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Giuseppe Porsile (auch Persile, Porcile oder Porsille; * 5. Mai 1680 in Neapel; † 29. Mai 1750 in Wien) war ein italienischer Komponist und Gesangslehrer. Er wirkte in Barcelona sowie als kaiserlicher Hof- und Kammerkomponist in Wien und komponierte vorwiegend Opern, Serenaten und Oratorien.


Leben


Giuseppe Porsile war der Sohn von Carlo Porsile, dessen Oper Nerone 1686 in Neapel aufgeführt wurde. Er studierte am Conservatorio dei Poveri di Gesù Cristo in Neapel bei Gennaro Ursino, M. Giordano und Gaetano Greco. Aus seiner frühen Zeit in Neapel ist nur die Oper Il ritorno d’Ulisse alla patria bekannt, die 1707 im Nuovo Teatro di S Giovanni de’ Fiorentini aufgeführt wurde. Wenig später arbeitete er für kurze Zeit als Vizekapellmeister der Spanischen Kapelle.[1][2]

Älteren Publikationen zufolge wurde Porsile bereits 1695 vom Spanischen König Karl II. nach Barcelona gerufen. Diese Aussage hat sich jedoch als falsch erwiesen. Erst in einem Dokument vom 6. Dezember 1707 wird er als einer der Musiker und Sänger genannt, die dessen Nachfolger Karl III. in Italien für das neue Palasttheater in Barcelona engagierte. Seine Anstellung begann offiziell am 1. Januar 1708. In diesem Jahr wurde er zum Kapellmeister und Kammerorganist mit einem Monatsgehalt von 10 Dublonen ernannt. Zu seinen Aufgaben gehörte die Komposition von Opern, Serenaten, Intermezzi und Kirchenmusik. Von seinen Werken aus dieser Zeit ist nichts erhalten.[1][2]

1711 starb Karls Bruder, Kaiser Joseph I. Um dessen Nachfolge anzutreten, gab Karl seinen Anspruch auf den spanischen Thron auf und reiste nach Wien. Am 22. Dezember 1711 wurde er in Frankfurt am Main als Kaiser Karl VI. gekrönt. 1713 folgte ihm seine Gemahlin Elisabeth Christine von Braunschweig-Wolfenbüttel nach Wien. Porsile schloss sich ihrem Gefolge mit seiner andalusischen Ehefrau und deren Vater an, weil er hoffte, in Wien eine Anstellung zu finden. Unterwegs wurden in Genua einige der Musiker entlassen. Porsile konnte die Reise fortsetzen – vermutlich wegen seiner Funktion als Gesangslehrer Elisabeth Christines. In Linz beklagten sich die Hofbediensteten darüber, die Reise auf eigene Kosten durchführen zu müssen, während diejenigen, die bereits 1711 im Gefolge Karls gereist waren, „völlig Bezahlt worden“ seien.[1][2]

Eine Anstellung in Wien ließ jedoch auf sich warten, da der neu ernannte Kapellmeister Johann Joseph Fux neben Carlo Agostino Badia keinen weiteren Hofkomponisten für erforderlich hielt. Dennoch erhielt Porsile für die nächsten vier Jahre eine Gnadenpension von 200 Dukaten jährlich. In dieser Zeit gab er der Kaiserinwitwe Wilhelmine Amalie Gesangsunterricht und komponierte zu deren Geburts- und Namenstagen mindestens drei Werke. Seine Geburtstagskantate von 1717 wurde von ihren Töchtern, den Erzherzoginnen Maria Josepha und Maria Amalia, persönlich aufgeführt. In diesem Jahr bewarb er sich unter Hinweis auf seinen sechsjährigen Dienst in Spanien um die Vizekapellmeisterstelle. Obwohl er von Fux als „gutten virtuosen von gutten gusto“ empfohlen wurde, entschied sich der Kaiser jedoch für Antonio Caldara. In einem Brief vom 27. November 1720 beklagte sich Porsile beim Kaiser über seine finanziellen Schwierigkeiten und bat um eine feste Anstellung. Am 17. Dezember wurde er endlich als Nachfolger von Gregorio Genuesi als Hofkomponist und Mitglied der Kaiserlichen Hofkapelle mit einem Gehalt von 1440 fl eingestellt. Von 1725 bis 1727 war er Offiziant der Caecilien-Bruderschaft in Wien. Nach dem Tod Karls VI. im Jahr 1740 erhielt er weiterhin ein Ehrengehalt, das im folgenden Jahr jedoch auf 1200 fl reduziert wurde. Bei seinem Tod 1750 hinterließ er nur wenig Vermögen.[1][2]

1729 unterstützte Porsile den Komponisten Matteo Luchini in einem Gerichtsprozess gegen die Sopranistin Margherita Gualandi („la Campioli“), die Prag verlassen hatte, ohne ihn für zwölf komponierte Arien zu bezahlen. In einem Brief sagte er aus, dass es zwar nicht schwierig sei, zwölf Arien zu komponieren, diese aber sicher die geforderten zwölf Dukaten wert seien.[2][3]

Während seiner Zeit am Habsburger Hof schuf Porsile wenigstens 21 weltliche Bühnenwerke und dreizehn Oratorien. Von fünf Oratorien sind weitere Aufführungen in Böhmen bekannt. 1723 wurde sein für die Krönung von Karl VI. und Elisabeth Christine zu König und Königin von Böhmen komponiertes componimento di camera Il giorno felice in Prag aufgeführt. 1726 schuf er zu Ehren des französischen Königs Ludwig XV. anlässlich dessen Geburtstags die Kantate Il giorno natalizio di Giove, die in der Residenz des französischen Botschafters, dem Herzog von Richelieu, aufgeführt wurde.[2]

Sein bekanntestes Werk ist die Oper Spartaco, die am 21. Februar 1726 im Kleinen Hoftheater in Wien aufgeführt wurde. Der damalige Hofdichter Apostolo Zeno vermerkte in seinen Lettere (IV, 98), dass deren Erfolg sowohl auf die Schönheit der Musik als auch auf den Gesang von Faustina Bordoni zurückging, die darin erstmals in Wien auftrat. Er ließ die stimmlichen Fähigkeiten Faustinas und der drei anderen international berühmten Sänger durch den genutzten Tonumfang, dramatische melodische Sprünge und lange melodische Phrasen ideal zur Geltung kommen. In der Wahnsinnsszene des Spartacus im dritten Akt verzichtete er auf die traditionelle da-capo-Form.[2] Die Oper wurde 2009 vom Theater Heidelberg im Schlosstheater Schwetzingen aufgeführt.[4][5]


Stil


Porsiles Stil vereinte Merkmale der Neapolitanischen und der Norditalienischen Schule und beeinflusste dadurch die Entwicklung des vorklassischen Stils in Wien. Entsprechend der Vorlieben am Habsburger Hof verwendete er häufig polyphone Elemente, Fughetten und Imitationen. Seine Melodien und Harmoniewendungen, Kadenzen und Tonarten sowie die tonsymbolische Textausdeutung entsprechen weitgehend den typischen Formeln seiner Zeit. Insbesondere seine Chöre haben jedoch eine höhere Qualität als diejenigen vieler seiner Zeitgenossen. In den Arien gelangen ihm kantable Melodien unter weitgehendem Verzicht auf übertriebene Koloraturen. Johann Adolph Hasse schätzte sein „ausnehmend feines Gefühl für die Ausdruckskraft und die Grenzen der virtuosen Koloratur“[6], und seine Frau Faustina Bordoni sang mehrere Rollen in seinen Opern. Charles Burney zufolge pries Hasse die Musik des Oratoriums Giuseppe riconosciuto als die erlesenste, die er je gehört hatte („the finest Music he had ever heard“).[7] Seine Instrumentation ist größtenteils schlicht gehalten. Auffällig sind jedoch häufige Violoncello-Soli. Im Oratorium Il trionfo di Giuditta gibt es Soli für Posaune, und in der Kantate Le sofferte amare werden zwei konzertierende Flöten verwendet.[8][2]


Werke



Bühnenwerke


Meride e Selinunte – Deutsches Titelblatt des Librettos, Wien 1721
Meride e Selinunte – Deutsches Titelblatt des Librettos, Wien 1721
Spartaco – Titelblatt des Librettos, Wien 1726
Spartaco – Titelblatt des Librettos, Wien 1726

Oratorien



Sonstige Vokalwerke



Instrumentalwerke




Commons: Giuseppe Porsile – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Digitalisate


  1. Il Ritorno di Ulisse alla patria. Libretto (italienisch), Neapel 1707. Digitalisat des Museo internazionale e biblioteca della musica di Bologna.
  2. Meride e Selinunte. Libretto (italienisch), Wien 1721. Digitalisat der Biblioteca Nazionale Braidense.
  3. Der Meride und Selinunte. Libretto (deutsch), Wien 1721. Digitalisat bei Google Books.
  4. Spartaco. Libretto (italienisch), Wien 1726. Digitalisat der Biblioteca Nazionale Braidense.
  5. Giuseppe riconosciuto. Libretto (italienisch), Wien 1733. Digitalisat bei Google Books.

Einzelnachweise


  1. Andrea Sommer-Mathis: Politik und Musikerreisen zu Beginn des 18. Jahrhunderts am Beispiel Giuseppe Porsiles. In: Christian Meyer (Hrsg.): Le musicien et ses voyages: pratiques, réseaux et représentations. BWV Verlag, 2003, ISBN 978-3-8305-0382-8. S. 28 ff. (eingeschränkte Vorschau bei Google Books).
  2. Lawrence E. Bennett: Porsile, Giuseppe. In: Grove Music Online (englisch; Abonnement erforderlich)..
  3. Daniel E. Freeman: The Opera Theater of Count Franz Anton Von Sporck in Prague. Pendragon Press, 1992, ISBN 978-0-945193-17-3, S. 96 und 292 (eingeschränkte Vorschau bei Google Books).
  4. Spartaco. Rezension der Aufführung im Theater Heidelberg im Online Musik Magazin. Abgerufen am 25. Juli 2015.
  5. Spartaco. Werkdaten und Inhaltsangabe auf klassika.info. Abgerufen am 25. Juli 2015.
  6. Zitiert nach MGG
  7. Charles Burney: A General History Of Music: From The Earliest Ages to the Present Period, Band 4. 1789, S. 550 (online bei Google Books).
  8. Eva Badura-Skoda: Porsile, Giuseppe. In: Friedrich Blume (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart (MGG). Erste Ausgabe, Band 10 (Oper – Rappresentazione). Bärenreiter/Metzler, Kassel u. a. 1962, DNB 550439609, Sp. 1461–1462 (= Digitale Bibliothek Band 60, S. 60233–60237).
  9. Il ritorno d’Ulisse alla patria (Giuseppe Porsile) im Corago-Informationssystem der Universität Bologna. Abgerufen am 23. Juli 2015.
  10. Il giorno natalizio (Giuseppe Porsile) im Corago-Informationssystem der Universität Bologna. Abgerufen am 23. Juli 2015.
  11. La virtù festeggiata (Giuseppe Porsile) im Corago-Informationssystem der Universität Bologna. Abgerufen am 23. Juli 2015.
  12. Alceste (Giuseppe Porsile) im Corago-Informationssystem der Universität Bologna. Abgerufen am 23. Juli 2015.
  13. Meride e Selinunte (Giuseppe Porsile) im Corago-Informationssystem der Universität Bologna. Abgerufen am 23. Juli 2015.
  14. Il giorno felice (Giuseppe Porsile) im Corago-Informationssystem der Universität Bologna. Abgerufen am 23. Juli 2015.
  15. Spartaco (Giuseppe Porsile) im Corago-Informationssystem der Universität Bologna. Abgerufen am 23. Juli 2015.
  16. Sesostri, re d’Egitto, ovvero Le feste d’Iside (Giuseppe Porsile) im Corago-Informationssystem der Universität Bologna. Abgerufen am 23. Juli 2015.
  17. Giuseppe riconosciuto (Giuseppe Porsile) im Corago-Informationssystem der Universität Bologna. Abgerufen am 23. Juli 2015.
Personendaten
NAME Porsile, Giuseppe
ALTERNATIVNAMEN Porcile, Giuseppe; Porsille, Giuseppe; Persile, Giuseppe
KURZBESCHREIBUNG italienischer Opernkomponist
GEBURTSDATUM 5. Mai 1680
GEBURTSORT Neapel
STERBEDATUM 29. Mai 1750
STERBEORT Wien

На других языках


- [de] Giuseppe Porsile

[en] Giuseppe Porsile

Giuseppe Porsile (also Persile, Porcile, Porsille;[1] Naples, 5 May 1680 – Vienna, 29 May 1750) was a Neapolitan composer and singing teacher.



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