Manos Tsangaris (* 8. Dezember 1956 in Düsseldorf) ist ein deutscher Komponist, Musiker, Installations- und Performancekünstler und Lyriker.
Leben und Wirken
Tsangaris studierte von 1976 bis 1983 an der Kölner Musikhochschule Komposition und Neues Musiktheater bei Mauricio Kagel und Schlagzeug bei Christoph Caskel, daneben an der Kunstakademie Düsseldorf bei Alfonso Hüppi. Seit 1980 nahm er mehrfach an den Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik teil und arbeitete für die Münchner Kammerspiele. 1991 war er auf Einladung des sowjetischen Komponistenverbandes Composer in Residence in Moskau, im gleichen Jahr erhielt er das Bernd-Alois-Zimmermann-Stipendium der Stadt Köln, 1992/93 das Stipendium an der Akademie Schloss Solitude und 1997 den Kunstpreis der Akademie der Künste Berlin, deren Mitglied er seit dem Jahr 2009 ist. Im selben Jahr erhielt er den Orchesterpreis der Donaueschinger Musiktage für sein Stück Batsheba. Eat the History.[1]
Seit 2012 war er Leiter der AdK-Sektion Musik.[2] Nach Ausschöpfung der satzungsgemäß zwei möglichen Wiederwahlen für je drei Jahre wurde er im Herbst 2021 von Carola Bauckholt als AdK-Sektionsleiterin abgelöst.[3] 2017 wurde er zum ordentlichen Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste in der Abteilung Musik gewählt.[4]
Seit den 1970er Jahren gab Tsangaris Gedichte heraus, trat als Solist und gemeinsam mit verschiedenen Musikgruppen auf (u.a. Ritim Grup und MIR) und stellte Zeichnungen, Theaterapparate und Klanginstallationen aus. Er nahm an Festivals wie Cologne-New York in New York (1989), ars electronica in Linz (1991), Linz; Sound Ways in St. Petersburg (1995), Yokohama Arts (1997) und dem Musica-Festival Strasbourg (1998, gemeinsam mit Hanna Schygulla, Markus und Simon Stockhausen) teil.
Tsangaris komponierte Werke u.a. im Auftrag des WDR, des Südwestrundfunks, der Bayerischen Staatsoper, der Kölner Philharmonie, des Diözesanmuseums Köln, der Kunststiftung Nordrhein-Westfalen, des Katholischen Bildungswerks Köln und der Stadt Witten. Daneben ist er auch als Schlagzeuger aktiv; er spielt mit Jaki Liebezeit und anderen Schlagzeugern im Improvisationsensemble „Drums Off Chaos“.
Im Jahr 2009 wurde er zum Professor für Komposition an der Hochschule für Musik Dresden berufen. 2015 war er Praxisstipendiat in der Villa Massimo in Rom[5]. 2016 übernahm Tsangaris die künstlerische Leitung der Münchener Biennale gemeinsam mit dem Schweizer Komponisten Daniel Ott (in der Nachfolge von Peter Ruzicka).[6][7]
Tsangaris wohnt im Eigelsteinviertel von Köln und in Dresden.
Kompositionen (Auswahl)
"ö" (1980) für drei Sprecher, Geräusche und Licht
Molto Molto (1980) für Dirigent und Licht
o.T. (1980) für Bassklarinette, Stimmen, Objekte und Licht, mit einer unvorbereiteten Person im Publikum. Mauricio Kagel gewidmet
So Low (1981) für Kontrabassklarinette und Störer
TAFEL 1 (Wiesers Werdetraum) (1989) für zwei oder drei Spieler am Tisch, Walkman, Radio, mobile Lichtquellen und Fadenorgel (ein Spieler). Text: Hyacinth Freiherr von Wieser
Tafel 2 (1991) für Hausfassade, Stimmen, Sprecher, mobile Instrumentalisten, Zuspielbänder, mobile Lichtquellen, Fadenorgel, Video-Monitore und Baumaschinen
Fadenwerk (1992) für Klavier, Tuba, Glocken und Objekte
Shellbum Album (1992) für Klavier. I.; II.; III.; IV.; V.; VI.; VII.; VIII. Fleischwort
Schlimmecke, Bellecke, Räusperecke, Dom Blick Objekte. Erstausstellung Köln 1992
winzig (1993/...) Musiktheaterminiaturen/Theater für ein Haus für Sprecher, Sänger, Instrumentalisten und Akteure in Ensembles verschiedener Größe oder solistisch. Text: Manos Tsangaris, Friedrich Hölderlin
An die Vorwelt (1996) für großes Ensemble, zwei Sprecher, Dirigent-Solisten und Licht, zum zehnjährigen Bestehen der Kölner Philharmonie
TAFEL 3 für Sopran, Trompete, Objekte, Schlagzeug, Fadenorgel und Licht (vier Spieler im Baum)
Kugelbahn (1997) räumlich-installative Komposition für eine Person im Zentrum, Auftragswerk des Diözesanmuseums Köln
Fadenorgel (1998) interaktive Klanginstallation für Licht- und Klangpendel in einem Kirchenschiff
in situ (1999) für Trompete, kleine Perkussion und steuerbare Lichtquellen. Text: Hyacinth Freiherr von Wieser
Haben Sie Zeit? (2000) für Sprecherin, Sprecher, Violine (auch: Stimme), Oboe (auch: Englischhorn), Horn, Harmonium und Schlagzeug. Text: Karl Valentin
Orpheus, Zwischenspiele (2002) Stationentheater für Sopran, Mezzosopran, Altus, kleines Orchester, Buchstabenprojektion, 15 Darsteller, mindestens 50 Statisten, Fadenorgel, Aufzug, drei U-Bahnzüge und Licht. Text: Manos Tsangaris
Die Döner-Schaltung (2004) Stationentheater für großes Ensemble. Theater für ein Haus für Sprecher, Sänger, Instrumentalisten und Akteure in Ensembles verschiedener Größe oder solistisch. Sechs Musiktheaterminiaturen von begrenzter Dauer mit zahlenmäßig begrenztem Publikum und drei szenische Installationen
Drei Räume Theater Suite (2004) Stationentheater für großes Ensemble. Theater für ein Haus für Sprecher, Sänger, Instrumentalisten und Akteure in Ensembles verschiedener Größe oder solistisch. Sieben Musiktheaterminiaturen von begrenzter Dauer mit zahlenmäßig begrenztem Publikum und zwei szenische Installationen
Labor (2005) vier Kompositionen für Sopran und Ensembles, Performances, lebende Bilder, Installationen und Zeichnungen. Auftragswerk der Stadt Witten für die Wittener Tage für neue Kammermusik 2005
Diskrete Stücke (1996/2007) Stationentheater. Hörszenen für einzelne Betrachter
Botenstoffe. Orestie (2007) Stationentheater für Schauspielensemble
Memento (Lots Weib) (2007) Stationentheater für Opernensemble
Glück macht mutig (2004/2008) Bühnenmusik für Chor mit elektronisch bearbeiteten Stimmklängen und einen Sprecher nach Texten aus Tagebüchern von Hans Christian Andersen
Batsheba. Eat The History! (2008/2009) installation opera für Schauspieler, Sänger, Chor und Orchestermäander. Text in Deutsch, Englisch, Hebräisch. Aufführung in drei Teilen über zwei Tage. Kompositionsauftrag des Südwestrundfunks (SWR) für die Donaueschinger Musiktage 2009 und der Ernst von Siemens Musikstiftung für die Berliner Version Mai 2009.
Beiläufige Stücke: Schwalbe (2011) Hörfilm für Sopran/Sprecherin, Bariton/Sprecher/Jogger, Horn, Schlagzeug/Geräuschemacher, 1 großes Nebelhorn, "gestaffelte" Zuspielungen/Live-Verstärkungen, Laiendarsteller am Ufer und Publikum in Bewegung (Schiffspassage). Kompositionsauftrag der Stadt Witten für die Wittener Tage für neue Kammermusik 2011
Vivarium – Reisen, Kochen, Zoo… (2011) für Bewegung im Raum, Stimmen, Instrumente und Licht. Kompositionsauftrag von Siemens Arts Program zum 100. Geburtstag des Festspielhauses Hellerau
Love & Diversity (2012) Musiktheater-Performance für kleines Ensemble. Auftragswerk von Siemens Arts Program für das Ensemble dissonArt, unterstützt durch die Kunststiftung NRW
Beiläufige Stücke: Mauersegler (2013) Hörfilm Remix für Stimmen, Schauspieler, Darsteller, Horn, Schlagzeug, mobile Ensembles, Elektroakustik, Straßenbahn und wanderndes Publikum. Auftragskomposition der Stadt Witten und des WDR für die Wittener Tage für neue Kammermusik 2013
Freigehege (2013) für Orchestergruppen, Solisten, Sopran/Sprecherin, Bariton, im Haus verteilte Spielorte, Übergänge, Licht und bewegliches Publikum. Auftragswerk des SWR
Karl May, Raum der Wahrheit (2014) Musiktheater (Libretto: Marcel Beyer). Auftragswerk der Semperoper Dresden
Mistel I-V (2014): Mistel I, II und III für Orchester (und Nachrichtensprecher), Armin Köhler gewidmet. Kompositionsauftrag des SWR für die Donaueschinger Musiktage 2014. Mistel IV "LUX Mistel" und V "Dark Misteltoe" für Orchester mit Lichträumen bzw. mit kleinen beweglichen Lichtquellen. Kompositionsauftrag der Philharmonie Luxembourg für das Festival Rainy Days 2014
Das Pizzicato Mysterium (2015) für Streichorchester
EILAND (ISOLA). Das aufgehobene Ich (2015) für Stationen im Raum, Stimmen, Kontrabassklarinetten und Licht. Auftragskomposition für Theo Nabicht
LIVING SPACES (2016/17), Musiktheaterzyklus: CITY PIECES (WINDOW PIECE) für Sängerin, Schauspieler, Instrumentalensemble, Installation, Video und Audioguide; WAIT! FOR A GROUP OF PERFORMERS (SINGERS!); HOME für Schauspieler, Sopran, Klarinette und Piano
Ausflug ins Gebirge (2017, zusammen mit Daniel Ott). Auftragskomposition von Collegium Novum Zürich
Im Kolumba, dem Kunstmuseum des Erzbistums Köln, befand sich in der Saison 2011/2012 Manos Tsangaris' Implodierender Schreibtisch, 2011 f. Seitenblick auf: Sano di Pietro, Hieronymus.[8]
Veröffentlichungen
Stille Post. Gedichte. Thürmchen Verlag Köln 1986
3x8 Zeichnungen und 14 Gedichte (zusammen mit Rainer Barzen). Thürmchen Verlag Köln 1990
Mundmaßung. Gedichte. Edition Solitude 1995
Die kleine Trance. Gedichte. Radius Verlag 2002
Werkbuch Manos Tsangaris. Werkbuch zum Implodierenden Schreibtisch. KOLUMBA Werkhefte und Bücher 2011/2014
Jörn Peter Hiekel: Permanent Quest: The Processional Theatre of Manos Tsangaris. In: Matthias Rebstock und David Roesner (Hrsg.): Composed Theatre: Aesthetics, Practices, Processes. Intellect Verlag, Bristol 2012, ISBN 978-1-84150-456-8
Ulrich Tadday (Hrsg.): Musik-Konzepte Sonderband Manos Tsangaris. edition text+kritik, München 2015, ISBN 978-3-86916-423-6
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