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Scott Joplin (* zwischen Juni 1867 und Januar 1868 bei Linden, Texas;[1] † 1. April 1917 in New York City, New York) war ein US-amerikanischer Komponist und Pianist. Schlüssiger als andere Komponisten des Ragtime hat Joplin, der als „Vollender dieses Stils“ angesehen wird, Elemente der romantischen Klaviertradition mit der afroamerikanischen Folklore „zu kraftvollen Miniaturen verbunden, die in ihrer aphoristischen Dichte an Stücke von Erik Satie heranreichen“ (Martin Kunzler). Neben rund achtzig Rags hat Joplin auch Bühnenwerke geschrieben.

Scott Joplin (ca. 1903)
Scott Joplin (ca. 1903)

Leben


Scott Joplin, Sohn eines zur Zeit seiner Geburt befreiten Sklaven, spielte als Kind Violine und erhielt ab dem siebten Lebensjahr systematischen Klavierunterricht bei Julius Weiss. Bereits als Fünfzehnjähriger war er als Kneipen-Pianist in Texas und Louisiana unterwegs. Von 1885 bis 1893 lebte Joplin als Musiker in St. Louis, wo er in den Honky-Tonks und Saloons aufspielte. 1893 trat er auf der Weltausstellung in Chicago auf. Bis 1904 lebte er in Sedalia (Missouri), wo auch der Maple Leaf Rag entstand, danach wieder in St. Louis.

Spätestens ab 1895 entstanden die meisten seiner Kompositionen, die er für den Eigenbedarf sowie auch für seine Vokalgruppe The Texas Medley Quartet verfasste, die in Vaudeville-Shows auftrat. Er wurde einer der ersten erfolgreichen Rag-Komponisten. Ihm wurde die Anerkennung seiner Zeitgenossen zuteil, und er hatte einen sich immerhin teilweise auszahlenden Verkaufserfolg von Notenblättern seiner Stücke. Jedoch wurden nicht unerhebliche Teile seines Schaffens, darunter auch komplexe Werke wie ein Musical, eine Oper und eine Symphonie, nie veröffentlicht und sind bis heute verschollen.

Durch einen Unglücksfall brach sein sich entwickelnder Erfolg ab. Er veröffentlichte weiterhin und konnte nach einigen Jahren wieder passabel leben.

Scott Joplin war insgesamt dreimal verheiratet. Seine erste Ehe mit Belle wurde geschieden, seine zweite Frau Freddie verstarb wenige Wochen nach der Hochzeit nur 20-jährig an den Folgen einer Lungenentzündung, seine dritte Frau war Lottie.

Er selbst verstarb 1917 an den Folgen tertiärer Syphilis.


Bedeutung


Von Joplins zahlreichen Rags sind The Entertainer und der Maple Leaf Rag die bekanntesten Stücke. Von seinen Bühnenwerken ist nur die Oper Treemonisha (1911; neu instrumentiert durch Gunther Schuller) erhalten. Die zu Ehren Theodore Roosevelts komponierte Oper A Guest of Honor ist ebenso verloren wie sein Ballett The Ragtime Dance.

Gemeinsam mit James Scott und Joseph Lamb gehört Joplin zu den „Big Three“ des klassischen auskomponierten Ragtime. Seine Kompositionen sind durchgehend pianistisch anspruchsvoll, daher gibt es zahlreiche vereinfachte Ausgaben. Joplin bestand stets darauf, dass seine Stücke „nicht schnell“ zu spielen seien; häufig wird „Slow March Time“ gefordert: „It’s never right to play Ragtime fast“. Damit widersprach er der rasanten Spielpraxis einiger seiner Zeitgenossen, die anhand von einfacher strukturierten Rags eher Schnelligkeit als Musikalität zur Geltung brachten.

Seine im Jahr 1899 herausgebrachte gedruckte Ausgabe des Maple Leaf Rag kann als Meilenstein „populärer Musik“ angesehen werden – das erste Musikstück, das über eine Million mal verkauft wurde. Hiermit löste Joplins Rag in einer „Ewigen Liste populärer Musik“ die in mehreren hunderttausenden verkauften Kopien des Klavierstücks Gebet einer Jungfrau von Tekla Bądarzewska von 1856 nach fast 50 Jahren dann ab.

Es existiert eine von Joplin selbst eingespielte Aufnahme von Pleasant Moments für die Metro-Art-Serie der Aeolian Company auf Klavierrolle.[2][3] Sie vermittelt einen Eindruck der Spielgewohnheiten seiner Zeit. Die weiteren Klavierrollen sind von Editoren gezeichnete Rollen, häufig mit einer von Hand nicht spielbaren Anzahl von Anschlägen pro Takt.

Nach dem Tode Joplins verdrängte der Jazz den Ragtime für einige Jahrzehnte aus dem Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit. Knapp 60 Jahre nach seinem Tod genossen Joplin und sein Werk wieder weite Anerkennung. Insbesondere durch den siebenfach mit dem Oscar ausgezeichneten Spielfilm Der Clou (1973) mit Robert Redford, für dessen Filmmusik aus dem Werk Scott Joplins geschöpft wurde, gewann der Ragtime wieder an Beliebtheit. Während die Interpretation seiner Rags durch John Arpin als besonders authentisch angesehen wird, ermöglichte die Einspielung von 1974 durch den Pianisten Joshua Rifkin einen neuen Blick auf diese Musik.

An Scott Joplins ehemaligem Wohnsitz in St. Louis wurde 1984 die Scott Joplin House State Historic Site eingerichtet.

Sein ehrgeizigstes Werk, die Oper Treemonisha über die Lebensumstände der Afroamerikaner der Wiederaufbauepoche, wurde 1913 in Bayonne (New Jersey) uraufgeführt[4] sowie 1972 in Atlanta, sodann nahezu vergessen. Die deutsche Erstaufführung fand im August 1984 am Stadttheater Gießen statt.[5] Eine weitere Aufführung auf einer deutschen Bühne brachte am 25. April 2015 das Staatsschauspiel Dresden in der Regie und Choreographie von Massimo Gerardi heraus.[6]


Werke (Auswahl)


Ragtime Betty
Violinist: João Pedro Cunha Speichern | Informationen


Siehe auch



Literatur




Commons: Scott Joplin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. vgl. Biografie Scott Joplin - the man and his music. Scott Joplin International Ragtime Foundation, abgerufen am 7. März 2020 (englisch). sowie Reclams Jazzlexikon; Kunzlers Jazzlexikon gibt jedoch das Geburtsdatum 24. November 1868 an.
  2. History of the Pianola Pianola Institute
  3. Worn Axles: Pleasant Moments (Memento vom 3. August 2009 im Internet Archive)
  4. Barrymore Laurence Scherer: Opera ‘Treemonisha’ as It Was Intended To Be. In: Wall Street Journal, 6. Dezember 2011; abgerufen 26. April 2015
  5. Nancy R. Ping Robbins, Guy Marco: Scott Joplin: A Guide to Research. Routledge, 2014, ISBN 0-8240-8399-7, S. 299 (englisch, Seite in GoogleBooks [abgerufen am 7. März 2020] Erstausgabe: 1998).
  6. Treemonisha – Oper mit getanzten Szenen, Libretto und Musik von Scott Joplin, arrangiert von Keno Hankel, Felix Klingner und Florian Baum. Staatsschauspiel Dresden; abgerufen 26. April 2015
  7. Edward A. Berlin: A Biography of Scott Joplin (c.1867 - 1917). Scott Joplin International Ragtime Foundation, 1998, archiviert vom Original am 24. Februar 2007; abgerufen am 1. August 2007 (englisch).
Personendaten
NAME Joplin, Scott
KURZBESCHREIBUNG US-amerikanischer Komponist und Pianist
GEBURTSDATUM zwischen Juni 1867 und Januar 1868
GEBURTSORT bei Linden, Texas, Vereinigte Staaten
STERBEDATUM 1. April 1917
STERBEORT New York City, New York, Vereinigte Staaten

На других языках


- [de] Scott Joplin

[en] Scott Joplin

Scott Joplin (c. November 24, 1868 – April 1, 1917) was an American composer and pianist.[1] Because of the fame achieved for his ragtime compositions, he was dubbed the "King of Ragtime."[2] During his brief career, he wrote over 40 original ragtime pieces,[3] one ragtime ballet, and two operas. One of his first and most popular pieces, the Maple Leaf Rag, became the genre's first and most influential hit, later being recognized as the archetypal rag.[4] Joplin considered ragtime to be a form of classical music and largely disdained the practice of ragtime such as that in honky tonk.

[es] Scott Joplin

Scott Joplin (Texarkana, Texas; 24 de noviembre de 1868-Manhattan, Nueva York; 1 de abril de 1917) fue un compositor y pianista afroestadounidense, una de las figuras más importantes en el desarrollo del ragtime clásico, para el que deseaba un estatus similar al de la música seria proveniente de Europa y la posibilidad de admitir composiciones extensas como óperas y sinfonías.

[ru] Джоплин, Скотт

Скотт Джо́плин (англ. Scott Joplin; 24 ноября 1868 года[1], Северный Техас — 1 апреля 1917 года, Нью-Йорк) — афроамериканский композитор и пианист, автор 44 регтаймов, наиболее известные из которых — «Артист эстрады» и «Кленовый лист». Считается крупнейшим автором рэгтаймов, однако признание получил лишь после смерти. При жизни его музыка воспринималась афроамериканской общиной как «слишком белая», а белыми — напротив, как «слишком чёрная», не отвечавшая классическим канонам. Интерес к творчеству Джоплина возродился в 1970-х годах. В 1977 году о нём был снят биографический фильм «Скотт Джоплин», главную роль в котором сыграл Билли Ди Уильямс[2].



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