music.wikisort.org - Komponist

Search / Calendar

Gustavo Becerra-Schmidt (* 25. August 1925 in Temuco, Cautín; † 3. Januar 2010 in Oldenburg, war ein chilenischer Komponist und Musikwissenschaftler.


Leben



Tätigkeiten


Becerra-Schmidt studierte Komposition bei Pedro Humberto Allende Sarón, Violine bei Ernesto Ledermann, Klavier bei Alberto Spikin und Chor- und Orchesterleitung bei Armando Carvajal am Conservatorio Nacional de Música in Santiago. 1951 graduiert er in Komposition und Musikwissenschaft an der Universidad de Chile. 1946 ist er Professor für Musikanalyse am Conservatorio Nacional de Música der Universidad de Chile, ab 1951 als Ordinarius. 1954-56 unternimmt er eine Studienreise nach Italien, Österreich, Deutschland, Frankreich und Spanien. Auseinandersetzung mit der „Darmstädter Schule“. 1960-62 leitet er das Instituto de Extensión Musical (IEM) der Universidad de Chile. 1961 gründet er „Taller 44“ (einer Art Musik-Volkshochschule) an der Fakultät Kunst und Wissenschaft der Universidad de Chile. Diese „Werkstatt“ ist eine Keimzelle des Nueva Canción de Chile. 1968 bis 1970 ist er als Sekretär der Facultad de Ciencias y Artes Musicales y Escénicas der Universidad de Chile am Reformprozesse der Universität beteiligt. 1971 wird er zum Kultur- und Presseattaché der Regierung Salvador Allendes an der Chilenischen Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland berufen.

1973 Nach dem Militärputsch in Chile wird er aus dem Diplomatischen Dienst und als Mitglied der Universidad de Chile entlassen. 1974–1990 ist er Wissenschaftlicher Mitarbeiter für Analyse, Komposition und Musiktheorie an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. Dadurch erhält er lebenslange Duldung in Deutschland.

Becerra-Schmidt 1983 als Komponist des Ossietzky-Oratoriums
Becerra-Schmidt 1983 als Komponist des Ossietzky-Oratoriums

1988 Erste Reise nach Chile seit 1973 zur Aufführung von „Machu Picchu“ in Santiago infolge des Referendums zur Abdankung Augusto Pinochets. 1992 Rehabilitation in Chile durch Gastprofessur an der Universidad Católica de Chile. Titel des Emeritus an der Universidad de Chile. In Folge mehrere Gastvorlesungen. 1998 Gastprofessur an der Musikschule der Universidad de La Serena (Chile).


Auszeichnungen



Schüler


Schüler in Chile Luis Advis, Carlos Botto Vallarino, Gabriel Brnčić, Roberto Falabella, Fernando García, Melikof Karaian, Sergio Ortega, Hernán Ramírez, David Serendero, Edmundo Vásquez und Cirilo Vila Castro sowie die Musikwissenschaftler Raquel Bustos und Luis Merino. Schüler in Deutschland: Friedemann Schmidt-Mechau, Roland Schmenner und Kai Leinweber.


Angewandte Komposition und Semiotik


Gustavo Becerra-Schmidts Gesamtwerk umfasst alle Gattungen einschließlich Filmmusik und elektroakustischer Musik. Seine Werke „absoluter“ Instrumentalmusik sind häufig Auftragskompositionen und für konkrete Aufführungssituation bestimmt. In seiner Zeit in Chile (bis 1970) vertont er 21 Filme, die dem Wahlkampf der Unidad Popular dienen („Imágines Antárctica“ 1963, „Al Vaparaíso“ 1969, „De Amor Americana“ 1965 u. a.). Er beschäftigt sich musikalisch und theoretisch mit der indigenen Musik Lateinamerikas und integriert diese in das europäische Musikidiom („La Cueca Larga“ 1961, Oratorien wie „La Araukana“ 1965, „Lord Crochane de Chile“ 1967 und „Macchu Picchu“ 1966, 1988 uraufgeführt). Die „okzidentale Musik“ befindet sich nach seiner Meinung in einer Krise.

1958 bis 1959 publiziert Becerra-Schmidt in der „Revista Musical Chilena“ in sieben Folgen eine Kompositionslehre, die seine Angewandten Kompositionen semiotisch, also kommunikationstheoretisch, begründet. Dieser Theorie, die einen markanten Beitrag zur Frage nach einer genuin lateinamerikanischen Kunstmusik[3] darstellt, ist er zeitlebens verpflichtet.[4]

Im deutschen Exil versteht sich Becerra-Schmidt explizit als politischer Komponist. Werke wie die Kantate „Chile 1973“ 1973/74, „La Voz de Chile“ 1978 oder sog. „Populäre Kantaten“ für die Gruppe Quilapayun („Americas“ 1978, „Allende“, „Revolución“, „Memento“ 1980) thematisieren explizit die politische Situation in Chile. Überwiegend jedoch komponiert Becerra-Schmidt für die Friedensbewegung in der Bundesrepublik, u. a. mit seinem Hauptwerk „Carl von Ossietzky Oratorium“ 1983, das den Namensstreit um die Carl von Ossietzky Universität Oldenburg[5] thematisiert, und zahlreichen Kompositionen auf Texte von Pablo Neruda, Bertolt Brecht und Erich Fried.


Werke


Das Werkverzeichnis[6] umfasst insgesamt 266 Titel, von denen 232 auf dem „open score“-Internetportal „Becerra-Schmidt-Archiv“[7] frei zugänglich sind.


Orchester- und Sinfonische Musik (Auswahl)



Kammermusik, instrumental (Auswahl)



Kammermusik mit Gesang (Auswahl)



Chormusik, Kantaten, Oratorien, Opern (Auswahl)



Elektroakustische Musik



Theorie und Musikwissenschaft


Gustavo Becerra-Schmidt hat 50 musikwissenschaftliche Aufsätze in Fachzeitschriften geschrieben. Die siebenteilige Abhandlung "Crisis de enseñanza de la composición en occidente" in deutscher Übersetzung im Becerra-Schmidt-Archiv.[8] Hier eine Auswahl:


Literatur





Einzelnachweise


  1. G. Becerra-Schmidt: Próspero Bisquertt, premio Nacional de Arte 1954. In: Revista Musical Chilena. 9, Nr. 47, 1954, S. 18–29 (https://revistamusicalchilena.uchile.cl/index.php/RMCH/article/view/1076).
  2. Revista Musical Chilena
  3. Vgl. Alge 2016 und Fugellie 2018!
  4. Gustave Becerra Schmidt: La posibilidad de una retórica musical hoy. In: Revista Musical Chilena 189, 1998, S. 37–52.
  5. Rainer Rheude: Kalter Krieg um Ossietzky. Warum die Universität Oldenburg fast 20 Jahre um ihren Namen streiten musste. Mit einem Vorwort von Gerhard Schröder. Edition Temmen, Bremen 2009.
  6. komponisten-colloquium.uni-oldenburg.de
  7. becerra-schmidt-archiv.de
  8. Becerra-Schmidt-Archiv
Personendaten
NAME Becerra-Schmidt, Gustavo
KURZBESCHREIBUNG chilenischer Komponist und Musikwissenschaftler
GEBURTSDATUM 25. August 1925
GEBURTSORT Temuco, Provinz Cautín
STERBEDATUM 3. Januar 2010
STERBEORT Oldenburg (Oldb), Deutschland

На других языках


- [de] Gustavo Becerra-Schmidt

[en] Gustavo Becerra-Schmidt

Gustavo Becerra-Schmidt (August 26, 1925 – January 3, 2010) was a Chilean composer.

[es] Gustavo Becerra-Schmidt

Gustavo Becerra-Schmidt (Temuco, 26 de agosto de 1925-Oldenburgo, Baja Sajonia, 3 de enero de 2010)[1] fue un compositor y musicólogo chileno.

[ru] Бесерра-Шмидт, Густаво

Густа́во Бесе́рра-Шмидт (исп. Gustavo Becerra-Schmidt, 26 августа 1925 (1925-08-26), Темуко, Чили — 3 января 2010, Ольденбург, Германия) — чилийский композитор и музыкальный педагог.



Текст в блоке "Читать" взят с сайта "Википедия" и доступен по лицензии Creative Commons Attribution-ShareAlike; в отдельных случаях могут действовать дополнительные условия.

Другой контент может иметь иную лицензию. Перед использованием материалов сайта WikiSort.org внимательно изучите правила лицензирования конкретных элементов наполнения сайта.

2019-2025
WikiSort.org - проект по пересортировке и дополнению контента Википедии