Johannes S. Sistermanns (* 9. Oktober 1955 in Köln) ist ein deutscher Komponist und Klangkünstler.
Johannes S. Sistermanns 2008
Biografie
Sistermanns studierte von 1976 bis 1984 an der Hochschule für Musik und Tanz Köln bei Holmrike Leiser Rhythmik, bei Klaus Runze Klavier/Klavierimprovisation und bei Mauricio Kagel Komposition und ‚Neues Musiktheater’. 1977 nahm er Gesangsunterricht in nordindischer Raga-Musik bei Jyotishi Chitteranjan an der Banaras Hindu University (BHU) sowie bei Pandit T.L. Rana und Shrimati Kalpana Chatterjee in Kolkatta. 1979–1981 erlernte er außerdem Obertongesang bei Jochen Vetter. 1981–82 Kompositions-Seminar bei Juan Allende-Blin und Prof. Klaus Schöning WDR Köln ‚Studio Akustische Kunst’. 1984/85 studiert er Philosophie bei Friedrich-Wilhelm von Herrmann, dem letzten Privatassistent von Martin Heidegger Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. 1989 wird Sistermanns promoviert in Musikwissenschaft an der Universität Osnabrück bei Hans Christian Schmidt-Banse über „Medienspezifische Regiekonzepte zur Visualisierung von Oper im Fernsehen“ IMZ Internationales Musikzentrum Wien. 1993–1996 studierte er außerdem bei Stephen Cheng in New York Gesang nach dessen Methode „The Tao of Voice - East-Western Approach“.
Ab 1977 brachten ihn längere Arbeits- bzw. Stipendienaufenthalte in die USA, Nord-Indien, Australien, Japan und der VR China. Er lebte in Paris 1991/92 mit einem Stipendium der Stiftung Kunst und Kultur, Düsseldorf, heute Kunststiftung NRW, wo er Luc Ferrari begegnete, in New York 1995/96, Adelaide/Melbourne 1997/2000 Individuelles Künstler-Stipendium Kultusministerium NRW sowie Kyoto/Tokyo 2001 Künstlerstipendium (Japan Foundation).
1993 war er Gründungsmitglied sowie Vorstandsmitglied des Übergangsraum e.V. in Köln. 1997 - 2010 agierte er als 2. Vorsitzender der DEGEM Deutsche Gesellschaft für Elektroakustische Musik.
Außerdem war er 2019 Gründungsmitglied der Akademie für westöstlichen Dialog der Kulturen. Seit 2019 ist Sistermanns Delegierter der Gesellschaft für Neuer Musik GNM im Deutschen Kulturrat Berlin.
Künstlerische Praxis
Sein Werk besteht aus installativer KlangPlastik, Hörstück sowie elektroakustischer Komposition für 2-8/ 43 [Klangdom ZKM Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe] bis hin zu 2704 Lautsprechern der Wellenfeldsynthese (Elektronisches Studio) TU Berlin, live Satelliten-/Internet-/Klang-Performance, graphischer Notation und Instrumentalkomposition. Anfang der 2000er Jahre entwickelt er, ausgehend von der Idee ‚Klanginstallation’, das Konzept der KlangPlastik als mehrmedialen Raumverlauf, die vor allem keine herkömmlichen Lautsprecher mehr verwendet. Stattdessen überträgt er seit 1997 seine Kompositionen mittels Piezo-Lautsprecher sowie Transducer direkt auf resonante Raumwände, Fenster, Alltagsmaterial sowie auf analoge Musikinstrumente selbst, wie in „UNSTRUMENT“ für Sinfonieorchester, uraufgeführt durch das Philharmonische Orchester von Luxemburg im Festival „rainy days“ 2012, Philharmonie Luxembourg. Die Instrumente des Sinfonieorchesters werden gespielt und resonieren, ohne das ein Musiker auf der Bühne die Instrumente spielt.
Sistermanns schließt kein Medium, Ort, Material, Raum Instrument und Impuls aus, um alle für ihn aussagekräftigen Medien in seiner Kunstpraxis einzuschließen.
Hierbei agiert er aus einem Potentialraum. Nicht mehr die Grenzen der materiellen Beschaffenheit von Instrumenten oder Räumen sind für diesen Potentialraum konstitutiv, sondern die Informationskraft des individuellen Wahrnehmungsvermögens.
Sistermanns komponiert Auftragswerke für Festivals, Rundfunkanstalten, Ensembles und Instrumentalsolisten. Er ist mit seinen Raumkunstwerken und KlangPlastiken weltweit zu internationalen Festivals eingeladen.
1979 Deutsche Erstaufführung in Zusammenarbeit mit John Cage von ‚Musicircus’ beim Festival ‚Tage Neuer Musik’ Bonn, Realisation Walter Zimmermann.
1995 Knitting Factory New York
1997 A Global Garden for Percy Live-Satelliten-Performance - Frankfurt-Melbourne mit Ros Bandt, Percy-Grainger-Museum Melbourne, Musikhochschule Frankfurt, Goethe-Institut.Melbourne, Melbourne Festival 1997, Live gesendet in ‘The Listening Room’, ABC Radio Sydney
1997 Solo Konzert Goethe-Institut Tokyo
1998 19.1. Rio Ma (mit Kazuya Ishigami, Osaka) Xebec Hall Kobe/Goethe-Institut Kyoto
1998 Licht-Traum 6. International Audio Art Festival’ Warschau
1999 19.1 Rion Ma Tallinn Art Hall. Lettland
2000 A l’interieur de la vue ‚EXPO 2000’ Weltausstellung, Deutscher Pavillon Hannover
2001 e t c electric tea ceremony Winds Café, Winds Gallery, Tokyo /Japan
2003 sonic blue red tracings {mit Ros Bandt) t-u-b-e Klanggalerie, München
2003 Prometheus - Nach des Feuers Görlitz Projekt der Kulturhauptstadtbewerbung 2010
2004 Inter vue 42. Internationale Ferienkurse Darmstadt’, IMD
2006 ISCM World New Music Festival 2006’, Stuttgart
2008 horizon ‚INVENTIONEN’ / ‚SMC 08’ Berlin
2009 Blinman ‚Klangbiennale2’, HR Radio Frankfurt
2011 Sound Goes Surface Solo Konzert MUSICARAMA Festival Hong Kong
2012 RestRisiko Biennale Bern, Berner Münster
2013 etc_random Moltkerei Werkstatt, Köln
2017 UN\PLI HARVESTWORKS New York City
2017 QUESTIONING THE ECHO New York City Electroacoustic Music Festival New York City
Seit 1983 realisiert er international Sound Feature sowie radiophone Hörstücke für Rundfunksender wie WDR3 Studio Akustische Kunst, DLR Deutschlandradio, SWR2, hr2-kultur, ORF1 Kunstradio-Radiokunst, ABC Sydney Australian Broadcasting Corporation, Yleisradio Finnland, VPRO Hilversum.
Soundart / Klangkunst Ausstellungen (Auswahl)
1994 the moment of the room, Kunstraum Wuppertal
1996 Der Resonanzmensch, Donaueschinger Musiktage 1996
2020 Raum ist Partitur Künstlerforum Bonn [BTHVN2020/250. Geburtstag Ludwig van Beethoven]
Lehre (Auswahl)
Sistermanns hatte Gastdozenturen (Auswahl) an der Köln International School of Design KISD, Architekturprofessur ETH Zürich, am Mediencampus Dieburg Technische Universität Darmstadt, Studiengang CAP sowie Media/Komposition Hochschule der Künste Bern, Music Department Shanghai Conservatory of Music, Lehraufträge (HKU Hong Kong, Nanyang Academy of Fine Arts Singapore NAFA, University of Adelaide), hielt Vorlesungen und Workshops an Kunsthochschulen und Universitäten (u. a. Köln Kobe Mulhouse Peking Paris Breda Rom Strasbourg Tokyo New York Sydney Melbourne Seattle). Bei den Internationalen Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik war er 2004 und 2006 Dozent im Projekt „phonien“, zusammen mit Stefan Fricke, Cathy Milliken, Manos Tsangaris, Franz Martin Olbrisch, . Als ‚Externer Experte’ examinierte er 2008–19 Studenten der Hochschule der Künste Bern in Media/Komposition.
Künstlerische Leitung
Als Künstlerischer Leiter realisierte er 2010–11 am Europäischen Zentrum der Künste Hellerau/Dresden die Akademie ‚Experimentelles Musiktheater 3’ und 2013 das Schüler-Projekt ‚CollAge’ bei Acht Brücken Festival in der Kölner Philharmonie.
Auszeichnungen
„Zeitgleich“, Kompositionspreis ORF Radio + TRANSIT Innsbruck (1995)
Karl-Sczuka-Preis SWR Baden-Baden (1997)
Preis für Komponisten und Interpreten „Blaue Brücke“ – lobende Erwähnung der Jury (2001)
Deutscher Klangkunst-Preis 2008 WDR Köln, Skulpturenmuseum Glaskasten Marl, Initiative Hören
2006 was wird aus gott wenn ich tot bin (edition sistermanns)
Werke
Buchpublikationen
A l'intérieur de la vue, Johannes S. Sistermanns, WeltInnenRaum eines Tones. Neues Musiktheater (2000), EXPO 2000 Weltausstellung, Fotobuch mit einem Essay von Stefan Fricke, Pfau Verlag, Saarbrücken 2001, ISBN 3-89727-135-4
Fragmen 45, Beiträge zur Neuen Musik (Hrsg. Stefan Fricke), Pfau Verlag, Saarbrücken 2005, ISBN 3-89727-308-X
Concise 1 – Sound Plastic, Positions on Contemporary Music (ed. Stefan Fricke), Pfau Verlag, Saarbrücken 2006, ISBN 978-3-89727-345-0
Hearing places: Sound, Place, Time and Culture, edited by Ros Bandt, Michelle Duffy and Dolly MacKinnon. This book first published 2007 by Cambridge Scholars Publishing, 15 Angerton Gardens, Newcastle, ISBN 1-84718-255-0
2010 Soundart in Berlin – Singuhr Hoergalerie in Parochial (Hrsg. Carsten Seiffarth, Markus Steffens), Kehrer Verlag, Heidelberg 2010, ISBN 978-3-939583-23-3.
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