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Jean-Paul-Égide Martini (* 31. August 1741 in Freystadt, Oberpfalz, Kurfürstentum Bayern; † 14. Februar 1816 (nach anderen Angaben: 10. Februar 1816[1]) in Paris; gebürtig Johann Paul Aegidius Martin; auch genannt Johann Paul Ägidius Schwarzendorf sowie Martini il Tedesco) war ein deutsch-französischer Komponist.

J. P. E. Martini
J. P. E. Martini

Leben


Martinis Eltern waren der Schullehrer und Organist Andreas Martin und dessen Frau Barbara, die starb, als Johann sechs Jahre alt war. Martini kam zunächst auf das Jesuiten-Seminar nach Neuburg an der Donau, wo er bereits mit elf Jahren als Organist tätig war. Danach zog er nach Freiburg im Breisgau, um Philosophie zu studieren, doch brach er dieses Studium bald ab, weil er sich mehr der Musik verbunden fühlte. Auf der darauffolgenden Wanderschaft nahm er den Decknamen Schwarzendorf an. 1760 kam er ins lothringische Nancy, wo er zu seinem Familiennamen in der italienisierten Form Martini zurückkehrte und 1764 Marguerite Camelot heiratete, die ebenfalls einer Organistenfamilie entstammte. Von 1768 bis 1772 war er Sous-lieutenant à la Suite (Überzählig) im Régiment de Chamborant Houzards. Seine größten Erfolge erzielte Martini nach seinem Umzug nach Paris, wo er vor allem Opern und Marschmusik komponierte. Seine Werke wurden zur Unterscheidung von dem italienischen Komponisten Giovanni Battista Martini unter dem Namen Martini il Tedesco („der Deutsche“) verlegt. 1788 wurde er gegen eine Zuzahlung von 16.000 Livres zum Surintendant de la musique du roi als Hofmusiker mit Zuständigkeit für Kirchenmusik und zugleich Intendant der wichtigsten Pariser Bühnen designiert und sollte diese Ämter nach dem Tod seines Vorgängers antreten.

Der Ausbruch der Französischen Revolution verhinderte dies, Martini verlor mit dem Fall der Monarchie 1792 seine Ämter und floh vor den Unruhen nach Lyon. 1796 erhielt er dann durch das Direktorium zwar wieder eine Anstellung am Conservatoire de Musique, doch waren die dort komponierten Opern wenig erfolgreich, so dass er 1802 während des Konsulats erneut entlassen wurde. In der Folge widmete er sich der Kirchenmusik und verfasste eine dreibändige Orgelschule. Als er bereits die 70 überschritten hatte, erlebte er die Restauration und die Rückkehr der Bourbonen. 1814 wurde er durch König Ludwig XVIII. endlich in die bereits 1788 zugesagte Stellung des Surintendant de la musique du Roi berufen. Er komponierte zuletzt noch ein Requiem zu Ehren des hingerichteten Königs Ludwig XVI., das zur Bestattung der Überreste des früheren Königs am 21. Januar 1815 in der Kathedrale von Saint-Denis uraufgeführt wurde. Nur wenige Tage nach einer weiteren Aufführung des Requiems zum 23. Todestag Louis’ XVI. am 21. Januar 1816 starb Martini in Paris. Martini selbst wurde ein prunkvolles Begräbnis auf dem Friedhof Père Lachaise zuteil. Das Ehrengrab ist allerdings nicht mehr erhalten, da die Konzession nicht weiter gezahlt wurde.[2]


Bedeutung


Martinis Werke fanden bei seinen Zeitgenossen wechselnde Anerkennung. Einige seiner Opern, darunter L’Amoureux de quinze ans (1771) und Le Droit du Seigneur (1783), waren sehr erfolgreich und blieben lange populär. Andere Opern, besonders aus der Revolutionszeit, fielen beim Publikum durch. Verdienste erwarb er sich um die Reform der französischen Militärmusik, die er mit deutschen Elementen bereicherte. Geschätzt waren auch seine Lieder, die sich durch gefühlvolle Melodik und selbstständige Begleitung auszeichnen, und seine Kirchenmusik. François-Joseph Fétis urteilte, dass er ein bedeutendes Talent hatte, ihn aber der Mangel an systematischer Ausbildung an der Vollendung ausgefeilter Kunstwerke hinderte.

Moderne Aufführungen seiner Werke, etwa beim Festival Martini – Schwarzendorf 1957 in Nancy,[3] bei den Martini-Festivals 2002 und 2016 in Freystadt oder durch die Neuburger Kammeroper 2005, blieben singulär und führten bislang nicht zu einer nachhaltigen Etablierung von Martinis Werken auf den Bühnen oder Konzertpodien. Einspielungen seiner Werke auf Tonträger lagen bis vor kurzem nahezu nicht vor, sein Requiem für Louis XVI. wurde allerdings in jüngerer Zeit mehrfach auf CD veröffentlicht.[4] Somit bleibt Martinis Nachruhm überwiegend auf einem einzigen Lied begründet: dem unsterblichen Plaisir d’amour.


Werke (Auswahl)


Das internationale Online-Quellenverzeichnis der Musik RISM enthält 329 Nummern mit Kompositionen und Titeln Martinis, zum Teil mit Incipits, darunter befinden sich Opern und zahlreiche Opernarrangements, teils vom Komponisten selbst erstellt. Es sind dies Klavierauszüge, Auszüge für Gesang und Klavier, Gesang und Gitarre, Gesang und Harfe. Angezeigt werden Kompositionen unter Titeln wie Duo, Chanson, Romances, Air oder Ariette. Daneben stehen nicht wenige geistliche Werke wie zum Beispiel eine Messe Solemnelle für großen Chor und großes Orchester, 4- und 5-stimmige geistliche Gesänge, Choräle, Hymnen sowie pädagogische Werke für Orgel oder Gesang. Martinis Werke werden international in zahlreichen Bibliotheken und Orten von Amerika bis Russland, Italien bis Schweden, Frankreich und Deutschland und anderen aufbewahrt. Fundorte und mehr verzeichnet RISM.

Opern

Kirchenmusik

Psalmen

Orchesterwerke

Werke für Blasorchester (Orchestre d’Harmonie)

Kammermusik

Politische Lieder und Hymnen

Lieder und Romances (Arrangements für Gesang und Klavier)

Pädagogische Werke


Ehrungen


Der Impasse Martini, eine kleine Seitengasse im 10. Arrondissement von Paris, wurde ihm zu Ehren benannt.

Martinis Geburtsstadt Freystadt beging anlässlich des 200. Todestages das Jahr 2016 als Martini-Jahr.[5][6]


Rezeption


Der Schriftsteller Hans Regensburger veröffentlichte 2016 den historisch-biografischen Roman Plaisir d’amour über das Leben Martinis.[7]


Aufnahmen/Tonträger



Literatur




Commons: Jean-Paul-Égide Martini – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. In den meisten Nachschlagewerken ist, wohl FétisBiographie universelle des musiciens (1840; Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D~GB%3D-j7MCuKwrR8C~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D303~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D) folgend, der 10. Februar angegeben. Demgegenüber weist die Grabstellenurkunde des Friedhofs Père Lachaise (online (Memento des Originals vom 3. Februar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/schule-freystadt.de) den 14. Februar als den Todestag aus. Auch ältere Nachschlagewerke wie die Biographie universelle et portative des contemporains (1826; Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D~GB%3Dp98vAAAAYAAJ~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D493~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D) geben den 14. Februar an.
  2. Uwe Mitsching: Jean Paul Egide Martini: Renaissance zum 200. Todestag? In: Neumarkter Nachrichten, 8. Januar 2016, abgerufen am 19. Januar 2016
  3. Historique complet fin 69e. (Memento des Originals vom 7. September 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.almc.fr, Association Lorraine de Musique de Chambre, abgerufen am 6. September 2017 (PDF; 561 KB)
  4. Jürgen Gahre: Von Freystadt nach Versailles. Die unglaubliche Karriere eines armen Schulmeistersohnes: Der Oberpfälzer Jean-Paul-Égide Martini komponierte einen bis heute berühmten Liebeslied-Ohrwurm - und ein Requiem für den guillotinierten König Ludwig XVI. In: General-Anzeiger (Bonn) vom 20./21. Februar 2021, Journal S. 3
  5. Freystadt Martini Jahr 2016@1@2Vorlage:Toter Link/www.martini.freystadt.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  6. Wolfgang Fellner: Ein Jahr für berühmtesten Sohn Freystadts. In: Neumarkter Nachrichten, 11. Januar 2016, abgerufen am 18. Januar 2016.
  7. Hans Regensburger: Plaisir d’amour – Der Komponist Jean Paul Egide Martini erzählt. Spielberg Verlag, Regensburg-Neumarkt 2016, ISBN 978-3-95452-690-1 (Leseprobe).
Personendaten
NAME Martini, Jean-Paul-Égide
ALTERNATIVNAMEN Martin, Johann Paul Aegidius (Geburtsname); Schwarzendorf, Johann Paul Ägidius; Tedesco, Martini il
KURZBESCHREIBUNG deutsch-französischer Komponist
GEBURTSDATUM 31. August 1741
GEBURTSORT Freystadt
STERBEDATUM 10. Februar 1816 oder 14. Februar 1816
STERBEORT Paris

На других языках


- [de] Jean-Paul-Égide Martini

[en] Jean-Paul-Égide Martini

Jean-Paul-Égide Martini, also known as Jean-Paul-Gilles Martini (31 August 1741 – 14 February 1816;[n 1]) was a French composer of German birth during the classical period.[1] He is best known today for the vocal romance "Plaisir d'amour," on which the 1961 Elvis Presley pop standard "Can't Help Falling in Love" is based. He often confused with the Italian composer Giovanni Battista Martini, so is sometimes known as Martini Il Tedesco ("Martini The German").

[ru] Мартини, Жан-Поль Эжид

Жан-Поль Эжид Мартини (фр. Jean Paul Égide Martini, настоящее имя Иоганн Пауль Эгидиус Шварцендорф, нем. Johann Paul Ägidius Schwarzendorf; 31 августа 1741 (1741-08-31) — 14 февраля 1816) — французский композитор немецкого происхождения.



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