music.wikisort.org - Komponist

Search / Calendar

Luigi Dallapiccola (* 3. Februar 1904 in Pisino/Pazin, Istrien; † 19. Februar 1975 in Florenz) war ein italienischer Komponist.


Leben


Gedenktafel an Dallapiccolas Wohnhaus in Florenz
Gedenktafel an Dallapiccolas Wohnhaus in Florenz

Dallapiccola wurde als Sohn eines Schulleiters geboren, begann im Alter von acht Jahren mit dem Klavierspiel und beschäftigte sich ab dem elften Lebensjahr mit Komposition. Durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurden seine Studien 1917 unterbrochen. Seine Familie wurde für knapp zwei Jahre nach Graz deportiert und dort interniert. In dieser Zeit kam er mit der deutschen und österreichischen Oper – insbesondere der von Richard Wagner und Wolfgang Amadeus Mozart – in Kontakt.[A 1] Seine Familie kehrte 1919 nach Istrien zurück, dort konnte er seine Ausbildung fortsetzten, dazu reiste er für privaten Klavier- und Harmonielehreunterricht nach Triest. Von 1922 bis 1924 studierte Dallapiccola Klavier bei Ernesto Consolo in Florenz. Die Begegnung mit Arnold Schönbergs Pierrot lunnaire festigte seinen Entschluss, eine Komponistenlaufbahn einzuschlagen, und so studierte er bis Anfang der 1930er Jahre Komposition bei Vito Frazzi auf dem Luigi Cherubini Konservatorium in Florenz. Von 1934 bis 1967 arbeitete er dort schließlich selbst als Lehrer für Klavier und Komposition. Diese Tätigkeit erlaubte es ihm, zu reisen und verschiedenste Werke und Komponisten – unter anderem Alban Berg und Anton Webern – kennenzulernen. Bis ins hohe Alter war Luigi Dallapiccola aktiv und reiste durch Europa, England, die USA and Argentinien. Er war ein geschätzter Lehrer und Dozent und unterrichtete an verschiedenen Institutionen, wie dem Berkshire Music Center in Tanglewood und dem Queens College.[1][2]


Werk


Seine Opern gelten heute als Klassiker der Moderne. Zu seinen Verdiensten zählt unter anderem die Einführung der Zwölftontechnik in Italien. Allerdings folgt diese Zwölftontechnik nicht den „traditionellen“ Regeln nach Arnold Schönberg, sondern ist eher motivisch zu verstehen[3]. Sein Kompositionsstil zeichnet sich außerdem durch einen Kontrapunkt aus, der sich an Johann Sebastian Bach und italienischen Vorbildern orientiert (Tartiniana). Bekannt wurde Dallapiccola vor allem durch die Uraufführung des Orchesterwerks mit Sopransolo Partita (1930–1932). In seinem gesamten Œuvre, welches ungefähr vier dutzend Werke umfasst, nimmt die Vokalmusik die bedeutendste Stellung ein.

Obwohl er sich anfangs noch von den Großmachtsphantasien Gabriele D’Annunzios beeindruckt zeigte – er vertonte u. a. 1930 dessen „Kvarner Lied“ (ital. La Canzone del Quarnaro)[4], in welchem der Anspruch Italiens auf Istrien, Dalmatien und die adriatischen Inseln besungen wird – bezog er doch in späteren Jahren klarere Positionierungen zu politischen und gesellschaftlichen Themen in seinen Werken. Beispielhaft dafür sind die antifaschistischen Canti di prigionia (1938–1941, Gesänge der Gefangenschaft)[5] und die Canti di liberazione (1951–1955, Gesänge der Befreiung).

Schwerpunkt von Dallapiccolas Schaffen war jedoch die Gattung der Oper, die er in einem sehr italienischen Sinne pflegte, indem er sich in ihr nicht von dem Brauch des Belcanto verabschiedete, sondern diesen im Lichte der Zwölftontechnik und des Kontrapunkts auf eine Weise verwendete, die lyrischer als jene Alban Bergs und Schönbergs anmutet. Dallapiccola war Leiter der das kulturelle Leben von Florenz seinerzeit mitbestimmenden „Florentiner Schule der Dodekaphonie“, der unter anderm der Gitarrist und Komponist Reginald Smith Brindle[6] angehörte.

1950 wurde Dallapiccola zum Ehrenmitglied der International Society for Contemporary Music ISCM ernannt.[7] 1964 wurde er mit dem Ludwig-Spohr-Preis der Stadt Braunschweig und 1973 mit einem Antonio-Feltrinelli-Preis ausgezeichnet. Seit 1964 war er auswärtiges Ehrenmitglied der American Academy of Arts and Letters.[8]


Werke (Auswahl)



Literatur



Anmerkungen


  1. "Dallapiccola fühlt sich mit Graz eng verbunden: im Jahr 1917 wurde er sich als Dreizehnjähriger auf dem Galeriestehplatz des Grazer Opernhauses während einer Aufführung des Fliegenden Holländers seiner Berufung zum Komponisten bewußt." Harald Kaufmann: "Die Tortur des verheißenen Freiheit. Zur Grazer Premiere des Gefangenen von Luigi Dallapiccola und zum 60. Geburtstag des Komponisten", in: H. Kaufmann: Von innen und außen. Schriften über Musik, Musikleben und Ästhetik, hg. von Werner Grünzweig und Gottfried Krieger, Wolke, Hofheim 1993, S. 153.
  2. Der österreichische Musikforscher Harald Kaufmann und Dallapiccola lernten sich 1955 beim Maggio musicale in Florenz kennen. In der Folge setzte sich Kaufmann sehr dafür ein, dass der italienische Komponist in den 1950er und 1960er Jahren regelmäßig nach Graz kam, sowohl als Interpret als auch als Vortragender. Am 24. Mai 1969 etwa hielt Dallapiccola an dem von Kaufmann gegründeten Institut für Wertungsforschung (heute: Institut für Musikästhetik) an der Akademie für Musik und darstellende Kunst (heute: Universität für Musik) seinen Vortrag "Wort und Ton in der italienischen Oper des 19. Jahrhunderts". Zu Dallapiccolas erstem Besuch in Graz nach 38 Jahren (zwischen März 1917 und November 1918 wohnte die Familie Dallapiccola in Graz) im Jahr 1956 im Rahmen der Neue-Musik-Reihe Studio für Probleme zeitlich naher Musik siehe auch Harald Kaufmann: Neue Musik in Steiermark, S. 90–91.

Einzelnachweise


  1. Luigi Dallapiccola | Biography & History | AllMusic. Abgerufen am 27. August 2018.
  2. Martin Demmler: Komponisten des zwanzigsten Jahrhunderts. Reclam, Stuttgart 1999, ISBN 3-15-010447-5, S. 8688.
  3. Jörg-Peter Mittmann: Der dodekaphone Impressionist. Zu Luigi Dallapiccolas Piccola musica notturna Zeitschrift der Gesellschaft für Musiktheorie, 2010
  4. Originaltext von D'Annunzio: Beffa di Buccari (Memento des Originals vom 24. September 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.reocities.com geschrieben 1918, nach dem legendären Handstreich des Fregattenkapitäns Costanzo Ciano in der Bucht von Buccari
  5. Glaube, Freiheit, Widerstand. Anmerkungen zu Luigi Dallapiccolas Canti di prigionia Habakuk Traber, Berlin 2002
  6. Reginald Smith Brindle: Variationen und Zwischenspiele. Fünfzig Jahre mit der Gitarre. In: Gitarre & Laute 9, 1987, Heft 1, S. 29–45; hier: S. 34.
  7. ISCM Honorary Members
  8. Honorary Members: Luigi Dallapiccola. American Academy of Arts and Letters, abgerufen am 8. März 2019.


Personendaten
NAME Dallapiccola, Luigi
KURZBESCHREIBUNG italienischer Komponist
GEBURTSDATUM 3. Februar 1904
GEBURTSORT Pisino/Pazin, Istrien
STERBEDATUM 19. Februar 1975
STERBEORT Florenz

На других языках


- [de] Luigi Dallapiccola

[en] Luigi Dallapiccola

Luigi Dallapiccola (February 3, 1904 – February 19, 1975) was an Italian composer known for his lyrical twelve-tone compositions.

[es] Luigi Dallapiccola

Luigi Dallapiccola (Pisino d'Istria, 3 de febrero de 1904 – Florencia, 19 de febrero de 1975), fue un importante compositor y pianista italiano. Fue el primer compositor italiano, a finales de los 1930, en abrazar la dodecafonía. Sus composiciones se caracterizan por un intenso lirismo y unos profundos contenidos espirituales e idealistas.

[ru] Даллапиккола, Луиджи

Луи́джи Даллапи́ккола (итал. Luigi Dallapiccola; 3 февраля 1904, Пизино, Австрийское Приморье, Австро-Венгрия (ныне Пазин, Хорватия) — 19 февраля 1975, Флоренция, Италия) — итальянский композитор, пианист и педагог, пионер додекафонии в Италии. Сочинения, большая часть которых написана для голоса, отличаются выверенностью деталей и поэтичностью, а положенные в их основу тексты отсылают к фундаментальным онтологическим вопросам. В целом творчество Даллапикколы являет собой редкий в XX веке пример синтеза преемственности в понимании сути музыкального искусства и новаторства в мышлении и языке. В числе ключевых произведений оперы «Улисс» и «Узник», мистерия «Иов», ряд сочинений для голоса и ансамбля («Слова Святого Павла», «Пять песен», «Словно тень...» и др.), «Концерт на Рождественскую ночь 1956 года», кантата «К Матильде», виолончельный концерт «Диалоги» и др. Оказал ощутимое влияние на итальянских композиторов поколения послевоенного авангарда.



Текст в блоке "Читать" взят с сайта "Википедия" и доступен по лицензии Creative Commons Attribution-ShareAlike; в отдельных случаях могут действовать дополнительные условия.

Другой контент может иметь иную лицензию. Перед использованием материалов сайта WikiSort.org внимательно изучите правила лицензирования конкретных элементов наполнения сайта.

2019-2025
WikiSort.org - проект по пересортировке и дополнению контента Википедии