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Johannes Kreidler (* 1980 in Esslingen am Neckar) ist ein deutscher Komponist, Konzept- und Medienkünstler.

Johannes Kreidler (2008)
Johannes Kreidler (2008)

Leben


Kreidler studierte von 2000 bis 2006 Komposition bei Mathias Spahlinger, elektronische Musik bei Orm Finnendahl und Mesias Maiguashca sowie Musiktheorie bei Eckehard Kiem an der Hochschule für Musik Freiburg und am Institut für Sonologie (Computermusik) des Koninklijk Conservatorium Den Haag. Außerdem studierte er Philosophie und Kunstgeschichte an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.

Er arbeitete als Dozent an der Hochschule für Musik und Theater Rostock, der Hochschule für Musik Detmold und der Hochschule für Musik und Theater Hannover. Seit 2019 unterrichtet er als Professor für Komposition an der Hochschule für Musik Basel.[1]

Ein breites Presseecho rief im September 2008 seine Aktion product placements hervor, mit der er zur Diskussion über Urheberrecht und Schöpfungshöhe in der Musik beitrug. In einem 33-sekündigen Musikstück verarbeitete er 70.200 Zitate fremder Werke, die er alle einzeln bei der GEMA anmeldete. Zu diesem Zweck fuhr er begleitet von zahlreichen Pressevertretern mit einem Kleinlaster voller ausgefüllter Anträge bei der GEMA-Generaldirektion in Berlin vor. Das Werk ist bewusst in einem rechtlichen Graubereich angesiedelt, welcher sich durch digitale Technologien stark vergrößert hat, so dass es bislang unmöglich ist, den Fall abschließend zu klären.[2]

Im Dezember 2008 erregte er erneut Aufmerksamkeit durch die Aktion Call Wolfgang, bei der er zwei Computer via VoIP miteinander telefonieren und automatisch Terrorabsprachen generieren ließ, die für das BKA relevant sein könnten. Mit der Aktion wandte er sich gegen die Absichten der Bundesregierung, im größeren Stil Vorratsdatenspeicherung zu betreiben.[3]

Im Januar 2009 veröffentlichte Kreidler das Video Charts Music, bei dem er die Aktienkurse verschiedener Unternehmen verwendete, um aus ihnen Tonhöhen abzuleiten. Neben Aktienkursen fanden auch einige Statistiken Verwendung, beispielsweise die Zahl der im Irak getöteten US-Soldaten. Auch in diesem Stück wird wieder auf die Grenzbereiche des Urheberrechts angespielt, indem im Abspann als Komponisten und Copyright-Inhaber die jeweiligen Unternehmen aufgelistet werden statt Kreidler selbst.[4] Das Werk wurde später in der Ausstellung A House full of Music auf der Darmstädter Mathildenhöhe gezeigt.[5]

Im Oktober 2009 machte er bekannt, dass er für eine Auftragskomposition für das Festival Klangwerkstatt Berlin Komponisten aus Billiglohnländern anstellte, um seine eigene Musik zu plagiieren. Für viel weniger Geld als Kreidler selbst für den Auftrag erhielt ließ er konzertreife Stücke in China und Indien herstellen. Nach eigenen Angaben dient die Aktion mit dem Titel Fremdarbeit der Aufmerksamkeit auf die Themen Ausbeutung und Autorenschaft.[6]

Kreidlers Orchesterwerk Minusbolero, das 2015 in Stuttgart uraufgeführt wurde, besteht aus Maurice Ravels Boléro, wobei Kreidler alle melodischen Elemente aus der Partitur entfernt hat; somit hört man also nur noch die Begleitung. Kreidler sagt dazu, es stelle die Invertierung der Orchesterhierarchie dar, da in seinem Stück fast nur die zweiten Pulte spielten.[7]

Kreidler arbeitet meist mit algorithmischen Kompositionsweisen und setzt auch Medien wie Video und Performance ein. Seine künstlerische Position wird der Konzeptmusik zugerechnet.[8] Mit seinen teilweise provokanten Werken und Schriften hat er Kontroversen ausgelöst, die auch in Buchform erschienen sind und die er selbst wiederum musiktheatralisch verarbeitete.


Auszeichnungen



Werkübersicht (Auswahl)



Konzertmusik



Videos



Musiktheater



Aktionen



Grafische Arbeiten



Hörspiele



Schriften



Bücher



Artikel



Literatur





Einzelnachweise


  1. Johannes Kreidler wird zum Professor an der Musikakademie in Basel berufen. Abgerufen am 25. Februar 2020.
  2. Bericht in der Neuen Musikzeitung, zuletzt gesehen am 13. September 2013
  3. http://www.kreidler-net.de/call.html, zuletzt gesehen am 5. Dezember 2008
  4. Johannes Kreidler - Charts Music - Songsmith fed with Stock Charts
  5. Jörg Scheller: Das kann nur Kunst, Die ZEIT, zuletzt gesehen am 1. September 2013
  6. Peter Mühlbauer: Umsetzung der Globalisierung jenseits von Weltmusik-Kitsch, Telepolis, zuletzt gesehen am 30. Oktober 2009
  7. Johannes Kreidler: Minusbolero. In: Sätze über musikalische Konzeptkunst (Wolke, Hofheim, 2018), S. 139
  8. Gisela Nauck: Neuer Konzeptualismus. In: Positionen 96 (2013), S. 38–43
Personendaten
NAME Kreidler, Johannes
KURZBESCHREIBUNG deutscher Komponist und Aktionskünstler
GEBURTSDATUM 1980
GEBURTSORT Esslingen am Neckar

На других языках


- [de] Johannes Kreidler (Musiker)

[en] Johannes Kreidler

Johannes Kreidler (born 1980) is a German composer, performer, conceptual and media artist.[1] He is the principal theorist and exponent of the New Conceptualism movement in 21st-century music.[2][3]



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