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Luis de Narváez (* um 1505 in Granada; † nach 1549), auch Luys de Narváez, war ein spanischer Komponist und Vihuela-Spieler der Renaissance.[1][2]


Leben und Wirken


Das hohe Ansehen von Luis de Narváez in seiner Zeit geht aus der Veröffentlichung Declaración de instrumentos musicales (1555) des Komponisten Juan Bermudo hervor, der ihn als einen der führenden Vihuelaspieler bezeichnet. Es gibt jedoch bis zum Jahr 1537 keine gesicherten Daten zu seiner Biografie. In Quellen des frühen 17. Jahrhunderts wird Granada als sein Geburtsort genannt. Einige Indizien sind vorhanden für seine Verbindung zu dem damals berühmten Vihuela-Spieler Luis Guzman († 1528). Die frühesten Hinweise auf seine Tätigkeit stammen vom Jahr 1526, dass er nämlich seit den 1520er Jahren im Dienst von Francisco de los Cobos y Molina (1477–1547), Komtur von León und Sekretär von Kaiser Karl V. gestanden hat; er lebte mit großer Wahrscheinlichkeit in Valladolid mit seinem Dienstherrn bis zu dessen Tod 1547. Dies stimmt mit dem Zeitraum überein, in dem Luis Zapata (1526–1594), Page am Königshof, über die ungewöhnlichen Improvisationen des Komponisten über polyphone Modelle berichtete. In dieser Zeit veröffentlichte Narváez auch sein Hauptwerk, die große Musiksammlung Los seys libros del Delphin („Sechs Bücher des Delphin“), die seinem Dienstherrn und Förderer Francisco de los Cobos gewidmet ist.

Mit großer Sicherheit reiste Narváez auch mit Cobos 1529/30 nach Mantua und nach Bologna zur Kaiserkrönung von Karl V. und außerdem nach Rom zu diplomatischen Treffen mit Papst Paul III.; hier hat er wahrscheinlich auch die Musik von Francesco Canova da Milano (1497–1543) kennen gelernt, was auch Einträge in seinem Vihuela-Buch nahelegen. Zur Veröffentlichung dieses Werks erhielt er im Jahr 1537 das königliche Druckprivileg. Ab dem Jahr 1548 diente Narváez als Mitglied der Kapelle und Lehrer der Chorknaben dem Prinzen Philipp von Spanien, dem späteren König Philipp II.; zu seinen Kollegen gehörte hier auch der berühmte Antonio de Cabezón, Komponist für Tasteninstrumente. Zusammen mit anderen Musikern reiste Narváez mit seinem Dienstherrn ab Ende 1548 durch Italien, Deutschland und die Niederlande. Sein Name erscheint zum letzten Mal 1549 bei einer Reise durch Flandern; nach diesem Jahr sind keine dokumentarischen Belege mehr über ihn bekannt. Sein Sohn Andrés wurde ebenfalls ein fähiger Vihuelist.

Mit großer Wahrscheinlichkeit ist Narváez identisch mit Ludovicus Narbays, von dem je eine vier- und eine fünfstimmige Motette in zwei Motettenbüchern enthalten sind, die der französische Drucker Jacques Moderne († 1561 in Lyon) in den Jahren 1539 und 1542 herausgegeben hat.[3]


Bedeutung


Narváez genoss zu Lebzeiten einen bedeutenden Ruf als Komponist und Vihuelist. Sein Hauptwerk Los seys libros del Delphin in sechs Büchern enthält die ersten Diferencias (Variationen) über geistliche und weltliche Lieder (Choralthemen und Villancicos), die in Spanien und Europa veröffentlicht wurden, außerdem Fantasien, Intabulierungen von Werken von Josquin des Préz (etwa die vierstimmigen Variationen über das Lieblingslied Kaiser Karls V. „Mille Regretz“: Canción del Emperador, publiziert 1538[4]), Nicolas Gombert, Jean Richafort und anderen sowie zwei Motettensätze und Einzelstücke anderer musikalische Gattungen. Hier bestätigt sich auch, dass Narváez als erfahrener Komponist mehrstimmiger Vokalmusik anerkannt war. Seine Fantasien sind meist imitativ und polythematisch gearbeitet und ebenfalls die ersten dieser Art in Spanien. Den Kompositionen vorangestellt sind Lobgedichte, eine Widmung an Francisco de los Cobos und eine Erläuterung der Tabulatur und der Zeichen, die für die Angabe von Metrum und Tempo verwendet wurden.

Fünf der Fantasien sind im Jahr 1557 von dem Komponisten Luis Venegas de Henestrosa für Tasteninstrumente übertragen worden. Weitere Kompositionen aus Narváez' Werk sind in verschiedene gedruckte Sammlungen aufgenommen worden, die vor dem Jahr 1600 von dem Musikverleger Pierre Phalèse und dem Lautenisten Guillaume Morlaye (* um 1515; † nach 1560)[5] herausgegeben wurden, und eine Fantasie von diesen wurde wiederum für die englische Veröffentlichung Willoughby Lute Book kopiert.


Werke


„Los seys libros del Delphin de música de cifras para tañer Vihuela“.
„Los seys libros del Delphin de música de cifras para tañer Vihuela“.

Ausgaben für Gitarre



Literatur (Auswahl)





Anmerkungen


  1. Die Musik in Geschichte und Gegenwart (MGG), Personenteil Band 12, Bärenreiter Verlag Kassel und Basel 2004, ISBN 3-7618-1122-5
  2. Marc Honegger, Günther Massenkeil (Hrsg.): Das große Lexikon der Musik. Band 6: Nabakov – Rampal. Herder, Freiburg im Breisgau u. a. 1981, ISBN 3-451-18056-1.
  3. Répertoire International des Sources Musicales, Serie A I: Einzelstücke vor 1800, Kassel 1971 und folgende
  4. Vgl. Emilio Pujol (Hrsg.): Hispanae Citharae Ars Viva. Eine Sammlung ausgewählter Gitarrenmusik aus alten Tabulaturen, bearbeitet von Emilio Pujol. (spanisch, französisch, englisch und deutsch) Schott, Mainz 1956 (= Gitarrenarchiv. Band 176), S. VI und 12 f.
  5. Konrad Ragossnig: Handbuch der Gitarre und Laute. Schott, Mainz 1978, ISBN 3-7957-2329-9, S. 38.
  6. Auch Alonso Mudarra schrieb vierstimmige Variationen über „[El] Conde claros“. Vgl. etwa Emilio Pujol (Hrsg.): Hispanae Citharae Ars Viva. Eine Sammlung ausgewählter Gitarrenmusik aus alten Tabulaturen, bearbeitet von Emilio Pujol. (spanisch, französisch, englisch und deutsch) Schott, Mainz 1956 (= Gitarrenarchiv. Band 176), S. VI und 8 (Diferencias sobre el Conde Claros).
  7. Emilio Pujol (Hrsg.): Hispanae Citharae Ars Viva. Eine Sammlung ausgewählter Gitarrenmusik aus alten Tabulaturen, bearbeitet von Emilio Pujol. (spanisch, französisch, englisch und deutsch) Schott, Mainz 1956 (= Gitarrenarchiv. Band 176), S. VI und 15 (Diferencias sobre „Guárdame las vacas“).
  8. Vgl. Emilio Pujol (Hrsg.): Hispanae Citharae Ars Viva. Eine Sammlung ausgewählter Gitarrenmusik aus alten Tabulaturen, bearbeitet von Emilio Pujol. 1956, S. VI und 14.
Personendaten
NAME Narváez, Luis de
ALTERNATIVNAMEN Narváez, Luys de; Narbais, Luis de; Narbaez, Luys de; Narbais, Luys de; Narváez, Lluis de; Narbaez, Luis de
KURZBESCHREIBUNG spanischer Komponist und Vihuelist der Renaissance
GEBURTSDATUM um 1505
GEBURTSORT Granada
STERBEDATUM nach 1549

На других языках


- [de] Luis de Narváez

[en] Luis de Narváez

Luis de Narváez (fl. 1526–1549) was a Spanish composer and vihuelist. Highly regarded during his lifetime, Narváez is known today for Los seys libros del Delphín, a collection of polyphonic music for the vihuela which includes the earliest known variation sets. He is also notable for being the earliest composer for vihuela to adapt the contemporary Italian style of lute music.

[es] Luis de Narváez

Luis de Narváez (Granada, España, ca. 1500 - 1552) fue un compositor escritor y vihuelista español. Su nombre aparece escrito también como Luys de Narváez.

[ru] Нарваэс, Луис де

Луи́с де Нарва́эс (исп. Luis de Narváez; 1500 (1500), Гранада, Испания — 1555/1560) — испанский композитор и виуэлист.



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