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Johann Georg Gerhard Schmitt bzw. Georges Schmitt (* 11. März 1821 in Trier; † 7. Dezember 1900 in Paris) war ein deutsch-französischer Komponist, Domorganist in Trier, Organist in Saint-Sulpice und Kapellmeister an Saint-Germain-des-Prés in Paris.

Georg Schmitt
Georg Schmitt
Georg Schmitt
Georg Schmitt dirigiert
Georg Schmitt dirigiert
Geburtshaus von Georg Schmitt in Trier
Geburtshaus von Georg Schmitt in Trier
Gedenktafel in Traben-Trarbach (Brückentor)
Gedenktafel in Traben-Trarbach (Brückentor)

Leben


Grabstätte auf dem Friedhof Père Lachaise
Grabstätte auf dem Friedhof Père Lachaise

Georg bzw. Georges Schmitt wurde im Trierer Moselvorort Zurlauben als ein Sohn der Eheleute Johann Georg und Catharina Schmitt, geb. Marx geboren.[1] Sein Vater war Domorganist und verstarb, als Schmitt elf Jahre alt war. Da er seinen Vater schon während dessen Krankheit an der Orgel vertreten hatte, schickte ihn das Domkapitel für zwei Jahre zum Studium nach Münster, wo ihn der Musikforscher und Domorganist Franz Joseph Antony (1790–1837) unterrichtete. 1835 wurde der Vierzehnjährige zum Trierer Domorganisten ernannt.[2] Wegen permanentem Dissens mit dem Domkapitel in künstlerischen Fragen kam es jedoch 1842 zur Entlassung.

Im Jahre 1844 emigrierte Schmitt nach Paris, wo er als Kirchenmusiker an verschiedenen Kirchen tätig war, unter anderem in der Gemeinde der deutschen Auswandererkolonie St.-Joseph-des-Allemands. Ein Studium am Pariser Konservatorium ließ sich nicht verwirklichen (anders als in der Literatur oft dargestellt). Seinen Lebensunterhalt verdiente der ausgezeichnete Pianist Schmitt hauptsächlich als Klavierpädagoge. 1846 komponierte er während seines ersten Heimatbesuchs das Mosellied "Im weiten deutschen Lande" auf einen Text von Theodor Reck (1815–1873), das seinen Ruhm in seiner alten Heimat begründete. 1847 heiratete er in Paris die Pianistin Léontine Aline Pau (de) Saint-Martin, die aus einer Malerfamilie stammte. Drei der fünf Kinder Schmitts waren später als Künstler tätig.

Von August 1848 bis Herbst 1849 weilte Schmitt in den USA und war zeitweilig als Organist an der Kathedrale von New Orleans tätig.[3]

Zurück in Paris wurde Schmitt im Dezember 1849 (offizielle am 1. Januar 1850) Titulaire an der großen Orgel von Saint-Sulpice. Auf sein Betreiben wurde die Orgel 1857–1862 durch den Orgelbauer Aristide Cavaillé-Coll zu dem (noch heute erklingenden) imposanten 100-Register-Instrument ausgebaut. Am 30. April 1863 wurde er an Saint-Sulpice auf Betreiben von Cavaillé-Coll entlassen, der sein Meisterinstrument lieber in den Händen von Louis-James-Alfred Lefébure-Wely wissen wollte. Danach war Schmitt als Kapellmeister (Chorleiter) an verschiedenen Kirchen tätig, unter anderem an Saint-Germain-des-Prés. Schmitt war auch einige Jahre an der berühmten Kirchenmusikschule École Niedermeyer tätig und hatte etliche fähige Schüler, die später wichtige Organistenstellen in ganz Frankreich besetzten.

Bedeutung erlangte Schmitt durch sein Engagement für eine Kirchenmusikreform. Er stritt für die Abkehr von dem verweltlichten Repertoire seiner Zeit und setzte sich für eine Rückkehr zur alten, "wahren" Kirchenmusik ein. Diesem Ziel diente die von ihm herausgegebene Sammlung Musée de musique religieuse mit 48 Originalkompositionen, für die er einige seiner Pariser Organistenkollegen als Mitarbeiter gewinnen konnte, u. a. César Franck und Camille Saint-Saëns. Schmitt war Mitinitiator des Congrès pour la restauration du plain-chant [Choral] et de la musique d'église (Nov./Dez. 1860) und trat dabei in engen Kontakt mit namhaften Pariser Kollegen. In der Zeitschrift Revue de musique sacrée religieuse veröffentlichte er zahlreiche Artikel zur Kirchenmusikreform und propagierte Ideen des in Deutschland sich verbreitenden Cäcilianismus. Er wurde so zu einem Mittler zwischen deutscher und französischer Kultur.

Schmitts eigentliches künstlerisches Ziel in Paris war, sich als Opernkomponist durchzusetzen. Zwar konnte er an dem privaten Théâtre Déjazet seine vieraktige Opéra comique La belle Madeleine sowie an kleineren Bühnen einige Operetten aufführen (zeitweise unterstützt durch seinen Landsmann Jacques Offenbach), ein Durchbruch gelang ihm aber nicht. Vor allem nach 1870/71 war er als "deutscher" Komponist – obwohl seit 1872 offiziell französischer Bürger – nicht mehr gefragt. Er komponierte für Pariser Kompositionswettbewerbe drei große Chorsymphonien (in der Berlioz-Tradition der Symphonie dramatique) und mehrere Kantaten, konnte aber keinen Preis erringen. Die Symphonie dramatique Le Sinai (1879) wurde 2014 in Trier im Rahmen des Mosel-Musikfestivals wiederaufgeführt. Zu seinen Lebzeiten wurden in Paris zahlreiche seiner Klavierstücke sowie Klavierlieder gedruckt.

Schmitt starb am 7. Dezember 1900 und wurde im Familiengrab auf dem Friedhof Père Lachaise beigesetzt. In Trier ist der Georg-Schmitt-Platz nach ihm benannt.


Kompositionen und Schriften (Auswahl)


Schmitt verfasste über 200 Kompositionen und theoretische Schriften.[4]


Geistliche Chorwerke


„Die Trois chœurs religieux sind wunderbar sangliche, praxistaugliche Chorwerke. Vertont sind drei bekannte Texte. Der Chor sollte Höhen nicht scheuen und findet dann klangschöne Musik, die einfach nur Freude macht. Im O salutaris wartet auf den Organisten durchaus eine Aufgabe; die andern beiden Motetten sind gut zu bewältigen.“[5]

Orgelwerke


Le Musée de l’Organiste, 4 Bde. (Paris : Simon Richault, um 1857)

Fantaisie fugué op. 48, C-Dur (Paris : Étienne Repos, 1866; Neuausgabe 2016)

„Die meisten Orgelwerke können sich mit denen seines Amtsvorgängers [sic: Amtsnachfolgers] durchaus messen. Das aus mehreren kontrastierenden Abschnitten bestehende Grand Offertoire (E-Dur) ist – wie das Final von César Franck – Lefébure[-Wely] gewidmet und stellt wie jenes auch eine gewisse Art von Parodie dar. Das ebenso klangprächtige Offertoire (Es-Dur) arbeitet mit vollgriffigen Akkorden in der Setzweise von [Jacques-Nicolas] Lemmens.“[9]

L'art de préluder sur l'Orgue (Die Kunst des Präludierens auf der Orgel) (Paris : Étienne Repos, um 1861; Neuausgabe 2022)

Nouvelle Methode élémentaire et progressive d'Orgue et d'Harmonium (Paris : Étienne Repos, 1881)

Nr. 1 Offertoire C-Dur
Nr. 2 Communion C-Dur
Nr. 3 Grand Chœur – Sortie G-Dur
Nr. 4 Solo de Hautbois – Offertoire c-Moll/C-Dur
Nr. 5 Offertoire (Solo de Trompette) d-Moll/D-Dur
Nr. 6 Grand Chœur – Sortie D-Dur
„Die Six Études caractéristiques und die Fantaisie élégante sind alle dem Anhang von Schmitts Orgel- und Harmoniumschule entnommen. Während die ersten zwei der Etüden noch eher leicht zu spielen sind, so sind die verbleibenden vier sowie die Fantasie durchaus von gehobenem Niveau und veritable Konzertstücke, die einen versierten Organisten erfordern. Schmitt setzt eine Orgel mit Schwellwerk im Stil Cavaillé-Colls voraus, um die Stücke adäquat darzustellen.“[10]

Bühnenwerke



Orchesterwerke



Lieder



Deutsche Gesellschaftslieder


Französische Mélodies


Klavierwerke



Schriften



Literatur



Einzelnachweise


  1. Alle biographischen Angaben aus: Wolfgang Grandjean: Orgel und Oper. Georges Schmitt 1821–1900. (siehe Literatur)
  2. Trier-Orgelpunkt.de: Georg Schmitt, Domorganist von 1835 bis 1842.
  3. Zu Schmitts Aufenthalt in New Orleans siehe auch The Music Program of the Cathedral-Basilica of St. Louis, King of France. – Die dortigen Angaben zu Schmitts Biographie und Werk sind nicht immer korrekt.
  4. Wolfgang Grandjean: Orgel und Oper. Georges Schmitt 1821-1900: Ein deutsch-französischer Musiker in Paris. Biographie und Werk mit einem Werkverzeichnis (GSWv). Georg Olms Verlag, Hildesheim 2015, ISBN 978-3-487-15181-6, S. 463–523.
  5. Manuel Braun in Kirchenmusik im Bistum Limburg, 1/2019 (1. Mai), S. 95, siehe .
  6. Über Schmitts Offertoire pour la Pentecôte schreibt auch William J. Peterson in seinem Artikel Storm Fantasies for the Nineteenth-Century Organ in France, in: Keyboard Perspectives – Yearbook of the Westfield Center for Historical Keyboard Studies, 2009, Vol. 2, S. 1–29.
  7. Der Trierer Domorganist Josef Still spielte dieses Magnificat solennel am 18. Mai 2010 im Eröffnungskonzert der Internationalen Orgeltage an der Schwalbennestorgel des Trierer Doms St. Peter; eine Aufzeichnung wird auf YouTube bereitgestellt.
  8. Die Aufzeichnung einer konzertanten Aufführung dieses Offertoire vom 19. Februar 2014 aus der St. Louis Cathedral in New Orleans wird auf YouTube bereitgestellt: Janet Daley Duval führt kurz in die französische Orgelmusik von Georg Schmitt und jene kurze Zeitspanne ein, die der Musiker in New Orleans verbracht hat (ab [50:27]); der Orgelvortrag durch Thomas Kientz folgt von [51:38] bis [57:55]. Das Programm des entsprechenden Konzerts mit dem Titel Postcards from Paris findet sich bei The Historic New Orleans Collection (THNOC) unter Archivlink (Memento des Originals vom 29. Juni 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.hnoc.org.
  9. Wolfgang Nickel in Kirchenmusik im Bistum Limburg, 1/2010 (1. Mai), S. 52.
  10. Manuel Braun in Kirchenmusik im Bistum Limburg, 1/2019 (1. Mai), S. 79.
  11. https://www.rossinigesellschaft.de/de/produkt/2020_03_guido-johannes-joerg-georg-schmitt-als-bearbeiter-rossinischer-opernmelodien-s-40-63/


Commons: Georges Schmitt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
VorgängerAmtNachfolger
Louis Nicolas SéjanTitularorganist der Kirche Saint-Sulpice
1850–1863
Louis-James-Alfred Lefébure-Wély
Personendaten
NAME Schmitt, Georg
ALTERNATIVNAMEN Schmitt, Johann Georg Gerhard; Schmitt, Georges (französisch)
KURZBESCHREIBUNG deutscher Komponist, Domorganist in Trier, Organist in St. Sulpice und St. Germain-des-Prés in Paris
GEBURTSDATUM 11. März 1821
GEBURTSORT Trier
STERBEDATUM 7. Dezember 1900
STERBEORT Paris

На других языках


- [de] Georg Schmitt

[en] Georg Schmitt

Johann Georg Gerhard Schmitt (11 March 1821 - 7 December 1900), in French Jean-Georges Gérard Schmitt, was a Paris-based composer and organist, originally from the Prussian Lower Rhine province. He was only 14 when he took over as organist at Trier Cathedral: the position had fallen vacant three years earlier through the early death of the previous incumbent, his father.[1][2][3][4]



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