Psycho Circus ist das 18. Studioalbum der US-amerikanischen Hard-Rock-Band Kiss. Es wurde 1998 aufgenommen, nachdem die Band mit ihrer Reunion 1996 beträchtliche Tourneeerfolge erzielt hatte. Die LP gelangte in mehreren Ländern in die Top Ten und erhielt den Gold-Status. Allerdings enthält es nur einen Titel, der tatsächlich von den vier Originalmitgliedern der Gruppe aufgenommen wurde, nämlich das von Ace Frehley geschriebene Lied Into the Void.[1]
Das Vorgängeralbum Carnival of Souls wurde zwar 1995/1996 aufgenommen, erschien aber erst 1997 – fünf Jahre nach dem vorausgegangenen Album. Aufgrund der Reunion der ursprünglichen Bandbesetzung erschien der Plattenfirma der Zeitpunkt für die Herausgabe des Albums nicht günstig. Denn die Band war auf Carnival of Souls nicht im wiedervereinigten Original-Line Up zu hören. Entsprechend verhalten waren die Reaktionen der Anhängerschaft und der Käufer. Auf diesem Album experimentierten Kiss mit Grunge und einer düsteren[2] Hardrock-/Heavy-Metal-Melange. Das Album klingt moderner und songtechnisch konstruktiv[3] und verfolgt ein zeitgemäßes Stilkonzept im halbharten Midtempo-Bereich.[4] Sowohl der Gesang als auch die instrumentale Musik sind insgesamt vergleichsweise langsam, langatmig, tieftönig und mitunter schwermütig.[5] Carnival of Souls war das letzte Album der unmaskierten Ära.
Kiss waren in den vorherigen Jahrzehnten noch deutlich produktiver. So nahmen sie noch in den 1970er-Jahren teilweise zwei Alben pro Jahr auf. Die Frequenz verlangsamte sich in den 1980er-Jahren auf einen Ein- bzw. Zweijahres-Rhythmus und verlangsamte sich in den 1990er-Jahren noch einmal weiter auf einen Abstand von bis zu fünf Jahren. Zwischen Psycho Circus und dem 2009 erschienenen Nachfolgealbum Sonic Boom liegen gar elf Jahre.
Die Original-Besetzung löste sich zunächst 1980 durch den Fortgang des Schlagzeugers Peter Criss auf. 1982 folgte Leadgitarrist Ace Frehley, der ebenfalls die Band verließ. In den Jahren 1983 bis 1995 erfolgten Auftritte ausschließlich ohne Maskierung. Ebenso zeigten die CDs die Band nur ohne Schminke. Aufgrund einer MTV-Unplugged-Sendung im August 1995, bei der auch die alten Bandmitglieder Criss und Frehley auftraten, beschloss die Band, sowohl in der Urformation als auch geschminkt aufzutreten. 1996 folgte daher die äußerst erfolgreiche Kiss Alive/Worldwide Tour.[6] Das Album Psycho Circus wurde insofern in der Zeit der gemeinsamen Konzerte produziert. Die Zusammenarbeit endete bereits wieder 2001, als Criss die Band verließ. Ihm folgte Ace Frehley 2002 wegen interner Streitigkeiten.
Paul Stanley gab zum Ergebnis des Albums an: „Ich denke, es ist ein sensationelles Album. ‚Psycho Circus’ halte ich für eines unserer besten Alben, doch es enthält auch einige Parts, die mir nicht so gut gefallen. Im Großen und Ganzen bin ich damit und mit dem, was ich dazu beigetragen habe, jedoch sehr zufrieden. […] Ich denke, viele Dinge sind bei dem Album einfach schief gelaufen. Doch ich setzte alles daran, dass dem Album nicht auch noch das letzte bisschen Integrität verlorenging.“[7]
Gene Simmons sah es ähnlich: „An den meisten Stücken des Albums erkennt man deutlich, dass die Band etwas erreicht hat. Ich halte es für eine unserer besseren Scheiben.“[7]
Ace Frehley war zwar mit dem Ergebnis, nicht aber mit der Entstehung der LP zufrieden: „Ich denke, es war ein gutes Album; was ich allerdings nicht ganz so cool fand, war, dass Peter und ich nicht wirklich auf dem Album spielten. Ich hätte sehr gerne alle meine Parts selbst eingespielt.“[7]
Techniker Mike Plotnikoff äußerte sich so: „Die Tatsache, dass Ace und Peter nicht selbst auf ‚Psycho Circus’ spielten, basierte auf einer Entscheidung von Bruce (Fairbairn). Obwohl Gene und Paul wollten, dass die Originalmitglieder auf dem Album zu hören waren, fand Bruce, als er Ace und Peter bei der Vorproduktion des Albums spielen hörte, dass ihre Spielweise nicht zu der Art von Album passte, das er im Sinn hatte.“[7]
Produzent Bruce Fairbairn: „Alben sind wie Schnappschüsse, denn sie stellen eine ganz bestimmte Periode in der musikalischen Entwicklung der Band dar. Für mich ist ‚Psycho Circus‘ eine gelungene Momentaufnahme, die genau zeigt, auf welchem musikalischen Level sich die Band zu der Zeit befand.“[8]
Danny Goldberg, Verantwortlicher der Plattenfirma Mercury Records, sah den Verkauf des Albums kritisch: „Ich hielt ‚Psycho Circus‘ für ein wirklich gutes Album, doch es war nicht sehr erfolgreich. Das sind zwei ganz verschiedene Welten: Auf Tour, zum Beispiel, lebt man von der Nostalgie. Die Fans wollen ‚Rock and Roll All Nite‘ hören, Gene Simmons Feuer spucken und Paul auf der Bühne herumspringen sehen. Sie wollen sagen können, sie haben Kiss gesehen. Andererseits gibt es aber auch fünfundzwanzig oder dreißig Alben von ihnen zu kaufen, auf denen sämtliche Songs enthalten sind. Um eine neue Scheibe gut verkaufen zu können, braucht man einen Hit; so einfach ist das.“[8]
1999 erschien eine “Limited Edition” des Albums. Ihr war eine Live-CD beigelegt.
Das Album war insgesamt sehr erfolgreich und erreichte in mehreren Ländern die Top Ten. In Australien und Schweden erlangte die LP Platz 1, in Kanada Platz 2 und in den USA Platz 3. In Norwegen war das Album auf Platz 4 erfolgreich und in Deutschland auf Platz 5. In Japan gelangte das Werk immerhin noch auf Platz 20, in Österreich auf Platz 25 und in der Schweiz auf Platz 30. Vergleichsweise abgeschlagen war das Album mit Platz 47 in Großbritannien.[10]
Das Album erreichte in den USA den Gold-Status.[11]
Es gab drei Auskopplungen. Der Eröffnungssong ‚Psycho Circus‘ lag in Schweden auf Platz 4, in Norwegen auf Platz 8, in Kanada auf Platz 10. Platz 22 gab es in Australien und noch Platz 98 in den Niederlanden. Die weiteren Singles ‚We Are One‘ und ‚You Wanted the Best‘ kamen in keinem Land in die Top Ten.[12]
Paul Stanley • Gene Simmons • Eric Singer • Tommy Thayer | |
Peter Criss • Ace Frehley • Eric Carr • Vinnie Vincent • Mark St. John • Bruce Kulick | |
Studioalben | Kiss (1974) • Hotter than Hell (1974) • Dressed to Kill (1975) • Destroyer (1976) • Rock and Roll Over (1976) • Love Gun (1977) • Dynasty (1979) • Unmasked (1980) • Music from the Elder (1981) • Creatures of the Night (1982) • Lick It Up (1983) • Animalize (1984) • Asylum (1985) • Crazy Nights (1987) • Hot in the Shade (1989) • Revenge (1992) • Carnival of Souls (1997) • Psycho Circus (1998) • Sonic Boom (2009) • Monster (2012) Soloalben: Peter Criss: Peter Criss (1978) • Ace Frehley: Ace Frehley (1978) • Gene Simmons: Gene Simmons (1978) • Asshole (2003) • Paul Stanley: Paul Stanley (1978) • Live to Win (2007) |
---|---|
Livealben | Alive! (1975) • Alive II (1977) • Alive III (1993) • Kiss Unplugged (1996) • You Wanted the Best, You Got the Best! (1996) • Kiss Symphony: Alive IV (2003) • Kiss Alive 35 (2008/2009) • Kiss Rocks Vegas (2016) |
Kompilationsalben | The Originals (1976) • Double Platinum (1978) • The Best of the Solo Albums (1978) • Killers (1982) • Smashes, Thrashes & Hits (1988) • Chikara (1988) • Greatest Kiss (1997) • The Box Set (2001) • The Very Best of Kiss (2002) • The Best of Kiss: The Millennium Collection (2003) • The Best of Kiss, Volume 2: The Millennium Collection (2004) • Gold (2005) • Kiss Chronicles: 3 Classic Albums (2005) • The Best of Kiss, Volume 3: The Millennium Collection (2006) • Kiss Alive! 1975–2000 (2006) • Jigoku-Retsuden (2008) • Ikons (2008) • Kissology (2019) |
Soundtracks | Detroit Rock City |
Videoalben | Kiss Konfidential & X-Treme Close Up (1993) • Kiss Unplugged (1995) • The Second Coming (1998) • Kiss Symphony – The DVD (2003) • Kiss Rock The Nation Live! (2005) • Kissology, Vol. 1, 1974–1977 (2006) • Kissology, Vol. 2, 1978–1991 (2007) • Kissology, Vol. 3, 1992–2000 (2007) • Kiss Rocks Vegas (2016) |
Singles | Detroit Rock City • Beth • Christine Sixteen • Rocket Ride • I Was Made for Lovin’ You • Dirty Livin’ • Hide Your Heart • God Gave Rock ’n’ Roll to You II • Unholy • Jungle |
Featurings | Wicked Lester • Kiss – Von Phantomen gejagt • Detroit Rock City |
Tourneen | Revenge-Tour • Psycho Circus-Tour |
Diskografie |