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Paul Hertel (* 9. Mai 1953 in Wien) ist ein österreichischer Komponist, Musikproduzent und Dirigent.


Leben


Hertels Großvater war Bildhauer, der Vater, Otto Hertel, Hornist im Orchester der Wiener Staatsoper, und Hertels Bruder, Alfred Hertel, war erster Oboist im Orchester der Wiener Volksoper sowie bei den Niederösterreichischen Tonkünstlern. Die musikalische Ausbildung von Paul Hertel begann früh. Mit fünf Jahren erhielt er Geigenunterricht, später kamen Klavier und Gitarre dazu.

Nach bestandener Matura am Hernalser Gymnasium Geblergasse studierte Hertel an der Universität Wien Theaterwissenschaften. Er promovierte 1978 zum Doktor der Theaterwissenschaften. Gleichzeitig hatte er an der Hochschule für Musik ein Studium in Tonsatz (bei Heinrich Gattermeyer) und Komposition (bei Erich Urbanner) aufgenommen. 1983 schloss er auch dieses Studium mit Diplom ab. Weitere Studien bei Alfred Uhl dienten der vertiefenden Unterweisung in Komposition. Zusätzlich absolvierte Hertel spezialisierende Lehrgänge in Elektroakustik (bei Roman Haubenstock-Ramati), Jazzharmonielehre (bei Heinz Czadek) und Chordirigieren (bei Günther Theuring).


Kompositorische Tätigkeit im Bereich Bühnenmusik


Bereits in der Studienzeit begann Paul Hertel seine eigene kreative Arbeit. Seit 1979 entstanden eine Reihe von Werken, die bei Konzerten im In- und Ausland sowie bei Festivals wie „Aspekte Salzburg“, „Steirischer Herbst“, „Österreich Heute“ (Konzerthaus Wien 1986, 1987, 1989, 1990), „Cité Internationale des Arts“ sowie u. a. bei Festivals in Huddersfield und Ville-d’Avray vertreten waren. 1985 wurde Hertel vom Theater für Vorarlberg (später Vorarlberger Landestheater Bregenz) als Bühnenkomponist und musikalischer Leiter engagiert. Hertel schuf in der Folgezeit die Musik zu Theaterneuproduktionen. Diese Kompositionen sind, je nachdem, ob es – etwa wie bei Nestroy-Stücken – Originalmusik gibt, als Bearbeitung bzw. bei Theaterstücken ohne Musik – etwa bei Schillers Maria Stuart – als Neukomposition zu werten.

Bei manchen Stücken wurde auch die Originalmusik – teils im Stil der Zeit, teils mit bewussten Stilbrüchen in kompositorischer oder instrumentaler Hinsicht – ergänzt. Diese Kompositionen bestehen meist aus Szenen verbindenden Einzelnummern bzw. aus Stimmungsmusik ähnlich einer Filmmusik. Insgesamt entstanden etwa 25 Bühnenmusiken, u. a. für die Freilichtspiele Schwäbisch Hall, das Volkstheater Wien, für das Theater Chur und die Vereinigten Bühnen Graz. Durch die zahlreichen, zu vorhandenen Stücken gefertigten Bühnenkompositionen angeregt, schrieb Paul Hertel 1988 sein erstes eigenes abendfüllendes musikdramatisches Werk, das Musical Askalun, das in Pforzheim uraufgeführt wurde.

In einer adaptierten Neufassung war Askalun 1992 bei den Wiener Festwochen in einem Zirkuszelt vor der Votivkirche zu sehen. Nach der erfolgreichen Aufführung der Kinderoper Rabautz ebenfalls 1988 trat die eigene musikdramatische Arbeit zugunsten der Komposition von Bühnenmusiken, Film- & Fernsehmusik und Werken Neuer Musik für 15 Jahre in den Hintergrund. Später wurde die Komposition von Kammeropern und speziell von Kinderopern wieder Schwerpunkt des kreativen Schaffens. Als wichtigstes Werk dieses Genre gilt Elster und Parzival, ein Auftragswerk der Deutschen Oper Berlin. Der Uraufführung am 29. März 2003 folgte im September 2006 – ebenfalls an der Deutschen Oper Berlin – die Uraufführung der gekürzten Neufassung.

2015 hat Hertel als Auftragswerk für die neu gegründeten Synchron Stage Vienna Sisi – The Move Trilogy Suite geschaffen. Aus den zum Teil kleinen Bruchstücken der handschriftlich erhaltenen Partitur der Sissi-Filmtrilogie wurde eine dreisätzige Suite für großes Orchester erarbeitet.


Orchester- und Kammermusik


Instrumentale und vokale Kompositionen für großes Orchester und Kammerorchester nehmen den größten Teil an Opuszahlen im Werk Paul Hertels ein. Auch hier ist eine große Stilvielfalt von der klassischen Streichquartettform bis zum Stück für Blechbläser zu erkennen. Die Soloinstrumente hat Hertel ziemlich ausgeglichen auf Streicher und Bläser verteilt. Die Stücke reichen von der Zwei-Minuten-Miniatur bis zum ausladenden Ein-Stundenstück. Auch das Sololied ist ein zentrales kompositorisches Anliegen Hertels. Die Textvorlagen sind sehr unterschiedlich und reichen vom 1000 Jahre alten chinesischen Gedicht bis zu den erotischen Texten Wolf Wondratscheks.


Produzent, Förderer und Organisator zeitgenössischer Musik


Hertel begann während der Studienzeit beim ORF in Wien eine Serie über zeitgenössische Musik, für das Hörerpublikum verständlich aufbereitet. Später organisierte er Konzertreihen und förderte die neuere Musik generell. Hertel war 1979 Mitbegründer des „Projekt Uraufführungen“ (heute „Creatives Centrum, Wien“). Während der 21 Saisonen, die er diese Veranstaltungsserie künstlerisch betreute, wurden bei weltweit mehr als 200 Konzerten über 800 Werke (davon 220 Uraufführungen) von rund 250 Komponisten aufgeführt.

Bei Konzertreihen u. a. im Konzerthaus Wien, im Auditorium maximum der Universität Wien und beim Wiener Stadtfest hatten viele junge, heute renommierte Künstler die Möglichkeit, ihre Werke erstmals einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen. Konzerte an bis dahin ungewohnten Orten sowie Konzerte in Verbindung mit Dichterlesungen ebneten der aktuellen Musik den Weg zu neuen Publikumsschichten. Wolf Wondratschek, H. C. Artmann, Wolfgang Bauer u. a. nahmen an diesen Konzertlesungen bzw. Lesekonzerten teil.

Zwischen 1994 und 1998 war Hertel Produzent der Gruppe Streetgang – „Sieben Kids aus fünf Nationen“. Die jungen Sänger wurden vom „Youth for Europe“-Programm der EU sowie vom Wiener Integrationsfonds gefördert und hatten zahlreiche Auftritte u. a. im ORF, beim Wiener Donauinselfest und beim Festival Hallamasch. Beim Jugendsongcontest „Blaue Perle von Rovinj“ erreichte die Gruppe 1994 den zweiten Platz.

Seit 2005 hält Paul Hertel Gastvorlesungen an der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz zum Thema „Projektbezogene multimediale Komposition“.


Film- und Fernsehproduktionen


Schon während seiner Musikstudien hatte Paul Hertel als freier Mitarbeiter Musiksendungen für den ORF/Hörfunk, den WDR und den Deutschlandfunk gestaltet. Darunter ist eine Sendereihe, die zeitgenössische Musik auf verständliche Art näher bringen sollte, besonders hervorzuheben. Insgesamt war Paul Hertel als Gestalter und Moderator von an die 200 Sendungen tätig.

Darüber hinaus trat er bei Musik- und Theaterübertragungen als Regieassistent für das ORF/Fernsehen in Erscheinung. Durch diese gestalterischen Tätigkeiten hatte sich Hertel reiche Kenntnisse auch im dramatischen Bereich erworben, die er in der Folge in seine eigene kompositorische Arbeit einfließen lassen konnte. Dazu zählt etwa auch die Erfahrung im Umgang mit Film- und Fernsehmusik, einem Bereich, der im gängigen Kompositionsunterricht in der Regel zu kurz kommt. 1982 erhielt Hertel seinen ersten Kompositionsauftrag für eine Fernsehproduktion. Mittlerweile hat er für 18 Spiel- bzw. Fernsehfilme die Musik komponiert und teilweise auch produziert, wobei es sich um Produktionen handelte, bei denen eine große stilistische Bandbreite von Barock bis zu elektronischer Musik abzudecken war. Als wichtige Arbeit in diesem Bereich ist der Auftrag des ORF zur fünfteiligen Serie anlässlich der Feiern zum 1000-jährigen Bestehen Österreichs zu nennen. Für die Filmmusik „Der gute Ort“ (Produktion: Sabbelli-Film) wurde Hertel 1987 in die „Freie Akademie der Künste Mannheim“ (heute „Freie Akademie der Künste Rhein–Neckar“) gewählt.

Paul Hertels Kompositionen zeichnen sich durch Einbeziehung gegensätzlichster Stilelemente aus. Die jeweilige Wahl der Mittel und deren Kombination ergeben einen jeweils sehr persönlich geprägten Stil, der auch manchmal nur für ein einzelnes Stück entwickelt wird. Hertel scheut sich nicht, einfache traditionelle Formen und Stilmittel einzusetzen und ihnen eine individuelle Prägung zu geben. Das Musikantische zu einer zentralen Haltung zu machen, dem Avantgardistischen einzuverleiben und es seinerseits wieder durch zeitgemäße Kompositionstechniken zu befruchten, steht für Hertel im Zentrum des kreativen Interesses. (Ilse Schneider, 2007)


Autor


Paul Hertel ist Autor von Rundfunksendungen auf ORF und Ö1, er schrieb Hörspiele für den WDR und Deutschlandfunk, Drehbücher, Fachartikel und Kurzgeschichten.


Mitgliedschaften


Seit 2000 ist Paul Hertel Mitglied des Vorstandes der AKM (Staatlich genehmigte Gesellschaft der Autoren, Komponisten und Musikverleger reg. Gen. m. b. H.) als Vertreter der E-Musik-Komponisten.

Seit 2001 ist er Geschäftsführer der Gesellschaft für Österreichische Musik GFÖM und seit 2002 Kuratoriumsmitglied des Österreichischen Musikrats ÖMR. Im Kuratorium des ÖMR übt er seit 2004 die Funktion des Vorsitzenden aus.


Werke



Originalkompositionen für TV und Film (Auswahl)



Bühnenwerke



Bühnenmusik (Auswahl)


Musikdramatische Werke (Auswahl)


Neue Musik (Auswahl)



Symphonieorchester


Streichorchester


Symphonisches Blasorchester


Brassband


Kammerorchester


Kammermusik (Auswahl)


Holzbläser


Streicher


Diverse Besetzungen


Unterrichtswerke (Auswahl)


Tonträger (Auswahl)




Personendaten
NAME Hertel, Paul
KURZBESCHREIBUNG österreichischer Komponist, Produzenten und Dirigent
GEBURTSDATUM 9. Mai 1953
GEBURTSORT Wien

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[en] Paul Hertel

Paul Hertel (born 9 May 1953 in Vienna) is an Austrian composer. He is a recipient of the Theodor Körner-Preis, Staatsstipendium der Republik Österreich, and has an Honorary Degree as the Best Composer of Film Music at the 12th International Fajr Film Festival.



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