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Victor (oder: Viktor) Ernst Nessler (eigentlich: Neßler; französisch Victor Erneste Nessler[1]) (* 28. Januar 1841 in Baldenheim bei Schlettstadt; † 28. Mai 1890 in Straßburg) war ein deutscher Komponist.

Victor Ernst Nessler
Victor Ernst Nessler
Nessler-Büste in Straßburg
Nessler-Büste in Straßburg

Leben



Kindheit und Jugend


Nessler war das fünfte Kind des Pfarrers Carl Ferdinand Nessler und dessen Ehefrau Wilhelmine geborene Kampmann. Mütterlicherseits war er entfernt verwandt mit Ludwig van Beethoven.[2][3] Seine Kindheit verlebte er in Barr, wohin sein Vater bald nach seiner Geburt versetzt worden war. Bereits mit drei Jahren zeigte sich Victors außergewöhnliches musikalisches Talent, als er ohne jede Anleitung, nur durch Beobachten seiner älteren Schwester, Klavier zu spielen begann. Seit seinem achten Lebensjahr erhielt Victor Klavierunterricht und machte darin schnelle Fortschritte, doch lehnte sein Vater es ab, ihn öffentliche Konzerte geben zu lassen, da er wünschte, dass sein Sohn in seine Fußstapfen als Pfarrer treten sollte.

Seit 1854 besuchte Victor Nessler das evangelische Gymnasium in Straßburg. In dieser Zeit trat er in den Chor „Sternenkränzel“ ein, den der bekannte Organist und Komponist Georg Friedrich Theophil Stern leitete. Hier lernte er auch seine spätere Ehefrau kennen.


Theologiestudium in Straßburg


Dem Wunsch seines Vaters entsprechend, studierte Nessler nach dem Schulabschluss evangelische Theologie an der Universität Straßburg. 1861 trat er in die Schwarzburgbund-Verbindung Wilhelmitana Straßburg ein, für die er auch das Bundeslied komponierte.[4] Zugleich nahm er Privatstunden im Komponieren bei seinem Chorleiter Stern. Mit seiner Hilfe und Unterstützung konnte Nessler erfolgreich als Musiker debütieren. Nessler vertonte in dieser Zeit mehrere Psalmen (u. a. den 125., 136. und 137.) sowie zahlreiche weitere Texte mit religiösem Inhalt.

Während des Studiums befreundete sich Nessler mit seinem Theologie-Kommilitonen Edmund Febvrel. Dieser schrieb nebenher ein Libretto für eine Oper über Fleurette de Nérac, die Jugendliebe des französischen Königs Heinrich IV. Hierzu komponierte Nessler die Musik, und am 15. März 1864 wurde die Oper Fleurette am Städtischen Theater in Straßburg uraufgeführt. Die Premiere geriet zu einem großen Erfolg, führte aber beinahe zur Zwangsexmatrikulation beider Urheber. Als Nessler freiwillig ausschied, durfte Febvrel sein Theologiestudium fortsetzen. Er wurde später Prediger in St. Dié-des Vosges, starb jedoch früh.


Musikerlaufbahn in Leipzig


Nesler beschloss nach diesem Vorfall, dem Theologiestudium ganz den Rücken zu kehren und hauptberuflich Musiker zu werden, und lernte zunächst bei dem Komponisten Ludwig Liebe in Straßburg. Der junge Komponist ging daraufhin nach Leipzig, wo er sich hauptsächlich von Eduard Bernsdorf und Moritz Hauptmann weiter ausbilden ließ, aber auch Inspirationen von anderen Komponisten empfing, unter ihnen Ferdinand David, Ignaz Moscheles, Carl Reinecke und Salomon Jadassohn. Seinen Lebensunterhalt sicherte sich Nessler einstweilen als Musiklehrer.

Neslers Hauptinteresse galt zunächst der Komposition von Chorwerken, und so wurde er der Leiter mehrerer Männergesangsvereine, was schließlich 1880 darin mündete, dass er die Leitung von deren Dachverband, dem Leipziger Sänger-Bund, übernahm.

1867 feierte er mit seiner romantischen Zauberoper Dornröschens Brautfahrt erneut einen großen Erfolg. Es folgten zwei weitere einaktige Opern, Am Alexandertag und Nachtwächter und Student, sowie die Operette Die Hochzeitsreise. Diese Werke, aber auch die folgende Oper Irmingard wurden vom Publikum zwar wohlwollend aufgenommen, aber der ganz große Erfolg blieb ihnen versagt. 1870 wurde Nessler als Chordirigent und Musikdirektor an das Leipziger Stadttheater verpflichtet, wo er bis 1879 blieb. Anschließend übernahm er die Aufgaben eines Kapellmeisters am Carola-Theater (Leipzig).

Schließlich schlug die am 19. März 1879 in Leipzig uraufgeführte Oper Der Rattenfänger von Hameln beim Publikum glänzend ein. Im Volksmund wurde er liebevoll „der Vogesenbär“[2] oder auch doppelsinnig-spaßhaft „Viktor der Lieder-liche“ genannt, und zu seinem 41. Geburtstag organisierte man eine große Feier mit Fackelzug, an der Hunderte teilnahmen.

Nach weiteren, allerdings weniger spektakulären Erfolgen erlebte Nessler am 4. Mai 1884 mit seiner Oper Der Trompeter von Säckingen (Schreibweise damals: Säkkingen) einen sensationellen Erfolg, der ihn quasi über Nacht im gesamten deutschsprachigen Raum bekannt machte und bereits 1887 auch in der Metropolitan Opera in New York City aufgeführt wurde. Insbesondere die Arie daraus: Das ist im Leben hässlich eingerichtet brachte es zu volksliedhafter Popularität, und ihr Kehrreim: „Behüt dich Gott, es wär zu schön gewesen, behüt dich Gott, es hat nicht sollen sein“ wurde geradezu sprichwörtlich bekannt; das Lied ist auch weiterhin im Repertoire zahlreicher Musiker enthalten.[5] Bis heute ist es die Erkennungsmelodie der Stadtmusik Bad Säckingen, einem der größten Blasorchester im südbadischen Raum: dessen – in der Regel historisch gekleideter – erster Trompeter betätigt sich mit dem Lied als musikalischer Botschafter der Stadt.[6][7]

1886 folgte die Oper Otto der Schütz, die sich aber als nicht wirklich zugkräftig erwies und deren Titel gelegentlich zu „Oh toter Schütz“ ironisch umgedeutet wurde.


Lebensabend in Straßburg


1888 verließ Nessler Leipzig und kehrte ins Elsass zurück. Er ließ sich in Straßburg nieder; in seiner letzten Oper, Die Rose von Straßburg, verarbeitete er Ereignisse aus dem Elsass (darunter die Hirsebreifahrt) nach dem Vorbild der Meistersinger von Nürnberg des von ihm bewunderten Richard Wagner. Die Oper wurde in Nesslers Anwesenheit 1890 in München uraufgeführt; die Aufnahme beim Publikum war allerdings verhalten: u. a. wurde die Nähe zu Wagner nicht überall günstig aufgenommen.

Kurz nach seiner Rückkehr aus München erlag Nessler einem Herz- und Nierenleiden (anderen Angaben zufolge einer Leberentzündung) in Straßburg. Auf dem dortigen Friedhof St. Gallen fand er auch seine letzte Ruhestätte.


Persönliches


Bereits in früher Jugend verliebte sich Victor Nessler in eine gleichaltrige Mitsängerin im Straßburger „Sternenkränzel“ (s. o.), Maria Margarethe Julie Ehrmann (1841–1920). Ihr widmete er seine ersten Kompositionen und verlobte sich 1861 heimlich mit ihr. Allerdings waren ihre Eltern mit der Verbindung zunächst nicht einverstanden, so dass die Hochzeit erst am 27. Mai 1872 stattfinden konnte. Das Paar wurde von Victor Nesslers eigenem Vater in der Straßburger Nicolaikirche getraut.

Nach dem Tod ihres Mannes 1890 zog die Witwe nach Berlin. Julie und Victor Nesslers Sohn Ernst (1873–1934) wurde dort als Schauspieler und Theaterregisseur bekannt.[8]

Nesslers gesamter Nachlass wurde 1912 von seiner Familie der Universität und Landesbibliothek in Leipzig als Geschenk überlassen.[9]


Ehrungen


Fünf Jahre nach seinem Todestag wurde ein Denkmal im Orangerie-Park in Straßburg enthüllt. Es handelt sich um eine Büste auf einem aufwendig gestalteten Sandsteinpostament. Das Denkmal wurde von Adolf Marzloff, einem Straßburger Künstler, gestaltet.

Im sog. Musikerviertel der Straßburger Neustadt ist eine Straße nach Nessler benannt.

Am 27. November 2016 wurde neben dem Rathaus in Nesslers Geburtsort Baldenheim ein zweiteiliges Denkmal enthüllt: Auf zwei gegenüberstehenden Säulen befinden sich eine überlebensgroße Bronzeplastik des Komponisten und eine (deutlich kleinere, ebenfalls bronzene) Figur des Trompeters von Säckingen. Das Ensemble ist das Werk des Colmarer Bildhauers Jean-Luc Schické.[10][11]


Werke (Auswahl)



Vokalwerke



Bühnenwerke



Diskographie



Literatur




Commons: Victor Nessler – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Geburtsurkunde 5/1841 in der Mairie Baldenheim
  2. Petra Sepsy-Kaul: Massenet, Nessler und Waldteufel - das Musikerviertel von Strasbourg. In: In Reiselaune. 21. März 2021, abgerufen am 15. November 2021.
  3. Bastian Henrichs. 1555-. In: Geneanet. Abgerufen am 15. November 2021 (französisch).
  4. Leopold Petri (Hrsg.): Mitgliederverzeichnis des Schwarzburgbundes. Vierte Auflage, Bremerhaven 1908, S. 185, Nr. 69.
  5. Tiffany Tabbert: Behüt dich Gott, es wär zu schön gewesen. In: Deutschland-Lese. Bertuch-Verlag Weimer und Trägerwerk Soziale Dienste, abgerufen am 16. November 2021.
  6. Geschichte. In: Stadtmusik Bad Säckingen. Abgerufen am 16. November 2021.
  7. "Behüt' Dich Gott ..." - das Trompeterlied. In: Der Trompeter von Säckingen. Abgerufen am 16. November 2021.
  8. Ernest Nessler. In: Geneanet. Abgerufen am 15. November 2021 (französisch).
  9. Des Trompeter-Komponisten Nachlaß. In: Neue Musikzeitung. 33. Jahrgang. Nr. 7. Verlag von Carl Grüninger, Stuttgart / Leipzig 4. Januar 1912, S. 166 (archive.org).
  10. Julien Eynard: Victor Nessler mérite bien sa statue. Dernières nouvelles d'Alsace, 21. Januar 2016, abgerufen am 16. November 2021 (französisch).
  11. Michael Gottstein: Ein Denkmal für Komponist Nessler. In: Badische Zeitung. 23. November 2016, abgerufen am 16. November 2021.
Personendaten
NAME Nessler, Victor Ernst
ALTERNATIVNAMEN Nessler, Viktor Ernst; Neßler, Viktor Ernst; Neßler, Victor Ernst
KURZBESCHREIBUNG deutscher Komponist
GEBURTSDATUM 28. Januar 1841
GEBURTSORT Baldenheim, Elsass
STERBEDATUM 28. Mai 1890
STERBEORT Straßburg

На других языках


- [de] Victor Ernst Nessler

[en] Viktor Nessler

Viktor (or Victor) Ernst Nessler (28 January 1841 – 28 May 1890) was an Alsatian composer who worked mainly in Leipzig.

[ru] Несслер, Виктор Эрнст

Ви́ктор Эрнст Не́сслер (нем. Victor Ernst Nessler; 28 января 1841 — 28 мая 1890) — эльзасский композитор, который работал в основном в Лейпциге. Наиболее известен своими операми «Трубач из Зекингена» (нем. Der Trompeter von Säckingen) и «Гамельнский крысолов» (нем. Der Rattenfänger von Hameln).



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