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Orazio Benevoli (* 19. April 1605 in Rom; † 17. Juni 1672 ebenda) war ein italienischer Kapellmeister und Komponist.


Leben


Orazio Benevoli war der Sohn des aus Lothringen stammenden Zuckerbäckers Robert Venouot (Vénevot) und der Römerin Livia Vivargenta, wobei Benevoli die Italienisierung des französischen Vatersnamens sein soll.[1] Nach lexikalisierten Angaben (François-Joseph Fétis und Robert Eitner) wird Orazio Benevoli als ein natürlicher Sohn eines Herzogs Albert von Lothringen angenommen.[2][3]

Seine musikalische Ausbildung erhielt Benevoli als Chorknabe an San Luigi dei Francesi, unter Vincenzo Ugolini und Lorenzo Ratti (1590–1630). 1624 wurde er mit 18 Jahren Kapellmeister an der Kirche Santa Maria in Trastevere und 1630 als Kapellmeister an Santo Spirito in Sassia. 1638 war er Nachfolger seines Lehrers Ugolini an San Luigi dei Francesi und blieb in dieser Stellung bis 1644. Zu diesem Zeitpunkt verließ er Rom, um bis Anfang 1646 in den Diensten des Erzherzogs Leopold Wilhelm von Österreich zu sein. Nach seiner Rückkehr aus Wien erhielt er im Februar 1646 die Kapellmeisterstelle an Santa Maria Maggiore, doch bereits ein halbes Jahr später wurde er Kapellmeister an der Cappella Giulia im Petersdom, ein Amt, das er bis zu seinem Tod ausübte. Er lebte und starb in Armut.[2][4]

Zu Benevolis Schülern zählen Giovanni Paolo Colonna, Antimo Liberati, Ercole Bernabei und Paolo Lorenzani.[5]


Werk


In seiner Eigenschaft als Komponist war er ein ausgewiesener Kontrapunktist.[4] Er schuf ca. zwanzig Messen und eine Vielzahl an Psalmen und Motetten, ein Magnificat und Antiphonen. Er gilt als einer der Hauptvertreter des römischen Kolossalbarock, bei der die musikalische Dramaturgie der Meßliturgie folgte und dabei auch die durch den Kirchenbau vorgegebenen räumlichen Möglichkeiten genutzt wurden.[6] Er bevorzugte die für den römischen sakralen Stil typische mehrchörige Ausarbeitung, wobei eine Messe für Sta. Maria sopra Minerva in Rom, aufgeführt 1650, für 12 Chöre geschrieben ist. Es sind Werke für 12, 16, 24 bis zu 48 Stimmen erhalten.[4] Die Arbeitsweise stand im Gegensatz zum venezianischen Stil – zudem aber auch kleinere konzertierende Werke erhalten sind. Das Werk wurde in einer Gesamtausgabe von Feininger zusammengefasst.[7] Ein Großteil seiner Werke ist in der Vatikanbibliothek archiviert.[4]

Die im 19. Jahrhundert wiederentdeckte, 53-stimmige Missa Salisburgensis, die 53-stimmige Motette Plaudite tympana wie auch die Missa Bruxellensis wurden ihm früher zugeschrieben.[8] Mittlerweile ist dies widerlegt. Als Schöpfer der beiden Messen wie auch der Motette konnte 1975 Heinrich Ignaz Franz Biber eindeutig identifiziert werden.[8][9]


Trivia


Aus aktuellen Anlaß heraus wurde im Jahre 2020 vom Rundfunkchor des WDR und Leitung von Nicolas Fink in der St. Aposteln in Köln die Missa in angustia pestilentiae aufgeführt (Die Aufzeichnung des Konzertes am 25. September 2020 in St. Aposteln Köln war wie folgt: Antonio Lotti: „Crucifixus“ zu acht Stimmen; Orazio Benevoli: „Missa in angustia pestilentiae“ für 16 Sänger und Basso continuo; Domenico Scarlatti: „Stabat Mater“ zu zehn Stimmen – Besetzung: Hartwig Groth, Violine; Roderick Shaw, Truhenorgel; WDR Rundfunkchor; Leitung: Nicolas Fink). Die Messe ist für 16 Stimmen und 4 Chöre verfasst und wurde in einer Pestwelle in Rom uraufgeführt.[10][11]

Eine frühere Einspielung unter Leitung von Vincenzo Di Betta aus dem Jahre 2018 in der Chiesa S. Maria In Portico In Campitelli in Rom ist im Handel erhältlich.[12]


Literatur



Aufnahme





Einzelnachweise


  1. Liliana Pannella: treccani.it Dizionario Biografico degli Italiani - Volume 8 (1966) Benevoli, Orazio
  2. Robert Eitner: Biographisch-bibliographisches Quellen-Lexikon der Musiker und Musikgelehrten. 1. Band. Breitkopf & Haertel, Leipzig 1900, S. 445 f. (Textarchiv – Internet Archive).
  3. F. J. Fétis: Biogr. univ. des musiciens, I, Paris 1873, S. 342; s9.imslp.org (PDF; 46 MB)
  4. Orazio Benevoli, composer. Prabook (World Biographical Encyclopedia), Version 2.0.48.1.1248 2021
  5. Scott Pfitzinger; Composer Genealogies: A Compendium of Composers, Their Teachers, and Their Students; Rowman & Littlefield, Lanham, Boulder, New York, London
  6. kulturkurier.de
  7. Messen, Psalmen, Magnificat, Antiphonen, Motetten. GA, hrsg. von L. Feininger 1966 ff; musiklexikon.ac.at
  8. Barbara Boisits: Benevoli, Orazio. In: Oesterreichisches Musiklexikon online; abgerufen am 7. November 2021.
  9. Ernst Hintermaier: Missa Salisburgensis. Neue Erkenntnisse über Entstehung, Autor und Zweckbestimmung. In: Musicologica Austriaca, 1, 1977, ISSN 1016-1066, S. 154–196.
  10. WDR Rundfunkchor: Antrittskonzert von Nicolas FinkMesse gegen die Angst, Moderation: Ruth Jarre, Beitrag vom 17.11.2020; deutschlandfunkkultur.de
  11. WDR Mediathek: Verfügbar seit: 25.09.2020, Dauer: 33 Minuten (Tag(s): Alte Musik, Chor, Geistliche Musik, Messe) Orazio Benevoli – Missa in angustia pestilentiae, WDR Rundfunkchor, Nicolas Fink, über: https://www.klassikkalender.de/mediathek/orazio-benevoli-missa-in-angustia-pestilentiae/
  12. Orazio Benevoli, Cappella Musicale Santa Maria In Campitelli, Vincenzo Di Betta, Missa "In Angvstia Pestilentiae" (CD, Album), TC 600201, 2018
Personendaten
NAME Benevoli, Orazio
ALTERNATIVNAMEN Benevolo, Orazio
KURZBESCHREIBUNG italienischer Kapellmeister und Komponist des römischen Barock
GEBURTSDATUM 19. April 1605
GEBURTSORT Rom
STERBEDATUM 17. Juni 1672
STERBEORT Rom

На других языках


- [de] Orazio Benevoli

[en] Orazio Benevoli

Orazio Benevoli or Benevolo (19 April 1605 – 17 June 1672), was a Franco-Italian composer of large scaled polychoral sacred choral works (e.g., one work featured forty-eight vocal and instrumental lines) of the mid-Baroque era.

[ru] Беневоли, Орацио

Орацио Беневоли, Беневоло (итал. Orazio Benevoli, Benevolo; 19 апреля 1605, Рим — 17 июня 1672, там же) — итальянский композитор эпохи барокко.



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