist, Organist, Priester, Musikpädagoge und Musiktheoretiker
GEBURTSDATUM 15. Juni 1749
GEBURTSORT Würzburg
STERBEDATUM 6. Mai 1814
STERBEORT Darmstadt

На других языках


- [de] Georg Joseph Vogler

[en] Georg Joseph Vogler

Georg Joseph Vogler, also known as Abbé Vogler (June 15, 1749 – May 6, 1814), was a German composer, organist, teacher and theorist. In a long and colorful career extending over many more nations and decades than was usual at the time, Vogler established himself as a foremost experimenter in baroque and early classic music. His greatest successes came as performer and designer for the organ at various courts and cities around Europe, as well as a teacher, attracting highly successful and devoted pupils such as Carl Maria von Weber. His career as a music theorist and composer however was mixed, with contemporaries such as Mozart believing Vogler to have been a charlatan. Despite his mixed reception in his own life, his highly original contributions in many areas of music (particularly musicology and organ theory) and influence on his pupils endured, and combined with his eccentric and adventurous career, prompted one historian to summarize Vogler as "one of the most bizarre characters in the history of music".[1]

[es] Georg Joseph Vogler

Georg Joseph Vogler, también conocido como Abate Vogler o Abad Vogler, (Würzburg, 15 de junio de 1749-Darmstadt, 6 de mayo de 1814) fue un compositor, organista y profesor alemán, además de maestro de capilla y teórico musical.

[ru] Фоглер, Георг Йозеф

Георг Йозеф Фо́глер или аббат Фоглер (нем. Georg Joseph Vogler, Abbé Vogler, 15 июня 1749, Вюрцбург — 6 мая 1814, Дармштадт) — немецкий композитор , органист, теоретик музыки, музыкальный педагог, музыковед .



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