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Kathi Meyer-Baer (geboren als Katharina Gertrud Meyer; * 27. Juli 1892 in Berlin; † 3. Januar 1977 in Atlanta) war eine deutsch-amerikanische Musikhistorikerin und Musikbibliothekarin. Sie war eine der ersten Frauen, die in Musikwissenschaften promoviert wurden und gilt noch heute als eine bedeutende Musikwissenschaftlerin. In ihren Frankfurter Jahren (1922–1938) betreute sie als Bibliothekarin und wissenschaftliche Mitarbeiterin die wertvolle Musikbibliothek von Paul Hirsch und leitete als Kuratorin die Ausstellung „Musik im Leben der Völker“.


Leben und Wirken


Kathi (Katharina Gertrud) Meyer wurde als Tochter des jüdischen Bankiers Martin Meyer und seiner Frau Gertrude Meyer (geb. Salinger) geboren, wuchs in einem bildungsorientierten Haus auf und erhielt Klavierunterricht. Nach ihrem Abitur am Charlottenburger Mädchengymnasium studierte sie an der Berliner Universität bei Johannes Wolf und Hermann Kretzschmar Musikwissenschaft und bei Carl Stumpf Tonpsychologie. Promoviert wurde sie in Leipzig mit einer Doktorarbeit bei Hugo Riemann über den chorischen Gesang von Frauen, die Kretzschmar zuvor abgelehnt hatte.

Nach Tätigkeiten in der Frauenbildung in München und Publikationen in musikwissenschaftlichen Fachzeitschriften über musikästhetische Themen entschloss sie sich – als Frau und Jüdin chancenlos, eine Anstellung im akademischen Betrieb der Weimarer Republik zu erlangen –, 1922 nach Frankfurt am Main überzusiedeln, um dort die Aufgaben einer Musikbibliothekarin und wissenschaftlichen Mitarbeiterin in der wegen ihrer umfangreichen und wertvollen Bestände berühmten privaten Musikbibliothek von Paul Hirsch zu übernehmen. Ende der 1920er Jahre konnte sie auch eine fachliche Ausbildung zur Musikbibliothekarin nachholen, die sie an der Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin und der Frankfurt Stadtbibliothek absolvierte. In der Musikbibliothek von Paul Hirsch war sie auch für die Herausgabe des Katalogs der Bibliothek verantwortlich. Er erschien schließlich in den Jahren 1928–1947 in Berlin, Frankfurt und Cambridge und dient Musikern und Wissenschaftlern bis heute als ein wichtiges musikbibliographisches Nachschlagewerk. Kathi Meyer ging in ihren Frankfurter Jahren auch einer ausgedehnten journalistischen Tätigkeit nach, u. a. für die Frankfurter Zeitung, und veröffentlichte in verschiedenen Fachzeitschriften Ergebnisse eigener Forschungen.

1927 zeichnete sie als leitende Kuratorin und Herausgeberin des Katalogs für die Ausstellung „Musik im Leben der Völker“ in Frankfurt am Main verantwortlich. Die Ausstellung umfasste neben kulturhistorischen auch sozialgeschichtliche, psychologische, ethnologische und technische Aspekte von Musik und wurde als „musikalische Weltausstellung“ tituliert. Die Musikwissenschaft wurde hier von Kathi Meyer als eine sich modernisierende Disziplin präsentiert. Paul Hirsch konnte den Bibliotheksbetrieb bis Ende 1935 aufrechterhalten und seine Sammlung 1936 nach England überführen, von wo aus er mit Kathi Meyer über ihre gemeinsame Arbeit an der Herausgabe des Katalogs der Bibliothek jahrelang korrespondierte.

Am 6. April 1934 heiratete Kathi Meyer den Frankfurter Kaufmann Kurt Baer (später Curtis O. Baer). Ihren gemeinsamen Sohn George Martin (1936–2009) brachte sie während eines Besuchs in England im Januar 1936 zur Welt, um ihm die englische Staatsbürgerschaft zu ermöglichen. Die Familie Meyer-Baer ging im Frühjahr 1938 ins Exil, zunächst nach Paris, wo Kathi Meyer-Baer ihre wissenschaftliche Publikationsarbeit fortsetzte, dann gelang ihr im Frühjahr 1940 schließlich die Flucht in die USA. Auch dort gelang es ihr nicht, eine längerfristige und ihren Qualifikationen angemessene Position an einer Forschungseinrichtung oder einer Bibliothek zu erhalten. Sie arbeitete bis zu ihrem Tod als freiberufliche Musikwissenschaftlerin. Verschiedene Stipendien ermöglichten ihr Forschungsreisen nach Europa und wissenschaftliche Publikationen in Zeitschriften und in Buchform.[1]

Ihr bibliothekspraktisches und publizistisches Wirken war darauf gerichtet, die Fülle der Überlieferung der europäischen Musikgeschichte katalogisierend und räsonierend zu erfassen, zu bewahren und zu interpretieren. Ihr Hauptaugenmerk richtete sie dabei besonders auf die Frühzeit des Mittelalters und die Entstehungszeit des Notendrucks, und sie kümmerte sich besonders um die beschreibende Erfassung von Inkunabeln. Ein weiterer Schwerpunkt ihrer musikpublizistischen Produktion lag auf der Diskussion musikästhetischer Fragen, wobei sie den Zugang von phänomenologischer Seite suchte und sich kritisch mit Stilfragen auseinandersetzte. Ihre Ansichten und die Resultate ihrer Forschungen müssen von der Geschichtsschreibung der deutschen Musikwissenschaft erst noch verarbeitet werden.

Kathi Meyer-Baer starb Anfang Januar 1977 nur wenige Wochen nach dem Tod ihres Ehemannes im November 1976 im Alter von 84 Jahren in Atlanta.


Publikationen


Bis zu ihrer Heirat 1934 publizierte die Musikwissenschaftlerin unter dem Namen Kathi Meyer.


Bücher



Als Herausgeberin



Beiträge in wissenschaftlichen Zeitschriften und Sammelbänden



Unveröffentlicht



Literatur



Einzelnachweise


  1. Biografische und bibliografische Daten entnommen aus: Kathrin Massar: Kathi Meyer-Baer In: Lexikon verfolgter Musiker und Musikerinnen der NS-Zeit. (LexM) des Instituts für historische Musikwissenschaft der Universität Hamburg. Abgerufen am 20. November 2018.
Personendaten
NAME Meyer-Baer, Kathi
ALTERNATIVNAMEN Meyer, Katharina Gertrud (Geburtsname)
KURZBESCHREIBUNG deutsch-amerikanische Musikhistorikerin und Musikbibliothekarin
GEBURTSDATUM 27. Juli 1892
GEBURTSORT Berlin
STERBEDATUM 3. Januar 1977
STERBEORT Atlanta



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