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Truid Aagesen (auch: Truid Ågesen, Theodoricus Sistinus, Theodorico Sistino, Trudo Haggaei Malmogiensis; vor 1593 – nach 1625)[1] war ein dänischer Komponist und Organist in Diensten des dänischen Königs Christian IV.[2][3][4]


Leben


Über das frühe Leben Aagesens ist wenig bekannt. Der Name Malmogiensis zeigt an, dass er aus Malmö stammt. Er soll mehrere Jahre in Deutschland und Italien ausgebildet worden sein.[3][4][5][6] Der Jesuitenpater Laurentius Nicolai Norvegus bezeichnet Aagesen als seinen Schüler.[4][7] Vermutlich besuchte er die Jesuitenschule in Graz.[3][4][7] Im März 1593 hielt er sich in Wittenberg auf.[4] Hier schrieb er einen musikalischen Abschied für einen Mitstudenten, den späteren Rat Nils Krag.[3][8] Am 23. Juni 1593 wurde er Organist an der Frauenkirche in Kopenhagen.[3][4][5][6] In der Anstellungsurkunde ist aufgeführt, dass er von dänischer Geburt war.[2] Er erhielt verschiedene Gunstbeweise des Königs, unter anderem eine kostenlos zur Verfügung gestellte Wohnung – ein Zeichen dafür, dass er als Künstler ein gewissen Ansehen im Königshaus genoss.[2][5][6] 1599 bis 1600 scheint er in Venedig studiert zu haben.[7]

Er war königlicher Gesandter Christians IV. mit verschiedenen musikalischen Aufgaben.[6][9] Dies erleichterte ihm, seine katholischen Kontakte im Ausland aufrecht zu halten. So reiste er im Jahr 1600 in königlicher Mission nach Prag.[4][5][6] Katholik scheint er nur im Geheimen gewesen zu sein. In Kopenhagen soll er für heimkehrende Jesuitenschüler Anlaufstelle und Treffpunkt gewesen sein.[4][6] Nach solch einem Treffen kam es zu einer öffentlichen Schlägerei auf der Straße, die in den Protokollen des Konsistoriums bezeugt wurden.[3]

Nachgewiesen, veröffentlicht und erhalten sind seine dreistimmigen Kanzonen, die er 1608 in Hamburg unter seinem latinisierten Namen Theodoricus Sistinus bei Philipp von Ohr („excudebantur typis“) und Samuel Jauch („impensis“) drucken ließ.[6][9][10][11] Man nimmt an, dass er zwischen 1609 und 1611 engeren Kontakt zum Hof des Königs hatte. Zusätzlich zu seinem kirchlichen Einkommen für den Organistendienst erhielt er vermutlich als Unterrichtsentgelt Zuwendungen aus der königlichen Staatskasse erhielt.[2][3][4][6][9] Die Wohnung, die bis dahin dem Schlossprädikanten vorbehalten war, wurde ihm zugeteilt.[4] 1613 veröffentlichte der dänische König einen Erlass, in dem er festlegte, dass alle Personen der „papistischen Religion“ Dänemark zu verlassen hatten.[2] Aagesen stand seit 1604 im Verdacht, auf der Gehaltsliste des Papstes zu stehen. Sein Name tauchte im August in einem Prozess gegen einen norwegischen Jesuitenschüler namens Gjerpen auf. Da er vermutlich seinen katholische Gesinnung im Laufe der Zeit nicht mehr verbarg, verhandelte man im Konsistorium der Universität in Kopenhagen, über seine Anstellung als Organist an der Frauenkirche. Am 15. September 1613 wurde aus diesem Amt entlassen und ins Exil geschickt.[2][4][6][5][9][12]

Trotz dieser Quelle bezeugen einzelne spätere Quellen noch einen Aufenthalt in Kopenhagen, so erhielt er am 14. Oktober 1613 von der Universität ein mit Auszeichnungen versehenes Zeugnis und am Michaelstag (29. September) 1615 eine Lohnzahlung.[4] Von da an wird Johan Meincke als sein Nachfolger als Organist der Frauenkirche geführt. Erst 1625 weisen ihn historische Quellen wieder mit Frau und Kindern in Danzig in Polen nach, einem beliebten Ziel exilsuchender, dänischer Katholiken.[4][6][13] Sein Schicksal war den dänischen Recusanten so wichtig, dass am 23. Januar 1626 seine Notlage bei einer Sitzung der Congregatio de Propaganda fide in Gegenwart Papst Urbans VIII. vorgetragen wurde.


Werke



Einspielungen (aus „Cantiones trium vocum“)



Literatur





Digitalisate


  1. Cantiones trium vocum. Digitalisat in Det Kongelike Bibliotek

Einzelnachweise


  1. Frederick Key Smith: Nordic Art Music: From the Middle Ages to the Third Millennium. Greenwood Publishing Group, 2002, ISBN 978-0-275-97399-5 (englisch).
  2. Angul Hammerich: Musiken ved Christian den Fjerdes Hof: et Bidrag til dansk Musikhistorie. Kopenhagen 1892, OCLC 3440018, S. 177178 (dänisch, Textarchiv – Internet Archive).
  3. Vello Helk: Truid Aagesen. In: Svend Cedergreen Bech (Hrsg.): Dansk biografisk Lexikon. 3. Auflage. Band 1. Gyldendal, Kopenhagen 1984 (dänisch, denstoredanske.dk).
  4. Ole Kongsted: Aagesen, Truid, Theodoricus Sistinus, Trudo Haggaei Malmogiensis. In: Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. 2. Auflage. Personenteil 1. Bärenreiter/Metzler, Kassel (et al.) 1999, ISBN 3-7618-1111-X, Sp. 2 f.
  5. V. C. Ravn: Truid Aagesen. In: Carl Frederik Bricka (Hrsg.): Dansk biografisk Lexikon. Tillige omfattende Norge for Tidsrummet 1537–1814. 1. Auflage. Band 1: Aaberg–Beaumelle. Gyldendalske Boghandels Forlag, Kopenhagen 1887, S. 11 (dänisch, runeberg.org).
  6. John Bergsagel, Ole Kongsted: Truid Aagesen (Theodoricus Sistinus). In: The New Grove Dictionary of Music and Musicians. 2. Auflage. Band 1. Oxford 2001, S. 3.
  7. Oskar Garstein: Rome and the Counter-Reformation in Scandinavia: Jesuit Educational Strategy, 1553–1622. Brill, 1992, ISBN 978-90-04-09393-5, S. 462 (englisch, google.de).
  8. Steffen Heiberg, C. O. Bøggild-Andersen: Nils Krag. In: Dansk biografisk Lexikon. Gyldendal, 1984 (dänisch, denstoredanske.dk).
  9. Anne Ørbæk Jensen, Anne-Marie Christiansen: Truid Aagesen. Det kongelige Bibliothek, abgerufen am 29. Januar 2017 (dänisch).
  10. Cantiones Trivm Vocvm, Ut Et Vivæ Voci, Et Instrumentis Sint Idoneæ. 1. Januar 1608, abgerufen am 29. Januar 2017.
  11. Cantiones trium vocum – Free Sheet Music by Aagesen. Abgerufen am 29. Januar 2017 (englisch).
  12. J. J.Duin: Vello Helk: Laurentius Nicolai Norvegus S.I. Hrsg.: Institutum Historicum S.I. Band XXXVI. Archivum Historicum Societatis Iesu, Rom 1967, S. 172 (archive.org [abgerufen am 9. Januar 2022]).
  13. Hanns-Peter Mederer: Musikgeschichte Dänemarks. Tectum Wissenschaftsverlag, 2014, ISBN 978-3-8288-5761-2.
  14. Emiliano Ricciardi: Torquato Tasso and Lighter Musical Genres: Canzonetta Settings of the Rime. In: The Journal of Musicology. Band 29, Nr. 4. University of California Press, 2012, S. 419 (englisch).
  15. Liste der Bühnenwerke von Truid Aagesen auf Basis der MGG bei Operone
  16. Angelika Horstmann: Katalog der Musikdrucke aus der Zeit der Kasseler Hofkapelle: (1550–1650). Band 1. Otto Harrassowitz Verlag, 2005, ISBN 978-3-447-05077-7.
  17. De danske madrigalister, abgerufen am 1. Februar 2017
  18. Det Kgl. Kapels Messingkvintet, abgerufen am 1. Februar 2017
  19. Danish Brass Music from 400 years, abgerufen am 1. Februar 2017
  20. Music from the time of Christian IV., abgerufen am 1. Februar 2017
  21. The Madrigal from the south to the North, abgerufen am 1. Februar 2017
  22. The queen’s goodnight: lute music from the royal Danish court of Christian the Fourth, abgerufen am 1. Februar 2017
  23. Fono.fi – Äänitetietokanta. Abgerufen am 30. Januar 2017.
  24. Scandinavia sonans – Musik aus Nordeuropa vom Mittelalter bis zur Klassik, abgerufen am 1. Februar 2017
  25. Cantate, abgerufen am 1. Februar 2017
  26. Club Renaissance, abgerufen am 1. Februar 2017
  27. Doucaine Among Friends – Rampur Records: 700261291116. Abgerufen am 30. Januar 2017 (englisch).
  28. OCLC 7341914, abgerufen am 1. Februar 2017
  29. Vello Helk: Truid Aagesen. In: Dansk Biografisk Leksikon. 18. Juli 2011, abgerufen am 9. Januar 2022 (dänisch).
Personendaten
NAME Aagesen, Truid
ALTERNATIVNAMEN Ågesen, Truid; Theodoricus Sistinus; Theodorico Sistino; Trudo Haggaei Malmogiensis
KURZBESCHREIBUNG dänischer Komponist und Organist
GEBURTSDATUM vor 1593
STERBEDATUM nach 1625

На других языках


- [de] Truid Aagesen

[en] Truid Aagesen

Truid Aagesen (fl. 1593–1625) was a Danish composer and organist. His only known published music is a set of secular Cantiones for three voices which were published in Hamburg in 1608 under his Latinized name, Theodoricus Sistinus. He was also known under the name Trudo Haggaei Malmogiensis. [1][2]



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